Heike Möller

Vampire in den Highlands


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schien süchtig nach ihr geworden zu sein.

      >Hat er sich etwa wirklich neu in mich verliebt? < Rowena hatte Angst, dass das der Fall sein könnte.

      „Stopp, Tris!“, sagte sie leise.

      Goldene Augen sahen in violette und ein irritierter Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. Er war erregt, seine Haut schien zu glühen und sein Atem kam stoßweise.

      „Wir müssen reden.“

      Tristan hielt vor Schreck die Luft an, dann setzte sich ein schmerzhafter Ausdruck auf sein Gesicht. „Tu mir das nicht an, Ro!“, bat er heiser.

      Rowena kannte den Gesichtsausdruck. Ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich.

      „Tristan, geh bitte von mir runter.“ Ihre Stimme war leise und ruhig und sie sah ihm fest in die Augen.

      Er presste seine Lippen aufeinander und rollte sich von Rowena runter. Dann setzte er sich in eine Ecke des großen Bettes und deckte seine Blöße zu. Mit offenem Mund und gerunzelter Stirn sah Tristan seine Exfrau an.

      „Tristan, hast du mich gerade `Liebling´ genannt?“

      Er schluckte, dann nickte er stumm.

      Rowena setzte sich auch auf, raffte ein Kissen vor ihrer Brust und rieb sich erschöpft die Stirn. Das tat sie immer, wenn sie vor einer schier ausweglosen Situation zu stehen schien.

      „Hast du dich … in mich verliebt?“

      Tristan sah sie verletzt an. „Ob ich …? Ro, ich habe nie aufgehört, dich zu lieben!“

      >Scheiße! < Rowena holte lange und tief Luft, dann schüttelte sie den Kopf. „Tris, das geht nicht gut zwischen uns. Und das weißt du!“

      Er schüttelte trotzig den Kopf, seine langen, dunkelblonden Haare umspielten die nackten, kräftigen Schultern. „Es ist dieses Mal anders, Ro. Das spüre ich. Bitte, gib´ uns noch einmal eine Chance!“

      Rowena sah in die Augen, die ihr so vertraut waren. Ja, sie liebte Tristan auch, aber sie war einfach nicht fähig, mit ihm eine gemeinsame Zukunft zu planen, zu führen. Bedauernd schüttelte sie den Kopf. „Tris, es tut …“

      „Nein, Rona! Nein! Sag das nicht, verstanden?“ Seine Augen blitzten jetzt dunkelgrün auf. Es war ihm verdammt ernst. „Als wir uns bei Jannik trafen, vor drei Monaten, da war es Bestimmung. Fast hundert Jahre habe ich versucht, dich aus meinem Kopf, aus meinem Herzen zu verbannen Aber ich habe es nicht geschafft. Ich habe dich dasitzen sehen und alles, was ich mir zurechtgelegt hatte, wenn ich dir jemals wieder begegnen sollte, war weg. Einfach weg.“

      Rowena schluckte hart. Es tat ihr weh, Tristan so leiden zu sehen, aber es änderte nichts an ihrem Entschluss. „Tristan, es ist besser, wenn wir es hier und jetzt beenden. Endgültig!“

      Der Laut, den der große, kämpferische Mann von sich gab, brach ihr das Herz und sie wusste, dass der Bruch dieses Mal wirklich für immer war.

      „Warum? Ist es, weil ich dir nicht genug bin?“

      Rowena sah ihn fragend an. „Ich verstehe nicht!“

      Ein bitteres Lachen prallte ihr entgegen. „Glaubst du, ich habe Stavros nicht an dir gerochen?“

      Rowena vergaß zu atmen. Ihr Denken setzte einen Moment aus.

      „Ich weiß ja, dass du frisches Blut brauchst. Dass du nicht nur auf die Blutkonserven zurückgreifen kannst. Und es ist auch okay, dass der Junge dich von sich trinken lässt. Aber musstest du gleich mit deinem Essen schlafen?“

      „Was?“ Die Formulierung traf Rowena wie ein Faustschlag in den Magen.

      „Ich kann sehr wohl die unterschiedlichen Gerüche bestimmen. Blut und Sperma, Rowena.“ Tristan hatte jetzt fast schwarze Augen. Nichts war mehr in diesem Blick, was auch nur annähernd liebevoll war.

      „Es ist einfach passiert, Tris. Große Mutter! Als ob du tugendhaft wärst!“

      „Frage mich!“, knurrte er.

      „Wie bitte?“ Rowena verstand wirklich nicht, worauf er hinauswollte. Er hatte seinen Geist, seine Gedanken vor ihr verschlossen. Und selbst wenn er es nicht hätte so würde sie nicht so einfach in seine Gedanken schlüpfen. Das hatte sie schon damals nicht getan.

      „Frage mich, mit wie vielen Frauen ich geschlafen habe, seitdem wir vor genau 600 Jahren, auf den Tag genau, geheiratet haben.“ Tristans Stimme war eiskalt, ein grausamer Zug hatte sich um seine Lippen gelegt.

      600 Jahre? Heute? Heute war der Hochzeitstag?

      „Ich habe vergessen, dass wir …“

      „Ich nicht!“, brüllte er, schoss quer über das Bett und packte sie an den Armen. „Frage endlich!“

      „Wie viele?“, schrie sie ihn an.

      „Keine … einzige“, zischte er und öffnete seinen Geist, ließ sämtliche Barrieren fallen.

      Rowena sah seine Erinnerungen, fühlte seine Gefühle. Die guten wie die schlechten. Aber die Liebe zu ihr übertraf alles andere, sogar den Hass gegenüber Darius, Tristans Schöpfer.

      „Nein“, hauchte sie und die Erkenntnis raubte ihr den Atem. „Es tut mir leid, Tristan. Ich … ich hatte ja keine Ahnung, dass …“

      Wie ein verwundetes Tier schrie er kurz auf, entzog sich schnell ihrem Geist und ihrem Körper. Schluchzend stand er auf und begann, sich anzuziehen.

      Rowena starrte geschockt zur Zimmerdecke hinauf. „Tristan, bitte. Verzeih mir. Ich wollte dir n …“

      „Vergiss es einfach, Rowena.“ Er klang erschöpft. „Mach´ dir keine Sorgen wegen Stavros. Ich mache ihm keinen Vorwurf. Er hat von mir nichts zu befürchten.“

      Rowena tastete nach ihrem Morgenrock und zog ihn sich umständlich über.

      „Ich möchte nur eins wissen, in Ordnung?“ Sein verletzter Blick traf auf violette, panisch aufgerissene Augen.

      „Was?“ Sie hatte beinahe Angst, zu Fragen.

      „Als wir verheiratet waren, und noch nicht getrennt, hast du da mit anderen Männern geschlafen, wenn ich auf dem Schlachtfeld war?“

      Nach all den Jahrhunderten überraschte sie die Frage jetzt. „Tristan, ich musste mich nähren, das weißt du!“

      Er erstarrte. „Ich auch, Rowena! Aber ich habe mich nur genährt. Ohne Sex. Das geht nämlich, weißt du!“

      Rowena merkte, wie sie vor Scham errötete. Noch nie hatte sie sich Gedanken über ihre ausgeprägte Libido gemacht. Warum auch? Schließlich erinnerten sich die meisten Männer hinterher nicht einmal an eine Nacht mit ihr. Außerdem entspannte es sowohl die Männer als auch sie selbst, während sie von ihnen trank.

      „Das ist nicht fair, Tristan“, warf sie ihm vor.

      Tristan lachte erneut bitter auf. „Nicht fair? Ich habe dir vertraut, Rowena. Ich habe dich in deinen Bemühungen, die Medizin der Sterblichen zu studieren unterstützt. Ich habe dich überall hinbegleitet, damit du die Religionen der Welt erforschen konntest um aus ihnen neue Kräfte zu ziehen. Dann schlage ich irgendwo eine Schlacht, bin nur ein paar Wochen oder Monate von dir getrennt, und du fickst andere Männer! Und ich bin nicht fair?“

      Rowena war inzwischen aufgestanden, starrte über dreißig Zentimeter nach oben um Tristan in die Augen zu blicken. Ohne erkennbaren Ansatz verpasste sie ihm eine schallende Ohrfeige.

      Wäre Tristan sterblich, hätte er jetzt eine Gehirnerschütterung davongetragen, so heftig war der Schlag. Sein Kopf wurde nach hinten gerissen und er taumelte kurz. Allerdings mehr vor Überraschung als vor Schmerz. Ungläubig suchte er ihren Blick. Ein kleiner Blutfaden lief über seinem linken Mundwinkel.

      Rowena war über sich selbst erschrocken. In all den Jahrhunderten hatte sie ihn noch nie geschlagen. Und Tristan hatte Rowena nie geschlagen, egal, wie heftig sie