Nicole Le

Skrupellos I - Ausgeweidet


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Jedenfalls so dass der Mann transportiert werden konnte. Sie entdeckten Blutkonserven und lasen auf seinem Armband, welches er umhatte welche Blutgruppe er hatte, jedenfalls hofften sie, dass es seine Blutgruppe war. Sie wühlten in der Kühlbox und fanden eine Konserve mit der richtigen Aufschrift. Sie wussten nicht, woher das Blut kam, sie wussten nicht, ob das was sie taten, richtig war, aber es war seine einzige Chance. Der Sanitäter legte den Zugang und nähte dann beherzt weiter. Der Mann stöhnte, war aber nicht bei Bewusstsein.

      Josie machte Fotos und musste sich dann draußen übergeben. Sie war zwar einiges gewohnt aber es war lange her, dass sie mit dem Grauen konfrontiert worden war. Sie blickte sich um und nahm die Erhebungen wieder wahr. Sie ging langsam und etwas wackelig auf den Beinen darauf zu, kniete nieder und streckte die Hand aus. Vorsichtig wischte sie den Sand weg und zum Vorschein kam ein Gesicht. Sie schrie auf, als sie den leblosen Körper und die trotz sengender Sonne kalte Haut der Leiche berührte. Keeper hörte ihren Schrei und rannte zu ihr. Als er sah, was sie freigelegt hatte, begann er wie ein Wahnsinniger mit den bloßen Händen zu graben. Es war schrecklich. Die Körper waren nackt. Manchen fehlten die Augen, viele waren vom Hals bis zum Unterleib aufgeschnitten und notdürftig wieder zu genäht worden. Manche hatten Schnitte an der seitlichen Bauchdecke. Das war ganz klar Organhandel. Man hatte den Menschen die Organe und Augen entnommen um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.

      Die Händler mussten auf frischer Tat erwischt worden sein und haben fluchtartig den Ort verlassen. Was hatte sie aufgeschreckt?

      Keepers Nackenhaare stellten sich auf und eine kalte Hand griff nach seinem Herzen. Er und John waren es. Sie hatten die Beduinen gewarnt, als sie los flogen in Richtung Osten. Die Beduinen hatten dann die Ärzte und ihre Mittelsmänner gewarnt. Die waren dann mit ihrem Konvoi aus gut ausgestattetem Wüstenfahrzeugen geflohen und hatten nur das Nötigste mitgenommen. Alle wichtigen und teuren Geräte und natürlich die bereits entnommenen Organe.

      Ihm war schlecht. Er konnte Josie bereits nachempfinden, warum sie sich übergeben hatte. Dies hier war schlimmer als Krieg, dies war die Hand der Geldgier. Dies waren Taten von Menschen, die sich am Tod von Anderen bereicherten. Dies war weit schlimmer als sein Vaterland und Territorium zu verteidigen. Dies war die Tat des Abschaums der Menschheit.

      Er ging zurück zu Josie nahm ihr die Kamera aus der kraftlosen Hand und drückte auf den Auslöser. 100 Mal 200 Mal, er wusste es nicht. Es war als wenn er die Täter mit der Maschinenpistole hinrichten würde.

      Vorsichtig trugen die Männer den Verletzten mitsamt der Liege zum Flugzeug. Der Rest der Mannschaft grub das Vorderrad aus und bettete Fetzen eines anderen Zeltes darunter. Es musste einfach klappen. Sie stiegen ein und schnallten sich wieder an ihren Sitzen fest. Der Sanitäter und die zwei Helfer kamen mit dem Verletzten und befestigten die Operationsliege, mit welchem sie den Verletzten eingeladen hatten an den Haltegurten und nahmen auf den Klappsitzen an der Seite des Flugzeugs Platz.

      Sie rumpelten durch den Sand und gewannen nur langsam an Geschwindigkeit. Es kam ihnen vor wie eine Ewigkeit, bevor sie wieder in der Luft waren.

      Doch dann ging alles ganz schnell. Sie gaben alle Informationen über Funk durch. Kairo bereitete sich auf ihre Landung vor. Ein Ärzteteam aus dem Internationalen Krankenhaus stand bereit um den Patienten notfalls sofort operieren zu können. Dieser Mann war Gold wert, sollte er überleben. Er konnte Aussagen über die Vorgehensweise der Händler machen und vielleicht hatte er jemanden erkannt oder konnte wenigstens Personenbeschreibungen abgeben.

      Ein Blitzlichtgewitter von Reportern erwartete sie als sie die Fokker verließen. Der Verletzte wurde mit einem Tuch abgedeckt um seine Identität zu verheimlichen. Noch auf dem Weg ins Krankenhaus erlitt er einen Herzstillstand. Er hatte zu viel Blut verloren. Es war ohnehin ein Wunder, dass er solange überlebt hatte. Die Ärzte belebten ihn wieder und er lag ab da im Koma.

      Er wurde mehrfach operiert. Eine Organentnahme wurde bei ihm nicht festgestellt. Anscheinend hatten die Händler den Ort wirklich fluchtartig verlassen und den Mann einfach seinem Schicksal überlassen in der sicheren Annahme, dass er sowieso nicht überleben würde. Seine Bewusstlosigkeit half dabei, die Männer in dem Glauben zu lassen.

      Keeper machte sich Vorwürfe sich nicht durchgesetzt zu haben, als er am Morgen schon landen wollte um nach dem Rechten zu sehen. Wie viele Menschenleben hätten sie retten können? Aber ohne die militärische Ausrüstung und die Unterstützung der Soldaten hätten sie es nicht geschafft das Flugzeug wieder zu starten.

      Kapitel 4:

      Abou Bakr Shamam war der Anführer der Beduinen in diesem Gebiet. Er war der Kontaktmann zwischen den Schlepperbanden, den Kairoer Ärzten und den Organhändlern.

      Er war ein gebildeter Mann. Er hatte in USA und Australien studiert, Politikwissenschaften, Völkerkunde und Internationales Management. Er sprach mehrere Sprachen und hatte Internationale Kontakte. Sein Auftreten war kultiviert und extrem höflich und charmant, doch dahinter verbarg sich berechnendes Kalkül. In Wahrheit war er eiskalt und regierte seinen Stamm mit harter Hand. Er war von seinem Vater in die Vereinigten Staaten geschickt worden, um den Zusammenhang zwischen Macht und Geldfluss zu verstehen und Abou Bakr Shamam war ein Mann, der die alte Lebensweise und Abgeschiedenheit der Beduinenstämme beschützen wollte. Er wollte seine Mitmenschen nicht bilden und an der offenen demokratischen und kapitalistisch geprägten Gesellschaftsform teilhaben. Er fand, dass es einem hierarchischen Gesellschaftsgefüge besser gelang, die Menschen im Zaum zu halten und die Ressourcen besser ausgeschöpft werden konnten. Jeder hatte seinen Platz und seine Aufgabe. Störenfriede gab es wenige und wenn, hatte die Wüste sie auf seltsame Art und Weise verschlungen. Niemand stellte Fragen. Dafür musste auch niemand hungern oder in Armut leben.

      Er wies seinen 1. Untergebenen Saad Zaghol an, die Gefangenen in der Höhle zu verstecken, bis mehr Zeit war, sich um sie und ihre Bestimmung zu kümmern.

      Mit „Gefangenen“ meinte er die 5 Kinder, die sie mitgenommen hatten, als sie überstürzt fliehen mussten. Seine Späher waren überall in der Wüste verteilt und hatten sie frühzeitig gewarnt, als die Fokker gesichtet wurde.

      Er war wütend.

      Irgendjemand musste geplaudert haben. Wie sonst könnte es sein, dass man die Aufklärung Piloten des Militärs auf Kontrollflug in dieses Gebiet geschickt hatte. Sie waren schließlich erst vorgestern über dieses Gebiet geflogen.

      Die Höhle befand sich ca. 50 km in östlicher Richtung auf der anderen Seite der Hügelkette, die sich fast zu einem kleinen Gebirge auftürmte. Dies war Stammesgebiet. Niemand verirrte sich hierher. Es war zu gefährlich. Die Höhle war Zufluchtsort seit mehreren Hundert Jahren und gab Schutz bei Sandstürmen und anderen Naturkatastrophen. Die Wände waren übersät mit Malereien, die schreckliche Geschichten aus der Vergangenheit erzählten.

      Sayed Abd Allah und Abou El Atta trugen die noch immer betäubten Kinder herein. Zwei wimmerten ängstlich und Saad gab zu verstehen, dass man die Dosis der Droge erhöhe um sie mundtot zu machen.

      Der einzige Beduine mit medizinischer Ausbildung, der Chirurg Dr. Waled Fadallah gab zu bedenken, dass es die Kinder töten könne und er es für besser hielte, nur ein Schlafmittel zu spritzen.

      Saad hielt kurz Rücksprache mit Abou Bakr, dann nickte er nur kurz als Zeichen seiner Zustimmung.

      Abou Bakr machte sich Gedanken. Die Kinder waren wertvoll. Sie brachten ungefähr den 10-fachen Satz ein.

      Verzweifelte Eltern eines todkranken Kindes waren immer bereit einen horrenden Betrag für die Rettung ihres Kindes auszugeben. Er konnte also nicht riskieren, dass eines der Kinder kollabierte, starb und der Deal platzte.

      Die restlichen Mitglieder des Operationsteams waren mit den Jeeps zurückgefahren. Man hatte vereinbart etwas Zeit verstreichen zu lassen, bis man erneut zuschlagen wolle.

      Die Kinder müssten bis dahin möglichst bei guter Gesundheit versteckt werden. Bis sich eine Gelegenheit finden würde, ihnen die Organe zu entnehmen, auf die Eltern todkranker Kinder bereits sehnlich warteten. Zu viel Zeit durfte nicht verstreichen, denn wenn die Kinder der reichen Eltern sterben würden, hätten sie