Ekkehard Wolf

Geheimnis der blauen Kugel


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guten Appetit und waren schon wieder weg.

      „Oh“, ließ sich Snotra mit Kleinkinderstimme vernehmen, nachdem ihre Geschwister den Raum verlassen hatten, „dürfen meine Freunde hier heute übernachten, bitte?“

      Noch ehe die alte Dame antworten konnte, stellte Kirsten klar, dass sie ihre Eltern selbstverständlich schon gefragt hatte und die das auch „ganz toll“ finden.

      „Von mir aus könnt ihr gerne hier übernachten“, erklärte sich daraufhin Snotras Oma ebenfalls einverstanden. „Hauptsache ihr räumt hier morgen alles wieder schön auf.“ Mit diesen Worten verließ auch sie die kleine Hütte.

      In dem darauf folgenden Moment der Ruhe, bemerkten die Kinder erst, dass das Wetter schon wieder umgeschlagen war. Ein kräftiger Regenschauer klopfte auf das Dach des Holzhauses und ließ die fünf Geheimniskrämer noch enger zusammen rücken. Während sie sich gemeinsam über die Stullen hermachten, kam Thorsten endlich dazu, seine Geschichte zu erzählen.

      „Also, das ist so,“ leitete er seinen Bericht ein, „wenn ich das richtig verstanden habe, sind die beiden Typen da heute bloß deshalb rausgefahren, weil sie in dem Gasthaus einen Menschen treffen wollten, der ihnen etwas über die magischen Kräfte erzählen wollte, die von dieser blauen Kugel ausgehen. Den Kontakt hat wohl die Blonde vermittelt. Aber der Mensch ist gar nicht zum Gasthaus gekommen, sondern wollte die beiden Typen woanders treffen. Die Blonde hat noch versucht, Bescheid zu sagen und deshalb den Kapuzenmann angerufen. Der war stinksauer, weil er sich dann die ganze Reise hätte sparen können und hat dem Menschen mit der Halbglatze Vorwürfe gemacht, weil der mal wieder nicht richtig zugehört hatte, als die Blonde ihm gesagt hat, wo dieser Mensch die beiden treffen wollte. Die Blonde war auch sauer, vermutlich weil sie nicht wusste, dass die Beiden mit dem Zug kommen wollten und jetzt Angst hatte, dass ihr Kontaktmann es ihr anlasten würde, dass ihre Freunde nicht zu dem verabredeten Termin erschienen sind. Beide haben sich daraufhin schnell ein Taxi bestellt und sind nach Walsrode gedüst. Angeblich wollte dieser Experte den Beiden am Grundlossee vorführen, wie die magischen Kräfte der blauen Kugel funktionieren. Das soll so ähnlich gehen, wie mit einem Sonargerät.“

      „Na hallo, da wissen wir ja endlich, was wir wissen wollen.“ Hendrik blickte bei diesen Worten mit gewichtiger Miene in die Runde, während er dabei war, sich den nächsten Rollmops mit einem Bissen in den Mund zu schieben.

      Da ihr Bruder im Gegensatz zu Thorsten keineswegs dazu neigte, seine Mitmenschen auf den Arm zu nehmen, um deren Reaktion auszutesten, konnte sich Kirsten über diese Einschätzung wieder einmal nur wundern.

      „Was sollen wir wissen“, fragte sie noch immer gereizt.

      „Nun ja“, gab sich Hendrik gnädig, der bereits vermutet hatte, dass seine Schwester nur Bahnhof verstanden hatte, „das ist so,.....“ Er kam nicht dazu den Satz zu vollenden. Alfred mischte sich ein und erklärte mit ungewohnt ruhiger Stimme: „Ein Sonar, dass ist so ein Teil, damit kann man Sachen unter Wasser orten.“

      „Genau“, unterbrach jetzt Hendrik wieder, der sich die Gelegenheit, seiner Schwester einmal wieder seine technische Überlegenheit vorzuführen, nicht entgehen lassen wollte.

      „So was braucht man nämlich, um Fische beim Angeln ausfindig zu machen.“

      Auf diese Auskunft hin sagte erst einmal keiner mehr etwas. Der Junge war richtig zufrieden mit sich selbst. Es hatte doch Vorteile, wenn man nicht immer nur den Bücherwurm spielte, sondern hin und wieder auch mit dem Papa hinaus auf den See fuhr, um Fische zu fangen.

      „Fische?“

      Kirsten verstand wirklich nur Bahnhof.

      „Oder auch U-Boote zum Beispiel.“

      Jetzt war wieder Thorsten am Ball, der es genoss zu sehen, dass auch Hendrik nicht wirklich verstanden hatte, worum es eigentlich ging.

      „Also, ich hab’ gesagt, wie so eine Art Sonargerät. Im Grunde geht es aber wohl darum, mit Hilfe der Kugel nach einer weiteren Kugeln zu suchen. Ich persönlich finde eigentlich, dass der Ausdruck Funkortung das besser trifft, was die vorhaben.“

      „Funkortung? Du meinst so etwas wie das, was man mit dem GPS macht?“

      Snotra ergriff die Gelegenheit, um klar zu machen, dass „auch ein Mädchen durchaus so etwas wie ein technisches Grundverständnis entwickeln“ konnte. Seit sie bemerkt hatte, dass ihr Vater ihre ältere Schwester ständig mit diesem Thema auf den Arm nehmen konnte, weil die tatsächlich noch nicht einmal wusste, „wie ein Ventil am Fahrrad funktioniert“, hatte sich das Mädchen erst einmal eines von diesen schlauen Büchern gekauft, in dem steht, wie was funktioniert. Danach dann hatte sie sich hingesetzt und im Internet nach Zusatzinformationen gesucht.

      Sie hatte deshalb durchaus eine Ahnung von dem, worüber Thorsten gerade sprach. Was sie jedoch nicht verstand war, was das mit der blauen Kugel und deren magischen Kräften zu tun hatte. Auf ihre entsprechenden Fragen konnte auch Thorsten nur eine ausweichende Antwort geben.

      „Ich weiß auch nicht genau, aber das muss wohl darum gehen, dass es mit den Kugeln möglich sein soll, irgendeinen Schatz oder so was finden. Vermutlich ist der im Wasser versteckt, oder in einer versteckten Stadt, die untergegangen ist oder so. Ich glaube, die wissen selber nicht so genau, wie das gehen soll. Sonst müssten die sich ja auch nicht mit diesem ‚Experten’ treffen.“

      „Wie jetzt? Die suchen nach einer versunkenen Stadt? Sag’ bloß noch, die suchen Atlantis“, mischte sich Kirsten ein. „Was weiß denn ich“, wiegelte der Freund ihres Bruders ab, da er von Atlantis nun wirklich noch nie etwas gehört hatte. „Ich hab’ mehr den Eindruck, es geht um den Schatz der Nibelungen oder so. Irgendetwas Wertvolles jedenfalls. Etwas jedenfalls, was in einem Fluss oder in einem See zu finden ist. Auf jeden Fall sind sie der Ansicht, dass sie dafür mindestens zwei von diesen blauen Kugeln brauchen. Sie haben wohl vor, die Teile wie Sender und Empfänger einzusetzen, weil die damit in der Lage sind, das auch zu orten, was sie suchen und zugleich dessen Position zu bestimmen.“

      Es war Thorsten anzumerken, dass er jetzt wirklich am Ende seines Lateins angekommen war.

      Snotra hatte ihm aufmerksam zugehört und jetzt Mühe ihre innere Aufregung zu verbergen. Sie dachte jetzt so angestrengt nach, dass sie Hendriks Frage völlig überhörte. Der Junge reagierte genervt. Während er mit der Hand wie ein Scheibenwischer vor ihrem Gesicht hin und her fuchtelte, erkundigte er sich danach, ob sie in Bayern um diese Zeit immer ihre Schlafstunde abhielt.

      Verwundert sah ihn das Mädchen an. Doch bevor es antworten konnte, hatte sich seine Schwester eingemischt: „Kann es sein, dass ‚blaue Kugel’ nur so ein Codewort ist, das die verwenden, um zu verhindern, dass jemand versteht, was die wirklich vorhaben?“

      Kirstens Spezialität war es ‚um die Ecke zu denken.

      6. Kapitel

      In der Schule brachte ihr das regelmäßig unfreundliche Kommentare von Seiten der Lehrer ein, die aus ihren Antworten die Schlussfolgerung zogen, dass sie nicht aufgepasst hätte. Wenn es darum ging kniffelige Probleme zu lösen, wie beispielsweise schwierige Kreuzworträtsel, hatte ihr diese Fähigkeit jedoch regelmäßig geholfen. Das hatte selbst ihr Bruder anerkennend zur Kenntnis nehmen müssen und deshalb verkniff er sich jetzt auch jede blöde Bemerkung.

      „Ich denk’ mal eher nicht,“ nahm auch Thorsten die Frage völlig ernsthaft auf, „sonst hätte der Mensch mit der Halbglatze doch wohl kaum die Kugel von Alfred geklaut, oder?“

      Das Argument leuchtete auch Kirsten ein.

      „Vielleicht sollten wir ganz einfach so tun, als ob wir noch so eine Kugel haben und die so dazu bringen, mit uns Kontakt aufzunehmen,“ schlug Alfred vor, „dann erfahren wir schon, was die wirklich vor haben.“

      „Geniale Idee.“

      Jetzt geriet sogar Hendrik in Rage.

      „Und wie bitte stellst du dir das schon wieder vor?“

      „Ganz