der zumindest in großen Teilen menschenähnlich war, wusste er, dass er das nicht erwartet hatte.
Das Wesen besaß einen Kopf, einen Rumpf, offensichtlich zwei Arme und wohl auch zwei Beine.
Die Hautfarbe war dunkel, beinahe anthrazitfarben und glänzte leicht. Es besaß keine Haare auf dem Kopf und der Körper steckte in einer Art Rüstung oder Uniform aus einem lederähnlichen Material, die seinen Körper massiger und bedrohlich erscheinen ließ.
Das Gesicht war beinahe oval und zeigte ausgeprägte Knochenwölbungen. Mavis konnte eine Art platte Nase und einen lippenlosen Mund erkennen. Auch schien es zwei Augen zu haben, die jedoch geschlossen waren.
Ein sehr kurzer Hals endete in einem muskulösen Rumpf. Von ihm gingen zwei Arme aus, die zumindest im Bereich der Oberarme deutlich massiger waren, als beim Menschen. Den weiteren Verlauf und speziell die Hände, als es denn überhaupt welche hatte, konnte er nicht mehr erkennen, da die Männer sie fest auf dem Rücken gefesselt hatten. Deutlich aber konnte er ein Gelenk ausmachen, das den Rumpf mit den Armen verband und ein zweites innerhalb des Armverlaufs, dass jedoch um einige Zentimeter höher angebracht war, als beim Menschen.
Auch die Oberschenkel der Beine waren mit einem Gelenk am Rumpf verbunden und anfangs ebenfalls sehr massig. Mehr konnte Mavis nicht erkennen, denn das Wesen kniete auf dem Boden.
Alles in allem schätzte er es jedoch auf eine Größe von etwa 180 – 200 Zentimeter und auf ein Gewicht von rund zwei Zentnern.
Der muskulöse Rumpf, die massigen Oberarme und Oberschenkel verliehen ihm ein sehr kompaktes und dralles Erscheinungsbild, gepaart mit der dunklen Hautfarbe und der außergewöhnlichen Kopfform wirkte es einschüchternd und bedrohlich.
Die ganze Zeit über waren seine Augen geschlossen und sein Atem ging hörbar, aber ruhig und regelmäßig, wobei sich der Brustkorb immer wieder leicht spannte.
Mavis betrachtete es eine ganze Zeit lang ausdruckslos und es gelang ihm, selbst eine gewisse Ruhe wiederzufinden.
„Wie ist dein Name?“ fragte er dann laut und deutlich.
Doch er schien zunächst keine Reaktion zu erhalten. Erst nach einigen Sekunden öffnete das Wesen langsam seine Augen.
Mavis erschrak fast ein wenig, als er die dunkelgrünen Augäpfel erkannte, aus denen ihn grell gelbe Pupillen direkt anstarrten. Doch mehr geschah nicht. Eine weitere Reaktion blieb aus. Der Atem des Wesens ging weiterhin ruhig, auch blinzelte es nicht ein einziges Mal.
Es schaute Mavis nur direkt an, bis es seine Augen wieder schloss und ansonsten weiterhin bewegungslos verharrte.
„Na, der ist ja was gesprächig!“ meinte Mavis mehr zu sich selbst, was jedoch ein kurzes Lächeln in die Gesichter der Männer huschen ließ. Er selbst war eher verärgert, weil schon jetzt eindeutig klar war, dass es kein sonderlich erbauliches Gespräch werden würde, auch ungeachtet der Tatsache, dass das Wesen sicherlich nicht ihre Sprache sprach. Für einen Moment war er daher unschlüssig, was er tun sollte.
Mit einem Mal aber erkannte er dicht neben dem Mund des Wesens eine kleine, unscheinbare Ausbuchtung in seinem Gesicht. Bei genauerem Hinsehen entpuppte sich diese Ausbuchtung als ein mechanisches Teil von der Größe einer Perle, das etwa einen Zentimeter vom eigentlichen Gesicht entfernt war und von dem ein dünner Draht an die Seite des Kopfes bis zu der Stelle führte, wo das Wesen eine Art Knorpelwuchs besaß, der Mavis entfernt an ein menschliches Ohr erinnerte, und daran befestigt war.
Ein Headset! schoss es ihm sofort in den Kopf und seine Laune besserte sich etwas.
„Sehen sie das Ding an seinem Mund?“ fragte er Pivos neben sich.
Der verzog leicht das Gesicht. „Sieht aus wie ein...!“
„...Headset?“ unterbrach ihn Mavis.
Pivos nickte. „Ja, könnte sein!“
„Nehmen sie ihm dieses Ding ab, Captain!“
Überraschte und leicht geschockte Augen blickten ihn an. Damit hatte Pivos nicht gerechnet.
„Geben sie mir solange die Waffe...!“ beharrte Mavis jedoch und streckte die Hand danach aus, doch folgte Pivos nur widerwillig seinen Anweisungen. „Nun machen sie schon. Wir passen auf, dass nichts passiert. Es wird schon schief gehen!“
Pivos drückte ihm das Gewehr in die Hand und ging langsam und vorsichtig auf das Wesen zu.
Während Mavis die Waffe locker über seine rechte Schulter legte, sodass der Lauf gen Himmel zeigte, erkannte er, dass das Wesen unbemerkt seine Augen wieder geöffnet hatte und ihn erneut ausdruckslos anschaute. Dabei konnte er sehen, dass es Pivos, der sich auf ihn zu bewegte dennoch nicht außer Acht ließ. Unwillkürlich fasste Mavis den Gewehrkolben fester.
Pivos hatte das Wesen erreicht und kniete sich neben es. Seine Hände zitterten leicht, als er sie an das vermeintliche Headset führte, um es zu entfernen.
Es war totenstill geworden, als seine Bewegungen von allen Anwesenden genau beobachtet wurden.
Dann – urplötzlich – schoss der Kopf des Wesens ruckartig und extrem wuchtig zur Seite und erwischte Pivos an der Schläfe. Ein dumpfes Knacken war zu hören, als der Knochen dort brach. Pivos erschrak höllisch, ob der blitzartigen Bewegung des Wesens und musste dann schmerzvoll aufschreien. Wie ein gefällter Baum kippte er aus dem Sitz heraus zur Seite.
In diesem Moment aber hatte sich das Wesen irrsinnig flink auf seine Beine gewuchtet und stemmte sich weiter gegen ihn und verpasste ihm einen zweiten knüppelharten Schlag gegen den Kopf, wodurch wieder sehr deutlich hörbar das Jochbein brach. Ein erstickter, gurgelnder Schrei entfuhr ihm und er fiel hinterrücks zu Boden.
Erst jetzt kam Bewegung in die anderen Personen, doch als Erster reagierte Mavis. Blitzschnell riss er das Gewehr von seiner Schulter und hielt es direkt vor das Gesicht des Wesens, das bisher trotz der flinken Bewegungen noch keinen Ton von sich gegeben hatte.
Lediglich der Mund war geöffnet und gab den Blick auf zwei nebeneinander liegende, kräftige und scharfe Zahnreihen wieder, die bläulich schimmerten und eindeutig zu einem Fleischfresser gehörten.
„Stop!“ rief Mavis zusätzlich noch, dann berührte der Gewehrlauf leicht den Kopf des Wesens in Stirnhöhe.
Für den Bruchteil einer Sekunde trafen sich wieder ihre Augen, bis sich die Pupillen des Wesens kaum merklich verengten und es einen Schritt nach vorn tat, offensichtlich nicht beeindruckt von Mavis Waffe.
Doch während die anderen Männer wieder schrien, behielt Mavis die Ruhe. Er riss die Waffe vom Kopf des Wesens, ließ sie links zur Seite zucken, gab einen Schuss auf eine aus welchem Grunde auch immer noch intakte Vase auf einem staubübersäten Beistelltisch ab, sodass diese lautstark zerbarst und donnerte das Gewehr wieder vor das Gesicht seines Gegners, während er gleichzeitig durchlud. „Versuchs noch mal!“ raunte er schnarrend.
Das Wesen verharrte in seiner Bewegung und schaute auf die zerstörte Vase. Ganz offensichtlich erkannte es nun doch, dass Mavis mit dem Gewehr eine Waffe in der Hand hielt, die ihm gefährlich werden konnte.
Mavis wechselte seine Waffe in die linke Hand, ohne ihre Position zu verändern und riss mit einer kurzen, ruckartigen Bewegung das Headset vom Kopf des Wesens. Es verzog daraufhin den ekligen Mund, blieb jedoch weiterhin stumm.
Mavis betrachtete das kleine Gerät, erkannte aber schnell, dass es durch den Angriff auf Pivos zerbrochen und somit kaputt war. Bevor er es mit einem unzufriedenen Schniefen achtlos zur Seite warf, schaute er noch auf die dunkle, violette, fast schwarze Flüssigkeit, die vom Ende des Metalldrahts tropfte. Offensichtlich war es das Blut des Fremden.
Mavis sah ihm ins Gesicht, nahm aber keine Reaktion darin wahr.
Das Wesen entspannte lediglich seine Muskeln, schloss seinen Mund, atmete wieder ruhiger, starrte Mavis noch einen Moment direkt in die Augen und schloss sie dann wieder.
Mavis verzog gereizt das Gesicht und schaute für einen Moment auf den stöhnenden Pivos und dessen blutverschmierten Kopf. Ein Soldat