George Curtisius

Das FBI gegen die Macht des Gebets III


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      Mein Dilemma ist, dass wir einerseits Raquis dem FBI übergeben müssten. Dann würden wir einen unserer Glaubensbrüder verraten und uns alle Muslime in der Welt zu Feinden machen. Wir wollen aber auch nicht, dass Raquis in dem Land, in dem wir leben, Attentate verübt, weil wir uns daran mitschuldig machen würden. Hindern wir ihn an den Attentaten, zu denen er beauftragt wurde, so machen wir uns seine Auftraggeber zu Feinden.

      Töten wir Raquis, so verstoßen wir gegen Allahs Gesetz und laden große Schuld auf uns. Wir machen uns dazu auch die Auftraggeber von Raquis zu Feinden. Unabhängig davon, für welche Lösung wir uns entscheiden, was wir auch machen werden, es wird immer Folgen haben, die uns nicht gefallen und die wir nicht wollen.

      Mansur, Du möchtest, dass ich die von Dir geplante Tötung von Raquis sanktioniere. Ich werde das nicht tun. Du musst allein entscheiden, welchen Weg Du gehen willst. Ich kann Dir keinen besseren Rat geben. Aus meiner Sicht hast Du Dich der falschen Lehre des Islams, angeschlossen, dem kriegerischen Dschihad, den Allah nicht will. Du musst Dein Problem selbst lösen. Allah möge Dir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen.“

      Mit diesen Worten beendete der Chef-Imam das Gespräch. Er umarmte Dr. Abdallah und seinen Sohn und begleitete sie zur Tür hinaus.

      Dr. Abdallah und sein Sohn verließen die Moschee. Auf dem Rückweg zu ihrer Klinik entschieden sie sich, Raquis zuerst zu betäuben und ihn dann mit einer Injektion von Insulin in den inneren After zu töten. Kein Gerichtsmediziner würde im After nach Einstichen suchen. Und das Insulin war später im Körper nicht mehr nachweisbar. Sie würden den Toten im Central Park ablegen, nachdem sie vorher seine Maskerade mit dem Bart entfernt hatten.

      Wenn sein Bild in der Zeitung veröffentlicht würde, könnte ihre Rezeptionistin ihn nicht wiedererkennen. Den Reisepass würden sie verschwinden lassen. Falls dennoch Spuren zu ihrer Klinik weisen würden, könnten sie sich darauf berufen, dass sie nur von einem Rabbi Salomon Levi besucht worden seien, der ihnen Grüße von einem angeblich gemeinsamen Bekannten überbringen sollte. Der gemeinsame Bekannte hätte sich jedoch als Irrtum erwiesen. Daraufhin hätten sie noch ein kurzes Gespräch mit ihm geführt, bevor er gegangen sei.

      Das FBI findet das Wohnmobil mit dem Sender

      Nach den an zwei Abenden aufgefangenen Wellenpartikeln des Senders hatte das FBI jetzt endlich einen Anhaltspunkt, wo sie den Piratensender suchen muss. Der Sender musste sich in einem Wohnmobil der Marke GoBIG befinden, das zuletzt in der Nähe des Campingplatzes Holly River von der örtlichen Polizei kontrolliert worden war.

      Zwei Ingenieure des FBI saßen an diesem Abend des 17. Mai erneut vor ihrem "Radio ondométre Brestige" und warteten, ob der Piratensender wieder senden würde. Es war zweifelhaft, ob es der Betreiber des Senders erneut wagen würde zu senden. Das Wohnmobil, in dem sich mit größter Wahrscheinlichkeit der Sender befinden musste, war von Polizisten schon zweimal kontrolliert worden.

      Das geschah allerdings in zwei verschiedenen Bundesstaaten. Der Fahrer und vermutliche Betreiber des Senders war gewarnt. Das Netz würde sich um ihn enger schließen. Dann kam Dr. Nandor zu der kleinen Gruppe und brachte die obligatorische Schüssel mit den Tabletten gegen die Schmerzen.

      Die Männer der kleinen Gruppe warteten nervös, bis es 8 p.m. war. Immer wieder schauten sie auf ihre Handys, die ihnen die Zeit anzeigten. Präzise um 8 p.m. schlugen die neben den digitalen Anzeigen angeordneten Zeigerinstrumente am "Radio ondométre Brestige" aus. "Yeah", rief Dr. Nandor aus, "jetzt kriegen wir den Störenfried, der uns soviel Arbeit macht und soviel Kosten verursachte".

      Die am "Radio ondométre Brestige" angezeigten Koordinaten wurden sofort in einen PC eingegeben zur Berechnung und Anzeige der an diesen Koordinaten liegenden Orte. Vom PC wurde angezeigt, dass sich das Wohnmobil in der Nähe der Städte Oakland und McHenry im Bundesstaat Maryland, an der Grenze zu West Virginia, befinden musste. Ein Blick auf den Road Atlas von Rand McNally zeigte im Bereich der Städte Oakland und McHenry die Campingplätze Swallow Falls und Deep Creek Lake bei Thaverville.

      Dr. Nandor verständigte sofort Direktor Siller, der sich in seiner Penthauswohnung aufhielt. Dieses Mal wartete Siller nicht bis zum nächsten Tag, um die Wohnmobile im Umkreis des georteten Senders von der örtlichen Polizei kontrollieren zu lassen. Das FBI würde die Aktion selbst leiten und eigene Leute entsenden.

      Direktor Siller forderte per Telefon, eine Task Force von 4 FBI-Agents zusammenzustellen. Er ordnete an, dass sie mit einem Helikopter zu den vermeintlichen Tatorten fliegen. Seinen Assistenten beauftragte er, die örtliche Polizei zu informieren. Je ein Streifenwagen sollte vor dem Campingplatz von Swallow Falls und Deep Creek Lake auf die Task Force vom FBI warten.

      Der für die Task Force zuständige Abteilungsleiter Jim Punch im J. Edgar Hoover Building konnte trotz größter Bemühungen nur 2 Agenten finden, die sich für aktionstauglich erklärten. Mehr als 80 Prozent der an Waffen ausgebildeten und in Schussgefechten erfahrenen Agenten hatten sich krankgemeldet. Jim Punch musste auf 2 Agenten zurückgreifen, die gerade ihre Ausbildung beendet hatten, aber über keine Erfahrung im Aufspüren und Festnehmen von Straftätern verfügten.

      Es war auch schwierig, einen schmerzfreien Piloten für den Helikopter zu finden. Jim Punch blieb nichts anderes übrig, als nur eine kleine Task Force von 2 Agenten und dem Piloten zu den vermuteten Orten des Senders zu schicken. Punch rief Direktor Siller an und erklärte ihm die Situation.

      Siller war erst sehr verärgert, dass sein Befehl nicht im gewünschten Umfang erfüllt wurde. Er musste aber die Einschränkungen akzeptieren. Schließlich waren ihm diese Einschränkungen bekannt. Er neigte jedoch immer noch dazu, in den früheren Kategorien zu denken und zu handeln, als es diese Beschränkungen aufgrund der unvorstellbar vielen kranken Mitarbeitern nicht gab.

      Siller hatte sich mit seinen Sorgen und Problemen zwei früheren noch lebenden Direktoren des FBI anvertraut. Diese früheren Direktoren des FBI hatten während ihrer gesamten Amtszeit solch eine schwierige Personalsituation nie erlebt. Sie konnten Siller nur trösten, aber ihm nicht helfen. Sie litten selbst unter dem gleichen Phänomen der quälenden Gedankenbilder und der körperlichen Schmerzen wie anfangs Direktor Siller. Ihre aus menschlicher Sicht ruhmreiche Vergangenheit hatte sie schmerzhaft eingeholt.

      Um 3 a.m. landete der Helikopter des FBI am Campingplatz Swallow Falls. Vor dem Eingang zum Campingplatz wartete schon eine Polizeistreife mit 2 Polizisten auf sie. Die beiden FBI-Agenten Flix und Young übernahmen die Führung der Escorte. Sie betraten den Campingplatz und suchten nach einem Wohnmobil der Marke GoBIG. Es fanden sich 4 Wohnmobile dieser Marke auf dem Campingplatz.

      Mit Taschenlampen leuchteten sie in das erste dieser Wohnmobile hinein. Sie suchten einen klobig großen Laptop auf dem Tisch des Wohnmobils. Weder im ersten noch im zweiten Wohnmobil sahen sie solch einen Laptop auf dem Tisch.

      Aber beim dritten Wohnmobil GoBIG sahen sie, was sie suchten. Im Schein ihrer Taschenlampen sahen sie einen großen klobig aussehenden Laptop der Marke HP, wie er vor mehr als 15 Jahren gebaut wurde. Flix und Young stießen einen kleinen Freudenschrei aus. Sie waren gerade erst zu Agenten ernannt worden und hatten ihre Marke erhalten. Da war es für sie sehr wichtig, dass ihre erste Aktion erfolgreich sein würde. Ihre Freude war noch verhalten. Erst musste noch festgestellt werden, ob es tatsächlich das gesuchte Wohnmobil mit dem Piratensender war.

      Flix, Young und die zwei Polizisten klopften an Tür und Fenster des Wohnmobils, um den Fahrer aus dem Schlaf zu wecken. Diese Geräusche weckten die Nutzer der in der Nähe stehenden Wohnmobile auf. Sie verließen ihr Wohnmobil, um sich über die nächtliche Ruhestörung zu beschweren. Als sie die Polizisten sahen, wurde ihnen klar, dass hier eine Polizeiaktion durchgeführt wurde, die sie hinzunehmen hatten.

      Einer der Zuschauer fragte, was die Polizei denn suche. Flix antwortete: "Wir suchen den Fahrer dieses Wohnmobils". "Der Fahrer wird schlafen und hat vielleicht eine Schlaftablette genommen", meinte nun der Zuschauer.

      Inzwischen hatte Young mit seiner Taschenlampe auch den Schlafplatz über der Fahrerkabine ausgeleuchtet und keinen Schläfer gefunden. "Auch in der Schlafkabine liegt keiner" rief Young seinen Kollegen zu. "Ganz offensichtlich