es mit ihm zu tun, und dabei auch noch ihre Familie retten könnte. Wieso nur klingt das Unfassbare plötzlich so fassbar und sogar vernünftig?
„Sagen wir, ich lasse mich tatsächlich darauf ein … Was würde ich meiner Familie erzählen, worum es in dem Gespräch hier ging?“ Scham brennt heiß auf meinen Wangen bei dieser Frage.
„Ich denke, Sie könnten so nahe bei der Wahrheit bleiben wie möglich.“ Entgeistert sehe ich ihn an.
„Sie sagen ihnen, dass ich von Ihren Ideen begeistert war, das entspricht der Wahrheit, und dass ich Ihnen angeboten habe, über ein Investment nachzudenken, und dafür stehen Sie mir sieben Tage lang als Beraterin bei mir in Manhattan zur Verfügung.“
„Während ich in Wahrheit in Ihrem Bett zur Verfügung stehe“, ergänze ich sarkastisch, wovon er unbeeindruckt bleibt.
„Nicht notwendigerweise.“ Anzüglich lächelt er mich an. Ich spüre, wie mein verräterischer Mund das Lächeln erwidern möchte, aber diese Frechheit verbiete ich ihm. Stattdessen tadle ich Stoke mit einem Kopfschütteln.
„Ich weiß, Sie werden Ja sagen. Tief in Ihrem Inneren wissen Sie ebenfalls, was ich bereits weiß.“
„Und das wäre?“
„Sie und ich. Das ist unvermeidbar. Sie sind bestimmt dazu, mir zu gehören.“
„Für sieben Nächte, wenn es nach Ihnen geht.“
Er erwidert nichts darauf, aber etwas sagt mir, dass ihm nicht gefallen hat, was ich gerade sagte, auch wenn das keinen Sinn ergibt.
„Wie wäre es mit einem Gentlemen-Agreement, um die Sache zu beschließen?“
Ganz Finanztycoon hält er mir seine Hand hin. Wenn ich sie jetzt nehme, dann war es das. Denn Michael hat recht, was mich betrifft. Ich bin jemand, der sein Wort hält. Immer.
Ich zögere. Das hier ist das Verrückteste, was ich jemals getan habe, aber ich bin dabei, es tatsächlich zu besiegeln.
Wieder erkenne ich die versteckte Panik in seinem Gesicht, als ich zögere, einzuschlagen. Erst als ich mich dazu überwinde, mit flauem Magen und einer gehörigen Portion Angst, seine warme Hand zu ergreifen, weicht der Ausdruck.
„Sie werden es nicht bereuen. Dafür sorge ich.“
Kapitel 5 - Michael
„Michael, Sie haben mich um sechs Uhr morgens hier antanzen lassen, wieder einmal ohne Termin, und jetzt schweigen Sie seit einer Viertelstunde. Sie wissen, Ihretwegen kann ich meine Tochter nach Harvard schicken, dennoch hätten Sie mehr davon, wenn Sie in unseren Sitzungen tatsächlich mit mir sprechen würden. Finden Sie nicht?“
Linda Forrester verzieht ihre geschminkten Lippen nach unten. Sie ist meine Therapeutin. Auch wenn ich sie nicht wirklich regelmäßig konsultiere, lasse ich Linda ab und an zu mir kommen. Doch wenn sie dann hier ist, schweige ich öfter, als ich rede. Es fällt mir schwer, mich zu öffnen, und ich kann mit niemandem außerhalb dieser vier Wände über die Dinge reden, die mir im Kopf herumschwirren. Deshalb dachte ich, dass Lindas Schweigepflicht mir helfen würde, aber etwas hält mich immer zurück, auch wenn ich das Gefühl habe, ihren schonungslosen und einsichtigen Verstand zu brauchen. Frustriert, aber geduldig sieht sie mich an und wartet darauf, dass ich endlich sage, warum ich sie in aller Früh zu mir bestellt habe.
„Sie haben recht.“ Erstaunt heben sich ihre Brauen. Trotz ihrer fünfzig Jahre sieht Linda erstaunlich gut aus. In dem perfekt sitzenden Leinenkostüm und mit den platinblonden Haaren erinnert sie mich ein wenig an meine Mutter, auch wenn Linda ihre Haare immer in einem französischen Knoten trägt, während Mom sie meistens offen bevorzugt.
„Könnte ich das womöglich schriftlich haben?“
Ihr gutmütiges Lächeln erwidere ich mit einem missmutig verzogenen Mund.
„Worüber möchten Sie sprechen?“
„Es gibt da eine Frau.“
„Eine Frau. Das ist eine Abwechslung. Ist die eine Frau vielleicht die Antwort auf Ihre Probleme in der letzten Zeit mit den vielen Frauen?“
Ich schnaube, weil ich kaum glauben kann, wie sich das anhört, aber Linda trifft einen wunden Punkt. In meinen letzten Sitzungen ging es oft darum, dass ich mich immer mehr langweile, dass die Frauen, mit denen ich mich zwanglos treffe, nicht in der Lage sind, mich zu fesseln, und dass in den letzten Monaten selbst der Sex, den ich immer freizügig und reichlich genossen habe, nicht mehr wirklich in der Lage ist, mich zufriedenzustellen. Und nun ist ausgerechnet sie wieder in mein Leben getreten. Was für ein Timing.
„Wenn ich das wüsste, bräuchte ich Sie nicht, Doc!“
„Okay, dann erzählen Sie mir von ihr.“
„Ihr Name ist Madison. Wir kennen uns von früher, vom College, aber entweder will sie das nicht zugeben, oder sie erinnert sich nicht daran, was sogar noch schlimmer wäre.“
Fragend sieht Linda mich an. Ich gebe zu, dass das alles nicht viel Sinn ergibt.
„Okay, noch mal von vorne. Ich hatte neulich ein Meeting, es ging um den Verkauf eines Familienbetriebes an mein Unternehmen, und da stand sie plötzlich, zehn Jahre später, und ich wusste sofort, dass sie es ist, auch wenn ich ihren Namen bis dahin nicht kannte.“
„Ist Ihnen bewusst, dass sich Ihre Stimme verändert, wenn Sie über sie sprechen, Michael?“
Ertappt starre ich Linda an. Das war mir keineswegs klar.
„Und was glauben Sie, was das bedeutet? Nein, halt … jetzt werden Sie gleich den Spieß umdrehen und mich das Gleiche fragen.“
„So langsam machen Sie sich. Aber das hier ist kein Trick. Ich versuche, Ihnen zu helfen, oder ich ermögliche es Ihnen eher, sich selbst zu helfen.“
„Na, mal sehen, ob Sie das noch wollen, wenn ich Ihnen erzähle, wie die Begegnung mit dieser Frau ausgegangen ist.“
„Ich traue mich kaum zu fragen.“ Rügend beißt sie die Lippen aufeinander. Ja, sie erinnert mich an Mom.
„Sie müssen das verstehen, Doc. Nach all den Jahren, in denen ich mich immer wieder gefragt habe, was aus dem Mädchen geworden ist, das ich in einer völlig verrückten Nacht am Strand getroffen habe, das so anders war als alle anderen, dieses eine besondere Mädchen, das ich nie hatte und das weg war, ehe ich es für mich gewinnen konnte, steht plötzlich vor mir. Als erwachsene bildschöne Frau, stark und unabhängig. Und habe ich schon erwähnt, dass sie wunderschön ist?“
„Das haben Sie, Michael, und ich merke zum ersten Mal, seit ich Sie kenne, wie begeistert Sie von einer Frau sind. Das ist ein gutes Zeichen. Beschreiben Sie sie mir? Wie hat sie ausgesehen, als sie vor Ihnen stand? Was haben Sie gefühlt?“
„Sie ist jetzt neunundzwanzig, und statt der Sommersprossen trägt sie Make-up, aber nicht übertrieben, gerade so viel, um ihre gebräunte Haut zu betonen. Sie hat sehr sinnliche Lippen, und der rote Lippenstift, den Sie getragen hat, hat sofort die wildesten Fantasien in mir ausgelöst. Sie kam mir etwas schlanker vor als in meiner Erinnerung. Ihre Taille ist so zart, ihre Beine sind lang, und in diesem strengen Etuikleid sah sie nicht nur elegant aus, sie bewegt sich auch so. Ihre Haare sind karamellfarben, genau wie damals, und ihre Augen klar und blau. Und sie ist clever, sogar mehr, als sie weiß. Und sie scheint keine Angst vor mir zu haben, auch wenn ich es darauf anlege, oder sie ist zumindest gut darin, keine Angst erkennen zu lassen. Sie fasziniert mich. Damals wie heute.“
Linda sieht aus, als hätte ich gerade verkündet, ab sofort wieder an den Weihnachtsmann zu glauben. Wortlos habe ich diese Frau bisher nie erlebt, aber nun ist es so weit.
„Und wann werden Sie nun mit dieser faszinierenden Frau ausgehen?“, fragt sie hoffnungsvoll. Ich presse die Lippen aufeinander, etwas, was ich oft tue, wenn mir etwas unangenehm ist oder ich etwas getan habe, worauf ich nicht stolz bin. Im Arbeitsalltag habe ich dieses verräterische Anzeichen unter Kontrolle, aber hier