schnellen RAM voraus. Spielerechner benötigen jedoch auch eine sehr hochwertige Grafikkarte, die auf Grund ihrer Leistung aktiv zu kühlen ist. Eine DAW kommt hingegen schon mit einer veralteten, passiv gekühlten Karte mit lediglich 64 MB internem Speicher aus. Letztere ist nicht nur billiger, sondern trägt durch die passive Kühlung dazu bei, das Gesamtsystem lüfterarm und leise zu halten.
Am deutlichsten ist der Unterschied allerdings bei der wichtigsten Sache: der Soundkarte. Zum Spielen genügt eine einfache Consumerkarte, beim Recording benötigt man jedoch eine Wandlerkarte für Studiozwecke, um in Sachen Klangqualität, Treiberstabilität und Latenz ohne Frust arbeiten zu können.
Fazit: Sicher, man kann auch auf einer DAW spielen. Eine DAW wird aber nie eine gute Spiele-Workstation sein und umgekehrt ist es genauso. Was Home-Office-Anwendung betrifft, sehe ich auf beiden Seiten keinerlei Einschränkungen. Lediglich das Internet sollte wie gesagt bei der DAW außen vor bleiben.
3.2.3Wandeln, ohne zu verschandeln
3.2.3.1Wortbreite und Samplingfrequenz
Ein in allen Medien immer wieder gerne diskutiertes Thema ist die Frage nach der nötigen Wandlungsauflösung. Im Gegensatz zu diesen stets endlos ausufernden Diskussionen möchte ich hier schon zu Beginn zum Fazit schreiten: 24 Bit und 44,1 kHz von der Aufnahme über den Mix bis hin zum Mastering sind heutzutage nötig aber auch ausreichend.
Die Wandlung mit 24 Bit hat keine direkten klanglichen Vorteile gegenüber einer Wandlung mit 16 Bit. Der große Nutzen liegt woanders: 24 Bit bietet einen deutlich größeren Dynamikumfang und somit eine höhere SNR.
Nimmst du die Wortbreite mal 6, erhältst du die rechnerisch maximal darstellbare Dynamik. Bei 24 Bit sind dies also 144 dB, was immerhin 48 dB mehr als bei 16 Bit sind. Dieser Pegelvorteil lässt dich entspannter einpegeln und verhindert, dass bei Kompression der Signale das Quantisierungsrauschen aus dem unteren Grenzbereich des Wandlers in den hörbaren Bereich hervortritt.
Man könnte dagegen halten, dass CDs doch sowieso nur in 16 Bit codiert sind und moderne Songs kaum mehr als 10 dB Dynamikumfang besitzen. Das ist richtig, nur die Schlussfolgerung ist falsch. Gerade durch die höheren Bitraten über die Produktion hinweg lassen sich auch stark komprimierte, aber dennoch gut klingende Mastersignale realisieren, welche die lediglich 16 Bit auf dem Datenträger voll ausnutzen!
Einige Engineers gehen sogar noch einen Schritt weiter und propagieren die Arbeit mit den stets maximal möglichen Auflösungen. Da die meisten DAWs intern mit 32 Bit arbeiten, empfehlen sie also eine Speicherung der Audiodateien in 32 Bit. Dadurch entfallen wiederholte Truncationvorgänge durch eine mehrfache Änderung der Wortbreite eines Signals auf Grund der Verarbeitung in unterschiedlichen Effekten.
Die Sichtweise ist grundsätzlich nachvollziehbar. Sie wird aber aufgeweicht, wenn man bedenkt, dass auch bei der globalen Verwendung von 32-Bit-Dateien Truncation nötig wird. Schließlich arbeiten nicht alle Effekte mit einer internen Auflösung von 32 Bit, sondern teilweise auch mit 24 Bit. Aus diesem Grunde bieten viele DAWs auch ein automatisches Online-Dithering über den Bearbeitungsprozess an, welches das bei der Wortbreitenminderung entstehende Quantisierungsrauschen mit einem Dither-Rauschen verdeckt.
Aus diesen Gründen stehe ich dieser 32 Bit-Speicherung etwas skeptisch gegenüber. Es schadet sicher nicht, für mich ergibt sich aber kein greifbarer Zusatznutzen. Du kannst dies ja für dich ganz entspannt ausprobieren und selbst entscheiden, ob dir die potentiell bessere Klangqualität den Mehraufwand wert ist.
Häufig wird im Zusammenhang mit den Wortbreiten von einem größeren Headroom bei 24-Bit-Systemen gesprochen. Dies ist Unfug, da digitale Systeme überhaupt keinen Headroom besitzen. Diesen gibt es nur bei analogen Geräten, die eben auch in ihrer spezifischen Übersteuerung Signale musikalisch nutzbar verarbeiten können.
Ausnahme in der Digitaltechnik: Manche Plug-Ins simulieren den Headroom ihrer analogen Vorbilder.
Detaillierte Informationen zur Arbeit mit Pegeln in analogen und digitalen Systemen findest du im Kapitel zum Einpegeln.
Was die Abtastfrequenz angeht, befinden wir uns derzeit noch in einer Übergangsphase. Grundsätzlich gilt, dass eine Samplefrequenz von 44,1 kHz genügt, um alle hörbaren Frequenzen abzubilden. Dies ergibt sich aus dem Shannon'schen Abtasttheorem, welches besagt, dass die höchste darstellbare Frequenz der Hälfte der Abtastfrequenz (auch Nyquist-Frequenz genannt) entspricht. Da wir Menschen selbst im Kindesalter kaum mehr als 20 kHz hören können, sollten die resultierenden rund 22 kHz in der Tat genügen. Ein Nutzen hinsichtlich der Erhöhung des darstellbaren Frequenzbereichs ergibt sich also nicht.
Eine höhere Samplingfrequenz bietet aber theoretisch andere Vorteile. Digitale Effekte, die mit hoher interner Samplingfrequenz arbeiten (Oversampling), kommen mit Signalen hoher Samplingfrequenz zu besseren Ergebnissen, da einfach mehr Information zur Verarbeitung vorhanden ist und sich weniger Fehler auf Grund von Rundungen ergeben. Zudem verringert sich der Einfluss des Quantisierungsrauschens, da es auf einen größeren Frequenzbereich verteilt wird.
Dies ist in der Theorie alles richtig. Die Frage ist nun, wie wir dies in der Praxis umsetzen? Ich konnte keinen Test finden, bei welchem Testhörer Aufnahmen mit 44,1 kHz und 96 kHz eindeutig hätten unterscheiden können. Der Klangunterschied der verschiedenen Wandler war stets größer als der vermeintliche Unterschied auf Grund der höheren Samplingfrequenz.
Meine Meinung: Eine höhere Auflösung bringt zwar theoretisch einen besseren Klang. Dieser marginale Vorteil steht aber in keinem Verhältnis zu den erhöhten Anforderungen an Speicher und Performance.
Für Monosignale gilt:
Bei Stereosignalen ist das Ganze natürlich mit Zwei zu multiplizieren.
Warum gibt es dann Wandler mit 24 Bit-Breite und 192 kHz-Auflösung? Ganz einfach, weil es heute technisch machbar ist und weil die Wandlerhersteller – zu Recht - etwas verdienen wollen. Schließlich hat heute praktisch jeder Hardware mit 24 Bit/44,1 kHz-Wandlern. Der Markt ist also gesättigt und es müssen ergo neue Bedarfe geweckt werden.
Trotzdem: Hier können wir die Kirche getrost im Dorf lassen. Für typisches Bandrecording sind 44,1 kHz bei 24 Bit notwendig, aber auch vollkommen ausreichend.
Ein Audio-Engineer, der sich die Frage stellt, ob er heute mit 24 Bit/192 kHz arbeiten soll oder nicht, wird sich zuvor die Frage stellen, wo er seine 100.000 EUR-Mikrofonierung vor dem Sinfonieorchester platziert. Solche Gedanken sind eben - wenn überhaupt - erst in der absoluten Audio-Oberliga sinnvoll.
3.2.3.2Truncation und Dithering
Entgegen der landläufigen Behauptung ist es ist längst nicht so, dass ein digitales Signal über die Strecke hinweg verlustfrei verarbeitet werden kann. Das Durchlaufen unterschiedlichster Prozesse erfordert, dass immer wieder neu verrechnet und gewandelt wird.
Neben allgemeinen Rechenfehlern und Rundungsvorgängen auf den letzten Kommastellen ist es vor allem die Truncation, die ein digitales Signal über die Verarbeitungsstrecke verschlechtern kann. Schließlich werden die beeinträchtigenden Rechenprozesse nicht nur einmal, sondern in Abhängigkeit von der Komplexität der Verarbeitung mehrfach hintereinander durchgeführt.
Unter Truncation versteht man das Abschneiden der jeweils minderwertigsten Bits beim Wandeln von einer höheren auf eine niedrigere Bitrate. Durch diesen Vorgang entstehen stets minimale Klangbeeinträchtigungen, die sich kumuliert als Verlust an Klangtiefe und Präzision bemerkbar machen.
Leider ist Truncation nicht zu vermeiden. Also hat man eine Technik zum Mindern der Negativeinflüsse entwickelt: Dithering. Dieses kaschiert die kleinen Rechenfehler, die beim Quantisieren von 32 oder 24 auf 16 Bit auftreten, indem es die Quantisierungsartefakte mit einem definierten Rauschen überdeckt. Dieses Ditheringrauschen ist psychoakustisch so optimiert, dass es nur marginal wahrgenommen werden kann. Der Effekt mag dir beim Abhören nicht direkt auffallen, das Dithering ist