Hanns Sedlmayr

Fides. Chronik eines Frauenlebens.


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ließ sich den Kuss gefallen, blieb aber passiv. Mir schien ihr Kuss schmeckte nach einem anderen Mund. Ich konnte unter dem Nachthemd deutlich ihren weichen Busen spüren.

      Mittwoch war immer der Tag, an dem ich in München im Büro eines Freundes meiner Mutter übernachtete, da meine Schule am Mittwoch um 18:00 endete und am Donnerstag um 8:00 begann.

      Die Adam Oberrealschule war im Krieg abgebrannt und wir teilten uns die Schulräume mit dem Maria Theresia Gymnasium.

      Ich blieb nicht lange. Udo hatte meine mangelhaften literarischen Kenntnisse entlarvt. Fides lag in den Armen von Fabian. Ich schlich wie ein geprügelter Hund davon.

      Auf dem Weg von der Innenstadt zu meinem Zimmer in Bogenhausen wurde mir klar, dass ich Fides liebe und dass ohne sie mein Leben verpfuscht war.

      Ich rief sie also am nächsten Tag an und wir verabredeten uns für das Wochenende.

      In den folgenden Wochen treffen wir uns an den Mittwochabenden, wenn ich in München übernachte. Wir essen zusammen eine Polnische mit viel Brot im Donisl und trinken manchmal einen Espresso im Café Cherie, das nur 100m von ihrer Wohnung entfernt ist.

      Auf dem Rückweg schmusen wir meist im Schatten der leeren Stände am Viktualienmarkt.

      Fides lässt meine leidenschaftlichen Küsse über sich ergehen, bleibt aber passiv.

      Es wird Frühling und wir treffen uns jetzt auch an den Wochenenden zu langen Spaziergängen.

      Auf einer Bank im Hofgarten zu vorgerückter Stunde, erlaubt sie mir, Ihren Busen zu berühren. Sie hat einen Walkjanker an. Ich schiebe meine Hand unter Ihren Janker und lege meine Hand auf die Stelle, an der sich unter der Bluse ihr Busen befindet. Ihr Busen fühlt sich großartig an. Er ist weich aber fest.

      Wir besuchen zusammen mit meiner Schwester und meinem Schwager ein Konzert der Jazzsängerin Ella Fitzgerald. Fides ist sehr scheu und kommt zu spät und geht, ohne meine Schwester und meinen Schwager zu begrüßen. Ich bin von dem Konzert hingerissen. Fides bleibt kühl.

      Ich konnte nicht verstehen, dass Fides dieses Konzert nicht berührt hat. Immer wieder brachte ich bei unseren Treffen das Gespräch auf dieses Konzert. Es blieb dabei. Fides mochte Ella nicht.

      Von der Wohnung von Fides war es nur ein kurzer Weg in die Au, deshalb gingen wir öfters in einen Wirtshaussaal in die Au, in dem am Sonntag am Nachmittag, Jazz gespielt wurde.

      Die Musiker und der überwiegende Teil der Besucher waren amerikanische, meist schwarze, Soldaten. Fides mochte die Atmosphäre, blieb aber auch hier unberührt von der Musik.

      Was ihr in diesem Wirtshaus großen Spaß machte, war zu beobachten, wie sich die einsamen amerikanischen Soldaten etwas von dem Duft und der Nähe der anwesenden Damen holten.

      Das ging so: vor der Damentoilette bildeten sie eine enge tief gestaffelte Reihe. Wenn eine Dame die Toilette aufsuchte und sich einer Lücke in Ihren Reihen näherte, verschoben Sie blitzschnell, unter dem Vorwand nur auf die Musik zu achten, die Reihe, so dass sie mit den Damen in Körperkontakt kamen.

      Einmal beobachtete ich, als Fides die Toilette aufsuchte, dass die Soldaten noch eine neue Reihe hinten anfügten.

      Fides kam jedes Mal lachend aus der Toilette.

      Wir gehen zusammen mit Schelly, das ist Fides beste Freundin, groß aus und zwar in das angesagte Nachtlokal Tabu.

      Wir treffen uns am Marienplatz und gehen zu Fuß. Der Weg zum Tabu in einer Seitenstraße zur Leopoldstraße ist sehr geradlinig.

      Fides besteht aber auf einem Zickzackkurs. An den unmöglichsten Stellen will sie abbiegen. Sie sagt dann „Crossen wir hier“. Das ist nicht als Frage, sondern als Aufforderung gemeint. Schelly und ich folgen etwas missmutig diesen Anweisungen.

      Schließlich kommen wir trotz aller Umwege im Tabu an.

      Schelly ist ein großes selbstsicheres Mädchen. Nicht hübsch, aber sympathisch. Der Vater betreibt eine Fabrik für Aufzugsanlagen.

      Ich tanze abwechselnd mit Fides und Schelly. Kurze Zeit nach unserer Ankunft erscheint Fabian.

      Sehr herzlich begrüßt von beiden Mädchen.

      Er tanzt nur mit Fides. Ich tanze etwas verkrampft mit Schelly.

      Das Tabu schließt um 3:00. Um 2:00 flüstert mir Fides zu, sie würde mit Fabian gehen, um dessen Auto zu holen. Sie käme aber zurück. Sie fragt noch „bist du jetzt böse?“.

      Ich tanze weiter etwas verkrampft mit Schelly und tu so, als ob es mir nichts ausmacht, dass sie mit Fabian verschwindet. Die Unterhaltung mit Schelly kommt auch nicht wirklich in Fluss. Pünktlich um 3:00 hört die Kapelle auf zu spielen. Schelly und ich gehen zum Ausgang.

      Auf der Straße steht Fides zusammen mit Fabian vor dessen Auto, einer eleganten Limusine.

      Fabian fährt zuerst Schelly nach Hause, sie wohnt in Freimann, dann Fides, das ist in der Gegenrichtung. Am Odeons Platz lässt er mich aussteigen. Fides versucht, als ich aussteige, nett zu mir zu sein und wispert mir zu „ich ruf dich an“.

      Sie winkt mir fröhlich zu als Fabian wieder losbraust.

      Ich hab noch einen langen Weg nach Bogenhausen.

      Ich bin verärgert über die Art wie sie mit Fabian flirtet und gleichzeitig versucht auch nett zu mir zu sein. Ich gestehe mir aber ein, dass sie auch heute Abend einfach hinreißend aussah.

      Sie hatte ein sehr kurzes hochgeschlossenes dunkelblaues, sehr mädchenhaftes, kurzärmeliges Kleid mit hohen Absätzen an. Das Kleid hat einen weißen Kragen, weiße Knöpfen und einen weißen Besatz an den Ärmelenden. Ihre Haare trägt sie an diesem Abend offen. Sie fallen ihr lange über die Schulter. Sie hat ihre Haare seit ein paar Tagen hell blond gefärbt.

      Wenn Sie am Tisch sitzt, rutscht ihr Kleid nach oben und ihre Beine sind in voller Länge sichtbar. Es ist ein warmer Sommerabend und sie hat keine Strümpfe an. Besonders reizvoll ist ihr Busen der sich deutlich unter dem hochgeschlossenen Kleid abzeichnet.

      Sie wurde von allen Männern, denen wir an diesem Abend begegnet sind mit bewundernden Blicken beäugt.

      Sie hat an diesem Abend mit mir gespielt. Mir wird klar, dass sie mich sehr verletzen kann.

      Ich bin eifersüchtig auf Fabian.

      Ich beschließe sie nicht mehr um eine Verabredung zu bitten. Ich denke sie hat sich in Fabian verliebt.

      Sie ruft aber wie versprochen an und wir treffen uns wieder an jedem Mittwoch und auch an den Wochenenden.

      Meine Zuneigung zu Fides schwächt sich etwas ab. Der Flirt mit Fabian wirkt nach. Ich interessiere mich sogar für ein anderes Mädchen.

      Einen Monat später gehen wir auf eine Party bei einem Freund von mir, der in einem Vorort wohnt.

      Auf der Anreise erzählt sie mir, sie hätte erfahren, dass ich in meinem Freundeskreis erzählen würde, sie hätte, beeinflusst durch den Freund ihrer Schwester, eine Hinwendung zu einer pessimistischen Lebenseinstellung vollzogen und ich würde mir Sorgen über diese Entwicklung machen.

      Ich bin beschämt über meine Schwatzhaftigkeit. Ich hatte mit meinem Freund Hans Schuster über sie gesprochen und diese Bedenken zum Ausdruck gebracht. Fides hat schon vor Wochen von diesem Gespräch erfahren. Sie hat meine Schwatzhaftigkeit als Kränkung empfunden.

      Ich muss anerkennen, dass sie sich großzügig verhalten hat und sich trotz dieser Kränkung mit mir getroffen hat.

      Sie teilt mir mit, dass sie denkt, dass ich vor allem ihr Äußeres mögen würde, nicht aber ihr inneres Wesen.

      Sie wirft mir vor oberflächlich und kleinlich zu sein.

      Als Beweis führt sie meine Schwatzhaftigkeit und mein voreiliges Urteil über den Freund ihrer Schwester an.

      Ich hatte ihren Freund Udo als jemand geschildert, der

      nur den naturwissenschaftlich geschulten Intellektuellen gelten lässt und den ganzen Rest der Menschheit und ganz besonders alle Geisteswissenschaftler verachtet.

      Fides erzählt, dass sie sich zu einer pessimistischen Einstellung