erweitern, sei Ihnen die Hörfehler-Technik ans Herz gelegt.
Die Methode basiert auf folgendem Prinzip: Sie reagieren auf eine Attacke so, als hätten Sie etwas ganz anderes verstanden. Sie verhören sich also absichtlich. Damit der Angreifer auch merkt, dass Sie vermeintlich etwas anderes verstanden haben, geben Sie das angeblich Gesagte wieder. Dabei wird dann klar, was Sie „missverstanden“ haben.
Angriff: „Mensch, Sie sind vielleicht ein Schaf.“ Konter: „Kein Schlaf – wem sagen Sie das? Bei Vollmond kriege ich einfach kein Auge zu.“
Angriff: „Was für ein Angeber!“ Konter: „Ein Handfeger – ich bitte Sie. Das Saubermachen können Sie nun wirklich den Reinigungskräften überlassen.“
Tun sie so, als hätten Sie einen Hörfehler. Sie hören Wörter, die ganz ähnlich klingen wie das Gesagte, nur eben etwas ganz anderes bedeuten. Diese Technik eignet sich, wenn andere versuchen, Sie mit unqualifizierten Äußerungen aus dem Konzept zu bringen. Die Hörfehler-Technik bietet den Vorteil, dass Sie scheinbar auf die Bemerkung eingegangen sind und direkt fortfahren können.
Sie denken, Ihr Gegenüber wird sich womöglich veräppelt fühlen, wenn er merkt, dass Sie sich absichtlich verhören? Wo liegt das Problem? Wenn man Ihnen dumm kommt, muss man mit einer ebenso dummen Antwort rechnen, oder?
Der Vorteil dieser Hörfehler-Methode liegt zudem darin, dass Sie Ihre Nerven schonen und sich von idiotischen Bemerkungen nicht provozieren lassen.
Allerdings sollten Sie diese Technik nicht allzu häufig anwenden, weil sie sich abnutzt. Fein dosiert sorgt sie jedoch für Überraschungseffekte.
Erfolgversprechende Einsatz-Situationen sind
11. Die Asche-auf-mein-Haupt-Technik
Haben Sie keine Energie für einen gewitzten Wortwechsel? Sie haben wirklich einen Fehler gemacht? Oder wollen Sie unbedingt verhindern, dass eine Auseinandersetzung eskaliert? Sie verzichten lieber auf die harte Konfrontation, weil Sie mit Ihrer Chefin noch länger zusammenarbeiten möchten/müssen? Oft sind also „höhere Interessen“ maßgeblich. Da empfehlt sich die Asche-auf-mein-Haupt-Technik.
Manchmal ist es einfach besser, sich zu entschuldigen, Verständnis für den Ärger der Gegenseite zu zeigen oder zumindest nicht Kontra zu geben, wenn Ihnen etwas vorgeworfen wird.
Angriff: „Sie sind schon wieder zu spät gekommenen.“ Konter: „Ich verstehe, dass Sie ärgerlich sind. Das wäre ich an Ihrer Stelle wahrscheinlich auch. Ich werde dafür sorgen, künftig pünktlich zu sein.“
Angriff: „Immer lässt Du alles stehen und liegen, und ich muss Dir die Sachen hinterher räumen.“ Konter: „Entschuldige bitte, dass ich nicht aufgeräumt habe. Ich werde künftig ordentlicher sein.“
Angriff: „Ich habe Ihnen gesagt, dass Kollege Meier für dieses Projekt zuständig ist. Warum schicken Sie die Unterlagen erneut zu Frau Schmidt?“ Konter: „Ich habe mich geirrt. Ich weiß, Sie haben mich bereits darauf hingewiesen. Entschuldigung.“
Versuchen Sie nicht, sich für Ihr Fehlverhalten zu rechtfertigen. Der Fehler lässt sich dadurch auch nicht rückgängig machen, und Ihr Gegenüber wird das in der Regel kaum besänftigen. Ganz im Gegenteil. Wenn Sie Erklärungen für Ihr Fehlverhalten suchen, dann schieben Sie die Verantwortung lediglich ab nach dem Motto: „Ich bin zu spät gekommen, weil die S-Bahn ausgefallen ist.“ Besser ist es, Sie tragen die Verantwortung und entschuldigen sich. Damit nehmen Sie dem Wütenden am ehesten den Wind aus den Segeln – man muss also nicht mehr auf Sie einreden und Sie von Ihrem Fehlverhalten überzeugen. Sie haben ja längst eingesehen und zugegeben, etwas falsch gemacht zu haben. Und die Erfahrung lehrt: Menschen können am besten verzeihen, wenn der oder die Kritisierte die Schuld eingesteht.
Angriff: „Ich musste den Kunden vertrösten, nur weil Ihre Unterlagen nicht rechtzeitig fertig wurden.“ Antwort: „Ich weiß, Sie haben durch mich große Probleme bekommen. Ich hätte Ihnen rechtzeitig sagen sollen, dass die Unterlagen noch nicht fertig sind. Das war mein Fehler. Können Sie mir noch einmal verzeihen?“
Wer kann bei einer solchen Bitte noch hart bleiben?
Die Asche-auf-mein-Haupt-Technik bietet sich als Reaktionsmöglichkeit an vor allem bei
12. Die Durchzug-Technik
Selbst wenn wir verbal nichts sagen, senden wir Botschaften. Auch das Schweigen hat eine Bedeutung. Mit anderen Worten: Wir können nicht nicht kommunizieren, wie es der Psychologe Paul Watzlawick einmal formuliert hat.5
So gesehen könnte man die Durchzug-Technik als nonverbale Schlagfertigkeitsmethode bezeichnen.
Hiermit holt man – anders als bei den bisher vorgestellten Techniken - nicht zum verbalen Gegenschlag aus. Man tut viel mehr so, als habe es keinen Angriff gegeben. Denn vielleicht kommen Sie zu dem Schluss, dass Sie gar keine Lust haben, die kleinen grauen Zellen noch übermäßig anzustrengen, um dem gegenüber Paroli zu bieten.
Oder ist es der Sprücheklopfer vielleicht gar nicht wert, dass Sie Ihre Energie für ihn verschwenden? Die Entscheidung liegt bei Ihnen. Oft will man Sie ja mit einer spitzen Bemerkung nur auf die Palme bringen. Möchten Sie Ihrem Gegenüber wirklich das Erfolgserlebnis gönnen? Manchmal ist mehr gewonnen, wenn Sie Ihre Ohren bei einer Verbalattacke auf Durchzug schalten. Damit können Sie den Angreifer oft viel härter treffen als mit einer spontanen Antwort. Für manche Menschen gibt es nämlich nichts Schlimmeres als ignoriert zu werden. Mit minimalem Aufwand erreichen Sie somit größte Wirkung.
Vielen fällt es schwer, gar nicht zu reagieren. Sie denken: „Sieht das dann nicht so aus, als wüsste ich nichts zu sagen? Das wäre doch für den Angreifer der größte Triumph.“ Wichtig ist in solchen Fällen, dass Sie körpersprachlich Stärke demonstrieren: Grinsen Sie dem Angreifer frech ins Gesicht, lächeln Sie weise vor sich hin oder durchbohren Sie den anderen mit Ihrem Blick, ohne ein Wort dabei zu sagen. Schütteln Sie lachend den Kopf – ganz so, als ob Sie sagten: „Armer Idiot, dem kann wirklich keiner mehr helfen.“ Kümmern Sie sich dann nicht weiter um die Person und lassen Sie sich – falls weitere Provokationen folgen – nicht darauf ein.
An der Durchzug-Technik wird meines Erachtens deutlich, dass die schlagfertige Antwort nicht immer das Mittel der Wahl ist, weil man mitunter viel wirksamer durch Schweigen oder entsprechende Körpersprache agieren kann.
Lesen Sie mehr über mögliche Einsatzfelder der Durchzug-Technik, insbesondere bei
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