Wenn Sie zu dem stehen, was Sie tun bzw. lieben, dann gibt es für Attacken keine Chance. Sie ziehen erst dann den Kürzeren, wenn Sie sich auf die Werteordnung des Angreifers einlassen. Ihr Gegenüber kann Ihr Verhalten verwerflich finden – na und. Was kratzt das Sie?
Statt mit „Ja, genau“, können Sie natürlich auch anders antworten.
Angriff: „Du lachst immer so gackernd.“ Konter: „Ja, ich weiß, das ist richtig mitreißend.“
Angriff: „Du hast aber schon viele Falten.“ Konter: „Ja, gut beobachtet.“
Angriff: „Du liest nur Kitschromane“ Konter: „Ja, je kitschiger, desto besser.“
Angriff: „Was, Sie haben noch nie von Umberto Eco gehört?“ Konter: „Nein, von wem sprechen Sie?“
Entziehen Sie der Verbalattacke den Boden, indem Sie dem Vorwurf zustimmen. Weigern Sie sich, so zu denken wie Ihr Gegenüber. Bekräftigen Sie die Angriffe mit „Richtig!“, „Was Sie nicht sagen“, „Das sehe ich ganz genauso“, „Nein, wer soll das sein?“
Mit der Ja-ganz-genau-Technik kontern Sie überzeugend, wenn
man Witze auf Ihre Kosten macht,
Sie Beleidigungen/Abwertungen den Garaus machen wollen,
Sie Unterstellungen begegnen möchten.
6. Die Gerade-weil-Technik
In gewisser Weise ähnelt diese Methode der gerade vorgestellten Ja-ganz-genau-Technik. Denn auch hier reagieren wir nicht mit einer Antwort der Marke „Stimmt ja gar nicht“.
Wenn man an einem entspannten Verhältnis zum Gegenüber interessiert ist, bringen derlei Reaktionen wenig. Antworte ich auf die übliche Weise im Sinne von, „Was Du sagst, stimmt nicht. Du hast Unrecht, ich habe Recht“, fühlt sich der andere mit einer solchen Antwort provoziert und überlegt sich, wie er wiederum darauf reagieren kann. Und so steigert sich das Ganze sehr wahrscheinlich immer weiter. Also keine empfehlenswerte Methode, wenn Sie einfach keinen Streit wollen und vor allem dann nicht, wenn Sie abhängig von Ihrem Gegenüber sind, weil er z.B. Ihr Chef ist.
Dann bietet sich die Gerade-weil-Technik an als Möglichkeit, einerseits zwar zu reagieren, andererseits aber dem anderen zu signalisieren, dass Sie ihn oder sie ernst nehmen.
Angriff: „Du kannst doch gar nicht mitreden. So etwas hast du doch noch nie erlebt.“
Konter: „Es ist richtig, dass mir das bisher glücklicherweise erspart geblieben ist. Gerade weil ich so etwas noch nicht erleben musste, kann ich das Ganze neutral betrachten und einschätzen.“
Damit Sie die Gerade-weil-Technik erfolgreich anwenden, muss der Vorteil, den Sie benennen, wirklich ein triftiger sein; einer, von dem auch der Angreifer etwas hat. Es wird zum Beispiel verständlicherweise wenig nützen, wenn Sie auf den Vorwurf: „Mensch, Sie sind schon wieder zu spät gekommen“ antworten: „Das ist richtig. Dafür konnte ich wenigstens mal wieder richtig ausschlafen.“ Eine solche Erwiderung wird Ihr Gegenüber erst so richtig auf die Palme bringen. Zu retten wäre diese Aussage höchstens noch mit dem schnell hinterher geschobenen Hinweis: „Und weil ich so fit bin, werde ich heute selbstverständlich die versäumte Zeit hinten dranhängen und dann an unserem Konzept arbeiten.“
Damit zeigen Sie Einsicht in Ihr Fehlverhalten und das Bemühen, Ihren Fehler wieder gutzumachen. Die Gerade-weil-Technik eignet sich besonders, um mit berechtigter Kritik umzugehen.
Angriff: „Sie haben Ihre Ausbildung abgebrochen. Sie sind da wohl nicht klargekommen?“ Konter: „Es stimmt, dass ich die Ausbildung nicht zu Ende geführt habe. Aber gerade deshalb weiß ich jetzt wirklich, was ich will und bin richtig motiviert.“
Angriff: „Dafür bist Du doch zu alt.“ Konter: „Sicher bin ich älter als die meisten hier. Aber gerade weil ich älter bin, habe ich einen reichen Erfahrungsschatz zu bieten.“
Auch bei Abwertungen und Pseudokomplimenten ist die Gerade-weil-Technik zu empfehlen:
Angriff: „Ihre Auffassung zeigt mir, dass Sie meine Argumentation nicht verstanden haben.“ Konter: „Gerade weil ich Ihren Vorschlag sehr gut verstanden habe, bin ich dagegen.“
Angriff: „Sie sind doch eine intelligente Frau, da müssten Sie dem doch zustimmen.“ Konter: „Gerade weil ich eine intelligente Frau bin, kann ich nicht zustimmen.“
Sie können die Gerade-weil-Technik vielseitig einsetzen, insbesondere
beim Umgang mit berechtigter Kritik,
und bei Schein-Schmeicheleien.
7. Die Übersetzer-Technik
Viele Sprücheklopfer sind nicht unbedingt mutig – das heißt, sie wollen etwas kritisieren oder bemängeln, trauen sich aber nicht, das direkt anzusprechen und formulieren ihren Angriff dann von hinten durch die Brust ins Auge: „Ich hätte ja auch gern schon heute morgen mit Ihnen darüber gesprochen. Ich war bereits mehrmals in Ihrem Büro. Ich konnte Sie gar nicht finden... Naja, Ihnen liegt das frühe Aufstehen ja nicht so. Ich habe dann mal wieder alleine angefangen zu arbeiten...“
Oberflächlich ist der Angriff gar nicht so klar, und trotzdem verfehlt die Attacke ihre Wirkung nicht. In solch einem Fall kommen Sie mit der Übersetzer-Technik weiter. Ihre Aufgabe besteht darin, den versteckt ausgesprochenen Vorwurf offen zu legen, indem Sie Ihrem Gegenüber klar und deutlich sagen, was er gerade gemeint hat. In dem aufgeführten Fall könnte die Reaktion lauten: „Wollen Sie damit sagen, dass ich immer zu spät komme und Sie ständig meine Arbeit mit erledigen müssen?“
Wenn Sie etwas so offen ansprechen, ist der Angreifer in aller Regel perplex und versucht sich zu rechtfertigen, nach der Devise: „Ach nein, da haben Sie mich ganz falsch verstanden.“ Der Vorteil an der Übersetzer-Technik ist, dass Ihr Gegenüber nun versuchen wird, deutlich zu machen, wie viel er von Ihnen hält, dass Sie ganz und gar nicht im Verdacht stehen, ständig zu spät zu kommen, unzuverlässig zu sein etc.
Wenn also jemand versucht, Ihnen durch die Blume etwas vorzuwerfen oder Sie zu beleidigen, dann reden Sie Klartext. Bringen Sie es auf den Punkt, was da zwischen den Zeilen mitschwingt.
Typisch für diese Art von Angriffen ist auch der besondere Tonfall, in dem sie vorgebracht werden. Manche Aussage kann sachlich gesprochen fast harmlos klingen, durch einen ironischen Unterton im Nu aber zu einer echten Beleidigung werden. Sprechen Sie folgenden Satz einmal möglichst neutral und beim zweiten Mal ironisch mit einem süffisanten Lächeln aus: „Eigentlich ist dieses Computerprogramm ganz einfach zu verstehen.“
Im ersten Fall könnte man meinen, jemand erklärt z.B. einer Kollegin, dass sie keine Angst davor haben muss, weil das neue Computerprogramm mit ein bisschen Übung recht einfach zu handhaben ist. Im zweiten Fall steckt zwischen den Zeilen ein Vorwurf. Dann wäre es an der Zeit, die Übersetzer-Technik anzuwenden. Die Kollegin könnte antworten: „Du willst damit sagen, dass jeder Idiot das kapiert, nur ich nicht, weil ich zu blöd dafür bin?“