Alessandra Beck

Das Lehramtsreferendariat


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Leute für den Sport oder für die klassische Musik begeistern. Eine z.B. allein erziehende Mutter von 2 Kindern, die beide sehr talentiert in ihrer Sportart sind, fehlt das Geld, um die beiden Töchter auf ein Elitesportinternat zu geben, wo die Kinder optimal Schule und den Leistungssport verbinden können. Die Unterstützung vom Staat reicht da bei Weitem nicht aus und so stellt sich für diese Mutter auch noch die Frage, ob ihre Kinder überhaupt noch den geliebten Sport weiter betreiben können, denn leider werden die Kosten für die Sportkleidung, für die Fahrten zu Wettkämpfen usw. immer teurer. Außerdem wachsen die zwei Mädchen im Alter von 8 und 10 Jahren sehr schnell aus ihrer Sportkleidung heraus, so dass fast jedes Jahr wieder neues Geld für die Kleidung investiert werden muss. Entscheidet man sich in Deutschland für den Leistungssport und ist ein Leistungssportler dann ca. 20 Jahre alt, so muss dieser sich in Deutschland die Frage stellen: „Betreibe ich meinen Sport weiter und nehme für Deutschland an Wettkämpfen teil oder mache ich eine Berufsausbildung oder ein Studium?“ Denn leider können die wenigsten Leistungssportler von ihren Erfolgen bei Wettkämpfen ein ganzes Leben davon bestreiten.

      Weiterhin müsste die Talentsuche für den Leistungssport bereits im Kindergarten und in der Schule beginnen. Doch anstatt z.B. Schwimmen oder andere Sportarten im Kindergarten anzubieten wird ganz oft, wenn überhaupt, nur einmal in der Woche in einer Turnhalle geturnt. Diese Entwicklung liegt aber hauptsächlich an der Ausbildung der Erzieher / Kindergärtner. In dieser Ausbildung lernt man zu wenige sportliche Elemente und in der Schule setzt sich diese Entwicklung fort. Nimmt man hierbei nur den Schwimmunterricht als Beispiel heraus, so wird in den meisten Schulen den Schülern im Schwimmunterricht beigebracht, dass der Kopf über Wasser zu halten ist und man daher überhaupt nicht erkennen kann, welches Kind oder welcher Jugendlicher ein gutes Wassergefühl hat und wer sich in diesem nassen Element gut bewegen kann. Außerdem führt dieser oft beigebrachte Schwimmstil bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu großen Verspannungen im Nackenbereich.

      Ein weiteres großes Problem in unserer Gesellschaft, ist, dass viele Menschen als Schönheitsideal ein Modeltyp wie Paris Hilton sehen, als einen durchtrainierten Sportler, der natürlich ein paar Muskeln hat. Models behaupten natürlich, dass sie unendlich viel Sport treiben, obwohl jeder weiß, dass das nicht stimmen kann. Außerdem ist es in unserer Gesellschaft viel wichtiger geworden „Spaß und Freizeit zu haben“, als für ein Ziel zu kämpfen.

      In Deutschland gibt es viele Missstände im Bildungssystem und in unserer Gesellschaft, so kann es beispielsweise auch nicht sein, dass Medizinstudenten, die bereits Rettungssanitäter sind und in Entwicklungsländern, wie z.B. in Indien bei Organisationen wie „Ärzte im Einsatz“ mitgeholfen haben, damit dort die Menschen so weit es geht ärztlich versorgt sind, Probleme im Studium haben. Diese angehenden Medizinstudenten haben mehr Erfahrung als ein anderer Student, der evtl. nur gut auswendig lernen und die Ankreuzaufgaben bei den Prüfungen gut lösen kann.

      Das Gute am Medizinstudium ist allerdings, dass die Prüfungsaufgaben bei den schriftlichen Prüfungen, wie z.B. beim Examen, alle an dem gleichen Tag und in ganz Deutschland einheitlich gestellt werden, so dass man nicht sagen kann, wer in Hamburg das Medizinstudium macht, hat es leichter als jemand der in München studiert.

      Ein besonders Augenmerk in meinem Buch gilt jedoch der Lehrerausbildung in Deutschland:

      In Deutschland muss man zunächst ca. 5 Jahre studieren, dann hat man ca. 2 Jahre Referendariat und im Anschluss daran muss man noch einmal ca. 1 1/2 – 2 Jahre aushalten, wenn man in das Beamtenverhältnis kommt, um Beamter auf Lebenszeit zu werden. Das ist einfach viel zu lange! In anderen Ländern ist man in ca. 4 Jahren mit der vollständigen Lehrerausbildung fertig.

      Außerdem erzählt eine junge Frau über die Missstände im Referendariat in Deutschland, wie man sie und andere Mitreferendare systematisch nieder machte, wie machtlos man gegenüber den Mentoren, Schulleitern und Fachleitern ist, wie man zum Teil vom Ort der Schule, welcher auch meist der Wohnort war, über 3 Stunden Fahrzeit für nur eine Strecke bis zum Seminarort in Kauf nehmen musste, die ganzen Familien angefangen von den Eltern bis zu den Geschwistern und Partnern bei Kopier- und Sortierarbeiten zur Unterrichtsvorbereitung am Wochenende mithelfen mussten, weil man ansonsten gar nicht alles geschafft hätte. Außerdem wird über das extrem schwache Leistungsniveau einiger Schüler, die z.B. eine Berufsausbildung zum Groß- und Außenhändler machten und noch nicht einmal wussten, was ein Sortiment ist, berichtet. Die Schüler, sich dann natürlich über den „anspruchsvollen Unterricht“ der Referendare beschwerten, und erst als die Referendare einen Unterricht wie für Hilfsschüler machten, konnten die Schüler dem Unterricht folgen. Man redete ganz offen im Lehrerkollegium darüber, dass wohl einige Referendare nicht für den Lehrerberuf geeignet wären und diese Lehrer schreckten noch nicht einmal zurück diese Aussagen vor den Schulklassen zu wiederholen. Es kann nicht sein, dass junge, engagierte und kompetente Referendare an vielen Orten in Deutschland die Lust am Lehrerberuf schon verlieren, bevor überhaupt alles beginnt und man evtl. sogar aus dem Lehrerberuf heraus gemobbt wird und die Lehrergewerkschaft von all den Äußerungen und Beschwerden der Referendare nichts wissen will. Der Lehrermangel in Deutschland wird immer größer, doch man verscheucht und schreckt junge Menschen ab, den Lehrerberuf zu ergreifen und die Lehrer, wie z.B. die Hauptschullehrer werden noch dafür finanziell bestraft, dass sie kein Gymnasiallehrer geworden sind, sondern sich um die „Problemfälle unserer Gesellschaft kümmern“.

      Das Deutsche Bildungssystem muss grundlegend verändert werden.

      Kapitel 1

      Es war ein Mittwoch im Juni als endlich der Postbote mit der seit Wochen erwartete Nachricht vom Schulministerium Laura erreichte. Endlich wusste Laura wo sie nun ihr Lehramtsreferendariat machen würde. Laura war sehr zuversichtlich, dass sie das Referendariat zwar mit Anstrengung, aber mit Freude und Engagement meistern würde, hatte sie doch erst vor 5 Wochen ihr Lehramtsstudium an der Universität von Haidenberg (Name ist erfunden) in Französisch, Spanisch und Italienisch mit der Note 1,5 bestanden. Sofort als Laura den Brief vom Schulministerium in den Händen hielt, hätte sie „die ganze Welt umarmen können“. Laura wusste, dass für sie in ein paar Wochen ein neuer Lebensabschnitt beginnt, sie wird zwar von ihrem Heimatort 4,5 Stunden mit dem Zug entfernt sein, wird ihren Freund, ihre Familie und vor allem ihren geliebten Hund vermissen, andererseits wartete auf sie ihre erste eigene Wohnung, neue Lehrerkollegen, mit denen sie arbeiten muss, Mitreferendare und natürlich die Schüler. In ihren Schulpraktika während ihres Studiums konnte sie schon ein paar Eindrücke vom Schulalltag gewinnen und die Mentoren im Schulpraktika teilten ihr mit, dass sie mal eine richtig gute Lehrerin werden wird, die zwar jetzt noch ein paar kleine Defizite hätte, die sie aber mit Sicherheit ohne Probleme abstellen könnte und man teilte Laura außerdem mit, wer mit ihr Probleme hat, der hat selbst Probleme mit sich, denn Laura besitzt eine hohe soziale Kompetenz. Laura rief sofort ihren Freund Pierre an, um ihm die Neuigkeiten mitzuteilen, denn Laura lebte zu diesem Zeitpunkt noch bei ihren Eltern und ihrem Bruder Massimiliano in einem wunderschönen Haus mit einem riesigen Garten. Pierre, der bereits ausgebildeter Lehrer für Mathe und Chemie war, war einerseits traurig, dass er Laura jetzt nur noch ganz selten sehen würde, denn er wusste, was es heißt, wenn man das Referendariat „durchleben muss“, andererseits freute er sich für Laura, dass sie einen Referendariatsplatz bekommen hat.

      Die Wohnungssuche gestaltete sich für Laura sehr leicht. Bereits auf die erste Anzeige, die sie in den Wochenendausgabe der Tüblungen ( Name ist erfunden) Zeitung aufgab, meldeten sich 5 eventuell zukünftige Vermieter. Der gesamte Familienclan von Laura setzte sich zusammen und beriet, welche Wohnung man besichtigen will und welche nicht. Mama und Papa wollten nur das Beste für ihre kleine Tochter. Mama sagte: “Laura, Du musst wissen, dass Du 3 mal alle 2 Wochen und einmal in jeder Woche zum Seminar in 3 verschiedene Städte musst, es geht auf den Winter zu und da kann es nicht sein, dass Du es weit zum Bahnhof hast und ich möchte auch nicht, dass Du im Dunkeln in einer einsamen Gegend herumstapfst“. Papa sagte: „Laura darf es aber auch nicht weit bis zur Schule haben“. Es vergingen knappe 2 Stunden bis man alle Vor- und Nachteile der verschiedenen Wohnungen besprochen hatte. Dann rief Laura die verschieden Vermieter an:

      „Frau Rossi, Sie, Ihr Vater und Ihr Freund können gerne am Sonntag um 12.00 Uhr die Wohnung besichtigen. Ich