überlegt. „Ich weiß auch nicht, warum es schlimm ist, wenn man sich verspätet“, sagt sie. „Ich weiß nur, dass der Kindergarten um neun Uhr abgeschlossen wird. Und dass man dann nicht mehr leicht reinkommt und Frau Schweikart erst den Schlüssel holen muss.“
„Amelie, wo bleibst du?“, ruft Meike aus der Puppenecke.
„Ich komme!“ Amelie läuft zu ihr. Ihre Laune ist inzwischen viel besser geworden. Amos ist da. Jetzt kann sie beruhigt mit Meike spielen.
Nussnugat auf dem Brot
Jeden Morgen frühstücken die Kindergartenkinder zusammen.
Die Eltern und die Betreuerinnen im Kindergarten denken, dass das Frühstück gesund sein sollte. Und damit die Kinder lernen, was gesund ist, bereiten sie gemeinsam ein gesundes Frühstück zu. Nur freitags bringt jeder sein eigenes Frühstück mit.
Beim gesunden Frühstück gibt es Äpfel oder anderes Obst, Joghurt, Müsli, Körnerbrot, Käse und noch andere Dinge, die Amos lecker findet.
Natürlich gibt es das eine oder andere, was er nicht mag, wie Möhren, Tomaten oder Hagebuttentee.
Das, was ihm am allerbesten schmeckt, nämlich Nussnugat fürs Brot, gibt es leider nie, weil die im Kindergarten sagen, dass es ungesund ist.
„Wieso ist Nussnugat eigentlich ungesund?“, will er von seinen Eltern wissen.
„Es enthält viel Fett und Zucker“, erklärt Mama. „Deshalb macht es dick und schadet den Zähnen.“
„Und warum darf ich es trotzdem essen?“
„Ich denke, dass hin und wieder ein Brot mit Nussnugat nicht schlimm ist“, antwortet sein Papa. „Ungesund wäre es nur, wenn du übertreiben würdest. Zum Beispiel, wenn du das Zeug fingerdick auf dein Brot schmierst oder nichts anderes mehr essen würdest.“
Weil seine Eltern das meinen, geben sie ihm freitags ab und zu ein Brot mit Nussnugat mit in den Kindergarten.
Auch heute. Amos freut sich, als er sein Brot auspackt. Auf Nussnugat hat er zufällig besonderen Appetit.
Julius beobachtet ihn, wie er in sein Brot hineinbeißt. „Der hat ja Nussnugat auf dem Brot!“, ruft er ganz laut.
Amos kaut und antwortet nicht.
„Das darfst du nicht!“
Amos schluckt den Bissen hinunter. „Darf ich wohl“, sagt er.
Julius reißt ihm das Brot aus der Hand und klappt es auseinander. Andere Kinder kommen hinzu. Sie umringen Julius, und alle gucken auf das Brot.
„Gib mir das zurück!“, schreit Amos wütend.
Aysche streckt einen Finger aus, fährt damit über das Brot und leckt ihn ab. „Mm! Lecker!“, sagt sie. „Nussnugat!“
Julius rennt mit Amos’ Frühstück zu Frau Schweikart. „Der Amos isst Nussnugat“, petzt er.
Frau Schweikart nimmt ihm das Brot ab. „Was andere auf dem Butterbrot haben, geht dich überhaupt nichts an!“, sagt sie streng.
„Das ist doch ungesund!“, verteidigt sich Julius.
„Kümmere dich um dein eigenes Frühstück“, erwidert Frau Schweikart. „Damit hast du genug zu tun.“
Sie gibt Amos sein Frühstück zurück. Dem ist der Appetit darauf inzwischen gründlich vergangen. Er packt das Brot wieder in die Dose und fragt, ob er eben zu Amelie in die Sonnengruppe gehen darf.
Er darf.
Zum Glück gibt Amelie ihm die Hälfte von ihrem Käsebrot ab. So braucht er wenigstens keinen allzu großen Hunger zu haben.
Nachmittags erzählt er seiner Mama von der Sache.
„Und nun möchtest du kein Brot mit Nussnugat mehr mitnehmen?“, fragt sie.
Amos überlegt. „Ich glaube, das lasse ich besser bleiben“, antwortet er.
„Weil du Angst davor hast, was Julius und die anderen Kinder sagen?“
„Nein. Was ich zum Frühstück esse, ist meine Sache. Ich will nur nicht, dass jeder mein Brot anfasst.“
Das kann Mama verstehen. „Okay“, sagt sie. „Ab sofort gibt es im Kindergarten Käse oder Wurst. Nussnugat kannst du zu Hause oder am Wochenende essen, wenn du willst.“
„Darf ich jetzt ein Nussnugatbrot haben?“, fragt Amos.„Meinetwegen“, sagt Mama und holt das Glas mit Nussnugat aus dem Küchenschrank. „Ich habe übrigens auch Lust darauf.“
Mama macht ein Brot für Amos und eins für sich. Beide beißen sie genüsslich hinein.
„Lecker“, sagt Mama.
Als sie ihr Brot aufgegessen hat, muss Amos lachen. Mamas Mund ist genauso mit Nussnugat verschmiert wie seiner es immer ist.
Das Mosaik
Heute hat Amelie Lust, auf dem Bauteppich zu spielen. Sie setzt sich auf ein freies Plätzchen und sucht zusammen, was sie braucht. Sie möchte nämlich einen Bauernhof bauen mit einem Bauernhaus, Ställen, einem Garten und eingezäunten Weiden.
Sie fängt mit einer Kuhweide an. Sie stellt ein paar Kühe auf und beginnt, aus Holzbausteinen einen Zaun zu bauen. Genau genommen ist es kein Zaun. Eher eine Mauer.
Als sie damit fast fertig ist, kommt Timo angerannt und rempelt sie von hinten an. Amelie kippt vornüber und die Mauer und die meisten Kühe fallen um.
„He! Pass doch auf!“, schreit sie wütend.
Timo dreht sich noch nicht einmal um.
Amelie fängt von vorne an. Als der Weidezaun wieder steht, kommt Lisa über den Bauteppich gekrochen. „Diesen Stein brauche ich“, sagt sie und greift in den Stapel hinein, den Amelie sich zurechtgelegt hat. Dabei stößt sie gegen die Mauer, und erneut fällt alles um.
„He! Du hast mir den Zaun kaputt gemacht!“, schnauzt Amelie sie an.
„Das hab ich nicht extra gemacht!“, verteidigt sich Lisa und krabbelt zurück zu dem Bahnhof, den sie gerade baut.
Alle guten Dinge sind drei, denkt Amelie, und stellt die Kühe und die Mauer noch einmal auf.
Igor und Alexej spielen Nachlaufen, obwohl das im Gruppenraum nicht erlaubt ist, und rennen dabei über den Bauteppich. Dadurch fällt wieder alles um.
Inzwischen ist Amelie dermaßen wütend, dass sie am liebsten heulen möchte. Sie hat keine Lust, ein viertes Mal mit der Weide anzufangen. Sie hat aber auch zu nichts anderem Lust, außer zu bauen. Sie müsste bloß etwas finden, was nicht umfallen kann …
Plötzlich hat sie einen guten Einfall. Es gibt Bausteine in verschiedenen Größen und Farben. Damit könnte sie ein schönes Muster legen! Ja, das ist eine prima Idee!
Amelie krabbelt auf dem ganzen Bauteppich herum und sucht sich bunte Steine zusammen, die in einem Mosaik schön aussehen müssten. Dabei stößt sie aus Versehen gegen die Gleise von Lisas Bahnhof. Zum Glück kann Lisa das schnell reparieren. Amelie hilft ihr dabei.
Als sie genug bunte Bausteine gesammelt hat, kann es losgehen. Sie fängt mit einem roten Viereck in der Mitte an. Darum herum legt sie grüne Steine. Sie betrachtet ihr Werk. Bis jetzt sieht es sehr schön aus.
Als Nächstes nimmt sie gelbe Steine.
Da kommt Simon angelaufen und tritt mit dem Fuß gegen das Mosaik. Nur um sie zu ärgern!
Einen Augenblick ist Amelie sprachlos. Dann springt sie auf und schnappt sich Simon. Sie packt ihn bei den Schultern. „Warum hast du das gemacht?“, schreit sie ihn an.
Simon ist viel kleiner als sie, doch das schüchtert ihn überhaupt