auf ganz normale Art mit ihm zu verkehren. Dieter Mertens gibt Peter einen Job in der „Traube“, und noch eine Zeit später bekommt er den Hausmeisterjob an der Berger Mühle, nachdem er bei der Stadt vorgesprochen hat. Besonders diese letzte Weichenstellung bringt Peter auf die rechte Bahn und macht aus ihm wieder einen geachteten Menschen. Er ist als Hausmeister für die organisatorischen Durchführung der Fortbildungsveranstaltungen und für den Unterhalt des Gebäudes zuständig, und das klappt in seinen Händen ausgezeichnet.
„Insgesamt gesehen hast Du doch nach Deiner Haftzeit sehr viel Glück gehabt, man hat Dir geholfen und gesehen, dass Du wieder in geordneten Bahnen lebst.“
„Ja, das stimmt, insbesondere bei der Stadt hat man mir Haftentlassenem sehr viel Vertrauen entgegengebracht und mir den Hausmeisterjob gegeben.“
„Hast Du eigentlich den Job an der Berger Mühle gern gemacht?“
„Ja, sehr gern, ich habe nach der langen Haftzeit endlich wieder eine sinnvolle Aufgabe gehabt, ich bin mit Menschen zusammengekommen, die über ein gewisses intellektuelles Niveau verfügt haben und daran interessiert gewesen sind, sich fortzubilden, dazu sind verschiedene Dinge gekommen, die am und im Haus zu verrichten gewesen sind.“ Peter lernt später Petra Herbers kennen, die die Putzfirma leitet, die in der Berger Mühle saubermacht. Petra lebt von ihrem Mann und dem Vater ihrer Tochter getrennt in einer Eigentumswohnung in Fischgründen, einem Nachbarort von Leopoldsau. Die beiden finden Gefallen aneinander und auch Moni, Petras Tochter, mag Peter gut leiden. Sie treffen sich mal bei Petra und mal bei Peter und kommen sich so immer näher. Dann kommt aber der Moment, vor dem Peter immer große Angst gehabt hat, in dem er Petra beichtet, dass er ein Mörder und Brandstifter ist.
„Das hat Dir doch sicher viel Kopfzerbrechen bereitet, dass Du Petra diese Verbrechen hast gestehen müssen!“
„Das kannst Du wohl sagen und wie sich gezeigt hat, habe ich mit meiner Vorahnung richtig gelegen, dass Petra sich sehr reserviert zeigen würde.“ Aber Petra fängt sich schnell wieder und lässt Peter nicht fallen. Sie fährt mit Moni und ihm nach Augsburg zu Compugate, wo Moni und er sich jeweils einen Computer kaufen, Moni für die Schule und er für sein Fernstudium, das er aufnehmen will. Peter ist über alle Maßen glücklich, dass Petra die Fäden zu ihm wieder aufgenommen hat. Sie vertraut darauf, dass Peter in der Lage ist, sein Leben in die Hand zu nehmen, nachdem er in der Haft sein Fachabitur gemacht hat. Er macht dann einen Termin, an dem er sich mit Petra treffen will, um sich auszusprechen, Petra will einfach von ihm wissen, wie es möglich war, dass er Taten von solcher Grausamkeit verüben konnte.
„Wie hast Du die Aussprache empfunden?“
„Ich habe auch davor einen ziemlichen Bammel gehabt, allerdings nicht mehr so stark, denn Petra wusste inzwischen ja, dass ich ein Mörder gewesen bin.“ Peter gesteht Petra im Anschluss, dass er ihre verständnisvollen Worte doch sehr gut findet, und er gern mit ihr zusammenbleiben möchte. Petra weist aber seinen Vorschlag fürs Erste noch zurück, weil sie gerade erst eine gescheiterte Beziehung hinter sich hat, und er sie deshalb verstehen soll. In er Folgezeit tragen sich beide für eine Fortbildungsveranstaltung in der Berger Mühle ein. Sie haben sich das Thema „Armut in der Bundesrepublik Deutschland“ ausgesucht und sind mit Inbrunst bei der Sache.
„Was hat für Dich im Vordergrund gestanden, Petra oder das Thema?
„Ich habe zuerst an Petra gedacht, aber auch das Thema hat mich brennend interessiert!“ Peter, inzwischen Student, belegt das Fach Volkswirtschaft an der Fernuniversität und kommt mit der Arbeit prima zurecht. Er ist ein eifriger Student und lernt viel bei sich zu Hause, besonders vor Klausuren, die ihm aber immer sofort mindestens gut gelingen. Eines Tages beschließen Petra und er aber doch, zusammenzuziehen, und Moni freut sich, dass sie zusammenfinden. Peter hat, nachdem seine Eltern in Templin gestorben sind, 200000 Euro geerbt, die er in den Hauskauf stecken will.
„Wie ist der Schritt für Dich gewesen, mit Petra zusammenzuziehen?“
„Ich kann Dir gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich darüber gefreut habe!“ Sie geben eine Annonce auf und haben tatsächlich Glück: es wird ihnen ein altes Haus direkt an der Donau angeboten, das grundsolide ist, und an dem die wichtigsten Reparaturen bereits vorgenommen sind. Fortan wohnen sie im Donau-Haus, das so heißt, weil es direkt am Donau-Ufer liegt. Peter hat die Zeit nicht, über die normalen Hausreparaturen hinaus große Renovierungsarbeiten zu verrichten, er ist zu sehr in seinem Studium befangen. Eines Tages eröffnet Petra ihm, dass sie schwanger ist, und Peter und sie sind glücklich. An Heiraten denken die beiden nicht, denn um glücklich zu sein, muss man nicht heiraten. Petra bekommt einen Jungen und mit Monis und Peters Einverständnis nennt sie ihn Alexander. Nachdem sie ihre Babypause beendet hat, muss sie an eine Kinderfrau denken und gibt einen Annonce auf, auf die sich alle möglichen Frauen melden, sympathische und unsympathische. Sie entscheidet sich schließlich für Anna aus Polen, die von Anfang an einen Draht zu Alexander hat und viel Wärme ausstrahlt. Anna ist mit ihrem Mann Krzysztow von Breslau nach Deutschland gekommen, und sie kann das Geld für die Tätigkeit als Kinderfrau gut gebrauchen, denn Krzysztow verdient auch nicht so viel. Die beiden haben einen Sohn, Jan, der in Monis Alter ist und mit ihr auf das Gymnasium kommt. Da die Urlaubszeit angebrochen ist, steht die Frage im Raum, wohin denn alle fahren sollen, und da macht Anna den Vorschlag, doch nach Polen zu fahren, auf dem Hinweg können alle bei ihren Eltern schlafen. Eine längere Zeit zum Entspannen könne man auf Hel machen. Das ist die Halbinsel, die die Danziger Bucht abschließt, und die auf der Seeseite wunderschöne Strände zu bieten hat. Also packen sie alle Sachen in Petras Corsa und fahren nach Polen. Sie kommen nach langer Fahrzeit in Breslau an und werden dort von Annas Eltern verwöhnt. Alexander macht die lange Fahrt nichts aus, wenn er nicht gerade schläft, nuckelt er an seinem Babyfläschchen und ist ansonsten still.
„Euer Verhältnis zu Anna und Krzysztow ist von Anfang an gut?“
„Wir haben nie Probleme mit ihnen gehabt, das ist bei dem ausgeglichenen Wesen von Anna auch gar nicht möglich!“ Peter macht seinen Abschluss in VWL und ist zufrieden mit sich, Petra hört auf zu arbeiten und überlässt Peter die Leitung des Betriebes.
„Wenn Du noch einmal zurückdenkst, fühlst Du Dich dann vollkommen resozialisiert?“ Es entsteht eine kurze Pause des Überlegens.
„Ich denke schon, dass ich eine Menge glücklicher Fügungen erlebt habe, die sich in Richtung Resozialisierung entwickelt haben, ob ich vollkommen resozialisiert bin, weiß ich gar nicht zu beurteilen, ich finde das auch gar nicht so wichtig, wichtig ist für mich doch, dass ich ein Leben leben kann, wie es jeder andere auch lebt, vielleicht geht es uns materiell ein wenig besser als anderen. Ich denke, dass das, was ich getan habe, nie aus meinem Gedächtnis getilgt sein wird, ich habe aber gelernt, damit umzugehen.“
Das AE und Paulos Werdegang
Paulo Köhler hat zwei Brüder, die älter sind als er. Er ist derjenige, der es auf das Gymnasium schafft, nachdem er dort eine Aufnahmeprüfung absolviert.
„Hast Du Dich eigentlich als etwas Besseres gefühlt, als Du auf das Gymnasium gekommen bist?“
„Ich weiß noch, wie wir alle in der neuen Klasse gestanden gaben, und sich nur wenige gekannt haben, an so etwas wie Sich-besser-Fühlen hat niemand von und gedacht.“
Unterstützt durch seine Mutter, die die fünf spanischen Hauptflüsse kennt, entdeckt Paulo an sich eine große Lieben zu Spanien. Er fährt mehrere Male in Urlaub dorthin, seine Sprachkenntnisse halten sich dabei in Grenzen. Er erhält von allen wegen seiner Spanienliebe den Vornamen von Picassos Sohn, Paulo. Paulos Vater macht vor allem dadurch auf sich aufmerksam, dass er, wenn er nicht gerade als Polizist im Dienst ist, zu Hause Arbeitsaufgaben an seine Kinder verteilt. Da Paulo als Schüler nachmittags zu Hause ist, ist er es in der Regel, der die Aufgeben erledigen muss. Er muss sich im Wesentlichen um den Garten, die Tiere (Hühner und Kaninchen) und das Schuheputzen kümmern.
„Hast Du Deinen Vater gehasst, weil er die ganzen Arbeitsaufgaben auf Dir abgeladen hat?“
„Nein, gehasst ist das falsche Wort ich habe schon als Junge sehr früh gemerkt, dass er vom Krieg gezeichnet