dies ist jetzt nicht sonderlich überraschend, denn dies hat letztlich wieder etwas damit zu tun, wie die verschiedenen henochischen Texte übermittelt wurden. Während sie am Anfang nach der Buchstabe-für-Buchstabe-Methode übermittelt wurden – wodurch eine sinnige Aussprache erschwert wird – wurden die henochischen Calls später flüssig diktiert, was wiederum bedeutet, dass hier eine (innere / unbewusste) Ausspracheregelung existierte. Der menschliche Verstand sucht immer „Muster im Chaos“, was bedeutet, dass man automatisch nach einer Aussprache sucht, wenn man fremde (henochische) Wörter Buchstabe für Buchstabe diktiert bekommt. Das menschliche Gehirn wird stets versucht, sich einen „Reim“ auf das Gesehene zu machen, sodass ein „Sinn“ erkannt werden kann.
Dies alles endet jedoch in einer Kreisbewegung, vielleicht sogar in einem gedanklichen Hamsterrad. Man wird niemals wissen können, ob die korrekte Aussprache getroffen wurde, selbst wenn man die Worte in seinem Geist hört. Noch viel schwieriger wird es werden, wenn man in einer magischen Sitzung nur die Buchstaben „gezeigt“ bekommt. Woher soll man wissen, wie die Wörter der „himmlischen Sprache“ einwandfrei ausgesprochen werden – wie will man überhaupt wissen, dass Engeln, also rein energetische Prinzipien, etwas aussprechen!? So ist und bleibt das größte Problem der henochischen Sprache, dass es kein System ist, in der eine phonemische Notation mitgeliefert wurde. Es wurde keine „Lautsprache“ diktiert, so wie man sie heute in Wörterbüchern findet, wodurch die Aussprache korrekt definiert wird.
Im Folgenden will ich kurz die Aufzeichnungen von John Dee und Edward Kelley, in Bezug auf die Aussprache der henochischen Buchstaben, wiedergeben, sodass man sich selbst einen Eindruck machen kann, wie Dee und Kelley die henochischen Wörter aussprachen:
A (A) – lange Betonung wie in „Pfad“ / kurze Betonung (fast unbetont) wie in „Pass“.
B (B) – normale Betonung, unbetont, wenn es zwischen M(M) und einem weiteren Konsonanten steht, bzw. wenn es am Ende, nach einem M(M), eines Wortes steht (wie z. B. im henochischen Wort NIMB (NIMB) = Jahreszeit, Staffel, Serie, Zeitabschnitt).
C (C) – Betonung als K, wenn der Buchstabe vor a, O, U steht. Es wird als S betont, wenn es vor I oder E steht oder in Konsonantenansammlungen (wie z. B. im henochischen Wort Crcrg (Crcrg) = bis, bis (dass) so weit (bis), bis in, bis zu oder in NONCF (NONCF) = Du, sie, ihr, dich, dir, ihnen, euch, man).
CH (CH) – Betonung als K in fast allen Positionen, außer am Ende als CH (Kehllaut).
D (D) – Betonung als „normales“ D in allen Positionen.
E (E) – lange Betonung wie in „Gebet“.
F (F) – Betonung als „normales“ F in allen Positionen.
G (G) – Betonung als hartes G, wenn es vor a, O, U steht wie in „Garten“, Betonung als J wenn es am Ende vor I oder e in Endpositionen (wie z. B. im henochischen Wort Caosgi (Caosgi) = Erde, Boden, Acker, Natur, Grund, Erdreich, Unterwelt, Raum, Land etc.) steht und eine Betonung als D wenn es in nach und in Konsonantenansammlungen vorkommt (wobei dies schwer zu beurteilen ist, da es kein einziges henochisches Wort gibt, wo G nicht durch eine der anderen Regeln verändert wird und wo es keinen Vokal gibt).
H (H) – Betonung als „normales“ H in allen Positionen, außer nach einem Vokal. Hier ist es stumm und verlängert den Vokal.
I (I) – lange Betonung wie in „fies“, kurze Betonung wie in „bitte“, in Kombination mit Vokalen, wird das „I“ normal gesprochen – ai, ei, ui, oi. Wenn es am Anfang steht, wird es etwas länger gezogen – ähnlich einem Y. J gibt es im henochischen nicht.
K (K) – Betonung als „normales“ K in allen Positionen.
L (L) – Betonung als „normales“ L in allen Positionen.
M (M) – Betonung als „normales“ M in allen Positionen.
N (N) – Betonung als „normales“ N in allen Positionen.
O (O) – lange Betonung wie in „Hose“, unbetont wie in „noch“. In Kombination mit Vokalen werden beide „normal“ ausgesprochen „OA“, „OE“, „oI“ und „OU“. Wenn ein „OO“ vorkommt, dann wie in „Boot“.
P (P) – Betonung als „normales“ P in allen Positionen, außer als PH.
PH (PH) – Betonung als „normales“ F in allen Positionen.
Q (Q) – Betonung als „normales“ Q, wie in „Quelle“.
R (R) – Betonung als „normales“ R in allen Positionen, kann aber etwas „gerollt“ werden.
S (S) – Betonung ist eher weich wie in „selten“, manchmal aber auch stimmhaft wie in „Fluss“.
SH (SH) – Betonung wie ein SCH, wie z. B. „Schuss“.
T (T) – Betonung als „normales“ T in allen Positionen.
TH (TH) – Betonung auf das T wie in „Thron“, was in Bezug auf die englische Sprache mit dem „th-Laut“ (wie in „the“) zu verstehen ist.
U (U) – lange Betonung wie in „Jugend“, aber auch kurze Betonung wie in „Mutter“. Wenn das U in am Anfang steht, dann wird es wie ein „JU“ ausgesprochen, wie in „Jude“. Es wird als V oder W ausgesprochen, wenn es vor anderen Vokalen steht.
X (X) – Betonung als „normales“ X in allen Positionen.
Z (Z) – Betonung eher einem langen S wie in „Super“.
Spannend ist bei dieser Aufzählung, dass Dee und Kelley im Grunde sogar mehr als „unsere“ 26 Buchstaben berücksichtigen, obwohl das henochische Alphabet nur 21 Buchstaben besitzt. Dies mag daran liegen, dass der menschliche Verstand eine „affektierte“ bzw. vorbestimmte Aussprache nicht sofort akzeptiert. Es werden eigene Muster eingeflochten, Muster, die man von der Pike an gelernt hat. Fremde Sprachen basieren zu Beginn auf ein permanentes Abrufen der Grundinformationen, welche im Tagesbewusstsein gespeichert sind. Bis diese Grundinformationen dann endlich mal ins Unterbewusstsein dringen, um sich dort festzusetzen, dauert es seine Zeit – bei manchen ist es sogar nie der Fall. Doch gilt dies auch für eine himmlische oder magische Sprache?
Nun, es wird immer Menschen geben, die diese Frage mit einem klaren „JA!“ beantworten. Ich will diese Frage jedoch bewusst mit einem „NEIN!“ beantworten, denn es geht in der phonemischen Magie um ein intuitives, nicht aber um ein deduktives Erfassen. Vielleicht ist dies sogar der Grund dafür, dass Dee die Buchstaben „C“ und „K“ getrennt aufgeführt hat und die Buchstaben „U“, „V“ und W zusammenfasst.
Wie ich schon erwähnt habe, hat auch der Golden Dawn eine Ausspracheregelung erschaffen. Aus Gründen der Vollständigkeit will ich diese hier kurz anschneiden. Der Golden Dawn arbeitete ausschließlich mit den lateinischen Buchstaben, was sinnig ist, da es natürlich nicht so einfach ist, eine Sprache mit vollkommen fremden Zeichen zu verwenden. Ferner versuchte der Golden Dawn die verschiedenen henochischen Zungenbrecher (und davon gibt es einige) mit einer „Vereinfachung“ zu versehen. Diese Vereinfachung wurde von MacGregor Mathers und William Wynn Westcott (zwei der drei Gründer des Hermetic Order of the Golden Dawn) geschriebenen und besteht darin, dass das lateinische Alphabet und die englische Aussprache genommen werden sollen. Das passt und man kann diese Regel letztlich in jede Sprache „mitnehmen“ – statt „englische Aussprache" setzt man einfach „deutsche Aussprache“. Zusätzlich schlug MacGregor Mathers vor, dass den Konsonanten der henochischen Wörter, stets besondere Vokale folgen sollten. Diese Vokale sollten sich dann aber auf das hebräische Alphabet bzw. auf die hebräische Sprache beziehen. Die Grundidee kommt daher, dass es auch im hebräischen eigentliche keine Vokale gibt und die entsprechenden Betonungen via Punktierung vollzogen werden. Dies bedeutet aber, dass es jetzt doch etwas komplizierter wird, denn irgendwie muss man jetzt ja doch die