Inge Elsing-Fitzinger

Ein Leben für den Wein


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wieder drangen Soldaten in die Donauregion ein, plünderten und brandschatzten verheerend. Regimenter wurden einquartiert.

      Zahlreiche Klöster hatten in der Wachau ihre Weingärten und Lesehöfe. Der köstliche Traubensaft erfreute nicht nur den Gaumen der geistlichen Obrigkeit. Auch weltliche Herrscher genossen diese Köstlichkeit und übten ihre Macht aus. Schwer trafen die Bevölkerung die horrenden Abgaben und Robotleistungen. Den Weinbauern und Bauern wurde befohlen, je nach Größe ihres Besitzes, Taglöhnerarbeit oder Fuhrwerksdienste zu leisten. Ein Zehent, der zehnte Teil einer Nutzung musste abgeliefert werden. Der Hühnerdienst zur Faschingszeit, Eier- und Käsedienst zu Ostern, der Traidingpfennig und der Weidpfennig brachten die fleißigen Menschen oft in harte Bedrängnis. Viele hungerten und darbten dahin.

      Martin erhielt eine Besoldung als Schulmeister von der Pfarre. Für den Taglohn von fünfeinhalb Pfennig konnte er sich fünf Semmeln kaufen, oder einen halben Laib Brot, oder ein Pfund Rindfleisch. Da er auch noch den Kirchendienst versah, erhielt er zusätzlich eine geringe Entschädigung. Es war eine abenteuerliche Zeit. Martin half ausgebrochene Tiere wieder einzufangen, Brände zu löschen, Sandsäcke aufzutürmen gegen die bisweilen tobenden Wassermassen des Stroms.

      1682 war eine Überschwemmungskatastrophe schrecklichen Ausmaßes. Alle Keller standen unter Wasser, alle Ställe. Das Vieh musste eiligst in die höher gelegenen Weingärten getrieben werden. Viele Tiere und Menschen verloren ihr Leben. Die Uferregion, die Häuser waren völlig vermurt. Wochen und Monate schufteten die braven Leute, um wieder ein würdiges Dasein führen zu können.

      Die feindlichen Truppen zogen weiter Richtung Wien. Martin wagte sich bisweilen auch über die Holzbrücke ans andere Ufer. Nach Abzug der Schweden im Jahr 1650 standen viele Häuser in der Wachau leer und zahlreiche Wein- und Obstgärten waren vernichtet.

      Durch Zufall traf Martin Botschafter, die Kunde aus der Heimat brachten. Bald fand er auch Mittel und Wege, Botschaften in die Heimat zu schicken. Die Sehnsucht nach seinen Lieben war allemal zu groß.

      Solcherart gelang es ihm, seine Schwestern nach und nach zu sich in die Wachau zu holen, wo er sie mit bestmöglichen heiratsfähigen Männern verehelichte. Eine seiner Schwestern nahm den Bader von Weißenkirchen zum Mann. Dieser genoss neben den üblichen Dienstleistungen auch als Zahnzieher den besten Ruf.

      Im Laufe der Jahre war Martin Notz ein echter Wachauer geworden, der versuchte sein Leben hier nach besten Kräften zu bewerkstelligen. Seine Frau gebar ihm einige Söhne und ein niedliches Töchterchen. Das Familienglück schien vollkommen. Martin war ein angesehener Mann geworden, von jedermann geachtet und geschätzt.

      1683 belagerten die Türken von Juli bis September zum zweiten Mal die Stadt Wien. Osmanische Krieger plünderten die Gegenden. Im Kupfertal, gegenüber von St. Michael errichtete Martin mit anderen Bürgern der Wachau eine Sperrmauer. Glücklicher Weise kam kein Türke bis zu dieser Sperre. Die Bewohner nördlich der Donau, wo Martins Schwestern ihre neue Heimat gefunden hatten, mussten kaiserliche Truppen einquartieren und Proviant liefern. Abermals wurden zahlreiche Felder und Weingärten verwüstet. Der Schaden war immens, Hunger und Not an der Tagesordnung.

      Nach dem Tod Martins setzte einer seiner Söhne den Unterricht fort. Viele Bewohner dieser Region konnten bereits lesen und schreiben.

      Not gebiert Großes. Meister Martin Johann Schmidt, der „Kremser Schmidt“, und bedeutendster einheimische Maler, wurde 1718 in Grafenwörth geboren. Er schuf mit seinen Schülern herrliche Werke, die weit über die Grenzen des Landes hinaus Anerkennung fanden. Seine prächtigen Werke begegnen uns allerorts in den Kirchen des Donautals.

      Baumeister Jakob Prandtauer erbaute in dieser Zeit den St. Pöltnerhof in Joching, die Straße am rechten Donauufer wurde verbreitert.

      Doch auch Kriegwirren blieben der neuen Generation nicht erspart. 1704, während der Bayrischen Kriege, gab es wiederum viele Einquartierungen und Plünderungen.

      Die Familien waren teils Schiffer, teils fleißige Winzer, die ihre Weingärten mit Sorgfalt und Liebe betreuten.1728 schmeckte der Most wie Zucker und wegen der großen Weinernte gab es in den folgenden Jahren einen Weinüberschuss, der die Preise gewaltig drückte.

      Die schon im 1349 von Schiffsleuten aus dem Orient eingeschleppte Pest, breitete sich im Laufe der Jahrhunderte immer wieder aus. Im Jahr 1730 forderte die Seuche viele Opfer. Familie Notz hatte ebenfalls einige Todesopfer zu beklagen.

      1741 mussten die Wauchaubewohner während des Österreichischen Erbfolgekrieges hohe Kriegstribute nach Dürnstein leisten. Bergleute schürften auf dem Arzberg Zink und Eisenerz, Blei und Kupfer. Die Menschen lernten das in den Kupfersiederein gewonnene Kupfervitriol zur Schädlingsbekämpfung zu verwenden. Mit dem „grünen Süppchen“ besprengten sie die kränkelnden Weinstöcke. Viel Schaden wurde in der Region durch diese glorreiche Entdeckung verhindert.

      1770 wurden die ersten Volkszählungen durchgeführt. Jedes Haus bekam eine Nummer.

      1805 hatte Kaiser Franz, gemeinsam mit den Russen den Kampf gegen Napoleon I. aufgenommen. Dieser rückte in Eilmärschen gegen Wien. Französische Truppen zogen durch Weißenkirchen, Joching, Wösendorf und St. Michael. Das Österreichische Heer wurde bei Ulm geschlagen. Die russischen Truppen unter General Kutusow hatten die Steinerbrücke passiert und sie vor nachrückenden Franzosen in Brand gesetzt. Sie wollten sich so rasch wie möglich mit Russischen und Österreichischen Einheiten in Znaim vereinen. Dass die Franzosen zum Flankenschutz ihrer Truppen drei Divisionen unter Marchall Mortier am linken Donauufer marschieren ließen, war eine absolut unerwartete Überraschung für ihre Gegner. Militärische Verbände trafen bei Dürnstein und Loiben aufeinander. Loiben wurde dreimal erobert und dreimal zurückerobert. Divisionen rückten gegen Dürnstein und Weißenkirchen vor.

      Wiederum litten die Bewohner massiv unter der Besatzungsmacht. Soldaten drangen in Keller ein, berauschten sich und zertrümmerten die Fässer. Den Gemeinden wurde auferlegt, hunderte Eimer Wein in die Lager zu liefern. Die Menschen waren hoffnungslos verschuldet und mussten ein Darlehen aufnehmen.

      Russen und Österreicher, geführt von Feldmarschallleutnant von Schmitt beschlossen, die Franzosen von den Bergen aus anzugreifen. Der ortskundige Jäger von Dürnstein Andreas Bayer führte die kaiserlichen Truppen über unzugängliche, vereiste Wege. Den Pferden wurden Lappen um die Hufe gewickelt, um geräuschlos vorzudringen. Durch diesen schlauen Schachzug gelang es tatsächlich die Franzosen zu besiegen. Loiben blieb als Trümmerfeld zurück. Unterloiben wurde angezündet, die Keller geplündert, das Vieh geschlachtet, die Weinstöcke verbrannt.

      Zum 100. Jahrestag des Gefechtes von Loiben wurde 1905 in den Weingärten zwischen Dürnstein und Loiben das Franzosendenkmal errichtet.

      Jamek – Notz: Eine gelungene Fusion

      Im 18. Jh. war die Familie NOTZ eine angesehene Schifffahrtsfamilie in St. Lorenzi, und betrieb die Rollfähre nach Weißenkirchen. An den Markttagen ließen sich die Bäuerinnen vom rechten zum linken Donauufer bringen. Ausgerüstet mit selbst geflochtenen Strohkörben, begierig nach neuesten Tratschgeschichten, trieben die Menschen regen Handel. Sie tauschten Mitgebrachtes gegen dringend Nötiges, und kehrten nach vielen Stunden wieder wohl gerüstet und um einiges an „Wissenswertem“ reicher zurück auf ihre Höfe. Eine willkommene Abwechslung, die man sich nur in dringlichsten Fällen entgehen ließ.

      Im November 1787 brach dann eine 6 Meter hohe Wasserflut über die Ortschaften herein. Großer Schaden wurde angerichtet. Schiffe aus den Verankerungen gerissen, abgetrieben oder zerstört.

      Anton Notz, 1804-1853, Hausbesitzer –Schiffseigner

      Dieser Mann war ein angesehener Schiffmeister. Er hatte an die zwanzig Schiffleute, die teils mit Flößen und Plätten, aber auch mit einer Siebnerin und mehreren Viererinnen (große Zillen) Güter transportierten. Nach den verheerenden Kriegswirren florierte der Handel bestens. Die Bauern konnten solcherart ihre Waren auf umliegenden