Meike Müller

Clever Kontern


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auf einen uner­warteten verbalen Angriff.

      Verschaffen Sie sich Respekt

      Schlagfertigkeit schlichtet keinen Streit. Aber mit ihr gelingt es, Respekt zu ge­winnen und die Achtung vor sich selber auch verstärken. Also: Machen Sie Ih­ren „lieben“ Mitmenschen klar, wenn sie zu weit gegangen sind. Das ist unbe­dingt nötig, damit sie künftig Ihre persönli­chen Grenzen achten werden.

      Schlagfertigkeit hilft Ihnen, sich zur Wehr zu setzen, wenn jemand ...

       Sie auf die Probe stellen will

       meint, seine Wut bei Ihnen abladen zu können

       Sie einschüchtern möchte

       Ihnen gegenüber taktlos ist

       Sie beleidigt oder provoziert

       Sie herabsetzt oder vor anderen bloßstellt

       Ihnen die Zeit stiehlt

       sich als Wichtigtuer auf Ihre Kosten produziert

      Setzen Sie also alles dran, schlagfertiger zu werden. Das ist durchaus möglich, wie ich im Folgenden zeige.

      Schlagfertigkeit ist erlernbar

      Spontan, überraschend, verblüffend und möglichst noch richtig witzig – so sollte die perfekte schlagfertige Antwort sein. Wenn Sie das lesen, denken Sie vielleicht: Das kann ich nicht, dafür bin ich nicht der Typ. Aber keine Angst. Schlagfertigkeit ist tatsächlich erlernbar.

      Wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass Sie Ihre Bravheit ablegen. Sie wer­den die Achtung der ande­ren nicht erlan­gen, wenn Sie es allen immer nur recht machen wollen. Sie erreichen genau das Gegenteil, wenn Sie ein Mensch sind, der es nicht versteht, sich abzugrenzen, dem Gegenüber deutlich zu machen, dass er oder sie zu weit gegangen ist, dass Ihre Würde verletzt wurde. Dann sind Sie in den Augen der anderen leicht jemand, mit dem bzw. der man „es“ ja machen kann.

      Angriffe der Gegenseite bedeuten immer so etwas wie Grenzverletzung, je­mand betritt Ihr Territorium. Das gilt es zu verteidigen. Es geht vor allem darum, dass Sie Ihre angegriffene Souve­ränität wieder herstellen.

      Die passende Antwort zur richtigen Zeit – das können Sie lernen. Vorausge­setzt Sie beherrschen die wichtigsten Schlagfertigkeitstechniken. Im folgenden Kapitel stelle ich sie Ihnen vor.

      Emotionen im beruflichen Alltag

      Ein Vorstellungsgespräch: Der Personalchef sitzt an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber eine junge Frau, die in Kürze die Schule verlassen wird. Sie hat sich bei ihm um einen Ausbildungsplatz beworben. Plötz­lich fragt er: „Sind Sie Jungfrau?“

      Situationen, die uns sprachlos machen, gibt es am Arbeitsplatz zuhauf – das fängt manchmal schon im Vorstellungsgespräch an, wie in diesem Beispiel.

      Sicher sind Sie grundsätzlich davon über­zeugt, dass es wichtig und richtig ist, sich sachlich und ruhig auszutauschen und Argumente ab­zuwägen. Gerade am Arbeitsplatz - da geht’s doch um Sachentscheidungen, Disziplinen, Kalkulatio­nen, Zahlen, Daten, Fakten. Soviel zur Theorie. Praktisch sieht es - das können Sie sicher bestätigen - oft ganz anders aus.

      Emotionen bestimmen auch im beruflichen Alltag oft darüber, wie Menschen miteinander umgehen. Darüber muss man sich im Klaren sein – auch wenn noch so sehr betont wird, dass es doch um „Sachthemen“ geht. Oft kommt es nicht deshalb zum Streit, weil sich beide Seiten nicht wirklich inhaltlich einigen können, sondern weil der eine mit dem anderen noch „ein Huhn zu rupfen“ hat. Diese persönliche Animosität führt zu einer Auseinandersetzung, in der es nur scheinbar um die Sachebene geht. „Unausgedrückter Groll und verborgene Verletztheit, vermiedene Auseinandersetzungen und scheinheilige Diplomatie, feindseliger Zank und kleinli­che Nörgelei, harte Argumentationskämpfe auf der falschen Ebene, beherrschen häufig die Szene, wenn es auf der Beziehungs­ebene schwierig wird.“1

      Bei der Kommunikation geht es also keineswegs nur um Inhalte. Es gibt darüber hinaus noch weitere As­pekte, die das gegenseitige Verste­hen erschweren können.

      Wenn jemand eine Aussage macht, so der Kommunikations-Experte Friede­mann Schulz von Thun, dann enthält diese Mittei­lung vier psychisch bedeut­same Seiten: Selbstoffenbarung, Sachinhalt, Beziehungshinweis und Appell.2

      Der optimale Kommunikationsprozess sieht so aus: Jemand (= Sender) sagt etwas. Der Adressat (= Empfänger) versteht es. Was der Sender vermitteln wollte, kommt 1:1 beim Emp­fänger an.

      Soviel zur Theorie - oft klappt dieser Austausch nicht so ideal. Der Grund von Kommunikationsstörungen liegt, so Schulz von Thun, vor allem darin be­gründet, dass „ein und dieselbe Nachricht stets viele Botschaften gleichzeitig enthält (...) Dass jede Nachricht ein ganzes Paket mit vielen Bot­schaften ist, macht den Vorgang der zwi­schenmenschlichen Kommunikation so kompliziert und störanfällig, aber auch so aufregend und spannend.“3

      Jede Nachricht enthält erstens einen Sachinhalt (das, worüber ich informiere), zweitens eine Selbstoffenbarung (das, was ich von mir selbst kundgebe); drittens sagt sie et­was über die Beziehung zwischen den miteinan­der Sprechenden aus (das, was ich vom anderen halte und wie wir zueinander stehen), und viertens enthält sie einen Appell (das, wozu ich den anderen veran­lassen möchte).

      Wie das genau zu verstehen ist, wird an einem einfachen Beispiel deutlich: Zwei Kollegen, Dieter Wolf und Hans Möller, arbeiten im selben Büro. Plötzlich sagt Dieter Wolf: „Du Hans, es ist gleich fünf.“

      Die Nachricht enthält folgende vier Aspekte:

       Sachinhalt: Dieter Wolf sagt Hans Möller, wie spät es ist. Nämlich gleich fünf Uhr.

       Selbstoffenbarung: Dieter Wolf sagt über sich aus: Ich behalte die Zeit im Auge; ich mache mir Ge­danken, ob wir bald Feierabend machen können oder die Arbeit noch rechtzeitig schaffen.

       Beziehungsebene: Dieter Wolf denkt vielleicht, dass Hans Möller es nie schafft, pünktlich zu sein. Deshalb sagt er ihm die Uhr­zeit.

       Appell: Das ist möglicherweise die Aufforderung an Hans Möller, sich zu beei­len. Oder Dieter Wolf hat den Wunsch, endlich Feierabend machen zu können und fordert den Kollegen damit indirekt auf zu sagen: „Was, schon fünf? Mensch Dieter, du bist doch heute schon um halb acht hier gewesen. Mach’ doch Feierabend.“ Vielleicht haben die beiden auch noch ausrei­chend Zeit, und es ist der Appell an Hans, endlich weniger zu hetzen, weil es noch früh genug ist.

      Ob Sie wollen oder nicht, wenn Sie eine Aussage machen, senden Sie immer auf allen vier Kanälen. Hinzu kommt, dass nicht nur entscheidet, was gesagt wird, sondern vor al­lem, in welchem Ton, mit welcher Mimik oder Ges­tik.

      Erschwert wird das Miteinander zusätzlich dadurch, dass nicht nur jede Nach­richt - gespro­chen oder nonverbal gesendet - verschiedene Ebenen hat. Auch als Empfänger hört man mal mit dem einen, mal mit dem anderen Ohr besser. Denn auch davon haben wir – im übertragenen Sinne ver­steht sich – ebenfalls vier: Das Sachohr, das Beziehungsohr, das Selbstoffenbarungsohr, das Ap­pellohr. Manchmal ist man z.B. auf dem Sachohr taub und hört dafür auf dem Appellohr „die Flöhe husten“. So vermutet man hinter einer Aussage gleich die Aufforderung zur Verhaltensände­rung, dabei war es gar nicht so gemeint. Aus der Aussage „Du, es ist gleich fünf“ hört Hans Möller vielleicht sofort die Auffor­derung heraus, sich zu beeilen. Womöglich fühlt er sich auch er­heblich bevor­mundet, weil sein Beziehungsohr ganz genau hinhört und die Infor­mation raus­filtert: „Er hält nichts von mir, traut mir nichts zu. Er glaubt nicht, dass ich es rechtzeitig schaffe.“

      Was bedeutet die Kenntnis der vier Ebenen einer Nachricht nun für die Kom­munikation mit­einander? Wichtig ist, dass Sie als Empfänger bzw. Empfängerin ansprechen, was Sie da zwischen den Zeilen mithören,