Elke Bulenda

Vampire essen keine Pasta


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      Elke Bulenda

      Vampire essen keine Pasta

      Ein humorvoller Fantasy-Roman

      Copyright © 2015 by Elke Bulenda

      Verlag: epubli GmbH, Berlin, www.Epubli.de

      ISBN: 978-3-7375-8121-9

      Prolog

       Ägypten 1292 v. Chr. Genauer gesagt, Theben, die alte und jetzt wieder neue Hauptstadt. Warum das so ist? Dies wird zum späteren Zeitpunkt genauer erläutert. Ebenfalls möchte ich für den/die Leser/in anmerken, dass er/sie nicht das falsche Buch erwischt hat. Wenn Sie mir nicht glauben, schauen Sie auf den Umschlag. Genau, Sie lesen im Moment folgendes Buch: Vampire essen keine Pasta. Doch seien Sie versichert: Es werden noch genügend Vampire, Pasta und andere Wesen in dieser Geschichte auftauchen, inklusive Ragnor. Diese, sich nun anschließende Ausführung ist notwendig, um hinterher nicht völlig verwirrt und fragend dazustehen, warum es so ist, wie es ist. Aber ich versuche, diese kleine Geschichtslektion so unterhaltsam wie möglich zu gestalten. Also weiter im Konzept: Wir schreiben also das Jahr 1292 v. Chr. Die Sonne brennt, weil sie im Moment einfach nichts Besseres zu tun hat. Über dem Königspalast Malkatta liegt eine Decke bleiernen Schweigens. Die sonst so lebendige Metropole scheint unter der Trauer entkräftet darnieder zu liegen. Der letzte Pharao der 18. Dynastie, Haremhab, ist gestorben. Nur das leise Murmeln der Amun-Priester schneidet durch die ansonsten bedrückende Stille. Die Königsgemahlinnen blicken wehmütig auf den leblosen Körper, der in einem goldenen Löwenbett aufgebahrt liegt. Ihre Zukunft ist ungewiss, denn der Markt ist nicht gerade gesegnet mit der Nachfrage nach Ex-Königinnen mit leichten Gebrauchsspuren. Sie fragen sich, ob der junge Ramses den Harem seines Vorgängers übernehmen will, was leider nicht unbedingt die Regel ist, oder sie mit einer bescheidenen Rente entlässt, die ihnen nicht gerade den gewohnten Standard ermöglicht. Leider konnte keine ihren Status als Große königliche Gemahlin an Pharaos Seite behaupten. Nachdem seine Lieblingsfrau bei einer Fehlgeburt verstarb, nahm er sich keine weitere große Königsgemahlin aus seinem Harem.

      »Was ist?«, fragt einer der Priester leicht ungeduldig. »Wollt ihr nicht mal anfangen, meine Königinnen?«, schnauft er beleidigt. Die Damen, allesamt aufs Exquisiteste herausgeputzt, sehen sich fragend an, nehmen widerwillig etwas Asche in die manikürte Hand und bestreuen ihre fulminanten Perücken damit.

       »Ein paar Klagelaute wären schön, sie hätten unseren König erfreut. Er war Soldat, und Klagelaute die reinste Musik in seinen Ohren«, schmunzelt der Oberpriester angesichts der sich leicht sträubenden, und jetzt stäubenden Damen. Obendrein denkt er: Es ist wirklich kein Wunder, wieso der große Sohn des Horus mit dieser Damenriege keinen Nachfolger zeugte! Alles nur ein Haufen dummer Gänse! Ohnehin war er ein wahrer Workaholic und hatte für Vergnügen kaum Zeit.

       Selbstredend gab es den Begriff Workaholic noch nicht, aber es kursierte eine dafür passende Hieroglyphe, die einen mit Griffel und Papyrus zu Boden gegangenen Schreiber zeigte, dessen Beine rechtwinklig gen Himmel ragten, während der Pharao ungerührt weiter auf ihn einredete.

       In der Tat schien der große Sohn des Horus, Haremhab, dessen Regierungsname Djeser-cheperu-Re-setep-en-Re (Heilig sind die Erscheinungen des Re, auserwählt von Re) lautete, es von Anfang an nicht besonders leicht gehabt zu haben. Als junger Soldat begann Haremhab seine militärische Laufbahn unter Amenophis III. Dieser war wahrlich ein großer Gottkönig, wenn nicht einer der größten bisher. Weniger Glück hatte der göttliche Amenophis allerdings mit seinem missratenen Sohn, diesem verabscheuungswürdigen Ketzer, dessen Namenskartuschen - von nun bis auf ewig - entfernt worden waren. Schon immer stand er seinem Sohn, der den gleichen Namen wie sein Vater trug, mit äußerster Skepsis gegenüber. Eigentlich war der Jüngere gar nicht als Thronfolger vorgesehen, denn er besaß einen älteren Bruder, Thutmosis, der leider in jungen Jahren vorzeitig verstarb. Der junge Amenophis war in den Augen seines Vaters nichts anderes, als ein verzärteltes Weichei, das völlig in seiner Religion aufging. Einerseits nicht schlecht, da die Pharaonen selbst als Gottkönige betrachtet und angebetet wurden, doch andererseits, wenn man selbst den ganzen Tag im Gebet versank, blieb kaum noch Zeit übrig, sich selbst anbeten zu lassen. Als der alte Amenophis starb, erlebten vor allem die Priester des angesehenen Amun-Tempel in Karnak, ihr blaues Wunder. Die nicht geringe Macht der Hohepriester war dem jungen Pharao von jeher ein Dorn im Auge und veranlasste ihn dazu, diese Befugnisse kräftig zu dezimieren und in ihre Schranken zu weisen. Außerdem war er ganz beseelt von dem Gedanken, der Gott aller Götter sei allein der Sonnengott Aton. Aton, der über alle anderen Götter stehe und nur er, der Pharao, war in der Lage, eine direkte Verbindung mit Aton aufzunehmen und einzugehen. Dies löste einen wahren Aufschrei, nicht nur bei allen Priestern, sondern ebenfalls in der Bevölkerung aus. Es wurde so gut wie zu allen bestehenden Göttern, aus allen möglichen Gründen, gebetet. Hathor zum Beispiel, wurde angerufen, wenn eine Geburt ins Haus stand. Und die Kreißende bekam tatkräftige Unterstützung durch Amulette und Schutzzauber, die alle mit der Muttergöttin Hathor in Verbindung standen. Und auf einmal sollte ein Gott die Arbeit aller anderen allein erledigen? Was hatte ein männlicher Gott bei einer Niederkunft zu suchen? Und kein Priester sollte befähigt sein, mit diesem Gott in Kontakt zu treten, außer der Pharao selbst? Ehe sich die Priesterschaft bewusst wurde, was auf sie zukam, hatten sie schon das Nachsehen. Die Tempel, die nicht Aton gewidmet waren, wurden geplündert und die Götterstatuen, die meist aus massivem Gold bestanden, konfisziert und eingeschmolzen. Selbstverständlich bekam Amenophis IV. Unterstützung von seiner frömmelnden Aton-Anhängerschar, die ohnehin ihr Mäntelchen nach dem Wind hängte, um Nutznießer zu bleiben und selbst einen Sack Sand anbeten würde, wenn sie weiterhin dafür die Pfründner blieben.

      Dazu gab sich der Gottkönig einen neuen Namen. Echnaton – was nichts anderes bedeutet als: Diener des Aton. Für die Anbeter der figürlichen Götter schien Aton, der lediglich als Sonnenscheibe in Erscheinung trat, als äußerst abstrakt. In einem Land, welches zu über neunzig Prozent aus Wüste besteht, ist die Sonne nicht unbedingt verlockend, lebensfördernd und anbetungswürdig. Wichtiger schien der Nil, die Lebensader Ägyptens, der über die Ufer trat, um das Land mit seinem fruchtbaren Schlamm zu segnen und damit bereit machte, das Getreide und die anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse für das Königreich gedeihen zu lassen. Jedoch war Echnaton davon überzeugt, nur die Sonne sei allein der Quell allen Lebens.

      Nebenbei bemerkt, ist damit sozusagen belegt, dass Echnaton der erste historisch verzeichnete Sonnenkönig war, wahrscheinlich auch einer der ersten, den man als Sonnenanbeter bezeichnen könnte.

      Der religiöse Fanatismus löste bei den Untertanen Zweifel, Befremdung und Kopfschütteln aus. Und schließlich ist ein Staat nur so stark wie sein schwächstes Glied, und das sind die kleinen Bauern, die darauf warteten, dass der Nil alljährlich über die Ufer trat. Ihrer Meinung nach, verstieß Echnaton mit seinem Glauben gegen die Maat, einem Gesamtkonzept aus Gerechtigkeit und Wahrheit, welches somit eine Art Weltordnung darstellte, bei der etliche Götter ein Gleichgewicht zu wahren hatten, was in ihren Augen folglich völlig aus den Fugen geraten musste, wenn es nur noch einen einzigen Hauptgott gab. Sie befürchteten, würden die ungeschriebenen Gesetze der Maat nicht eingehalten, könnten die Götter Rache nehmen und eine Dürre folgen lassen. Denn das Gegenteil von Maat, war Isfet, was Chaos und Vernichtung bedeutete.

       Die Einzige, die diesen ganzen Wahnsinn noch ein wenig im Zaum halten konnte, war die Mutter Echnatons, Königin Teje, die schon an den Regierungsgeschäften Amenophis III. beteiligt war, was damals als relativ ungewöhnlich galt. Und so wie es aussah, war sie dank ihres Wissens, zur Mitregentin erkoren, die vor allem in der Außenpolitik großes Gewicht besaß. Allerdings stand sie mit Nofretete auf nicht all zu gutem Fuß. Obwohl diese ihre Nichte war - was eindeutig bedeutet, dass Echnaton seine Cousine ersten Grades heiratete -, versuchte Nofretete ihren Einfluss beim labilen Echnaton auszubauen, um damit Königsmutter Teje den Schneid abzukaufen. Zum Glück bekam Teje wiederum Unterstützung durch ihren Bruder Eje, den Vater Nofretetes, dem der Ehrentitel »Gottvater« verliehen wurde, was aber wohl eher eine Bezeichnung für den Rang des Schwiegervaters war. Eje, ein hoher Verwaltungsbeamter und Berater, der schon unter Echnatons Vater diente, besaß ein vernünftiges Augenmaß und konnte sich größtenteils durch die Unterstützung seiner Schwester, und vor allem mit guten Argumenten durchsetzen. Aber alles in allem, schien es ein wahrer Eiertanz um die Macht zu sein. Und zur Verstärkung gab es noch ein Zünglein an der