Becca Schwarz

May's Way


Скачать книгу

gewesen. Danke, dass du immer ein offenes Ohr hattest. Ich wünsche mir wirklich, dass wir Freundinnen bleiben und du mich auch mal in Tampa besuchst.“

      „Für dich doch immer May, ich hab dich lieb und wenn Maggie es erlaubt werde ich dich sehr gerne in den Ferien besuchen kommen.“

      Sie umarmt mich fest und wir verdrücken schon jetzt ein paar Tranchen. Als ich mich umdrehe um meine Reisetasche vom Schrank zu holen, frage ich sie ob sie mir beim Packen hilft und sie stimmt zu. So haben wir innerhalb einer halben Stunde alles verstaut was wichtig ist. Gerade als ich den Reißverschluss schließe, klopft es an unserer Zimmertür. Carla geht und öffnet.

       „Ich habe mit deiner Tante telefoniert May und sie ist überglücklich, dass du dich nun doch entschieden hast zu ihr zu ziehen. Wir haben gemeinsam einen Flug für morgen Mittag gebucht. So hast du noch ausreichend Zeit, dich von deinen Freunden zu verabschieden. Gepackt hast du ja schon wie ich sehe.“ Maggie schaut auf meine geschlossene Reisetasche.

      „Ja mit dem Packen bin ich so wie durch. Ich habe ja nicht viel. Es wäre schön wenn du dich um den Verkauf meines Autos kümmern könntest. Das werde ich in der Kürze der Zeit wohl nicht mehr schaffen. Alles Andere ist ja schon lange geregelt. Ich glaube sie braucht dann nur noch das Formular für die Vormundschaft und dann ist alles in Sack und Tüten.“

      Maggie lächelt mich an: „Da hast du vollkommen recht und um dein Auto soll sich Ryan kümmern. Der handelt bestimmt einen guten Betrag dafür heraus. Wir werden dich hier vermissen May, aber du gehörst zu deiner Familie! Werde glücklich!“

      Ich werfe mich in ihre Arme und zum ersten Mal heute brennen mir Tränen in den Augen. In der kurzen Zeit war sie wie eine Ersatzmutter für mich und ist mir sehr ans Herz gewachsen.

      „Ich werde dich unglaublich vermissen Maggie. Vielen Dank für alles, was du für mich getan hast!“

      „Ach Mädchen, ich werde dich auch vermissen! Aber nun seht zu, dass ihr ins Bett kommt. Zumindest du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir.“

      2

      Als wir den Landeanflug auf den Peter O’Knight Airport beginnen, weckt mich die Stewardess und bittet darum, dass ich mich anschnalle und meinen Tisch hochklappe. Ich habe tatsächlich den ganzen Flug verschlafen. Wehmütig denke ich an den Abschied von meinen Freunden zurück. Es war als würden wir uns ewig kennen. Alle haben geweint und ich natürlich auch. Wir haben uns geschworen, zu schreiben und zu telefonieren. Tamara hat mir das Versprechen abgenommen sie wieder besuchen zu kommen. Natürlich habe ich ihr das bestätigt, ich will die Bande ja auch nicht ganz aus meine Leben verlieren. Wir umarmen uns alle lange und ich hatte fast keine Tränen mehr. Carla hat mir noch eine Fotocollage zugesteckt, welche die Mädels in Windeseile heute Morgen noch für mich zusammengestellt haben. Damit ich sie auch nicht vergesse. Als ob ich das könnte. Seit dem Tod meiner Eltern vor knapp 6 Monaten waren diese Mädchen und 2 Jungs meine Familie. Wir haben zusammen gelacht und geweint, uns gegenseitig aufgefangen und Halt gegeben. Ewig werde ich mit ihnen verbunden sein. Carla habe ich nochmals das Versprechen abgenommen, mich in Tampa zu besuchen und sie hat zugestimmt. Ganz sicher wird Tante Elaine nichts dagegen haben.

       Tante Elaine – ein bisschen habe ich schon Angst ihr gegenüber zu treten. Das letzte Mal als ich sie gesehen habe, wurden meine Eltern zu Grabe getragen und ich war nicht sonderlich nett zu ihr, als sie mich bat, zu ihr nach Tampa zu ziehen. Dafür muss ich mich unbedingt entschuldigen. Sie ist ein toller Mensch, hat selber 2 Kinder und ist mit einem Traum von einem Mann verheiratet, der sie zudem auch noch auf Händen trägt und die Kinder vergöttert. Onkel Tim ist ein ziemlich erfolgreicher Geschäftsmann und hat sich in der Bankenwelt als privater Investmentberater einen Namen gemacht. Kaum einer seiner Kunden war von der weltweiten Krise betroffen, was die Nachfrage nach seinen Beraterqualitäten enorm steigerte. Mittlerweile wohnen meine Verwandten deshalb auch in einer Villa unmittelbar am Strand der Tampa Bay.

      Als das Flugzeug ganz sachte auf der Rollbahn aufsetzt entfährt mir ein erleichterter Seufzer. Ich fliege nicht gern, nur wenn es unbedingt sein muss und bin dann wirklich froh, wenn ich wieder festen Boden unter meinen Füßen habe. Als der Ausstieg freigegeben wird, mache ich mich auf den Weg nach draußen. Kaum in der Empfangshalle angekommen, sehe ich schon das riesige Schild mit der Aufschrift >> Herzlich willkommen zu Hause May<<. Sofort schießen mir Tränen in die Augen. Alle 4 sind gekommen um mich zu begrüßen und ich stürze mich zuerst in Tante Elaines Arme. Auch sie weint und beteuert die ganze Zeit wie sehr sie sich freut, dass ich nun endlich da sei.

      „ Es tut mir so unendlich leid, wir furchtbar ich auf der Beerdigung zu dir war Tante Elaine. Ich habe mich unmöglich benommen und dafür möchte ich mich entschuldigen.“

      Sie schaut mich vollkommen entrüstet an.

      „Es gibt absolut nichts, wofür du dich entschuldigen musst meine Kleine. Ich bin so froh, dass du endlich hier bist.“

      Nochmal drücke ich sie fest und wende mich dann Onkel Tim zu.

      „Vielen Dank, dass ich hier bei euch sein darf.“

      „Es gibt auch nichts, wofür du dich bedanken muss May, schließlich sind wir eine Familie und die Familie hält zusammen!“

      Ich strahle ihn an und wende mich dann meinem Cousin Steven und seiner Schwester Trisha zu. Er ist so alt wie ich und sie ist 2 Jahre jünger. Auch mit den Beiden fällt die Begrüßung sehr herzlich aus und ich freue mich, dass ich endlich den Mut gefunden habe, diesen Schritt zu gehen und das Chicago, dass ich kannte, hinter mir zu lassen.

      Die Fahrt verläuft alles andere als schweigend. Wir unterhalten uns über alles Mögliche und sind sehr ausgelassen. Ich fühle mich sofort wohl, verstanden und angekommen. Onkel Tim trägt mir nach unserer Ankunft meine Tasche ins Haus und ich schultere meinen Rucksack. Sie haben mir eins der 3 Gästezimmer hergerichtet. Ich staune nicht schlecht als sie es mir zeigen. Da steht ein wunderschönes Queen-Size Himmelbett, es gibt 4 bodenhohe Fenster mit Aussicht auf die Bay und ich habe ein eigenes und dazu noch ziemlich großes Badezimmer.

      „ Wir haben hier noch nicht viel eingerichtet May. Ich dachte wir gehen morgen gemeinsam schoppen und du suchst dir deine Möbel selbst aus und auch Wandfarbe oder Tapeten sollen natürlich deinem Geschmack entsprechen. Da du jetzt zum Ende der Ferien zu uns gekommen bist, können dann alle Umgestaltungen erfolgen wenn du in der Schule bist. Dann wirst du hier nicht gestört. Apropos Schule, wir haben dich schon auf der gleichen Schule angemeldet, auf die auch Steven geht. Dann kennst du wenigstens schon mal eine Person. Die Lehrer und auch die Schüler sind sehr nett und du wirst unterstützt wo es nur geht. Da du ja aber das letzte Schuljahr als Jahrgangsbeste abgeschlossen hast, mache ich mir nicht allzu große Sorgen, dass du mitkommst.“

      Elaine lächelt mich herzlich an und ich freue mich, ein wenig Stolz in ihrem Gesicht zu lesen.

      „Mum und Dad hätten nicht gewollt, dass ich mich gehen lasse. Sie wollten immer, dass ich auf ein gutes College oder eine gute Uni gehe und mir meinen Traum vom Medizinstudium erfülle. Und das möchte ich mehr denn je und mich auf Notfallmedizin spezialisieren. Wenn dort Fortschritte gemacht werden, kann vielleicht in ein paar Jahrzenten den Menschen vor Ort schon besser geholfen werden und die Mortalitätsrate bei Unfällen sinkt.“

      Schon wieder hat Elaine Tränen in den Augen.

      „Du bist deiner Mutter so unglaublich ähnlich May. Das ist wirklich schön. Die beiden wären so wahnsinnig stolz auf dich. Aber nun erst mal genug davon. Tim hat ein BBQ für heute Abend vorbereitet. Pack du in Ruhe deine Sachen aus und mach dich frisch nach dem Flug. Wir sind dann unten in der Küche!“

      Sie gibt mir einen Kuss auf den Scheitel und lässt mich dann in meinem neuen Reich allein. Ich packe zuerst nur das notwendigste aus, da ich bis jetzt ja noch keinen Schrank habe und gehe dann zu allererst duschen. Nach knapp 3h Flug tut das wirklich gut. Abgesehen davon ist es in Florida nun mal wärmer als in Chicago. Ich flechte meine langen braunen Haare zu einem Zopf, ziehe ein rotes Tanktop an und eine blaue Hotpants und mache mich auf den Weg in die Küche. Dort bereiten Trisha und Elaine gerade Salat zu.

      „Kann