habe einen speziellen Angestellten, der sich um diese Dinge kümmert.“ Hätte ich mir denken können. Legal ist das bestimmt nicht.
„Vielleicht sollte ich dich dafür anzeigen. Oder für gewisse andere unmoralische Geschäftsgebaren, die du seit Kurzem auf dem Kerbholz hast.“
Ich stemme die Hand in die Hüfte, dabei kann er mich gar nicht sehen. Außerdem bemerke ich erst jetzt, dass wir wie von selbst zu einem sehr vertraulichen Ton gefunden haben. Für zwei Fremde, die eine spezielle Vereinbarung getroffen haben, die rein geschäftlich ist, auch wenn es dabei um körperliche Nähe geht, finde ich das nicht gut. Und ich mag es auch nicht, dass ich neben der Wut über die fragwürdige Gesamtsituation ein herausforderndes, warmes Prickeln dabei bekomme. Das gibt mir zu denken.
„Das könntest du tun, aber denk daran … Wir haben nichts Schriftliches festgehalten. Ich habe nur dein Ehrenwort, Miss Beaufort, dass ich die nächsten sieben Nächte in deiner Gesellschaft verbringen darf, und was immer dabei zwischen uns geschieht, bleibt zwischen uns. Ich würde nie jemandem etwas über dich erzählen, außer meiner Therapeutin vielleicht.“
„Du hast eine Therapeutin? Halt, warte. Ich nehme das zurück. Angesichts der Tatsache, dass du mich mit einem Pakt dazu gebracht hast, demnächst Sex mit dir zu haben, sollte mich das nicht wirklich wundern.“
Ich merke, wie breit meine Mundwinkel auseinandergleiten. Wie ich es genieße, ihm einen verbalen Schlag zu verpassen, mehr als ich vermutlich sollte.
„Touché, Miss Beaufort. Ja, ich habe eine Therapeutin und ich kann dir so viel verraten: Ich glaube, sie verzweifelt gerade an mir.“ Wie gut ich das verstehen kann. Arme Frau.
„Und was hält diese Therapeutin von deinem neusten riskanten Geschäft?“ Ich lege mich auf das breite Bett und schiebe dabei den Klamottenhaufen einfach zur Seite.
„Sie denkt, ich mache einen Fehler, aber das sehe ich anders.“ Ich schnaube ungläubig in den Hörer, einerseits, weil ich nicht glauben kann, dass ich gerade mit dem Mann telefoniere, der mich mit einem Trick dazu gebracht hat, ihm sieben Nächte zu schenken, und anderseits, weil Michael Stoke eine Therapeutin hat, der er bestimmt ein Vermögen bezahlt, aber auf die er nicht hört und der er widerspricht. Obwohl ich ihn kaum kenne, passt das gut ins Bild.
„Vielleicht solltest du auf die kluge Frau hören, ich glaube, sie weiß, was sie da tut. Wenn nicht, hätte sie längst die Flucht ergriffen angesichts deiner Sturheit und deiner Verhaltensauffälligkeiten.“ Schlag zwei.
„Autsch! Man könnte meinen, du wärst sauer auf mich.“
„Ja, warum wohl, Mr Stoke?“, höhne ich.
„Heute Abend denkst du eventuell ganz anders darüber.“
An seiner Selbstsicherheit zu kratzen, stellt sich als verdammt schwierig heraus. Mal sehen, wie viel er verträgt. Schließlich habe ich nicht eingewilligt, mich kampflos zu ergeben. Michael Stoke wird noch sein blaues Wunder erleben.
„Eingebildet sind wir wohl gar nicht, was?“
„Ich glaube nur an mich und an unsere sexuelle Chemie, die dich dazu bringen wird, auch mit mir schlafen zu wollen. Sehr oft sogar.“ Ich kann förmlich spüren, wie er am anderen Ende der Leitung grinst. Dabei stelle ich ihn mir in seinem Bürostuhl vor, entspannt zurückgelehnt, mit Blick auf die Skyline von Manhattan. Ihm wird das freche Grinsen schon noch vergehen.
„Du glaubst also, deine bloße Anwesenheit bringt mich dazu, mein Höschen zu verlieren?“
„Ich habe mehr darauf gehofft, es nass vorzufinden, um es dir dann langsam auszuziehen, aber es freut mich, dass du in puncto Sex ganz offen mit mir sprechen möchtest. Das ist eine angenehme Überraschung.“ Ein dunkles Lachen dringt an mein Ohr, und ich gebe zu, dass die Temperatur in besagtem Höschen ein paar Grad gestiegen ist, besonders, wenn ich dem Klang dieses Männerlachens lausche.
„Ich komme vielleicht aus dem Süden und bin dazu erzogen worden, höflich zu sein, aber ich habe lange in Kalifornien studiert, und dort habe ich schnell gelernt, die Dinge beim Namen zu nennen.“
„Ja, ich weiß“, höre ich ihn leise flüstern.
„Ach ja, woher denn?“ Plötzlich ist mir nicht mehr nach diesem Geplänkel zumute, vielmehr spüre ich ein seltsames Gefühl der Beunruhigung. Der Kerl ist gefährlich. Charmant und gefährlich, eine beunruhigende Kombination.
„Ich lasse mich nie auf jemanden ein, ohne ihn gründlich zu überprüfen“, lässt er mich knapp wissen, aber es klingt hohl, fast wie einstudiert.
Eines steht jedenfalls fest. Michael Stoke am Telefon ist definitiv anders als Michael Stoke der große Geschäftsmann. Ich frage mich, welcher von ihnen in unserer ersten Nacht vor mir stehen wird.
„Ich sollte es dir vielleicht nicht verraten, Madison, aber was wäre ich für ein potenzieller Investor, wenn ich meiner künftigen Geschäftspartnerin einen wirklich guten Tipp unterschlage.“
„Schieß los! Ich bin ganz Ohr“, gebe ich sarkastisch zurück.
„Du hättest härter verhandeln sollen, was unser spezielles Arrangement betrifft. Jetzt ist es natürlich zu spät dafür, aber hättest du mehr auf meine Reaktion auf dich geachtet, wäre dir aufgefallen, dass ich sehr darauf gebrannt habe, dieses Geschäft abzuschließen, und deshalb wäre für dich noch viel mehr drin gewesen.“
Eine Gänsehaut breitet sich über meine Arme aus.
„Und was wäre noch für mich drin gewesen?“
„Sagen wir es so … Hättest du vorgeschlagen, nur eine einzige Nacht mit mir zu verbringen, wäre ich auch darauf eingegangen. Denn auch wenn es dir nicht bewusst war, du hattest mich an der Angel und nicht umgekehrt, auch wenn es dir vielleicht anders vorgekommen ist. Denk darüber nach.“
„Das werde ich.“ Ich atme lange aus. Verdammt, wieso habe ich nicht verhandelt, mich nicht mehr gewehrt? Michael hat recht. Was war nur los mit mir?
„Gut. Was unsere erste Nacht betrifft, wollte ich dir nur mitteilen, dass sie heute acht Uhr beginnt. Ich möchte, dass du in deinem Hotel auf mich wartest. Ich komme dann zu dir.“
Nervosität erfasst mich. Mein Herz schlägt ein klein wenig schneller bei der Vorstellung, ihn zu sehen und wer weiß was mit ihm anzustellen. O Gott, worauf lasse ich mich da nur ein?
„Bist du noch dran, Madison?“
„Ja, acht Uhr. Mein Hotel. Ich muss dich ja nicht fragen, ob du weißt, wo es ist.“ Ich schlucke und schließe die Augen. Als ich seine Antwort höre, stellt seine Stimme etwas Beunruhigendes mit meinem Magen an.
„Nein, keine Sorge. Ich weiß, wie ich dich finde.“
„Okay.“ Nun klinge ich nicht mehr vorlaut und kampfbereit. Ich hasse es, dass er mir anhört, wie nervös ich gerade bin.
„Madison?“
„Ja?“
„Ich kann es kaum erwarten, dich zu sehen.“
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