Johannes Schell

Die Philosophie des Denkens


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      Johannes Schell

      Die Philosophie des Denkens

      Erfahrungen mit der Philosophie Rudolf Steiners

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Vorwort des Herausgebers

       A. DAS PROBLEM DES ANFANGS

       B. KRISTALLISATIONSPUNKTE DES NAIVEN BEWUSSTSEINS

       C. DIE INTERMITTIERENDE „DENKBEOBACHTUNG“ ALS URSPRÜNGLICHE BEWUSSTSEINSPOLARITÄT

       D. DAS DENKEN ALS ABSOLUTUM

       E. DAS PROBLEM DER WAHRHEIT

       F. DER „MONISTISCHE WAHRHEITSBEGRIFF“

       G. DIE EGOLOGISCHE WELTSTRUKTUR

       H. DAS SPHÄRISCH-PUNKTUELLE DENKEN

       I. DAS PROBLEM DES WAHRNEHMENS

       K. EINIGE SPRACHPHILOSOPHISCHE RANDBEMERKUNGEN

       L. WIRKLICHKEIT UND ESSENTIALISMUS

       M. DAS PSYCHOMENTALE ERLEBNIS

       N. DAS EVOLUTIVE ZENTRUM

       O. DIE FREIHEIT DES MENSCHEN

       Nachwort des Herausgebers

       Impressum neobooks

      Vorwort des Herausgebers

      Dem Besucher, der Johannes Schells Arbeitszimmer betrat, bot sich ein ungewöhnlicher Anblick: Umgeben von Bücherregalen und technischen Geräten modernsten Zuschnitts stand eine Hobelbank, an den Wänden hingen Regale mit Schreinerwerkzeugen. Man hätte meinen können, bei einem Handwerker statt bei einem Philosophen zu Gast zu sein. Diese Einrichtung war sprechend: Solide wie eine handwerkliche Arbeit sollte auch die geistige Arbeit sein. Das war die Ansicht von Dr. Johannes Schell, der neben seinem Beruf als Lehrer für Deutsch, Geschichte und Geographie philosophische Studien trieb, sich mit Architektur und Mathematik befasste und einige Bühnenstücke schrieb.

      Die Liebe zur Literatur zeichnete bereits den Schüler und Studenten aus. Als Siebzehnjähriger verfasste er sein erstes Drama – über Napoleon. Den Studenten drängte es nach einer Begegnung mit einem großen Literaten, die ihm Thomas Mann, der damals noch in München lebte, gewährte. Innerhalb von drei Jahrzehnten entstanden eine Reihe von Schauspielen, von denen eines - aus dem Jahre 1940 - Thomas von Aquin zum Gegenstand hat; es trägt den Titel „Die Rast am Quell“. Hier berührt die Dichtung die Philosophie, die nun vor allem die Aufmerksamkeit Johannes Schells auf sich zog. Nach dem Kriegsende 1945 notiert er Betrachtungen zur Sprache. Wann er zum ersten Mal Grundzüge seiner späteren Philosophie entwickelte, ist nicht klar bestimmbar. Ein erster erhaltener Entwurf dazu trägt schon den Titel „Aktologie“, der die besondere Wendung seines Philosophierens zum Ausdruck bringt. Er ist nicht datiert. Parallel zu seiner Berufstätigkeit arbeitete Johannes Schell an seinen philosophischen Gedanken. Zeit, sie angemessen auszuarbeiten und zusammenzufassen, fand er aber erst nach seiner Pensionierung Ende der siebziger Jahre. Ein volles Jahrzehnt nahm diese Arbeit in Anspruch, deren Abschluss aber Krankheit und der Tod 1990 verhinderten. Mitte der achtziger Jahre lag bereits ein vollständiges Manuskript von 800 Seiten vor, das Johannes Schell aber verwarf und vernichtete. Es störte ihn der voluminöse Umfang. Es gab aber wohl auch innere Gründe, die ihn zu diesem radikalen Schritt veranlassten. Die Arbeit und die Welt des Denkens wuchsen mit ihm, und er sah immer neue Aspekte, die er noch berücksichtigen und vertiefen wollte. Man merkte ihm an: Was ihn bewegte, war kein abstraktes Gedankengebäude, sondern eine lebendige und reale Welt, in die er sich hineinarbeitete und deren Fülle er gedanklich angemessen fassen wollte; das jeweils Niedergeschriebene erschien ihm immer noch nicht gut genug.

      Auch der hier veröffentlichte Entwurf war bis zu einem gewissen Abschluss gediehen, als Johannes Schell zu einem neuen Anlauf Anstalten machte. Zum Glück war der Neubeginn diesmal nicht so radikal, sondern beschränkte sich auf zwei Kapitel, die er dem letzten Drittel des Manuskriptes einfügte – Wichtiges nochmals zusammenfassend und Neues ergänzend. Es sind dies die Kapitel 55 und 56. Diese Überarbeitung des zweiten Entwurfs wurde durch die einsetzende Erkrankung bald gelähmt und beendet. So ist das, was uns hier vorliegt, ein Torso.

      Warum nun die Veröffentlichung eines nicht abgeschlossenen Manuskriptes? Dafür gibt es drei Gründe: Zum einen ist die Arbeit weit genug gediehen, um die Zielsetzung klar erkennen zu können. Zum anderen handelt es sich um das Lebenswerk eines ungewöhnlichen Mannes. Entscheidend aber ist der dritte Grund: Das, was trotz aller Vorläufigkeit vorliegt, ist bedeutsam genug, einem größeren Publikum vorgestellt zu werden.

      Wir berühren damit die Frage nach der Besonderheit dieser „Philosophie des Denkens.“ Der Untertitel verweist auf „Erfahrungen mit der Philosophie Rudolf Steiners“; d.h. es wird von „Erfahrungen“ gesprochen. Damit nennt Johannes Schell eine Methode, die Rudolf Steiner zur Grundlage und zum Grundstein seiner Philosophie machte: Das Prinzip der Erfahrung, der Beobachtung sollte in die scheinbar nur logische und nur rationale Welt der Philosophie eingebracht werden. Anstelle von logischen Konstruktionen sollten Erfahrungen treten, Erfahrungen des Denkens – eine bis heute jedem Schulphilosophen suspekte Angelegenheit, auch wenn 1989 in Wolfgang Stegmüllers „Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie“ Bd. IV, Stuttgart 1989, S. 161 zum ersten Mal ein analoger Begriff in einer Philosophiegeschichte auftauchte: „Empirischer Vorstoß ins Normative und Transzendente“ (John L. Mackie). Zum anderen ist die Rede von „Erfahrungen mit der Philosophie Rudolf Steiners“. Beide Komponenten sind von Bedeutung; die erste macht deutlich, dass es sich weder um ein philosophisches System noch um Gedanken handelt, die allein logischem Nachdenken entsprungen sind und nur durch dieses geprüft werden können; die zweite zeigt, was diese Arbeit von Johannes Schell nicht ist: eine systematische Darstellung der Philosophie Rudolf Steiners. Eine solche Darstellung war nicht die Absicht Johannes Schells. Dies dürfte – ich kann es nur vermuten – darin begründet sein, dass Johannes Schell seine Art zu philosophieren wohl schon entwickelt hatte, bevor er mit den Schriften und dem Werk Rudolf Steiners bekannt wurde. Und Steiners Schriften waren ihm zunächst auch keine Hilfe. Johannes Schell tat sich besonders mit den Darstellungen schwer, die von geistigen Inhalten handelten, da er diese Inhalte nicht einfach als Mitteilungen hinnehmen konnte. Er wollte wissen, wie ein Mensch in unserer Zeit von solchen Dingen so reden konnte. So griff er zu Steiners philosophischen Schriften – in der Annahme, hierin etwas zu haben, was er mit rein philosophischen Mitteln nachprüfen konnte. Er prüfte energisch;