Joana Goede

Körperangst


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konnte. Trotzdem legte er sein Buch zunächst nicht zur Seite und wandte sich nicht um, als er antwortete: „Ja, sicher. Es ist ja gemütlich, hier zu sitzen und zu lesen. Deine Wohnung ist sehr still. In meiner höre ich ständig die Nachbarn.“

       Minna erwiderte: „Die Nachbarn arbeiten ja noch. Wenn sie Zuhause sind, hört man sie hier doch auch.“

      „Nicht so wie bei mir“, widersprach Niklas, „meine Nachbarn haben gerade Zwillinge bekommen, die brüllen immer abwechselnd. Du hast sie noch gar nicht gehört. Sie sind so laut, als seien sie in meinem Schlafzimmer.“

       Minna kam, während Niklas sprach, langsam auf ihn zu und legte dann, hinter ihm stehend, eine Hand auf seine Schulter, ganz vorsichtig. Die Suche nach körperlicher Nähe. Wenn Minna von sich aus Kontakt aufnahm, war das immer ein gutes Zeichen. Niklas konnte sein Buch nun zuklappen und es zur Seite legen, anschließend drehte er den Kopf und blickte zu Minna hoch. Sie sah geschafft aus. Hielt sich an der Kaffeetasse fest wie an einem Rettungsring und an Niklas' Schulter wie an einem zweiten. Niklas legte seine warme Hand auf ihre kalte und sagte: „Es ist schön, dass du wieder da bist.“

       Minna blickte zu ihm herunter und dachte ebenfalls, dass er sehr müde aussah. Sie meinte: „Du arbeitest zu lange. Kannst du nicht wieder weniger fahren? Du schlägst dir im Taxi die Nächte um die Ohren, die du besser im Bett verbringen solltest.“

      „Es ist schon ok“, behauptete Niklas, „wenn ich dich sehen will, muss ich nachts eben arbeiten. Müde wäre ich auch, wenn ich morgens um 6.00 Uhr aufstehen müsste.“

      „Das sagst du nur, damit ich mich nicht schlecht fühle. Aber ich fühle mich schlecht. Du machst das nur meinetwegen.“ Minna kam nun um das Sofa herum, stellte ihre Tasse auf den Wohnzimmertisch und setzte sich neben Niklas. Von da aus blickte sie ihn etwas traurig an.

      „Du bist es doch wert“, erklärte Niklas lächelnd, griff nach ihrer Hand und drückte sie fest, um ihr zu signalisieren, dass wirklich alles in Ordnung war. Minna kam nicht damit zurecht, wenn man etwas für sie tat. Es war ihr unangenehm, sie hatte dann das Gefühl, es sofort wieder gut machen zu müssen und das ging eben nicht.

       Niklas beschloss, das Thema zu wechseln. Deswegen erzählte er schnell: „Meine Schwester hat angerufen. Sie lässt sich jetzt wohl tatsächlich richtig scheiden. Von ihrem Mann. Zumindest klang sie irgendwie so, als habe sie sich entschieden. Du weißt ja, dass es da schon lange Probleme gibt.“

      „Ja“, sagte Minna. Niklas' jüngere Schwester Caroline interessierte sie nicht wirklich und von diesen Eheproblemen hatte sie auch die Nase voll. Doch sie sah ein, dass Niklas darüber sprechen musste, schließlich war es seine Schwester, zu der er eine ganz gute Beziehung hatte.

      „Sie ist sich noch nicht sicher, wie sie es machen will. Vielleicht zieht sie mit Mike hierher.“ Minna erschrak ein wenig. Caroline und ihr sechsjähriger Sohn Mike in derselben Stadt, das konnte ja nur anstrengend werden. Sicher wollte Caroline dann häufiger eben mal zu Besuch kommen, womöglich noch das Kind zum Aufpassen da lassen. Wenn Minna ihre Ruhe gefährdet sah, wurde sie panisch. Niklas sah das bereits in ihren Augen, so dass er schnell hinterherschob: „Es ist aber nicht sicher. Sie überlegt eben momentan. Erst wollte sie ja komplett zu meinem Bruder ziehen. Aber sehen wir mal. Du brauchst keine Angst haben. Meine Schwester hält nicht viel von Familienbesuchen. Sie wird uns nicht auf die Nerven gehen, das verspreche ich dir.“

      „Ja, ok“, brummte Minna. Etwas kleinlaut und holte sich ihre Kaffeetasse, um viel auf einmal daraus zu trinken. Sie wusste nicht, ob sie nun von ihrer Therapie erzählen sollte oder nicht. Im Grunde gab es da ja nichts zu berichten, das interessant gewesen wäre. Und doch wusste sie, dass Niklas natürlich darauf wartete. Er war nur zu rücksichtsvoll, um zu fragen. Sie bemühte sich nun, die Angst vor Caroline und ihrem Kind zu verdrängen, und sich stattdessen darauf zu konzentrieren, ihre Sitzung von gerade möglichst kurz zusammenzufassen.

       Niklas war zwar nicht fertig damit, von seiner Schwester zu erzählen, trotzdem fuhr Minna ihm dazwischen, weil sie sich gerade traute und die Gelegenheit nützen musste: „Die Psychologin hat nur viel gefragt. Sonst war nichts. Sehr anstrengend. Ich bin kaputt. Vielleicht lege ich mich gleich hin. Sie verschafft sich erstmal einen Überblick über mich, glaube ich. Nächste Woche gehe ich wohl wieder hin, vielleicht kann ich dann mehr erzählen.“

       Das war für Minna schon ein recht langer Redebeitrag. Niklas hörte deswegen ruhig zu und wusste, dass Minna keine Rückfragen wollte. Für sie war das Thema mit diesen Mitteilungen durch. Deswegen rückte er nur kurz näher an sie heran, gab ihr einen Kuss auf die Stirn und schlug vor: „Dann leg dich mal hin. Und danach kann ich ja immer noch von Caroline erzählen, bevor wir zur Arbeit fahren.“

      „Ja“, erwiderte Minna, griff nach Niklas Hand, zog ihn nah an sich heran und küsste ihn. Es war nur kurz, dass sie eine solche Nähe zuließ, doch sie genoss diesen Moment sehr. Die sanften Berührungen der Lippen aufeinander hatte sie ihr ganzes Leben lang als unangenehm empfunden, bei Niklas fühlte es sich allerdings gut an. So gut, dass sie nur deshalb aufhören konnte, weil sie zu erschöpft war für eine solche körperliche Anstrengung. Niklas strich ihr sanft eine Haarsträhne aus dem Gesicht und schickte sie ins Bett. Verliebt war er sehr in sie. Und es fiel ihm manchmal nicht leicht, den Abstand zu ihr einzuhalten, den er einhalten musste, damit sie sich nicht bedrängt fühlte. Doch auch hier hatte er Geduld. Und so konnte er, als Minna die Schlafzimmertür hinter sich schloss, ruhig wieder zu seinem Buch greifen, sich ein wenig mit den Fingerspitzen verträumt über die Lippen fahren und weiter den Abenteuern von Sherlock Holmes und Dr. Watson folgen.

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