Alessandra Beck

Das Lehramtsreferendariat


Скачать книгу

Laura alle Besichtigungstermine auf den Sonntag legen können. Insgesamt standen 3 Besichtigungstermine an.

      Laura war aufgeregt, als es in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 4.00 Uhr Richtung Alpenrand losging. Ihre Mutti passte in dieser Zeit auf Haus und Hund auf, zuvor wurden aber noch ein paar „Klappbrote“ geschmiert. Klappbrote wurden sie deshalb genannt, weil man das Brot in zwei Hälften teilt und man sie dann aufeinander legt. Lauras Cousin Andreas hatte diesen Ausdruck in der Kindheit gebraucht und so war es ein gängiger Begriff in der Familie Rossi geworden.

      Gegen 8.30 Uhr erreichten Laura, ihr Vater Herbert und ihr Freund Pierre Tüblungen. Man war viel zu früh zur Wohnungsbesichtigung und somit setzte man sich in ein Café und anschließend schaute man sich in der Stadt um. Der Ort war im Vergleich zu Lauras Heimatort sehr klein, hatte wenig Sehenswürdigkeiten und einen hohen Ausländeranteil. Dafür fiel ihr gleich der große schöne Stadtpark auf, der sehr gepflegt war und wo Kinder viele Spielmöglichkeiten haben.

      Dann war es endlich 10 Minuten vor 10 und man machte sich auf zur ersten Wohnungsbesichtigung. Laura schellte an einer Wohnungstür im schönsten Stadtteil der Kleinstadt. Ein freundliche Männerstimme sagte: „Gehen Sie bitte 3 Treppen hinauf.“.

      Laura, Herbert und Pierre wurden von einem jungen Ehepaar begrüßt und die Wohnung war ein absoluter Traum. Schöne Holzmöbel, eine kleine Küche, ein schönes Bad mit italienischem Design und ein kleines Schlafzimmer. Wenn, ja wenn da nur nicht der Weite Fußmarsch bis zum Bahnhof und zur Schule wäre, denn anders als von den Vermietern mitgeteilt, hätte Laura statt 10 Minuten Fußweg ca. 45 Minuten bis zum Bahnhof und der Schule gebraucht und dann im Winter bei Eis und Schnee den Berg hinunter…. Das ging leider überhaupt nicht….

      Also ging man zur nächsten Wohnungsbesichtigung. Das Zimmer war zwar nicht möbliert, aber es war ebenfalls sehr schön und die Vermieter wären wie zweite Eltern zu Laura gewesen, doch Laura hätte hier durch einen Wald bis zum Bahnhof und der Schule gehen müssen und das ist für eine junge Frau im Winter, wenn es dunkel ist, zu riskant.

      Nun blieb nur noch eine Wohnung übrig. Ob mit dieser Wohnung alles in Ordnung ist und wie sieht es mit dem Schulweg und dem Weg zum Bahnhof aus?“, fragte sich Laura.

      Diese Wohnung war zwar in einem Stadtteil, voller Sozialwohnungen, aber dafür war die Wohnung groß, fast schon zu groß für eine Person, schön und hell und vor allem war die Schule und der Bahnhof in 15 Minuten Fußweg zu erreichen. Die Vermieterin war zwar persönlich nicht anzutreffen, dafür wurden die 3 von einer älteren liebevollen Dame der Nachbarwohnung in Empfang genommen. Laura sagte sofort zu Ihrem Vater und Ihrem Freund: „Die Wohnung nehme ich“. Ihr Vater sagte darauf: „Dann ruf mal gleich die Vermieterin an, nicht, dass die Wohnung weg ist“. Gesagt, getan und nun war Laura die Mieterin dieser Wohnung.

      Der Mietvertrag wurde ihr per Post zugeschickt. Sie unterzeichnete ihn und schickte das Original wieder an die Vermieterin zurück, eine Kopie blieb bei ihr. Die Wohnung wurde mit Hilfe des Vaters und der Mutter von Laura, die mit Laura extra noch einmal vor Schulbeginn nach Tüblungen fuhren wunderschön eingerichtet und dann konnte es endlich los gehen…..

      Kapitel 2

      Am Freitag vor Beginn des neuen Schuljahres finden üblicherweise Lehrerkonferenzen in ganz Deutschland statt, so auch an Lauras Referendariatsschule. Die Schule war groß, aber sehr gut gepflegt. Anders als an vielen anderen Schulen lagen nur wenige Zigarettenstängel auf dem Schulhof herum und im Innenhof des Schulgebäudes gab es viele Pflanzen und einen kleinen Teich.

      Laura war sich nun unsicher, ob sie sich auf das Referendariat freuen sollte oder nicht, so ging sie mit gemischten Gefühlen zur Schule und wurde von der Schulleiterin, Frau Meier, freundlich empfangen. Frau Meier teilte Laura einige Regeln des Schulalltages und über die Schule allgemeine Dinge mit, auch Laura konnte ihre Fragen los werden. Die Schulleiterin betonte, dass jeder Mensch, der sich in diesem Schulgebäude befindet und zur Schule gehört, egal ob Schüler, Referendar oder Lehrer geschätzt und geachtet wird. Das klang für Laura sehr gut, denn auch sie wurde danach erzogen, jeden Menschen zu achten und zu respektieren. Dann ging es zur Lehrerkonferenz. Dort traf sie auf eine Referendarin, die bereits im 2. Referendariatsjahr war. Mit ihr konnte sie sich ein wenig über den Schulalltag austauschen, bevor alle anderen Lehrerkollegen und ihr zukünftiger Mentor den Konferenzsaal betraten.

      Der Mentor, Herr Bauer, machte auf Laura einen ruhigen, strengen, aber kompetenten Eindruck. Eigentlich genau die Mischung von Lehrer, die Laura auch schon während Ihrer eigenen Schulzeit und im Schulpraktika mochte.

      Nach ca. 10 Minuten war der Konferenzsaal gut gefüllt, aber es kamen trotzdem immer noch einige weitere Lehrer, die zwar ihren Schülern Disziplin und Pünktlichkeit beibringen, aber selbst nichts davon besitzen. Frau Meier stellte die neuen Referendare und Lehrerkollegen vor: „Das ist Frau Rossi, sie kommt aus Haidenberg und ist unsere neue Referendarin für die Fremdsprachensekretäre-, Assistentinnen, einigen Berufsschulklassen und dem beruflichen Gymnasium“.

      Laura hatte bereits vor Beginn der Sommerferien mit ihrem zukünftigen Mentor telefoniert und fragte ihren Mentor schon vor den Sommerferien, welche Unterlagen und Bücher sie sich zur Vorbereitung auf das Referendariat anschauen sollte. Herr Bauer fragte daraufhin Laura, nach der Konferenz, ob sie mit den Literaturangaben zurecht kam und sie sich gut während der Sommerferien vorbereiten konnte. Laura las sich während der Sommerferien optimal in die Literatur ein, so dass ihr Mentor begeistert war, als sie anfing von den Büchern zu erzählen. Er teilte aber Laura gleichzeitig mit, dass dies nur die Theorie ist und der Praxisschock oft später erst kommt. Laura dachte in diesem Moment: „ Meine Güte, was kommt da nur noch auf mich zu?“ Und ihr Mentor hatte Recht behalten, dass der Praxisschock groß sein wird, aber nicht in Bezug auf die Schüler, sondern auf den Härtetest „Lehrerkollegen, Mentoren, Fachleiter und Schulleiter“.

      Um 5.00 Uhr rappelte am Montag Morgen der Wecker von Laura. Müde, aber voller Neugier auf die Fachleiter und die Mitreferendare tappelte sie ins Bad, duschte in aller Kürze, frühstückte ein Schokobrötchen mit Nutella und trank dazu einen Espresso. Um 6.00 Uhr verließ sie ihre Wohnung in Tüblungen, um dann pünktlich um 6.20 Uhr am Bahnhof zu sein. Jetzt stand die erste große Zugfahrt von über 3 Stunden bis zum Seminarort nach Freiwald ( Name ist erfunden ) an. Die ersten 2 Wochen des Referendariates verbrachten die Referendare an den verschiedenen Seminarorten, um dort einige Einzelheiten zum Schulalltag zu erfahren.

      Auf der Anzeigentafel stand: Der Zug hat 9 Minuten Verspätung, d.h., Laura hätte Probleme die Anschlusszüge zu erreichen, denn sie musste 2 Mal umsteigen. Nervös lief Laura den Bahnsteig auf und ab, sie dachte: „Hoffentlich komme ich nicht gleich am ersten Tag zu spät“. Der Zug hatte insgesamt 15 Minuten Verspätung. „Das wird ganz schön knapp“, sagte Laura zu sich. Dann fuhr der Zug los. Er fuhr an wunderschönen unberührten Landschaften und kleinen Dörfern vorbei und die Sonne ging hinter den Bergen und Wäldern auf. Diese Landschaft gefiel Laura sehr und sie dachte sich: „Hier gibt es noch ein kleines Paradies auf Erden“. Doch zum weiteren Träumen kam sie leider nicht, denn ihr erster Anschlusszug war aufgrund der Zugverspätung weg. „Hoffentlich kommt jetzt bald ein neuer Anschlusszug“, dachte sich Laura. Der nächste Zug kam in einer halben Stunde. Von da an, ging alles ohne Probleme. Um kurz vor 10.oo Uhr erreichte sie gerade noch rechtzeitig das Seminar in Freiwald.

      Die Mitreferendare standen schon in einer großen Gruppe zusammen. Alle Referendare waren an beruflichen Schulen im Umkreis von 400 km an Schulen angesiedelt. Aufgeregt sprachen alle Referendare durcheinander, einige waren Ernährungswissenschaftler, die zum Teil früher selbstständig tätig waren und jetzt als Seiteneinsteiger den Lehrerberuf ergreifen wollten, andere waren in der freien Wirtschaft tätig, waren in den USA für 5 Jahre bei großen Unternehmen beschäftigt und wollten jetzt die gewonnnen Erfahrungen, den Schülern im Wirtschaftslehreunterricht näher bringen, andere waren wie Laura Lehrer und Lehrerinnen mit dem 1. Staatsexamen in der Tasche. Das 1. Staatsexamen bekommt man in Deutschland nach Absolvierung des Lehramtsstudium, nachdem Referendariat bekommt man das 2. Staatsexamen.

      Mindestens 90 Referendare warteten nun darauf, dass es endlich los ging und es trudelten immer noch mehr