Martin Danders

2050 - Die Vulkane im Rheingraben


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fossile Brennstoffe verfeuert. Ein Klimaabkommen ist bis heute nicht zustande gekommen, weil die Einzelstaaten ihre Wirtschaft nicht schädigen wollen. Die Folge ist nun, dass sich der CO²-Gehalt in der Atmosphäre in den letzten 200 Jahren verdoppelt hat. Damit haben wir jetzt einen CO²-Gehalt wie im Jura, als die Dinosaurier in einem tropischen Umfeld die Erde bevölkert haben. Viele ehemalige demokratische Länder werden von Militärdiktaturen beherrscht. Die Lage der Weltwirtschaft ist 2050 wieder etwas besser, hat aber das Niveau von 2008 nicht mehr erreicht.

      Die Erwärmung des Meerwassers in den letzten Jahrzehnten führte dazu, dass sich das im Meeresboden eingelagerte Methan (CH4) freigesetzt hatte, an die Meeresoberfläche gelangte und sich dort in der Atmosphäre ausbreiten konnte. Methan (CH4) ist ein viermal stärkeres Treibhausgas als Kohlendioxid (CO²). Auch das in Permafrostgebieten, wie zum Beispiel in Russland, im Boden gebundene Methan (CH4) gelangte durch den Verlust der Dauerfrostgebiete in die Atmosphäre. Die Viehzucht wurde in den letzten Jahrzehnten nicht eingeschränkt, sodass auch dadurch der Methangehalt in der Atmosphäre anstieg. Weltweit produzieren Bakterien beim anaeroben, mikrobiologischen Abbau in Müllbergen Methan. Der mikrobiologische Abbau in einem Müllberg kann ca. 60 Jahre dauern. Alle aufgezählten Effekte führten oder führen bis heute zu einer massiven Erderwärmung.

      Bereits im Jahr 2030 war das Erdöl fast vollständig aufgebraucht. Die Industrieländer verfügen noch über einige Reserven, weil sie sich mit militärischer Gewalt die letzten Erdölfelder gesichert haben. Die Verknappung führte auf dem Weltmarkt zu einem enormen Preisanstieg, da auf unserem Planeten nur noch wenige neue Ölfelder entdeckt wurden. Lange hatte man mit Tiefseebohrungen versucht, das drohende Unheil aufzuhalten. Im Jahr 2050 laufen die PKW und LKW mit Elektroantrieb. Aber für die Passagierjets und Hubschrauber verwendet man immer noch die letzten Reste an Erdöl. Als Folge der Erdölverknappung konnten weltweit weniger Düngemittel und Medikamente hergestellt werden, weil Erdöl ein sehr wichtiger Rohstoff für diese Industrie war. Als Resultat gab es eine globale Nahrungsmittelverknappung und eine rapide Verschlechterung der Gesundheitsversorgung.

      Wetterextreme haben in den letzten vierzig Jahren massiv zugenommen. Alle Küstendeiche an der Nordsee wurden 2020 zerstört, trotz der Deicherhöhungsmaßnahmen von 2010 bis 2020. Es gibt bis heute extreme Windgeschwindigkeiten mit Unwettern, weil die Luft durch höhere Temperaturen starke Druckausgleichsbewegungen durchführt. Es ist einfach mehr Energie im System wegen der höheren Temperaturen. In Europa führen die Wetterextreme zu Überschwemmungen, während in der Dritten Welt eine große Trockenheit zu verzeichnen ist. Die Wetterextreme sind bis in die Gegenwart (2050) zu beobachten.

      Viele Pflanzen und Tiere konnten sich nur schwer dem relativ schnellen Temperaturanstieg anpassen. 60 % der Säugetierarten sind 2050 ausgestorben. Dazu gehören leider auch die Eisbären, Gorillas und viele andere Arten. Dieser biologische Vorgang ist nicht reversibel.

      Große Solarkraftwerke wurden in der Sahara gebaut, die aber militärisch geschützt werden müssen. In Afrika gab es in der Vergangenheit folgenschwere Terroranschläge auf die Kraftwerke und die Stromtrassen.

      Heuschreckenschwärme waren in Europa in den letzten Jahrzehnten vermehrt zu beobachten. Sie fraßen blitzschnell die landwirtschaftlichen Anbaugebiete kahl. Sie kamen übers Mittelmeer, weil für sie in Afrika kein Futter mehr vorhanden war. Der Hunger trieb sie über das Mittelmeer. Dieses Phänomen ist bis heute im Jahr 2050 zu beobachten.

      3. Kapitel

      Am nächsten Morgen fahre ich wie immer mit Alpha zur Arbeit. In Breisach angekommen, parke ich mein Auto und gehe ins Büro. Zuerst telefoniere ich mit mehreren Bohrmeistern, um Informationen über die aktuellen Situationen auf den Baustellen zu erfahren. Alles scheint im Moment ganz gut zu laufen. Das kann sich aber in unserem Gewerbe sehr schnell ändern, und ich muss zu einem Bohrturm eilen. Außeneinsätze sind aber ganz gut angenehm. Ich hasse langweilige Tage im Büro, ohne mal rausgekommen zu sein.

      Anna betritt mein Zimmer. Sie sieht heute wieder sehr aufreizend aus.

      „Hallo, alles in Ordnung?“, fragt sie.

      „Ja, fast alles!“

      „Was ist los?“, will sie wissen.

      „Mir juckt wie verrückt mein Schwanz!“

      „Das ist nichts Schlimmes. Das hast du von mir. Das sind irgendwelche Pilze, die ich mir auf einer öffentlichen Toilette eingefangen habe. Ich habe schon mehrfach so eine Selbstbehandlung mit einer Anti-Pilz-Vaginal-Creme gemacht. Im Moment habe ich es im Griff!“, erklärt Anna.

      „Na toll! Dann hast du mich mit deinem Pilz angesteckt. Ich dachte schon, ich hätte einen Tripper!“

      „Nein, das ist kein Tripper!“, beruhigt sie mich.

      „Na, Gott sei Dank!“

      „Pass auf! Ich gebe dir jetzt meine Vaginal-Creme und du gehst auf das Klo und cremst dich da unten ein!“, schlägt sie vor.

      „Okay! Mach ich!“

      Ich laufe zur Herrentoilette, schließe mich in der Kabine ein und creme meinen wichtigen Freund ein. Der Kandidat ist sowieso schon ziemlich mitgenommen wegen der vielen Einsätze bei Anna. In den letzten Wochen hatten wir beide wunde Stellen im Intimbereich. Und jetzt auch noch der Pilz. Ich habe selten eine Frau getroffen, die so offen mit diesen Themen umgeht.

      In der Mittagspause gehe ich mit Kollegen in einer Kantine essen. Das Jucken hat zum Glück etwas nachgelassen. Scheinbar wirkt die Vaginal-Creme auch bei mir. Meine Kollegen bemerken beim Essen meine missliche Lage nicht. Es wird über die Probleme auf diversen Baustellen geredet. Unterm Tisch reibe ich mir mit der linken Hand ständig über die betreffende Stelle.

      Wieder im Büro, schaue ich mir alle wichtigen E-Mails an. Im Jahre 2050 gibt es überhaupt keine Faxe oder Briefe mehr, weil nur noch rechtsverbindliche E-Mails mit Unterschriften versendet werden.

      „Wie geht es deinem Freund?“, fragt Anne per E-Mail.

      „Wieder besser!“, schreibe ich zurück.

      „Kommst du heute Abend zu mir?“, kommt es postwendend.

      „Ja, um circa zwanzig Uhr!“

      Also dann wird es für meinen kleinen Freund heute keine Pause geben. Auf der einen Seite finde ich die Geschichte mit Anne anstrengend, aber anderseits auch ganz gut. Doch so richtig zufrieden bin ich mit ihr nicht. Sie neigt zu Eifersuchtsanfällen, die es in sich haben. Ihr geschiedener Ehemann war ein untreuer Kandidat, der nichts ausgelassen hat. Außerdem hat sie eine schwerstbehinderte Schwester, die von ihren Eltern vorgezogen wurde. Vermutlich ist sie wegen beider Gründe so extrem eifersüchtig. Und gerade wegen ihrer starken Eifersuchtsgefühle sind unsere Bettszenen ausgesprochen unterhaltsam und erlebnisreich. Außerdem hat sie eine leichte Schilddrüsenüberfunktion, die zu sexueller Höchstleistung führen kann.

      Am Nachmittag bekomme ich doch noch mal die Gelegenheit, das Büro zu verlassen. Der Bohrmeister von der Bohrung in Lahr hat sich telefonisch wieder gemeldet. Ich fahre erneut von Breisach nach Lahr, um das Schüttelsieb, die Schichtenverzeichnisse und die Ergebnisse der aktuellen, geophysikalischen Messungen anzuschauen. Die Diagramme zeigen einige Anomalien, die ich aber vor Ort auch nicht erklären kann. Ab einer Tiefe von 1.200 Metern verschwinden unsere Druckwellen scheinbar, weil sie an keiner Schicht mehr reflektiert werden. Das kann aber beim besten Willen nicht sein, weil dort ein Festgestein sein muss. Ist das Festgestein verschwunden? Ist dort flüssiges Magma? Flüssiges Magma würde unsere Druckwellen nicht reflektieren. Dem Bohrmeister schildere ich zunächst nichts von meiner Entdeckung.

      Tief in Gedanken versunken fahre ich mit Alpha von Lahr nach Freiburg und esse im Schnellrestaurant „Burger King“. Bei Anna bekomme ich heute bestimmt keine warme Mahlzeit. Ich lasse Alpha bei geöffneten Scheiben im Auto und setze mich mit meinem Tablett auf die Restaurantterrasse. Die sommerlichen Temperaturen erlauben es, draußen zu sitzen. Bevor ich mich auf den Weg zu Anna mache, muss ich erst einmal in Ruhe über das Lahrer Phänomen nachdenken.

      Also,