Nicolai Richter

Der Klarträumer


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Fleisch und Fisch konnte sie mühelos in grossen Mengen verspeisen, solange man das Tier oder Teile des Tiers nicht erkennen konnte. Doch schon das kleinste Füsschen oder Zänglein in einem Meeresfruchtsalat konnte eine heftige Gemütserregung in ihr auslösen.

      Petrowski gab ihr Oxytocin, das sie sich in die Nasen sprayen konnte und das innert Sekunden wirkte. Oxytocin ist ein Hormon, das sogenannte Kuschelhormon, das wir ausschütten, wenn wir unsere Haustiere oder Kleinkinder streicheln und liebkosen. Hat eine stillende Mutter zu wenig davon, fliesst keine Milch. Diesen Frauen verschreibt man das Oxytocin-Spray. Petrowski hatte nun im Selbsttest herausgefunden, dass eine ordentliche Dosis von diesem Spray dazu führt, dass man für ein paar Stunden alle Menschen um sich herum so wahnsinnig gerne hat, dass man auch bereit ist, darüber hinwegzusehen, wenn diese Menschen vor einem Teller mit Schweinsfüssen, Froschschenkeln oder einem ganzen Hummer sitzen. Bei einer Hochzeit in Bangladesch musste sie sich mal eine ganze Dose in die Nase ziehen, als vier Kellner zwei Klammeräffchen servierten, die in kopulierender Stellung mit geöffneten Schädeldecken auf einem Silbertablett hineingetragen wurden.

      Als Zehnder wieder zuhause war, tröpfelte er dem Kater Willy die Medizin in das Ohr. Danach legte er sich hin, um ein bisschen zu schlafen. Doch das Déjà-vu auf der Jacht liess ihm keine Ruhe. Immer und immer wieder ging er den Ablauf der letzten Tage durch. Und er kam zu dem einzig sinnvollen Schluss, dass zuerst der Einbruch war, dann seine Übernachtung in der Jacht, bei der er auf Grund seiner Betrunkenheit nichts von dem Chaos bemerkt oder es einfach vergessen hatte, und dann heute dieses verstörende Déjà-vu.

      Dann fiel ihm ein, dass er ja einfach nur in seinem Traumtagebuch nachschauen musste.

      Tatsächlich war der Klartraum für den 21. Juni, also Sonntag, notiert und heute war Freitag, also vor fünf Tagen. Und in der Jacht übernachtet hat er vom 18. Auf den 19. Juni, also von Donnerstag auf Freitag.

      Also ging alles mit rechten Dingen zu und sein Gedächtnis spielte ihm einen bösen Streich. Was er nur mit den üblen Abstürzen der letzten Tage erklären konnte. Mit diesem Gedanken klappte er den Laptop zu und schlief mit den Katzen an seiner Seite ein.

      14

      Am nächsten Morgen erwachte er auf seinem Sofa, er hatte es wohl nicht mehr in sein Bett geschafft. Er schaute zur Sicherheit seine Hand an. Fünf Finger. Er versuchte, durch die geschlossene Nase zu atmen. Dann schaute er wieder seine Hand an. Er befand sich in der Realität. Da fiel Zehnder ein, dass er über das falsche Erwachen schon lange nichts mehr gebloggt hatte. Er nahm sein iPhone, öffnete die App seines Forums und sprach über die Diktierfunktion den Text in seinen Blog.

       Soeben bin ich in meiner Wohnung erwacht. Kann ich sicher sein, dass dieses Erwachen real ist, oder träume ich dieses Erwachen nur? Ich führe zur Sicherheit zwei Finger-RC und einen Nasen-RC durch. Beide sind positiv, ich befinde mich also in der Wirklichkeit. Der Realitätscheck nach dem Aufwachen gehört zu der täglichen Routine eines jeden Klarträumers, um ein falsches Erwachen auszuschliessen. Darunter versteht man das Erwachen in einem luziden Traum. Das Unterbewusstsein unternimmt alles, um uns wieder in einen trüben Traum zu ziehen. Dazu gehört auch, dass wir in einem luziden Traum glauben zu erwachen. Beispielsweise träumt man luzid, dass man durch das Weltall fliegt. Und plötzlich liegt man in diesem Traum in seinem Bett in seiner gewohnten Umgebung und glaubt, aus seinem luziden Traum erwacht zu sein. In Wirklichkeit träumt man aber weiter und verliert die Luzidität, da man den Traum für die Realität hält und sich somit wieder in einem trüben Traum befindet. Deswegen machen Klarträumer nach jedem Erwachen einen RC, um abzuchecken, ob es sich um ein falsches oder ein richtiges Erwachen handelt. Für fortgeschrittene Klarträumer, also Leute, denen es schon regelmässig gelingt, luzide zu träumen, ist dieser RC der allerwichtigste, da unsere Klarträume am Anfang hauptsächlich durch ein echtes oder falsches Erwachen zu früh beendet werden.

      Nach einer kalten Dusche zog Zehnder sich an und machte sich ein paar Spiegeleier. Er bemerkte, wie seine Hände zitterten. Den Tag davor hatte er keinen Alkohol getrunken, sein Körper war wohl leicht auf Entzug von den üblen Abstürzen in all den Tagen. Entzugserscheinungen konnte er heute überhaupt nicht brauchen, ein wichtiges Meeting mit einem Filmproduzenten stand auf dem Programm. Aber in diesem Meeting nach Alkohol zu riechen, war auch keine Lösung. Er holte sich 2 mg Temesta, einen halben Betablocker und 25 mg Baclofen aus seiner Hausapotheke. Er füllte in einen grossen Becher Tomatensaft, etwas Wodka, Zitronensaft, ein rohes Ei und mixte das Ganze. Damit schüttete er die Tabletten runter. Dann setzte er sich auf sein Meditationskissen und meditierte 30 Minuten zu einer seiner eigenen Meditations-Apps. Die Stimme seines Yogalehrers führte ihn in eine Welt des Friedens und der Glückseligkeit.

       Mein lieber Freund, liebe wandelnde und suchende Seele. Denke bei allem, was dir widerfährt, der göttliche Kern in dir kann durch nichts erschüttert werden. Denn er steht wie ein Fels in der Brandung. Stell ihn dir vor als einen wunderschönen Diamanten, in dem sich alle Buddhas und himmlischen Gestalten spiegeln. Du bist dieser Kristall, umgeben von Liebe und Frieden. Indem du tief einatmest, strahlt dieses Licht in dich hinein, und wenn du tief ausatmest, verwandelt sich dieses Licht in Mitgefühl. Mitgefühl mit deinen Ängsten, deinen Sorgen, Mitgefühl mit allen Lebewesen. Wir atmen ein - und aus, ein - und aus, ein - und aus. Spüre nun, wie das Göttliche wie eine Sonne aus deinem Herz-Chakra strahlt. Und mit jedem Einatmen dehnt sich diese wohlige, schützende und liebende Wärme deines Herz-Chakras aus, mit jedem Ausatmen wird das Chakra wärmer und wärmer und wärmer. Wir atmen ein – und aus, wir atmen ein – und aus, ein – und aus.

      Zehnders Atem wurde langsamer, seine Gedanken ruhiger und er spürte, wie sich die wohlige Wärme des Wodkas in seinem Körper ausbreitete. Er spürte, wie sich all seine Muskeln durch das Baclofen entspannten. Und er spürte, wie sein Puls ruhiger wurde durch den Betablocker. Dann spürte er, wie sich seine Stimmung leicht und fröhlich erhob durch das Temesta. Nach 30 Minuten stand er auf. Nun fühlte er sich wie ein junger Gott. Ein junger Gott, der in seinem Jaguar Coupé mit 160 Stundenkilometern über die Autobahn zum Brandenburger Tor fuhr, wo er im Hotel Adlon mit dem Filmproduzenten Enderlich zum Lunch verabredet war.

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