Joachim Kath

Herr Fuchs (86) kauft ein Auto


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rechnen, wenn wir Ihren Wunsch-Wagen für Sie bauen!“

      „Vielleicht haben Sie ja einen Weißen Hirsch im Bestand, der die ausgewählten Features hat. Werfen Sie einfach mal einen Blick auf die Lichtungen, die Ihr Computer bietet, Sie nehmen ja immer bekanntlich vorab eine größere Menge ab, nicht wahr, um beim Hersteller auf die entsprechenden Nachlässe zu kommen.“

      „Ich werde das prüfen und was den Preis angeht, mir die Genehmigung von der oberen Etage holen. Hier haben Sie meine Karte und ich drucke schon mal für Sie die gemeinsam ausgewählte Zubehörliste aus. Morgen haben Sie das konkrete Angebot unseres Hauses auf dem Display.“

      Herr Fuchs trollte sich, wohl wissend, dass der Verkäufer jetzt im eigenen Haus und bei anderen Händlern nach einem gleichen oder ähnlich ausgestatteten Fahrzeug fanden würde. Alle Autohändler haben mit den Markenherstellern, die sie vertreten, Verträge über Abnahmemengen und Kreditvolumina. Da ist immer irgendwie ein Verkaufsdruck, denn man will und muss das Lager räumen für die neuen Modelle, die es in vierteljährlichen Anständen gibt. Er war schon gespannt. Ein identisch ausgestattetes Auto zu finden, wäre ein großer Zufall, daran glaubte er nicht. Doch eines zu finden, dass sich in ein oder zwei Details unterschied, hielt er aus Erfahrung schon für möglich. Man würde sehen.

      2. Kapitel: Hurra, das Auto ist da!

      Zunächst kam schon am nächsten Vormittag eine umfangreiche Mail mit Anhängen vom Auto-Verkäufer. Natürlich im Grunde alles Sachen, die Herr Fuchs schon aus dem Gespräch kannte. Nur der Preis, der wurde schriftlich nicht genannt. Na ja, dachte er sich, die wollen sich nicht festlegen, sondern weiter pokern. Heute will sich niemand mehr festlegen, das kennt man ja. Dann, nur zwei Stunden später, rief der Verkäufer mit der frohen Botschaft an, das Auto gäbe es.

      „Wo?“ fragte Herr Fuchs unterkühlt.

      „Im Auslieferungslager!“ sagte der Verkäufer.

      Einen Moment dachte Herr Fuchs darüber nach, ob er jetzt fragen sollte, in welchem Auslieferungslager. Denn das konnte ja überall sein. Sogar im Ausland. Die bauen schließlich in der ganzen Welt Teile und montieren alles zusammen, wo es wenig kostet. Aber dann dachte er sich, dass es egal wäre und fragte stattdessen: „Wie lange steht es dort schon auf Halde?“

      „Ja“, sagte der Verkäufer, da sei er momentan leider überfragt.

      „Gut!“ sagte Herr Fuchs, „dann stellen Sie am besten, bevor wir weiterreden, zunächst einmal fest, wann das Auto gebaut wurde, nicht nur in welchem Jahr, sondern in welchem Monat auch. Wenn das nicht zeitnah ist, können wir die Sache komplett vergessen. Denn vom Stehen werden Autos bekanntlich nicht besser und Reifen schon gar nicht. Sollten es aber nur sechs Wochen sein oder so, können Sie mir die Ausstattung per Mail zuschicken. Ich werde dann vergleichen, wie weit sie mit meiner Wunschliste übereinstimmt.“

      „Das mache ich gerne!“ sagte der Verkäufer.

      „Das Auto, von dem wir reden, ist keine Tageszulassung, sondern hoffentlich eine Neuzulassung?“ fiel Herrn Fuchs noch ein. Denn er wusste, dass die Händler gerne die Rabattrichtlinien der Hersteller unterlaufen, indem sie den Wagen auf sich selbst zulassen. Aber dann wäre er nicht mehr aus erster Hand, wenn er als Kunde ihn später wieder verkaufen will. Außerdem gibt es da noch die ominösen Vorführwagen, jedenfalls wollte Herr Fuchs sich nicht gerne vorführen lassen. Mit den Vorführwagen ist es nämlich so, dass es Autos sein können, die nur in der Ausstellung standen, aber auch solche, die für Probefahrten genutzt wurden. Und mit denen dann auch schon mal Leute herumgegurkt sein können, die nicht besonders pfleglich mit Gegenständen umgehen, die ihnen nicht gehören.

      „Selbstverständlich! Absolut brandneu!“ beeilte sich der Verkäufer um Zustimmung.

      Wie sich herausstellte, war es offenbar tatsächlich ein Neufahrzeug, auch wenn es 40 Kilometer auf dem Tacho hatte. Na ja, es war eben kein Bestellfahrzeug und sie hatten es irgendwo her besorgen müssen. Da wären kurze Strecken auf den eigenen Rädern üblich. Jedenfalls wurde hoch und heilig versprochen, alles sei perfekt in Ordnung und Garantie gäbe es auch. Nun, der Wagen war ohne Schiebedach, dafür jedoch mit einem Winterpaket, also einem kompletten Satz Winterreifen auf Alu-Felgen und einem Skisack. Eine Sonderaktion, die es jetzt nicht mehr gab. Wenn man großzügig war, konnte man ungefähr von einem Äquivalent sprechen. Doch allzu großzügig, wenn es um sein Portemonnaie ging, wollte Herr Fuchs beim Autokauf nun auch wieder nicht sein. „Okay!“ sagte er deshalb, ich denke wir können preislich zusammenkommen, wenn wir in der Nähe der vorher besprochenen Linie bleiben. Dazu gehört, dass für mein Auto der Preis fixiert wird und dieser Betrag von der Kaufsumme, die ebenfalls festgelegt wird, abzuziehen ist. Ich überweise ihrem Autohaus also nur die Summe, die dann auf der Rechnung steht.“

      „Mein Chef meint, wir müssen wegen des anstehenden Service für Ihr Altauto zweihundert Euro von der Ankaufsumme abziehen!“ sagte der Verkäufer gequält.

      „Ja!“ sagte Herr Fuchs, „und mein Chef zu Hause meint, ich brauchte überhaupt kein neues Auto, weil mein altes besser in Schuss wäre als ich. Mit anderen Worten, mein supergepflegter Gebrauchter ist mindestens einen Tausender mehr wert als Sie geboten haben. Also teilen wir uns den Spaß!“

      „Das überfordert mich, so kommen wir nicht zusammen!“ sagte der Verkäufer.

      „Kann ich mir das Auto, was Sie mir offeriert haben, denn einmal ansehen?“

      „Das geht leider nicht, denn es muss erst geholt werden!“

      „Ach, es ist immer noch nicht da? Sie wollen also, dass ich die Katze im Sack kaufe, oder? Da fällt mir ein, in ihrer Beschreibung sind die Alcantara-Sitze nur Stoffsitze, das bedeutet einen zusätzlichen Abschlag!“

      „An den Seiten haben die körpergerecht geformten Sportsitze, die verbaut sind, Leder! Und elektrisch einstellbare Lordosen-Stützen auf den Vordersitzen haben sie auch. Da kann ich keinen Nachlass gewähren!“ sagte der Verkäufer.

      „Der langen Rede kurzer Sinn“, sagte Herr Fuchs, „wir sind uns preislich nahe gekommen, aber wir haben noch eine Differenz von ein paar hundert Euro. Das ist nicht viel, in Relation zum Gesamtpreis, der für einen Haufen Blech horrend ist, aber es ist auch nicht so wenig, dass ich es ignorieren will. Sagen wir mal so: Es gibt ja zwei Reifensets auf Alufelgen, für Sommer und Winter, folglich muss einer eingelagert werden. Ganz nebenbei bemerkt, sind die Winterreifen bestimmt einen Zoll kleiner als die Sommerpneus, aber da der Tacho sowieso nicht genau geht, kann man das noch tolerieren. Früher habe ich den Reifenwechsel komplett selbst gemacht und die schweren Dinger an die Halter in meiner Garage auf- und abgehängt, transportiert oder sogar selbst montiert. Heute mache ich das alles nicht mehr, weil es meinem Rücken wenig behagt und Sie die gewiss gerne umsonst lagern, reinigen und auswuchten. Diese ganzen Spielchen!“

      „Das machen wir gar nicht selbst, sondern das macht eine eigene Firma für uns zentral! Und die verlangt eine geringe Gebühr!“

      „Aha, zu fein, zu dreckig, kein Platz, was immer. Outsourcing also auch im Autohaus! Und was als Preis gering ist, dabei werden unsere Meinungen sicherlich etwas auseinander sein. Gut, dann bekomme ich diese Lagerung der Pneus, wo immer sie stattfindet, für das erste Jahr kostenlos und dazu noch ein paar Fußmatten und wir sind annähernd quitt. Round about, jedenfalls!“

      „Ich glaube schon, dass Sie ein versierter Autokäufer sind, lieber Herr Fuchs, aber sind Sie auch ein genauso versierter Fahrer. Ich meine, ist es nicht doch besser, wenn Sie eine Probefahrt machen, um sich ganz sicher zu sein? Verstehen Sie mich bitte richtig, ich ziehe ihre Fahrkünste nicht in Zweifel, sondern ein solches Auto, wie Sie sich ausgesucht haben, wird statistisch gesehen, eher von jüngeren Käufern bevorzugt!“

      „Das Thema, wenn ich mich recht erinnere, hatten wir schon mal. Wenn ich einen Neuwagen kaufe, und ich habe bis auf das erste Mal, und das war während meiner Studentenzeit, als ich knapp bei Kasse war, was schon ein paar Jährchen her ist, als ich einen Gebrauchten direkt am Straßenrand gekauft habe, nie bei dem guten Dutzend neuer Autos, die ich erworben habe, eine Probefahrt gemacht. Ich lasse mich gerne positiv von den talentierten