Tibor Simbasi

Der Teufel trug Jeans


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      Tibor Simbasi

      Der Teufel trug Jeans

      Verfluchte Väter

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1 Erste Schritte

       Flucht in den Westen

       Gemischte Gefühle

       Ernüchterung

       Alles nette Nachbarn ?

       Mißbrauch des eigenen Sohnes

       Alltag mit einem Tyrannen

       Außenseiter der Gesellschaft

       Sklaventreiber ohne Skrupel

       Abgehauen

       Schmerzhafte Liebe

       Das Leben geht weiter

       Unerklärlich

       Der `schwere Unfall`

       Verkauft

       Langsam kam der Hass

       Ausziehen oder untergehen

       Verfluchte Väter

       Gemeiner Apfelbaum

       Feige bis zum Ende

       Wir leben im Paradies

       Impressum neobooks

      1 Erste Schritte

      Krampfhaft umklammerte ich das lange, schwere Stück Holz und prüfte die Lage. Sollte ich, oder sollte ich nicht? Was würde passieren, wenn ich es tun würde? Da stand er am Rande vom Gemüsebeet, groß und stark, unbesiegbar. Nach Abwägung aller Risiken stand ich auf verlorenem Posten, aber die Versuchung war zu groß, die Wut in mir war stärker als die Angst. Mutig drehte ich mich halb um die eigene Achse, ein letzter abschätzender Blick dann brach es heraus. „He Alter komm her, damit ich dir die Bohnenstange vor den Kopf hauen kann“. Und er kam, das ließ er nicht auf sich beruhen. Was hat der mir den Hosenboden stramm gezogen, ich bezog eine gehörige Tracht Prügel und musste sofort in das Bett. Der Kalender zeigte 1957, ich war gerade mal 4 Jahre alt. Wir waren im Garten um Stangen, für die ein paar Tage zuvor gesäten Bohnen, die nun aus dem Boden trieben, zu setzen. Der Vater hatte am Tag zuvor meinen Bruder Konrad mit seinem Ledergürtel verprügelt. Der Anlass war unwichtig, Schläge zählten zum Tagesablauf. Schon bei der kleinsten Verfehlung wurden wir brutal gezüchtigt. Diese dem Vater gegenüber zugegeben, doch sehr freche Aufforderung, zeigt ein schon damals sehr angespanntes Verhältnis zwischen Vater und Sohn auf. Eine Verbindung die in Verachtung, blanker Verzweiflung und letztendlich puren Hass enden sollte.

      Wir wohnten zu jener Zeit in einem alten Einfamilienhaus am Rande eines kleinen Dorfes nicht weit von Leipzig entfernt. Eine noch kleine Familie: Vater, Mutter, der 2 Jahre älterer Bruder Konrad, nun ich, und zwei Mädchen, Rosel und Ingeborg. Das Haus war über einen, von vielen Schlaglöchern übersäten Feldweg zu erreichen. Zur unmittelbaren Nachbarschaft zählten zwei weitere kleinere Anwesen. Eines befand sich rechts, ein weiterer Bauernhof, links von unserem Wohnhaus. Bereits wenige Meter hinter den drei Häusern bildete ein riesiger Mischwald, die natürliche Grenze zum Dorf. Meine Eltern waren sehr einfache und arme Leute. Der Vater arbeitete in der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft, kurz der LPG. So nannte man in der damaligen DDR die zwangsweise zusammengeschlossenen Bauernhöfe. Als Vorbilder dienten die Kolchosen in Russland. Befestigte Strassen gab es wenige. In unserem kleinen Dorf gab es nur eine halbwegs befahrbare Hauptstrasse. Sie war aus Pflastersteinen erbaut, sonst waren da nur Sandstrassen oder Feldwege. Im Ort gab es einen kleinen Lebensmittelladen, in dem aber sehr selten etwas zu kaufen war. Entweder es gab einfach nichts oder die Leute mussten lange auf neue Ware warten. Eine kleine Poststation, ein Gasthof, der nur bei besonderen Anlässen, wie etwa einer Hochzeit oder einer Parteiversammlung geöffnet wurde und eine kleine Schule. Um den Ort herum sah man viele Äcker, auf denen allerlei Getreidesorten und Kartoffeln angebaut wurden. Vor allem aber waren da große farbenprächtige Wiesen mit sehr vielen Blumen. Eine Farbenvielfalt, so schön bunt, wie man das heute leider nicht mehr sieht. Etwas außerhalb des Dorfes befanden sich die großen Stallungen der LPG, in denen Schweine und Kühe gehalten wurden. Dort arbeiteten die Leute des Dorfes für wenig Geld, zum Wohle des Bauernstaates, wie die Partei es den Leuten immer wieder einredeten. Um über die Runden zu kommen haben alle Familien, neben der Tätigkeit bei der LPG, auch privat, meistens noch zwei, drei Schweine gehalten. Hühner und Enten liefen überall frei herum. Außerdem besaß jede Familie natürlich einen kleinen Garten mit viel Obst und Gemüse. Der war, wie damals üblich, direkt vor dem Haus angelegt. Eigentlich eine sehr idyllische Landschaft ohne die Hektik der heutigen Zeit. Eigentlich hätte man da eine schöne, ruhige Kindheit verbringen können. Eigentlich! Aber leider gab es da ja noch den Vater und der war ein Tyrann, einer der uns das Leben zur Hölle machte. Und er war faul, sehr faul. Das Wort Arbeit muss wohl für ihn ein Fremdwort gewesen sein.

      Zu jener Zeit war die LPG in Brigaden aufgeteilt. Die einzelnen Brigaden wiederum wurden als verschiedene Kreisverbände geführt. Jede Brigade war nur für einzelne Bereiche wie etwa Schweinezucht, Rinderzucht oder Ackerbau zuständig. Damit nun Frauen, die ja auch alle mitarbeiteten, morgens die Kinder für den Schulbesuch herrichten und das Mittagsessen vorbereiten konnten, wurden sie meistens zu späteren Zeiten als die Männer für die Arbeit eingeteilt. Damals gab es kaum Traktoren oder sonstige moderne Maschinen. Die schwere Feldarbeit wurde zum Großteil mit der Hilfe von Pferden bewältigt. Irgendwie schaffte es der Vater stets sich davor zu drücken und wurde zum Stalldienst eingeteilt. Dort war die Arbeit nicht so hart wie auf dem Feld. Das Vieh wurde gefüttert, die Stallungen ausgemistet, die Kühe gemolken. Damals natürlich alles von Hand. Doch auch hier fand er nur allzu oft erfolgreich einen Weg, der Arbeit nicht zu begegnen.

      Hatte der Vater mal wieder keine Lust morgens um 5 Uhr aufzustehen um die Kühe zu melken, wurde eben eine Krankheit simuliert und die Mutter zum Melken geschickt. Da wurde auch nicht höflich gefragt, „kannst mal für mich einspringen“, da wurde einfach befohlen, „Olle geh mal die Kühe melken, ich bin krank“. Meine