in Frageform,
Zwischen-den-Zeilen-Angriffen,
8. Die Retour-Technik
Uff – das sitzt! Ein harter Spruch, eine Gemeinheit, eine derbe Provokation verschlagen einem manchmal die Sprache. Wie sehr wünscht man sich, dem Sprücheklopfer mit gleicher Münze zurückzuzahlen. Die Retour-Technik versetzt Sie dazu in die Lage. Die Methode ist quasi der Klassiker der Schlagfertigkeitstechniken. Einer, der diese Methode gut beherrschte, war Winston Churchill.
In der Phase, als einige Leute sich sehr über seinen Wechsel von den Konservativen zu den Liberalen aufregten, schickte ihm George Bernard Shaw zwei Theaterkarten für die Premiere eines neuen Stücks und fügte schriftlich hinzu: „Bringen Sie einen Freund mit, wenn Sie noch einen haben.“ Churchills umgehende Antwort lautete: „Bin an dem Abend parlamentarisch gebunden, komme zur zweiten Vorstellung, wenn es noch eine gibt.“
Winston Churchill hat sich – wahrscheinlich ohne je einen Gedanken daran zu verschwenden – der Retour-Technik, also des klassischen Konters, bedient. Bei dieser Form des Gegenangriffs besteht das Prinzip darin, dass man einen Teil der Attacke wörtlich oder sinngemäß aufgreift und ihn in die Replik einbaut. Der Witz entsteht dadurch, dass die eigentliche Botschaft indirekt ausgedrückt wird, dem Adressaten sich erst durch Weiterdenken die volle Dimension der Aussage erschließt, weil noch ein neuer Gedanke hinzugefügt wird.
Churchill hätte auch plump antworten können: „Machen Sie sich keine Sorgen, ich habe mehr Freunde als Sie Zuschauer.“ Doch hier fehlt der Witz, weil die Aussage eine einfache Retourkutsche ist. Es fehlt der indirekte Gedanke, der weitergesponnen werden muss.
Wenn Sie die Retour-Technik nutzen wollen, wäre es die Krönung der Schlagfertigkeit, wenn Ihre Antworten nicht nur prompt und treffend, sondern auch noch so witzig wie die des englischen Staatsmannes wären. Allerdings sollten Sie sich nicht unnötig unter Druck setzen und nicht den Anspruch haben, immer so geistreiche Antworten zu finden. Denn: Der Mann war ein Naturtalent oder hat sehr, sehr lange trainiert… Setzen Sie sich also keinem Perfektionszwang aus, um dann am Ende so blockiert zu sein, dass Sie gar nichts mehr sagen können. Wichtig ist, dass Ihnen überhaupt etwas einfällt. Wenn es darüber hinaus noch witzig ist - herzlichen Glückwunsch! Wenn nicht, dann haben Sie sich wenigstens gegen den Verbalangriff gewehrt und Ihre Souveränität gesichert.
Angriff: „Wenn ich Ihr Chef wäre, würde ich hier aber andere Seiten aufziehen.“ Konter: „Wenn Sie hier Chef wären, dann würden sich aber alle ganz schnell verziehen.“
Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, die Retour-Technik anzuwenden: Arbeiten Sie mit dem Umkehrprinzip, geben Sie den Vorwurf direkt an den Attackierenden zurück.
Angriff: „Sie Idiot!.“ Konter: „Man sollte nicht von sich auf andere schließen.“
Angriff: „Was fällt Ihnen ein ...“
Konter: „Na, zumindest einiges mehr als Ihnen.“
Angriff: „Sie sind ein unverschämter Lügner.“ Konter: „Das müssen Sie als Experte ja wissen.“
Angriff: „Sie haben aber eine merkwürdige Figur.“ Konter: „Da mögen Sie Recht haben Wenn ich mir Sie aber so anschaue, weiß ich, dass es immer noch schlimmer kommen kann.“
Lesen Sie auch, wie Sie die Retour-Technik gezielt nutzen, um
sich nicht von Killerphrasen aus dem Konzept bringen zu lassen,
bei Witzen auf Ihre Kosten optimal zu reagieren,
nicht als Abladeplatz von schlechter Laune herhalten zu müssen,
unberechtigter Kritik den Wind aus den Segeln zu nehmen,
Schein-Schmeicheleien zu enttarnen.
9. Die Honig-um-den-Bart-Technik
Vielleicht haben Sie mal von dem Sprichwort gehört: „Umarme Deinen Feind, wenn Du ihn außer Gefecht setzen willst.“ Sie müssen dies ja nicht wörtlich nehmen. Sie können einen Angreifer auch lediglich mit Worten „ans Herz drücken“ – am besten mit der Honig-um-den-Bart-Technik.
Dies ist eine perfide Art, einem Angriff die Speerspitze zu nehmen. Machen Sie dem Sprücheklopfer Komplimente! Schmieren Sie Ihrem Gegenüber so richtig Honig um den Bart – es wird ihn schachmatt setzen. Empfehlenswert ist diese Technik bei arroganten Wichtigtuern. „Nee“, sagen Sie, „denen soll ich auch noch Komplimente machen?“ Ja, wenn‘s Ihrem Zweck dient, warum nicht? Diese Technik ist deshalb bei solchen Menschen so erfolgreich, weil sich hinter der Überheblichkeit sehr oft ein großes Minderwertigkeitsgefühl verbirgt. Wer nach außen arrogant auftritt, versucht damit nicht selten die inneren Schwachstellen zu übertünchen. Wenn Sie sich das klar machen, fällt es Ihnen sicher nicht mehr so schwer, Menschen zu loben oder sie verbal anzuerkennen, obwohl Sie doch eigentlich nur Verachtung für sie übrig haben. Teilen Sie hemmungslos Komplimente aus.
Der Angreifer sagt: „Ich muss Sie da korrigieren. Ich habe Recht, wie ich ja auch schon in meinem Buch hinreichend bewiesen habe.“ Möglicher Konter: „Ich bin von Ihrem Wissen und Ihrer Urteilskraft tief beeindruckt.“ Oder: „Einfach klasse. Ihnen kann keiner das Wasser reichen.“ Oder: „Ich bin Ihnen dankbar, dass Sie mir so wunderbar weiterhelfen konnten.“
Sie finden, das ist zu übertrieben? Der andere meint womöglich, dass Sie ihm etwas vormachen? Na und! Ob übertrieben oder nicht, Sie können Ihr Gegenüber in jedem Fall aus dem Konzept bringen. Wenn er glaubt, dass Sie es ernst meinen, wundert er sich: „Nanu – das ist mir noch nie passiert.“ Bisher wirkte seine arrogante Art wahrscheinlich eher abschreckend und machte andere wütend. Wie soll er das nun verstehen?
Merkt der Angreifer, dass Sie ihn veräppeln, wird er verärgert sein. Wenn das Ihr Ziel ist - na bitte. Wenn nicht, dann sollten Sie sich selbstverständlich beim Austeilen der Lobhudeleien etwas bremsen. Überlegen Sie sich also, was Sie erreichen wollen. Genügt Ihnen ein bisschen Verwirrung, dann dosieren Sie Ihr Lob. Wollen Sie es dem anderen so richtig geben, dann tauchen Sie tief in den Honigtopf und schmieren ihm ordentlich davon um den Mund.
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Einschüchterungsversuche abwehren,
und Abwertungen und Beleidigungen zurückweisen.
10. Die Hörfehler-Technik
Eine gute Portion Gelassenheit benötigt man schon,