Axel Birkmann

Der tote Hund in der Dachrinne


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      Axel Birkmann

      Der tote Hund in der Dachrinne

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      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Der tote Hund

       Die Kollegin

       Sara Löbinger

       Tobias Löbinger

       Die Staatsanwältin

       Die Helden vom Landeskriminalamt

       2941945

       Marlies Gerbl

       Die Spurensicherung

       Der Politaktivist

       Dieter Burger

       Der Umweltlöwe

       MC Devil Biker

       Schrauber und Nazis

       Im dunklen Wald

       Das Tor zur Hölle

       Schuld und Sühne

       Enthüllungen

       Villa Löbinger

       Blut und Ehre

       Alte Römerstraße

       Der letzte Akt

       Epilog

       Nachwort und Quellenverzeichnis

       Impressum neobooks

      Der tote Hund

      Seine Fußstapfen auf dem angefrorenen Laub klangen als ob er dünne Schokoladentäfelchen zerbrach. Jeder seiner Schritte zerstörte die filigrane Struktur eines angefrorenen Blattes. Knirschend stapfte er durch den Wald. Es war kalt und er hatte den Kragen hochgeschlagen.

      Grundsätzlich war er kein Naturfreund und solche Spaziergänge waren nie etwas für ihn gewesen. Er saß lieber bei einer heißen Tasse Kaffee am Küchentisch und las die Tageszeitung. Aber als sich seine Frau vor ein paar Monaten von ihm getrennt hatte, hatte ihm einer seiner Freunde empfohlen, sich einen Hund zuzulegen. Zunächst stand er dem Ganzen widerwillig gegenüber, aber er hatte es schließlich doch getan und sich einen vierbeinigen Freund geholt. Keinen Rassehund, nein, einen Hund aus dem Tierheim, mit treuem Blick und wedelndem Schwanz. Ein Mischling. Er sah aus wie ein kleiner Eisbär. Oder wie ein Gremlin. Weiß, pummelig, mit Fledermausohren, aber stämmige, kräftige Beine und eine laute Stimme. Wenn er denn bellte. Und das tat er oft. Vor allem bei Unbekannten.

      Dieses zusätzliche Lebewesen in seiner Wohnung hatte ihn schließlich dazu gebracht, regelmäßig seine Festung zu verlassen und mit seinem Hund an der Seite in die Isarauen zu marschieren, um dem Vierbeiner den nötigen Auslauf zu gewähren. Das war neu für ihn. Eine Umstellung. Mittlerweile hatte er sich daran gewöhnt, dass er jeden Morgen, mindestens eine halbe Stunde vor Dienstantritt, die frische Luft genießen durfte. Gizmo rannte neben ihm her oder voraus, knurrte und bellte andere Spaziergänger an, markierte das Terrain und freute sich, dass sein Herrchen sich Zeit für ihn nahm.

      Die beiden marschierten durch den Laubwald in den Isarauen. Der Föhnwind hatte fast alle Blätter von den Bäumen geweht und der Morgenfrost sie angefroren. Während Gizmo an jedem Baum schnupperte und jeden Zweiten mit seinem Urin an pieselte, zog sein Herrchen genüsslich an einer Zigarette, auch wenn der Rauch eher kalt als heiß in seine Lungen strömte. Der leichte Stich des Nikotins und des Teeres brannte in seiner Brust, zeigte ihm aber, dass er noch lebte. Er pustete die verbrauchte Luft hinaus, die wie ein Hauch weißer Zuckerwatte vor seinem Gesicht kurz verweilte und sich dann in der frischen Luft auflöste.

      Die morgendlichen Spaziergänge nutzte er um seinen Gedanken nachzugehen. Niemand außer seinem Hund war bei ihm. Niemand sprach. Niemand fragte etwas. Und er brauchte auch nichts sagen und nicht zu antworten. Die Stille wurde nur unterbrochen durch das Knirschen unter seinen Schuhen und durch vereinzeltes Bellen seines kleinen Eisbären, der damit aufzeigen wollte, dass er etwas Interessantes gefunden oder gelesen hatte. Irgendjemand hatte ihm einmal gesagt, dass Hunde mit der Nase sehen und lesen. Und so hatte er sich damit abgefunden, dass Gizmo jeden Morgen erst einmal die Tagesneuigkeiten an Bäumen, Sträuchern und Exkrementen anderer Vierbeiner lesen und deuten musste. Seine eigene Zeitung lag noch jungfräulich zusammen gefaltet auf dem Küchentisch.

      Die Dienststelle hatte sich in der Zwischenzeit damit abgefunden, dass er diese Zeit morgens nutzte, seinen Hund Gassi zu führen. Es reichte, wenn er zwischen acht und neun im Büro aufschlug. Vorher war sowieso nichts zu tun. Er zog ein letztes Mal genüsslich an seiner Zigarette und schnippte sie elegant davon, als plötzlich sein Mobiltelefon klingelte. Alois Kreithmeier stutzte. Er blickte auf die Uhr. Es war 7.15 Uhr. Wer wollte um diese Zeit etwas von ihm? Widerwillig zog er das Handy aus der Jackentasche und blickte auf dem Display auf die Telefonnummer. Sie war nicht gespeichert, sonst wäre dort ein Name gestanden. Es war eine Mobilnetznummer. Es half nichts. Er musste drangehen. Polizisten waren halt rund um die Uhr im Dienst. So sah es der Steuerzahler.

      »Kreithmeier, Alois, wer will denn etwas von mir am frühen Morgen?«

      »Grüß Gott, entschuldigen Sie bitte die Störung, aber wir haben einen Toten.«

      »Wie bitte?«

      »Wir haben eine Leiche. Und da meinten wir, wir sollten Sie verständigen.«

      »Wer ist denn wir? Und wo liegt der Tote? Und von wem haben Sie meine Telefonnummer?«

      »Also WIR sind von der Freiwilligen Feuerwehr, Feuerwache 1. Der TOTE liegt in Tuching, und IHRE Telefonnummer haben wir von IHRER Dienststelle. Sie meinten, Sie sollten bei solch ungewöhnlichen Fällen auf jeden Fall informiert werden.«

      »Ungewöhnlich?«

      »Ja, ungewöhnlich.«

      »Erzählen