Ekkehard Wolf

Geheimnis der blauen Kugel


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uns die Kugel von denen zurück und damit hat sich die Sache.“

      Das war zwar wieder einmal eine wirklich, typische Alfred Lösung, aber in diesem Fall mussten sich auch die anderen eingestehen, dass die Idee eigentlich gar nicht so schlecht war.

      „Jedenfalls können die anschließend schlecht zur Polizei gehen und uns anzeigen,“ bemerkte Kirsten trocken.

      Viel wichtiger erschien ihr etwas anderes.

      „Selbst wenn wir es schaffen sollten, die Kugel irgendwie wieder zu bekommen, was machen wir damit, wenn es stimmt, was der Thorsten gerade gesagt hat und die wirklich nur im Doppelpack funktionieren?“

      Ohne auf diesen Einwand einzugehen, bezweifelte Snotra den Erfolg der Idee aus einem ganz praktischen Grund und war froh, damit die Aufmerksamkeit ihrer neuen Freunde ablenken zu können.

      „Na gut, aber wer gibt die Anzeige auf“, fragte das Mädchen, „von uns kann das ja wohl kaum einer machen, da wir noch nicht geschäftsfähig sind.“

      Für Hendrik brachte diese Bemerkung das Fass zum Überlaufen. Mit offener Häme wiederholte er die letzten Worte und fügte dann hinzu: „Da hat aber jemand aufgepasst in der Schule.“

      Wie immer in solchen Situationen, konnte sich Hendrik die kleine Lästerei nicht verkneifen und erwartete im Grunde überhaupt keine Antwort darauf. Doch da kannte er Snotra schlecht.

      „Hab’ ich, stell’ dir mal vor,“ blaffte sie ihn an, wartete eine Sekunde ab und setzte dann mit einem Gesichtsausdruck höchster Verachtung nach: „Und wenn du es genau wissen willst, ich passe immer auf.“

      Snotra hatte kein Problem damit, eine sehr gute Schülerin zu sein und keinerlei Lust, sich deswegen blöd anmachen zu lassen.

      „Kann das nicht dein Bruder für uns erledigen?“

      Es war wieder Kirsten, die versuchte die Wogen zu glätten. „Gute Idee,“ pflichtete ihr Snotra bei, „ich werd’ ihn gleich mal fragen.“

      Sie griff zu dem kleinen Walkie-Talkie, das sie für die Kommunikation vom Haus zur Hütte angeschafft hatten und wollte gerade anfangen zu sprechen, als Hendrik sie anstieß und den Finger auf den Mund legte. Kirstens Bruder war jetzt ernsthaft in Sorge, dass ihnen diese Vorgehensweise einen Mitwisser bescheren würde, von dem er keineswegs sicher war, ob er sich als Mitwisser besonders gut eignen würde.

      „Was willst du ihm denn erzählen, weshalb er das machen soll?“, erkundigte er sich.

      „Mach’ dir keine Gedanken,“ ließ Snotra ihn zur Beruhigung wissen, „ich sage einfach, dass das so eine Wette ist, um deinen Physiklehrer mit einem kleinen Aprilscherz zu ärgern. Dann macht er das bestimmt.“ „Selbst, wenn das klappen sollte“, wieder war es Thorsten, der sich nicht einfach mit den bisherigen Überlegungen zufrieden geben mochte und deshalb nachhakte, „und wir auf diese Weise die Kugel bekommen sollten, was fangen wir dann damit an? Solange wir gar nicht wirklich wissen, worin deren magische Funktion besteht, nutzt uns die doch gar nichts.“

      Gegen dieses Argument war schwer etwas auszurichten. Erst einmal setzte daher betretenes Schweigen ein.

      „Wäre es nicht schlauer, wir kriegen heraus, wer dieser Mensch ist, mit dem sich die beiden treffen wollten?“

      Alle Augen richteten sich auf Alfred, der diesen für ihn eher etwas ungewöhnlichen Vorschlag gemacht hatte.

      „Immerhin scheint der ja zu wissen, wie die Kugeln funktionieren, sonst hätten sich diese beiden Typen ja wohl nicht mit ihm treffen wollen“, räumte Hendrik ein, da er den Eindruck hatte, dass die Anderen nur deshalb schwiegen, weil sie die Idee mal wieder typisch Alfred fanden.

      „So blöd ist das gar nicht“, machte sich jetzt ausgerechnet aber seine Schwester bemerkbar.

      „Was wissen wir denn über den?“

      „Eigentlich gar nichts“, stellte Thorsten klar.

      „Dann sollten wir uns auf den mit der Halbglatze konzentrieren. Der heißt übrigens Höfke, Andreas Höfke. Er hat mir erzählt, dass er einen ganz komischen Beruf hat. Er ist Astrophysiker und seit zwei Jahren arbeitslos.“

      Kirsten sprach die Berufsbezeichnung gedehnt aus, um deutlich zu machen, dass sie damit in Wirklichkeit nicht viel anfangen konnte.

      „Das wollte ich euch eigentlich schon die ganze Zeit erzählen“, fuhr das Mädchen mit dem Lockenkopf fort.

      „Der Mensch hat mir ganz offen seine gesamte Lebensgeschichte erzählt. Zuerst habe ich gedacht, dass er ja ziemlich dämlich sein muss, aber je länger ich überlege, desto mehr könnte es sein, dass der vielleicht gar nicht so gefährlich ist, wie wir glauben.“

      „Oder der hat dir einfach nur ein Märchen erzählt“, warf Thorsten ein.

      „Oder sich das alles nur ausgedacht“, ergänzte Hendrik ohne zu bemerken, dass das eigentlich auf das Selbe hinauslief. Erneut schwiegen alle und dachten nach.

      „Der Regen hat aufgehört“, bemerkte nach einiger Zeit Alfred, der das Gefühl hatte, dass jetzt irgendjemand einmal wieder etwas sagen musste. Der Hinweis hatte zur Folge, dass nun erst recht alle schwiegen und nach draußen lauschten.

      Ein unangemeldeter Besucher

      Das laute Knacken im Wäldchen direkt neben der Hütte konnte deshalb in dem kleinen Gebäude von niemandem überhört werden. Das gleiche galt für das Poltern mit anschließendem Stöhnen, das sich fast unmittelbar an das Knacken anschloss. Offenkundig war jemand neben der Hütte. Und dieser Jemand hatte gerade auf einen am Boden liegenden Ast getreten, hatte sich dann versucht schnell zu entfernen, war dabei gestürzt und hatte sich ziemlich weh getan. Die Kinder in der Hütte trauten sich kaum noch zu atmen.

      „Bestimmt ist das mein Bruder, der uns wieder mal Angst machen will,“ flüsterte schließlich Snotra, ohne sich wirklich sicher zu sein.

      Auf dem Nachbargrundstück schlug jetzt ein Hund an. Das Bellen verriet, dass das Tier aufgeregt war. Die Hunde der anderen Nachbarn stimmten ein. Und da waren auch die Schritte wieder da.

      Wer auch immer da draußen war, er gab sich jetzt keinerlei Mühe mehr, seine Anwesenheit zu verbergen.

      Erst knackten mehrere Zweige, auf die er in seiner Aufregung getreten war, danach waren schnelle Schritte zu hören, die in Richtung Straße führten. Wie ein Mann klebten die fünf Freunde an dem kleinen Fenster, das in dieselbe Richtung führte.

      Im Licht der Straßenlaterne konnten sie gerade noch erkennen, wie eine Gestalt mit federnden Schritten auf den Gartenzaun zueilte und über diesen hinübersprang. Nur einen Wimpernschlag später war zu hören, dass eine Autotür zugeschlagen wurde und ein Fahrzeug mit aufheulendem Motor davonbrauste.

      „Das war dein Bruder?“, Kirsten sah ihre neue Freundin mit einem etwas ungläubigen Gesichtsausdruck an.

      „Na ja, ich weiß auch nicht“, antwortete diese kleinlauter, als es ihre Freunde bisher von ihr gewohnt waren, „wohl eher nicht.“

      Tatsächlich stand der große Bruder nur wenige Augenblicke später tatsächlich in der Tür der Hütte und erntete mit diesem Überraschungsbesuch ein einhelliges Gekreische.

      „Was ist denn hier los?“ Habt ihr Besuch gehabt?“

      Der große Bruder gab sich erkennbar Mühe, seiner Stimme einen lustigen Klang zu geben, aber die erschrockenen Gesichter der fünf Freunde zeigten ihm deutlich, dass er richtig gelegen hatte.

      „Ich glaube, ihr solltet jetzt besser langsam schlafen gehen, bevor ihr noch die gesamte Nachbarschaft mit euerm Lärm aufweckt“, gab er sich energisch, „und vergesst nicht abzuschließen.“

      Dieses Hinweises hätte es nach dem gerade Erlebten zwar eigentlich nicht mehr bedurft, aber Hendrik zögerte keinen Moment damit, die Anweisung auszuführen, sobald der große Bruder den Raum verlassen und die Tür hinter sich zugezogen hatte.

      „Puh der