auf einen unerwarteten verbalen Angriff.
Verschaffen Sie sich Respekt
Schlagfertigkeit schlichtet keinen Streit. Aber mit ihr gelingt es, Respekt zu gewinnen und die Achtung vor sich selber auch verstärken. Also: Machen Sie Ihren „lieben“ Mitmenschen klar, wenn sie zu weit gegangen sind. Das ist unbedingt nötig, damit sie künftig Ihre persönlichen Grenzen achten werden.
Schlagfertigkeit hilft Ihnen, sich zur Wehr zu setzen, wenn jemand ...
Sie auf die Probe stellen will
meint, seine Wut bei Ihnen abladen zu können
Sie einschüchtern möchte
Ihnen gegenüber taktlos ist
Sie beleidigt oder provoziert
Sie herabsetzt oder vor anderen bloßstellt
Ihnen die Zeit stiehlt
sich als Wichtigtuer auf Ihre Kosten produziert
Setzen Sie also alles dran, schlagfertiger zu werden. Das ist durchaus möglich, wie ich im Folgenden zeige.
Schlagfertigkeit ist erlernbar
Spontan, überraschend, verblüffend und möglichst noch richtig witzig – so sollte die perfekte schlagfertige Antwort sein. Wenn Sie das lesen, denken Sie vielleicht: Das kann ich nicht, dafür bin ich nicht der Typ. Aber keine Angst. Schlagfertigkeit ist tatsächlich erlernbar.
Wesentliche Voraussetzung dafür ist, dass Sie Ihre Bravheit ablegen. Sie werden die Achtung der anderen nicht erlangen, wenn Sie es allen immer nur recht machen wollen. Sie erreichen genau das Gegenteil, wenn Sie ein Mensch sind, der es nicht versteht, sich abzugrenzen, dem Gegenüber deutlich zu machen, dass er oder sie zu weit gegangen ist, dass Ihre Würde verletzt wurde. Dann sind Sie in den Augen der anderen leicht jemand, mit dem bzw. der man „es“ ja machen kann.
Angriffe der Gegenseite bedeuten immer so etwas wie Grenzverletzung, jemand betritt Ihr Territorium. Das gilt es zu verteidigen. Es geht vor allem darum, dass Sie Ihre angegriffene Souveränität wieder herstellen.
Die passende Antwort zur richtigen Zeit – das können Sie lernen. Vorausgesetzt Sie beherrschen die wichtigsten Schlagfertigkeitstechniken. Im folgenden Kapitel stelle ich sie Ihnen vor.
Emotionen im beruflichen Alltag
Ein Vorstellungsgespräch: Der Personalchef sitzt an seinem Schreibtisch. Ihm gegenüber eine junge Frau, die in Kürze die Schule verlassen wird. Sie hat sich bei ihm um einen Ausbildungsplatz beworben. Plötzlich fragt er: „Sind Sie Jungfrau?“
Situationen, die uns sprachlos machen, gibt es am Arbeitsplatz zuhauf – das fängt manchmal schon im Vorstellungsgespräch an, wie in diesem Beispiel.
Sicher sind Sie grundsätzlich davon überzeugt, dass es wichtig und richtig ist, sich sachlich und ruhig auszutauschen und Argumente abzuwägen. Gerade am Arbeitsplatz - da geht’s doch um Sachentscheidungen, Disziplinen, Kalkulationen, Zahlen, Daten, Fakten. Soviel zur Theorie. Praktisch sieht es - das können Sie sicher bestätigen - oft ganz anders aus.
Emotionen bestimmen auch im beruflichen Alltag oft darüber, wie Menschen miteinander umgehen. Darüber muss man sich im Klaren sein – auch wenn noch so sehr betont wird, dass es doch um „Sachthemen“ geht. Oft kommt es nicht deshalb zum Streit, weil sich beide Seiten nicht wirklich inhaltlich einigen können, sondern weil der eine mit dem anderen noch „ein Huhn zu rupfen“ hat. Diese persönliche Animosität führt zu einer Auseinandersetzung, in der es nur scheinbar um die Sachebene geht. „Unausgedrückter Groll und verborgene Verletztheit, vermiedene Auseinandersetzungen und scheinheilige Diplomatie, feindseliger Zank und kleinliche Nörgelei, harte Argumentationskämpfe auf der falschen Ebene, beherrschen häufig die Szene, wenn es auf der Beziehungsebene schwierig wird.“1
Bei der Kommunikation geht es also keineswegs nur um Inhalte. Es gibt darüber hinaus noch weitere Aspekte, die das gegenseitige Verstehen erschweren können.
Wenn jemand eine Aussage macht, so der Kommunikations-Experte Friedemann Schulz von Thun, dann enthält diese Mitteilung vier psychisch bedeutsame Seiten: Selbstoffenbarung, Sachinhalt, Beziehungshinweis und Appell.2
Der optimale Kommunikationsprozess sieht so aus: Jemand (= Sender) sagt etwas. Der Adressat (= Empfänger) versteht es. Was der Sender vermitteln wollte, kommt 1:1 beim Empfänger an.
Soviel zur Theorie - oft klappt dieser Austausch nicht so ideal. Der Grund von Kommunikationsstörungen liegt, so Schulz von Thun, vor allem darin begründet, dass „ein und dieselbe Nachricht stets viele Botschaften gleichzeitig enthält (...) Dass jede Nachricht ein ganzes Paket mit vielen Botschaften ist, macht den Vorgang der zwischenmenschlichen Kommunikation so kompliziert und störanfällig, aber auch so aufregend und spannend.“3
Jede Nachricht enthält erstens einen Sachinhalt (das, worüber ich informiere), zweitens eine Selbstoffenbarung (das, was ich von mir selbst kundgebe); drittens sagt sie etwas über die Beziehung zwischen den miteinander Sprechenden aus (das, was ich vom anderen halte und wie wir zueinander stehen), und viertens enthält sie einen Appell (das, wozu ich den anderen veranlassen möchte).
Wie das genau zu verstehen ist, wird an einem einfachen Beispiel deutlich: Zwei Kollegen, Dieter Wolf und Hans Möller, arbeiten im selben Büro. Plötzlich sagt Dieter Wolf: „Du Hans, es ist gleich fünf.“
Die Nachricht enthält folgende vier Aspekte:
Sachinhalt: Dieter Wolf sagt Hans Möller, wie spät es ist. Nämlich gleich fünf Uhr.
Selbstoffenbarung: Dieter Wolf sagt über sich aus: Ich behalte die Zeit im Auge; ich mache mir Gedanken, ob wir bald Feierabend machen können oder die Arbeit noch rechtzeitig schaffen.
Beziehungsebene: Dieter Wolf denkt vielleicht, dass Hans Möller es nie schafft, pünktlich zu sein. Deshalb sagt er ihm die Uhrzeit.
Appell: Das ist möglicherweise die Aufforderung an Hans Möller, sich zu beeilen. Oder Dieter Wolf hat den Wunsch, endlich Feierabend machen zu können und fordert den Kollegen damit indirekt auf zu sagen: „Was, schon fünf? Mensch Dieter, du bist doch heute schon um halb acht hier gewesen. Mach’ doch Feierabend.“ Vielleicht haben die beiden auch noch ausreichend Zeit, und es ist der Appell an Hans, endlich weniger zu hetzen, weil es noch früh genug ist.
Ob Sie wollen oder nicht, wenn Sie eine Aussage machen, senden Sie immer auf allen vier Kanälen. Hinzu kommt, dass nicht nur entscheidet, was gesagt wird, sondern vor allem, in welchem Ton, mit welcher Mimik oder Gestik.
Erschwert wird das Miteinander zusätzlich dadurch, dass nicht nur jede Nachricht - gesprochen oder nonverbal gesendet - verschiedene Ebenen hat. Auch als Empfänger hört man mal mit dem einen, mal mit dem anderen Ohr besser. Denn auch davon haben wir – im übertragenen Sinne versteht sich – ebenfalls vier: Das Sachohr, das Beziehungsohr, das Selbstoffenbarungsohr, das Appellohr. Manchmal ist man z.B. auf dem Sachohr taub und hört dafür auf dem Appellohr „die Flöhe husten“. So vermutet man hinter einer Aussage gleich die Aufforderung zur Verhaltensänderung, dabei war es gar nicht so gemeint. Aus der Aussage „Du, es ist gleich fünf“ hört Hans Möller vielleicht sofort die Aufforderung heraus, sich zu beeilen. Womöglich fühlt er sich auch erheblich bevormundet, weil sein Beziehungsohr ganz genau hinhört und die Information rausfiltert: „Er hält nichts von mir, traut mir nichts zu. Er glaubt nicht, dass ich es rechtzeitig schaffe.“
Was bedeutet die Kenntnis der vier Ebenen einer Nachricht nun für die Kommunikation miteinander? Wichtig ist, dass Sie als Empfänger bzw. Empfängerin ansprechen, was Sie da zwischen den Zeilen mithören,