Alexander-René Grahovac

Zip und Zap auf großer Fahrt


Скачать книгу

Können illustriert!!

      

Die beiden gefährlichen Hunde im Garten mit dem Teich und dem Haus........

      Auf der Geest

       Flügelrauschen, Insektenschwirren, Sommerwind, die Illusion eines heißen Sommertages, Spatzengezwitscher ... langsam nachlassend jedoch während der ersten zwei, drei Sätze noch leise zu hören….

      Dieses ist die Geschichte von ZIP und ZAP, zwei junger Spatzen, die in der norddeutschen Tiefebene, irgendwo zwischen Bremen und Bassum, zur Welt gekommen waren, genauer gesagt aus dem Ei schlüpften, jeder natürlich aus einem eigenen Ei, denn Spatzenzwillinge sind sehr selten …!

      Dennoch glichen sie sich wie ein Ei dem anderen. Zips Großeltern waren aus Osteuropa oder Südeuropa eingewandert, und zwar in einem schönen Frühling mit kräftigem Ost- oder Südostwind oder einfach Südwind. Dieser hatte sie schwuppdiwupp in das flache, liebliche Land südlich von Bremen verweht. Als Spatz ist man ja nicht unbedingt heimatgebunden, Spatzen sind die wahren Kosmopoliten, Weltbürger unserer schönen Erde. Sie lassen sich mit dem Wind treiben, sind heute in China und morgen in Australien, übermorgen in Afrika und dann übern großen Teich nach Argentinien. Sie fliegen geschwind mit dem Wind nach Osten oder nach Westen, manchmal auch nach Norden, aber das ist seltener. Sogar im tiefen Süden habe ich sie gesehen. Irgendwie sahen sie alle gleich aus, aber auch nicht so richtig. Manchmal sieht man die Unterschiede deutlich, wenn sie auf deinem Tellerrand sitzen und auf Krümel warten. Oder sie klauen sich einfach die Krümel, deswegen sagt man ja auch „frech wie ein Spatz“. Der eine hat eine kleine Haube aus weiß-grauen Federn, der andere einen gestreiften Hals oder schwarze Flügelspitzen. Spatzen in allen Variationen. Manchmal sind sie Einzelgänger und dann wieder sitzen sie zu Hunderten in einem großen Baum oder aneinandergereiht auf kilometerlangen Überlandleitungen. Ich kannte zum Beispiel mal einen Spatz namens Heinrich, der mir zugeflogen war. Er wohnte ein ganzes Jahr in meiner Studentenbude, die ohnehin schon recht unaufgeräumt war, um es harmlos auszudrücken. Heinrich sorgte für weiteres Chaos …! Er war immer eifersüchtig, zwitscherte wütend, wenn ein anderer Spatz auf der Terrasse landete, flatterte wild mit seinen Flügeln und ..., aber das ist eine andere Geschichte.

      Wir wollten ja die Geschichte von Zip und Zap hören. Also Zaps Eltern und auch schon seine Großeltern und Urgroßeltern waren eigentlich nie aus dem schönen, weiten, flachen Land zwischen Weser und Ems herausgekommen und hatten das auch nie versucht. Sie waren genügsame, mittel- bis halbfreche Hofspatzen, einige Vorfahren waren sicher auch Straßen- und Dachspatzen irgendwo in Bremen, Oldenburg oder Leer. Im Gegensatz zu Zips Vater Luigi war Zaps Vater Gustav ein ruhiger, träger, eher behäbiger und manchmal auch ein etwas unbeholfener Spatz, der Zeit seines Lebens nicht weiter als bis zur Nordseeküste gegenüber von Spiekeroog gekommen war und - erschrocken vor dem großen Wasser - seine Frau, die Spätzin Genofefa, gebürtig aus Süderburg bei Haselünne, bei den Flügeln packte und sie in einem dramatischen, schnellen Flug wieder ins Landesinnere brachte.

      Zips Eltern, zumindest ihr Vater, waren dagegen aus anderem Holze geschnitzt. Vater Luigi (ein wunderschöner italienischer Hausspatz, ein passer italiae) war schon früh aufgebrochen und stetig nach Norden gewandert, um den widerlichen Vogelfallen in der Toskana zu entgehen. Nach schwierigem Flug über die winterlichen Alpen kam er irgendwann in dem kleinen Ort Walchsee im schönen Österreich an. Dort verbrachte er den kurzen, aber kalten Restwinter und den wunderschönen, warmen Frühling. Der Frühling war eine paradiesische Jahreszeit, die Feriengäste saßen schon draußen vor gefüllten Tellern und es gab reichlich Speise und er mußte sich kaum irgendwelche ekligen, nassen, sich windenden Würmer aus der Erde buddeln. Na ja und was so ein richtiger Wanderspatz ist, so nahm er den nächsten Südwind und flog nach Norden, immer weiter in den Sommer hinein, bis er schließlich auf der Dachrinne des Schweinestalles eines kleinen Biobauern im Raum Syke seine große Liebe fand: die ein klein wenig betulich erscheinende, bodenständige Spätzin Lydia. Eine durch und durch gute Hausspätzin, resolut, kinderlieb und ein wenig füllig (aber das mochte unser italienischer Luigi ganz besonders) und sie hatte neben ihrer tiefen Herzensgüte auch immer ein Auge auf das Äußere. Nie gab es bei ihr eine abgeknickte Feder oder gar einen erdigen Schnabel. Sie verbrachten einen herrlichen, romantischen Frühsommer miteinander, flogen hin und her, klauten gemeinsam Kuchenkrümel von Fensterbrettern, verbrachten stille Stunden auf Dachrinnen und Dachfirsten und gestanden sich zwitschernd ihre ewige Liebe. Tja, und irgendwann kam Zip zur Welt, wie wir ja schon gehört haben.

      Nun muß man ja wissen, daß es bei den Spatzen eine Besonderheit gibt: Sie halten sich nie lange mit ihrem Nachwuchs auf. Nicht das sie lieblos, oder gar Rabeneltern wären. (Das können sowieso nur Raben selbst, die besten Rabeneltern, die man sich denken kann. Ich kannte da mal einen Raben namens Gottfried, aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte, genauso wie die Geschichte von der Eule Taranto oder der Schwalbe Erna: ...!) Also von wegen bei Familie Spatz, Windeln wechseln und auf den Arm, äh, ich meine natürlich auf den Flügel nehmen. Nichts da, schon ganz früh müssen die Jungspatzen aus dem Nest heraus. Gewiß, eine gewisse Nestwärme wird ihnen schon zuteil. Aber so ein Nest ist ja auch oftmals recht eng und manchmal drängen sich bis zu sieben Spatzenjunge darin und die vielen Versorgungsflüge, die die Eltern machen müssen. Man kann ja schon fast von einer Luftbrücke reden. Wenn ein Sommer vielleicht besonders trocken ist, so wie gerade dieser Sommer ..., dann drängt man die Brut doch schon ein bißchen früher als allgemein üblich in Richtung Selbstversorgung. Und so lernten Zip und Zap schon bald die harte Seite des Broterwerbs kennen. Es war an einem heißen Hochsommertag, als sie sich kennenlernten. Die Sonne brannte vom Himmel, es wehte kein Lüftchen, keine Wolke am Himmel und beide waren auf einem Selbstversorgungsflug. Selbstversorgung: Seien es Mücken oder andere Flugkäfer, die es zu erhaschen galt oder sogar eine fette Libellenlarve aus dem großen Teich, der etwa zwei Flugminuten vom Nest Luigis entfernt war. Zufälligerweise auch nur zwei Flugminuten (bei guten Wetter und wenig Gegenwind) vom Geburtsnest Zaps entfernt. So mußten sie sich zwangsläufig treffen. Denn: In der trockenen Erde hatten sich die Würmer ganz tief eingegraben, dorthin, wo es kühl und feucht war und sie auf den nächsten Regen getrost warten konnten. Tags zuvor erst war Zap das erste Mal mit seiner Mutter in Richtung des Teiches geflogen, dort waren sie im Kies gelandet und hatten einige fette Schusterlarven aus dem darunter gelegenen Sand gezogen.

      „Zap, hier mußt du ganz gut aufpassen“, sagte seine Mutter, „hier gibt es einen gefährlichen Kater in diesem Garten, der ist zwar taub, aber immer noch schnell und vor allem leise. Also sieh dich immer genau um und beim kleinsten Schatten mach sofort einen sozusagen fliegenden Start, volle Klappen setzen und mit Vollgas Höhe gewinnen.“ „Und paß auf die kleinen, giftigen Hunde auf!“ setzte ihre Mutter hinzu „Der eine ist nicht ganz so gefährlich, der bellt nur immer und stolpert manchmal, aber der schwarzbraune mit dem weißen Fleck auf der Brust, der ist sehr gefährlich!!“ Zap nickte ergeben, er kannte die ständigen Belehrungen seiner Mutter. „Ja Mama ich passe auf …, mach dir keine Sorgen.“

      „Keine Sorgen, keine Sorgen keine Sorgen, keine Sorgen …“, zwitscherte Genofefa besorgt und verschluckte sich etwas an der Schusterlarve. „Die schmecken auch nicht mehr wie früher“, dachte sie.

      Ja und es war eben dieser heiße, dieser sehr heiße Sommertag, an dem unsere Geschichte eigentlich erst richtig beginnt. Da trafen sich Zip und Zap an dem schönen, großen Teich in dem wunderschönen Garten oben auf der Geest. Kein Lüftchen wehte und Zap hatte einige Mühe, in der heißen Luft den nötigen Auftrieb zu bekommen. Zip ging es nicht anders, auch sie schlug mächtig mit den kleinen Flügeln und fuhr sogar die Vorflügelklappen um 10 oder 20 Grad aus, denn auch sie konnte nur knapp die Höhe halten.

      Zip war schon einige Tage früher als Zap an diesem Teich gewesen. Ihr Vater Luigi hatte sie mit auf die kurze Reise genommen. Ihr einige Flugmanöver gezeigt, besonders auch das Halten der Höhe bei starker Sonneneinstrahlung, den Anflug über ein Gewässer, den Glaswassereffekt und so weiter:

      „Zip, hör zu“, sagte Luigi