Daniel Wächter

Strich


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brummte Meyer,

      Steiner konnte sich vor Lachen kaum mehr halten:

      „Du bist…“, prustete er los und fiel beinahe von seinem Stuhl, „eingepennt und mit dem Kopf auf die Tastatur geknallt. Da du dadurch mehrere Tasten gleichzeitig ‚gedrückt’“ – er umrahmte dieses Wort mit von Händen gemachten Gänsefüsschen – „hast, und der Computer ratlos war, hat er stattdessen lieber gepiepst!“

      „Gopferdammi nomal!“, entfuhr es Meyer.

      Steiner machte eine beschwichtigende Geste und ging auf seinen Kollegen zu.

      „Während deines Nickerchens haben wir unsere Resultate bekommen. Von Ammann und von Fräulein Roggenmoser. Die gute Ledige hat dich beim Schlafen sogar fotografiert!“

      „Diese Ausgeburt der Hölle“, Meyer war immer noch mieser Laune – er merkte, dass er müde war. Er reckte sich und gähnte, während er die Unterlagen Steiners Händen entnahm. Auf einem Papier stand fein säuberlich mit einer Handschrift – unverkennbar Roggenmosers – das Adressverzeichnis aller Freier Petrovas. Ammann – er hatte seinem Mosern zum Trotz tatsächlich eine Suche unternommen – hatte ein weisses A4-Blatt ungefähr zu einem Drittel per Computer mit Informationen über Maria Petrova beschriftet. Meyer wandte sich Petrovas „Lebenslauf“ zu.

      Maria Petrova war 1985 in Sofia geboren worden. Überraschenderweise waren ihre Eltern keineswegs arme Leute, ihr Vater arbeitete zunächst in einer hohen Position bei einem bulgarischen Erdölunternehmen in Varna am Schwarzen Meer. Nach der Wende 1989 wanderte die Familie nach London aus, wo Vater Petrov 1991 mit der Petrov Trading Ltd. eine mittlerweile florierende Handelsgruppe ins Leben gerufen hatte, die hauptsächlich in England, Schottland und Wales im Lebensmittel- und im Modedetailhandel tätig war.

      Die Liste von Petrovas Freier enthielt ein paar sehr interessante Namen. Es waren einige darunter, welche in Zürichs höchsten Polit- und Wirtschaftskreisen verkehrten.

      „Die Petrova war allem Anschein nach so etwas wie eine Edelprostituierte!“, bemerkte Meyer leise. „Aber man kann es ihnen nicht verübeln, Frauen über 45 sind halt sexuell nicht mehr attraktiv. Sehen aus wie ein Faltprospekt!“

      Steiner grinste. „Tja, meine Freundin ist halt erst 24 und ein richtiger Spalt. Hättest dir nach deiner Scheidung auch eine junge anlachen müssen!“

      Als Meyer mit Lesen fertig war, runzelte Steiner die Stirn.

      „Wieso arbeitet eine Tochter aus gutbürgerlichem Hause als Prostituierte?“

      Meyer zuckte die Schultern, gab aber preis, noch am selben Nachmittag eine Reise nach London zu unternehmen.

      „Wieso?“, fragte Steiner.

      „Um ihr Motiv, als Prostituierte zu arbeiten, herauszufinden! Und vielleicht erfahre ich ja auch, wer die namenlose Tote im Wohnwagen ist!“

      „Na toll! Du machst jetzt Ferien! Und ich darf wie ein Esel hier blöd rumarbeiten und Spuren lesen! Vielen Dank!“

      „Ramon! Das sind keine Ferien!“

      „Aber…“

      „Ich werde morgen Abend zurückkommen!“

      „Was mache ich während dieser Zeit?“

      „Du lässt alle Freier hierherhoppeln und befragst sie!“

      „Aber…“

      “Aber Ramon!“, grinste Meyer, „du wolltest doch immer Autorität haben! Jetzt hast du sie! Du jagst Polizisten durchs ganze Land und sie müssen dir gehorchen!“

      Bevor Steiner reklamieren konnte, verliess Meyer das Büro und fuhr mit dem Aufzug zur Etage, wo sich das Büro vom Polizeipräsidenten Philipp Estermann befand.

      „Sie wollen also eine Dienstreise nach London antreten?“, fragte der Polizeichef, nachdem er Meyers Papiere mit Argusaugen beäugt hatte.

      „Ja. Wir haben die Angehörigen des im Shopville gefundenen Opfers ausfindig gemacht. Sie leben in London.“

      „Meiner Ansicht nach können wir auch die Metropolitan Police damit beauftragen, die Nachricht zu überwinden.“

      Meyer schüttelte den Kopf.

      „Nein, ich will mit den Angehörigen selber reden!“

      „Wieso denn?“, wollte Estermann wissen.

      „Erstens besteht bei der mündlichen Überlieferung das Risiko einer Verdrehung der Geschichte und zweitens möchte ich nicht, dass ein Beamter, der noch nie was von Maria Petrova gehört hatte, ihren Eltern über den Tod ihrer Tochter Bescheid sagt!“

      Estermann nickte. „Das verstehe ich. Kann es aber auch sein, dass sie noch rumschnüffeln wollen?“

      „Naja“ Meyer wand sich verlegen. „Ich will mit den Eltern über die Verhältnisse und Beziehungen ihrer Tochter reden. Es ist ja äusserst merkwürdig, dass eine Tochter aus gutem Hause auf den Strich geht.“

      „Okay. Ich werde die Metropolitan Police über ihren Besuch informieren. Sollte sie Ihnen personellen Beistand leisten?“

      „Um Himmels willen, nein!“, winkte Meyer ab. „Kommt nicht in die Tüte!“

      „Von mir aus“, seufzte Estermann, „Aber Sie ermitteln nicht! Denn in diesem Falle müsste ich die Bundesanwaltschaft darüber in Kenntnis setzten und die wiederum müssten das britische Innenministerium informieren. Das wäre dann ein bürokratischer Wahnsinn, und für den haben weder ich noch Dr. Göhner Zeit.“

      „Ich verspreche es!“, sagte Meyer, hob die Hand zum Schwur und ging zur Tür.

      „Gute Reise!“

      „Danke“, entgegnete der Kommissar und verliess Estermanns Büro.

      Per Aufzug fuhr er ins Untergeschoss, wo er seinen RS6 holte. Sein Flug geht gegen zwei Uhr und er hatte schliesslich noch seinen Koffer, der in irgendeinem Schrank in seiner Wohnung vor sich hin gammelte, zu packen!

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