Nicole Le

Skrupellos I - Ausgeweidet


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dem Flur zusammen, als er gerade aus einem Zimmer kam. Er salutierte überrascht mit Hand an der Kappe, worauf hin sie sich lachend vorstellte. Doch er ging nicht auf ihr Lachen ein, sondern stellte sich nur kurz vor. Ihr wurde langsam klar, dass es sich um einen ernstzunehmenden Einsatz handeln musste, bei dem es nichts zu lachen gab.

      Er sagte sie würde mit einem erfahrenen Piloten fliegen, sie müsse sich also keine Sorgen um ihre Sicherheit machen, aber sie solle auf jeden Fall die Augen nach Bodenbewegungen offenhalten und ihre Sicherheitsweste anbehalten, auch wenn es unerträglich heiß werden würde.

      Er brachte sie hinunter in die Flughalle, wo sie schon die Fokker gesehen hatte und sie näherten sich einem Mann mit breitem Kreuz in Flugoverall, der gerade dabei war die Turbinen zu überprüfen. Gordon Freeman rief den Namen des Mannes, John Bearle und er drehte sich zu ihnen um.

      Ihr Herz machte einen Satz und schlug danach bis zum Halse. Sie kannte den Mann. Sie hatten vor Jahren in Afghanistan mehrere Einsätze zusammen geflogen, doch nach einem Vorfall, bei welchem sie abgeschossen worden waren und in die Hände von afghanischen Freiheitskämpfern fielen, keinen weiteren Kontakt mehr gehabt. Die zwei Wochen in Gefangenschaft, mit der ständigen Bedrohung vergewaltigt und geschlagen zu werden waren unerträglich für sie gewesen. Sie hatten Glück gehabt, ihnen war nichts Ernsthaftes geschehen und man hatte sie nach 14 Tagen befreit, doch es hatte lange gedauert bis sie sich davon erholt hatte. Dann irgendwann war sie bereit, sich auf eine Beziehung mit einem Arzt einzulassen, mit dem sie jetzt zwei süße Kinder hatte. Ihr Leben war fast wieder normal, fast durchschnittlich, wenn man von ihrem Beruf einmal absah.

      Sie war Journalistin aus Leidenschaft, hatte die feste Überzeugung, die Welt müsse von all den Gräueltaten in Kenntnis gesetzt werden. Deshalb war sie damals als Kriegsberichterstatterin in die Krisengebiete geflogen und hatte über die unglaublichsten und menschenunwürdigen Taten berichtet.

      John kam um das Flugzeug herum und als er sie sah, stieß er einen Schrei der Überraschung aus.

      „Gott, das gibt es doch nicht. Josie, was um Herrgotts Willen machst Du denn hier?“ Sie gaben sich die Hand und sahen sich verlegen in die Augen.

      Sie erklärte, dass man sie gerufen hatte, um Bilder zu schießen und über den Vorfall zu berichten.

      „Mann, das ist eine Überraschung. Gut siehst Du aus. Hast ein paar Pfund mehr auf den Hüften, steht Dir gut. Warst immer so ein Hungerhaken!“ sagte er lachend und rieb sich die öligen Finger mit einem dreckigen Lappen ab und rief nach Keeper.

      Der kam aus einem Nebenraum und guckte verdutzt. John stellte sie ihm als alte Freundin und Kollegin vor. John war wie sie. Leidenschaftlich, ein passionierter Flieger und eine Kämpfernatur. Einer der nicht wegsah, wenn es schrecklich wurde.

      Gordon Freeman gab grünes Licht für den Start und Keeper sagte: „Na dann wollen wir mal, auch, wenn das kein Spaziergang wird.“

      Nach dem Start war sie natürlich neugierig zu erfahren um was für einen Einsatz es sich denn genau handeln würde. Und auch wenn sie genau wusste, dass John es hasste, wenn die Personen auf dem Rücksitz zu viele Fragen stellten, sie konnte nicht anders und die beiden Veteranen gaben geduldig Auskunft. Sie konnte fühlen, dass die Beiden auch irgendwie beunruhigt waren. Es war also nicht so ganz ungefährlich. Ein leichtes Kribbeln meldete sich in ihrer Bauchgegend und ihre Hände wurden feucht.

      Kurze Zeit später vernahmen sie die lauten Turbinen einer riesigen Frachtmaschine. Sie flog in einigem Abstand über ihnen und transportierte die Fallschirmjäger, die nachher über dem Gebiet abspringen würden. Eine Landebahn gab es nicht ein Hubschrauber war angefordert, doch der brauchte noch und würde sie wieder abholen, nachdem sie alles gesichert hatten.

      John würde ihnen die Stelle zeigen und dann über dem Gebiet kreisen bis der Hubschrauber kam. Er würde als Funkverbindung dienen und alles von der Luft aus koordinieren.

      Bald sahen sie die Hügelkette und die Fallschirmjäger machten sich zum Absprung bereit. Alles schien ruhig und als sie näher kamen konnte man die aufgereihten Sand Erhebungen kaum noch einzeln ausmachen. Der Wind blies unaufhörlich Sand durch die Gegend und bedeckte alles unter sich, was sich ihm in den Weg stellte.

      Der Zelteingang flatterte immer noch im Wind. Hier stimmte definitiv etwas nicht und ihre Aufmerksamkeit und Aufregung nahm zu. Sie sahen den Soldaten beim ausklinken ihrer Fallschirme zu. Als alle gelandet waren bewegten sie sich koordiniert auf die Zelte zu und umzingelten das Gebiet mit ihren Gewehren im Anschlag.

      Der Kommandant gab ein Zeichen mit seiner Hand worauf die Soldaten die Zelte von allen Seiten gleichzeitig stürmten.

      Ihnen bot sich ein Bild des Grauens, welches nur noch durch die zu erahnenden Machenschaften der Verantwortlichen hier zu überbieten war.

      Etwa 20 Leiber lagen tot im Sand. Alle mit Kopfschuss hingerichtet. Auffallend war die Anordnung der Toten, sie lagen in Reih und Glied, so als wenn man sie dort abgelegt hatte, doch der Boden im Zelt wies nicht auf Schleifspuren hin und die Körper waren auch anscheinend nach dem Tod nicht mehr bewegt worden.

      Eines der Zelte war wohl zu medizinischen Zwecken eingerichtet worden, auch wenn alle wichtigen Geräte anscheinend in Hast entfernt worden waren. Hinter einem Vorhang fanden sie einen Operationstisch und darauf lag ein aufgeschnittener männlicher Körper.

      Der Kommandant fühlte am Hals ob noch Puls vorhanden war und tatsächlich, der Mann lebte.

      Er rief nach einem Sanitäter, dann lief er nach draußen und wedelte aufgeregt mit den Armen.

      Über Funk gab er John zu verstehen, dass es einen Notfall gab und er umgehend landen müsste um den Mann ins nächstgelegene Hospital zu bringen. John sagte es sei so gut wie unmöglich auf dem losen Sand Boden zu landen. Es gäbe nur eine Möglichkeit. Er müsse mit den Rädern auf einem festen Untergrund zu stehen kommen, damit er wieder starten könne.

      Die einzige Idee, die ihm sofort einfiel, war, das Zelt auszubreiten, so dass er bei der Landung darauf zu stehen kam. Alles andere als einfach, aber er wollte es versuchen.

      Er sagte Josie, sie solle sich gut anschnallen und festhalten, denn es würde eine rumpelige Landung auf dem Wüstenboden geben. Ihr Herz schlug bis zum Hals, doch sie tat was er sagte. Keeper betätigte ein paar Knöpfe am Cockpit Himmel und sagte: „Ready!“ Er verzog keine Miene und das sagte ihr, dass es ernst wurde.

      Sie flogen eine weitere Schleife. Die Soldaten rissen das Zelt von den Stangen und bereiteten es in der glühenden Hitze auf einer ebenen Stelle unweit der Hügel aus. Sie mussten sich sehr beeilen und es war eine unglaubliche Kraftanstrengung in dem sandigen Boden und der Hitze. Josie lief der Schweiß in Bahnen und auch die Männer hatten dicke Kränze unter den Achseln und am Rücken.

      Sie wussten ja nicht mal genau was sie dort unten erwartete nur, dass es einen Notfall gab, der so schnell es ging ins Krankenhaus musste, als sie zur Landung ansetzten. Unbeladen war das Flugzeug leicht und den kräftigen Windböen ausgesetzt. Es schwankte hin und her und einmal dachte Josie, sie würden mit der Tragfläche den Boden streifen und dann zerschellen, doch Keeper und John brachten das Flugzeug gemeinsam wieder in Balance und sie landeten zwar unsanft, aber wohlbehalten. Ihr Vorderrad verfehlte zwar den Plastikuntergrund und blieb im Sand stecken, aber das war das kleinste Problem. Jetzt mussten sie erst Mal sehen, um welchen Notfall es sich handelte.

      Sie befreiten sich aus den Sicherheitsgurten und öffneten die Seitentür. Der heiße Wüstenwind blies ihnen sofort die erste Ladung Sand ins Gesicht. Josie schützte sich mit einem Schal, John und Keeper hatten nur ihre Brillen und jeder ein Taschentuch, welches sie sich vor Mund und Nase hielten, während sie sich gegen den Wind zwischen die Hügel kämpften. Es schien Stunden zu dauern, bis sie in dem einem Zelt ankamen, an wessen Eingang der Kommandeur ungeduldig auf sie wartete.

      Josie zückte ihre Kamera und machte Aufnahmen von der Umgebung, den seltsamen Erhebungen im Sand vor den Zelten. Dann betrat auch sie das Zelt. Der Sanitäter und 2 andere Soldaten beugten sich über etwas auf einem Operationstisch. Als sie näher kam musste sie sich fast übergeben. Dort lag ein Mann mit aufgeschnittenem Bauch. Die Eingeweide quollen an einer Stelle heraus und er blutete stark. Die Sanitäter