Jay Baldwyn

Der Fluch von Capatineni


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      Jay Baldwyn

      Der Fluch von Capatineni

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Impressum neobooks

      Kapitel 1

      Es war eine stürmische und regnerische Nacht, in der man sprichwörtlich keinen Hund vor die Tür jagte. Das jämmerliche Heulen stammte deshalb auch nicht von Hunden, die man aus Sicherheitsgründen mit den Schafen oder Ziegen im Stall schlafen ließ, sondern von den Wölfen der näheren Umgebung.

      Dem jungen Mädchen schien das Unwetter nichts auszumachen. Unbeirrt setzte es seinen Weg von dem kleinen Friedhof durch das in tiefem Schlaf liegende Dorf fort, bis es schließlich am Haus der Eltern ankam.

      Mioara Udoi schreckte aus dem Schlaf hoch, als es an der hölzernen Tür klopfte. Ihr Mann Razvan, der Schäfer, drehte sich auf die andere Seite, während er Laute des Unmuts ausstieß.

      »Wer kann mitten in der Nacht etwas von uns wollen?«, fragte Mioara, »ob ein Unglück geschehen ist?«

      »Bin ich Hellseher?«, grummelte Razvan, »sieh nach, dann weißt du Bescheid!«

      Die Frau zog ihren verschlissenen Wollmantel an und ging zur Eingangstür. Unterwegs beruhigte sie ihre vier Kinder, die allesamt wach geworden sich die Augen rieben.

      »Schlaft weiter, es ist nichts«, flüsterte sie. Als sie die Tür öffnete und einen Schwall feuchter, kalter Luft hereinließ, stieß sie einen Schrei des Entsetzens aus. »Dakaria, bist du das? Aber wie kann das sein?« Dann versagten ihr die Beine, sodass sie sich an der Wand abstützen musste.

      »Was willst du hier?«, fragte Razvan, der unbemerkt hinter sie getreten war, »wir haben dich vorige Woche begraben. Deine Wohnung ist jetzt im Reich der Toten und nicht mehr bei uns.«

      »Willst du deine Tochter nicht hereinlassen, Tatăl? Ich dachte, du freust dich, mich wiederzuhaben.«

      »Nenn mich nicht Vater! Unsere Tochter liegt unter der Erde. Ich weiß nicht, wer oder was du bist.«

      »Aber, tata, erkennst du mich nicht? Ich bin Dakaria.«

      »Jetzt lass sie doch um Gottes willen herein, bevor die Nachbarn noch etwas mitkriegen«, sagte Mioara.

      »Danke, Mama.«

      »Ich habe gesagt, du sollst uns nicht Vater und Mutter nennen«, schimpfte Razvan, »so eine Höllengeburt wie du hat keine Eltern, höchstens den Teufel.«

      Mioara zog ihre Tochter am Ärmel ins Haus und dirigierte sie zur Feuerstelle, in der noch etwas Glut brannte.

      »Ich mache dir erst einmal einen heißen Tee, und dann musst du aus den nassen Sachen raus. Du holst dir ja den …« Mioara hielt erschrocken inne.

      »Speise und Trank braucht dieses Ding nicht mehr, und nasse Kleidung macht ihm auch nichts aus. Den Tod kann es sich nicht mehr holen, denn der hat sie schon. Ich habe immer gesagt, sie ist eine Hexe. Aber du wolltest ja nicht hören. Wir hätten sie in ihrem Sarg fesseln sollen oder ihr ein Kreuz auf die Brust legen, zumindest aber eine mit Gras bewachsene Erdscholle auf ihren Mund oder ihre Stirn legen sollen. Das hilft gegen Wiedergänger. Ich habe schon so etwas geahnt und darauf geachtet, dass keine Bänder, Schleifen, Zipfel ihres Kleides oder des Totentuchs und keine Blumen ins Gesicht oder in den Mund hingen, damit sie nicht ihre Geschwister oder uns nachholt. Doch es hat alles nichts genutzt, wie man sieht.«

      »Lass doch, Razvan! Sie ist doch unser Kind. Vor Kurzem hast du noch bittere Tränen an ihrem Grab vergossen.«

      »Ja, da habe ich sie auch noch nicht in ihrem Sarg schmatzen gehört. Sieh nur! Sie sieht gesünder als vorher aus. Wahrscheinlich weil sie dir die Lebenskraft ausgesaugt hat. Du bist die letzten Tage immer elender geworden. Wenn sie ihr schauriges Werk fortgesetzt hätte, wärst du noch an Auszehrung gestorben. Sie ist ein Nachzehrer, der dir alle Kraft raubt. Hat sie dich aus ihrer Grube gerufen oder ist sie gedanklich mit dir in Verbindung getreten?«

      »Weder noch. Sonst hätte ich doch nicht so einen Schreck bekommen, sie zu sehen. Was machen wir denn jetzt? Die Leute aus dem Dorf werden Fragen stellen.«

      »Wir sollten ihr einen Pfahl ins Herz rammen und sie dorthin zurückbringen, wo sie hergekommen ist.«

      Plötzlich ertönte ein klägliches Weinen. Lacrima, die Jüngste unter den Geschwistern, konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Auch Sinka und Traian, die nur jeweils zwei und vier Jahre älter waren, kämpften mit den Tränen. Nur Petre, der Älteste, behielt die Nerven.

      »Warum schickt ihr sie nicht zur Burg? Die Gräfin Luena soll einen ungeheuren Verschleiß an Dienstboten haben. Erst neulich waren ihre Häscher wieder im Dorf«, sagte Petre, »und sie kommen bestimmt wieder. Wenn euer Verdacht stimmt, wird man ihr da oben nichts anhaben können.«

      »Das ist eine gute Idee«, meinte Razvan, »soll sie doch unter dem adligen Gesindel etwas aufräumen.«

      »Scht, wenn dich einer hört!«, ermahnte Mioara ihren Mann, »du redest dich noch um Kopf und Kragen. Wärst du damit einverstanden, mein Kind?«

      Dakaria zuckte mit den Schultern. »Hier bin ich ja nicht willkommen. Ich wollte schon immer mal wissen, wie man in diesen Kreisen so lebt.«

      »Stell dir das nicht so einfach vor«, sagte Petre, »die Gräfin gilt als unerbittlich und grausam.«

      »Jetzt rede es ihr nicht wieder aus. Der Vorschlag kam doch von dir.« Razvan sah seinen Sohn böse an.

      »Ich werde schon mit ihr fertig werden. Schlimmer als hier, wo mich keiner will, kann es nicht sein.«

      Lacrima fing wieder an zu weinen. »Ich will dich. Du hast mir immer so schöne Geschichten erzählt«, sagte sie kläglich.

      »Ja, ich will auch, dass du hier bleibst«, meinte Traian, und Sinka nickte heftig, um im nächsten Moment auf Dakaria zuzustürzen und sich an ihr festzuklammern.

      »Komm da weg! Du bist noch zu klein, um zu verstehen, was hier passiert.« Razvan riss Sinka von Dakaria weg und verpasste ihr eine Ohrfeige.

      »Im Schlagen seid ihr groß«, sagte Dakaria, »ich habe nicht die Pest, dass man sich vor mir fürchten müsste. Vielleicht habt ihr mich ja lebendig begraben. Habt ihr einmal daran gedacht?«

      »Unsinn, der Doktor