Katja Piel

Kuss der Wölfin - Trilogie (Fantasy | Gestaltwandler | Paranormal Romance | Gesamtausgabe 1-3)


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      „Na siehst du. Du bist ein Mensch der Renaissance. Du rechnest einfach nicht damit, dass es eine Durchleuchtungsmaschine wie das Internet gibt, mit der jeder alles über jeden herausfinden kann.“

      „Das ist ein schwacher Trost. Ich hatte vierhundert Jahre, um mich anzupassen.“ Er strich mir tröstend übers Haar, und ein leises Kribbeln erwachte in meinem Bauch. „Wichtig ist erst mal, dass du in Sicherheit bist. Ich nehme an, dir ist niemand bis hierher gefolgt?“

      „Ich glaube nicht. Allerdings habe ich eine Blutspur hinterlassen. Sie können sicher meine Witterung aufnehmen.“

      „Dann brauchen wir Hilfe.“

      „Kann ich nicht einfach hierbleiben, bis es mir wieder besser geht?“

      „Und dann? Zurück in deine Wohnung und darauf warten, dass sie dort einen Häuserkampf anfangen? Mit Alexa direkt daneben? Nein, finde ich nicht gut.“

      „Du hast recht. Ich muss untertauchen.“ Heiße Tränen brannten mir in den Augen. Ich hatte es so satt. Ich wollte nicht gehen, aber wenn ich blieb, brachte ich Menschen in Gefahr, die mir lieb waren.

      „He“, flüsterte er und rückte näher. „He. Nicht weinen. Alles wird gut.“

      „Ich weine nicht“, schluchzte ich. Er hob die Bettdecke an und schlüpfte darunter. Ich presste mich gegen seinen warmen Körper und lehnte die Stirn gegen seine Schulter. Oh, er roch so gut. Ich konnte seine Muskeln spüren, als er mich in den Arm nahm und sanft streichelte. Jede seiner Berührungen hinterließ eine Feuerspur auf meinem geschundenen Körper. Er küsste zart meine Stirn, meine Wangen, meine Augenlider. Ich vergrub die Hände in seinen Haaren. Mein Atem ging schneller, mir wurde warm, und letzte Reste von Schmerz wurden aus meinem Körper gespült. Ich schlang ein Bein um ihn und zog ihn noch näher. Jetzt kamen seine Lippen auf meine, und seine Zunge verschaffte sich zart Einlass. Er war ganz vorsichtig und schüchtern, als hätten wir nicht auf der Uni-Party einen halsbrecherischen Quickie geschoben. Ich wusste, hier passierte genau das, was nie wieder hätte passieren sollen, aber ich bremste ihn nicht, als er sich vorsichtig auf mich legte und mit einer Hand den Bademantel öffnete. Im Gegenteil, ich half ihm dabei, wand mich aus dem hässlichen Frotteeteil und beförderte es über den Rand aus dem Bett.

      Beim letzten Mal hatte ich kaum etwas von seinem Körper gesehen. Jetzt zog ich ihn gennussvoll aus und bewunderte jedes Stückchen Haut, das ich freilegte. Er war sehr schlank und gut trainiert. Seine Haut hatte einen tiefen Bronzeton nach dem langen, heißen Sommer. Als ich seine Gürtelschnalle öffnete, stöhnte er leise und wand sich auf mir. „Aua...“

      „Oh, entschuldige!“ Er hielt sofort inne und sah besorgt auf mich hinunter. „Meine Beine“, flüsterte ich. „Vorsicht.“ Er rollte sich behutsam von mir und schmiegte sich an mich. „Wir sollten aufhören...“, murmelte er, während ich ihn von seinen Jeans befreite. „Du bist nicht gesund... und überhaupt...“ Sein Körper sprach eine andere Sprache. Durch seine engen schwarzen Boxershorts konnte ich überdeutlich seine Erektion spüren. Ein warmes Ziehen erwachte zwischen meinen Schenkeln. Ich wollte, dass er mich dort berührte, mein Feuer löschte, wollte ihn in mir spüren, sofort!

      Ich zog ihm die Boxershorts herunter und umfasste sein Geschlecht mit der Hand. Er stöhnte und drängte mir entgegen, während er ungeschickt versuchte, mir das T-Shirt hochzustreifen. Ich führte ihn dorthin, wo ich ihn haben wollte, und überließ mich seinem Rhythmus. Er küsste meine Brüste, während er sachte in mich stieß. Ich umschlang ihn mit Armen und Beinen und zog ihn ganz nah. Er hätte mich auch härter nehmen können, aber er ließ Vorsicht walten und bemühte sich, die Verletzungen an meinen Beinen nicht zu berühren. Ich hörte mich selbst laut stöhnen, während ich mich vor Lust unter ihm wand. Als ich kam, meinte ich für einen Augenblick, ohnmächtig zu werden. Fast gleichzeitig schoss auch Sam seine heiße Flut in mich und brach keuchend auf mir zusammen.

      „Wir dürfen das nicht tun“, flüsterte er. „Wir müssen aufhören damit. Es macht uns alle unglücklich.“ Ich streichelte seine Haare. „Ich weiß. Manchmal ist es besser, unglücklich zu sein, als gar nichts zu fühlen.“ Er stützte sich auf die Ellenbogen und sah zu mir hinunter. „Ich liebe dich, Anna.“

      „Ich liebe dich auch, Sam.“

      „Aber ich kann nicht...“

      „Ich weiß. Du sollst ja auch gar nicht.“ Das war mein Ernst. Natürlich wollte ich ihn gerne für mich haben. Ohne schlechtes Gewissen mit ihm schlafen, Hand in Hand durch den Park gehen, auf Partys eng umschlungen tanzen. Aber mein Leben war in Gefahr. Eine Beziehung konnte ich mir nicht vorstellen. Wo wollten wir Zeit miteinander verbringen? Auf der Flucht? Ich wusste ja nicht einmal, wie es weitergehen sollte.

      Davon hatte immerhin Sam eine Idee.

      „Ich werde meinen Vater anrufen“, sagte er. „Er muss dir helfen. Er hat bestimmt noch ein paar Kontakte von früher.“

      17. Kapitel

      In den Wäldern bei Bedburg, Mai 1590

       «Es wird ein Junge. Mütter spüren so etwas.»

      Längst hatte Imagina den Zauberfrühling rund um ihr Heim in den echten übergehen lassen. Die Luft war frisch und angefüllt mit Blütenduft, und das Kind in Sibils Bauch strampelte fröhlich.

      Sibil war schon lange nicht mehr beweglich. Ihre Pflichten in Haus und Garten hatte sie abgegeben. Rosa und Marcus sprangen für sie ein, und einen Teil der Arbeit erledigte auch der neue Schüler Mattis, der seit wenigen Wochen bei ihnen war. Er war ein nicht mehr ganz junger ehemaliger Ziegenhirte, der einem Werwolfangriff zum Opfer gefallen war, als er versucht hatte, seine Herde zu beschützen. Seinen Angreifer beschrieb er als einen untersetzten, schwarzhaarigen nackten Mann, der sich vor seinen Augen in eine Bestie verwandelt hatte. Sibil dachte an Utz und schauderte.

      "Warum unternehmen wir nichts gegen sie?", fragte sie Imagina. "Warum dürfen sie ungestört im Wald hausen und ihren Fluch verbreiten?" Imagina seufzte. "Wir können wenig gegen sie ausrichten. Du weißt, dass wir sie nicht töten können, ohne selbst dem Fluch zu erliegen. Indem wir sie töten, stärken wir ihre Reihen und lichten die unseren... Deshalb haben wir uns darauf geeinigt, uns gegen sie zu schützen und zu versuchen, ihnen möglichst viele Neuankömmlinge abzujagen."

      "Und die Menschen? Wenn man ihnen klar machen würde, wer sie mordet und ihr Vieh stiehlt - würden sie nicht mit Mistgabeln und Pflugscharen anrücken und die Wölfe niedermachen?"

      "Wir haben alle einen Eid geschworen. Die Uneingeweihten sollen unwissend bleiben. Auch du hast diesen Eid geschworen, Sibil." Sibil nickte und verschränkte die Finger auf ihrem Bauch. Das Kleine trat heftig, als würde es den Unwillen der Mutter spüren.

      Sibil erinnerte sich an ihren ersten Vollmond: Im Steinkreis auf der kleinen Insel hatte sie ihn erwartet, begleitet von Imagina, Rosa und Marcus, die ihr eine richtige Familie geworden waren. Als der Mond aufgegangen war, hatte Imagina alte, machtvolle Worte gesprochen, und Sibil war buchstäblich aus ihrer alten Haut geschlüpft. Sie hatte ihr neues Fell gespürt, ihre geschärften Sinne, das Gefühl, fest mit vier Pfoten auf der Erde zu stehen. Die enorme Sprungkraft, die in ihren Beinen lag. Es war die wunderbarste Nacht ihres Lebens gewesen. Auch Marcus hatte sich in einen Wolf verwandelt, und sie waren zusammen durch den Wald gerannt, hatten Kaninchen gejagt und waren schließlich am Fuß eines alten Baumes im Moos eingeschlafen. Seitdem fieberte Sibil den Vollmondnächten entgegen. Sie wusste, sie konnte sich auch zu anderen Zeiten verwandeln, aber Imagina hatte ihr eingeschärft, es nicht zu oft zu tun, damit das Kind in ihrem Bauch nicht überanstrengt wurde.

      Marcus kümmerte sich liebevoll um sie. Er brachte ihr warme Milch und stopfte ihr eine Decke in den Rücken, wenn sie wieder nicht wusste, wie sie sich setzen sollte. Nachts schlief sie in seinen Armen, und sie hatten sich seit ihrem ersten Mal am Teich ungezählte Male geliebt. Marcus schien ihr dicker Bauch nicht zu stören, im Gegenteil, er berauschte sich an ihren praller werdenden Brüsten und üppigen Hüften. Manchmal war es fast, als wäre es sein Kind, was da in ihr heranwuchs.

      Für