es auch der Wahrheit, dass du die Stabilitätsberechnungen meines Grabmals in Pihuni mit deinem Vater zusammen vorgenommen hast?«
»Ja, auch das ist wahr«, sagte ich zögernd.
»Dann kennst du die Schwierigkeiten bei der Errichtung einer Pyramide.«
»Ich hatte genug Gelegenheit, mich mit der Bautechnik während meiner Anwesenheit auf der Baustelle von Pihuni vertraut zu machen. Zudem beginne ich nach meiner Ausbildung als Schreiber ein Studium der Architektur, Euer Majestät.«
Er stand hinter mir, und ich konnte sein Gesicht nicht sehen. Das machte mich unruhig. »Du hast einen ungewöhnlichen Weg eingeschlagen, Nefrit.«
»Ja, Euer Majestät.«
»Warum?« Ich spürte seinen Atem auf meinem Nacken.
»Weil ich immer tue, was ich will.«
Die Antwort amüsierte ihn. »Immer?«
»Immer!«, sagte ich, als er direkt vor mir stand. »Euer Majestät.«
Er sah mir in die Augen und glaubte mir.
»Weil die kluge und schöne Nefrit immer das tut, was sie will, werde ich ausnahmsweise meinen Befehl als Bitte formulieren.«
»Eine Bitte, Euer Majestät?«, fragte ich verunsichert.
»Du hast sicherlich davon gehört, dass ich entschieden habe, die Residenz von Pihuni nach Mempi zu verlegen. Mempi liegt strategisch günstiger für Kriege mit unseren Nachbarländern Amurru und Sumer. Außerdem hat Mempi einen ausbaufähigen Hafen. Ich habe Kamose befohlen, eine neue Pyramide zu erbauen. Außerdem ist er zuständig für die Baustelle des Atum-Tempels, der nächstes Jahr vollendet werden soll. Kamose hat von deinen herausragenden Kenntnissen der Bautechnik gesprochen.« Hoffentlich hatte mein Vater nicht übertrieben! Doch dann erfuhr ich, warum er diese Formulierungen gewählt hatte: »Der Wesir Nefermaat und mein Zeremonienmeister Thotmes hatten andere Pläne mit dir, Nefrit. Beide waren sehr aufgebracht über dein Verhalten während der Prozession. Thotmes ist immer noch der Meinung, dass nach dem Hofzeremoniell die Todesstrafe über Kamose und dich verhängt werden sollte. Doch dann sprach dein Vater von deinen Kenntnissen und Fähigkeiten. Da ich Kamose schätze, verzeihe ich dir dein Verhalten, obwohl Thotmes nun mir zürnt.«
Thotmes verneigte sich demütig vor dem Lebendigen Gott.
Dann fing ich wieder den Blick des Königs ein. Er drang wie ein Dolch in mich ein, doch ich hielt ihm stand.
»Du bist wirklich eine ungewöhnliche Frau! Du erstaunst mich immer wieder«, flüsterte Seneferu, um dann mit normaler Stimme fortzufahren. »Nun zu meiner Bitte an dich: du wirst während deiner Ausbildung an der Tempelschule deinem Vater auf den Baustellen helfen. Auf diese Weise kannst du während deines Studiums praktische Erfahrungen sammeln.«
»Ich werde Eurer Bitte entsprechen, Euer Majestät.«
»Das freut mich, Nefrit. Ich danke dir.«
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