Geri Schnell

Das Team


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sich nur lange an und wissen nicht, was sie sagen sollen. Sie besitzen jetzt zu dritt ein Formel-1-Team. Wer hätte vor zwei Wochen, als zur Reise aufbrachen, gedacht. Sie sind Fans der Formel Eins, aber von dem was jetzt auf sie zukommt, haben sie keine Ahnung.

      «Der setzt uns das Messer an den Hals», stellt Andi fest, «ich begrüsse euch also als meine Partner.»

      «Nette Geschenke verteilt der Ami!», stellt Neil fest.

      «Was habe ich den damit zu tun?», fragt Bob.

      «Nun, es wird sich schon etwas finden. Mit deiner Figur wirst du die hübschen Mädchen zu unserer Box locken. Das bringt eine gute Presse. Ausserdem kannst du abends die Boxen wischen, oder traust du dir das nicht zu?»

      «Meinetwegen, ich habe noch keinen Job. Aber für die Spesen musst du aufkommen und sie werden nicht knapp sein, das verspreche ich dir. Irgendwie werde ich mich schon nützlich machen können.»

      «Also ich bin auch dabei», erklärt Neil feierlich, «was wollt ihr ohne Anwalt in diesem Geschäft machen. Da seid ihr verloren. Also Chef, wie geht es weiter, oder willst du uns auszahlen? Aber als Erstes möchte ich mit der Bank in New York telefonieren, ob diese Papiere wirklich im Safe liegen. Wie ist die Nummer, ich rufe gleich an.»

      Nach zehn Minuten kommt Neil aus dem Büro des Hoteldirektors zurück, welcher ihm den Raum für das heikle Gespräch zur Verfügung gestellt hat. Neil ist nach dem Anruf immer noch verwirrt.

      «Alles scheint in Ordnung zu sein», meldet Neil, «die Papiere sind im Safe.»

      «Also Partner», meint Andi, der als Erster die Fassung wiedergefunden hat, «packen wir's an? Es gibt viel zu tun, nur weiss ich noch nicht was.»

      Mit einem Handschlag besiegeln die Drei ihre Partnerschaft. Die Freunde aus dem Schweizer Internat, besitzen jetzt ein Rennteam, wenn das die Professoren von damals vernehmen, die werden Augen machen. Augenblicklich sind die Ferien für die Drei vorbei. Wo soll man anfangen?

      Neil und Andi ziehen sich in das Zimmer von Andi zurück und studieren den Fax von Mick, welcher inzwischen eingetroffen ist.

      «Das Wichtigste ist, sofort zu verhindern, dass jemand unberechtigt Geld abzweigen kann. Sie lassen sich mit den Banken verbinden, welche auf dem Fax erwähnt sind. Mit einigen Schwierigkeiten gelingt es, die Konten zu sperren und die neuen Besitzverhältnisse bekannt zu geben. Ausserdem lassen sie sich von jeder Bank den Zahlungsverkehr der letzten Monate durchfaxen. Man erhofft sich daraus Klarheit über Kunden, Lieferanten und Mitarbeiter zu erhalten. Noch weiss Andi nicht, wie das Werk zur Aktiengesellschaft gehören, sind sie hundertprozentig im Besitz des Teams oder ist das Team nur beteiligt? Es wird schwierig werden, diese Informationen in Argentinien zu beschaffen. So schön es in Argentinien ist, sie kommen nicht voran, jeder Anruf braucht sehr lange bis er zustande kommt.

      «Ich versuche noch meinen Vater zu erreichen, vielleicht kann er uns behilflich sein. Der wird Augen machen, wenn er das hört.»

      Es dauert lange bis die Verbindung zustande kommt und noch länger, bis Herr Krüger abnimmt.

      «Krüger! - Was gibt es mitten in der Nacht?»

      «Entschuldige Paps, - ich habe gar nicht daran gedacht, dass du bereits im Bett liegst. Es gibt Neuigkeiten.»

      «Ich hoffe dir ist nichts passiert? Willst du heiraten? Oder du hast sonst einen guten Grund, mich um drei Uhr nachts aus dem Schlaf zu holen?»

      «Ich weiss nicht, ob es Grund genug ist, aber ich habe ein Formel-1-Team gekauft, respektive gewonnen.»

      «Was hast du? - Bist du betrunken?»

      «Nein ich habe die Aktien vom Jon Franklin Racing Team beim Kartenspiel gewonnen. Jetzt hat sich der Besitzer zurückgezogen und anscheinend ist auch der Sponsor ausgestiegen.»

      «Du glaubst doch nicht etwa, du hast ein gutes Geschäft gemacht?»

      «Ich bin mir nicht sicher, aber ich will versuchen, das Beste herauszuholen. Entweder verkaufe ich das Team oder ich mache selber weiter, natürlich nur, wenn ich einen Sponsor finde.»

      «Nun, wenigstens ist nichts Schlimmeres passiert, du bist alt genug zu wissen was du tust, aber bitte erwarte nicht, dass ich viel Geld in das Team stecke. Da musst du selber durch. Schaden wird es dir nicht, wenn du etwas arbeitest, es spielt eigentlich keine Rolle was du machst. Die Spesen für Reisen und Hotel kannst du weiter mit meiner Kreditkarte bezahlen, aber die Ausgaben, welche das Team direkt betreffen, musst du selber bestreiten.»

      «Danke, ich finde es gut, dass du nicht ausflippst, aber ich bin da wirklich ganz dumm hereingeraten. Bis jetzt hat es mich noch nichts gekostet. Das Schlimmste wäre, wenn die Aktien keinen Wert mehr hätten, aber ich habe ja nichts dafür bezahlt und für einen Konkurs können sie mich nicht haftbar machen! - Das meint wenigsten Neil.»

      «Das stimmt, solange es eine Aktiengesellschaft ist, kann dir nichts passieren, sofern du keine Urkunden frisieren musst.»

      «Hast du Möglichkeiten morgen einige Informationen über das Team zu organisieren? Von Argentinien aus dauert es viel zu lange, bis man an die richtigen Leute gelangt und ausserdem hast du die besseren Verbindungen.»

      «Ich will mich informieren, wie ich dir helfen kann, schicke einen Fax mit den wichtigsten Angaben in mein Büro, ich werde unsere Finanzfachleute damit beauftragen die wichtigsten Informationen zu beschaffen.»

      Erleichtert legt Andi den Hörer beiseite. Er ist froh, dass es sein Vater relativ ruhig aufgenommen hat. Gut, vermutlich war er gar noch nicht richtig wach und wird es erst Morgen begreifen, was er ihm mitgeteilt hat.

      Beim gemeinsamen Nachtessen wird noch eifrig diskutiert, wie soll es weiter gehen? Aber konkret schaut nichts heraus, man beschliesst, früh ins Bett zu gehen. Alles Weitere wird sich ergeben.

      Das gesamte Team versammelt sich am Nachmittag um vier Uhr in einem Konferenzraum im Hotel Hilton in Buenos Aires. Andi ist sehr nervös, als er die Sitzung eröffnet.

      «Die meisten von euch kennen mich bereits, ich bin Andi Krüger und Jon hat mir die Leitung des Teams übertragen. Ihr seid sicher genauso überrascht wie ich es gestern war, aber wir wollen gemeinsam versuchen, dass wir das Team über die Runden bringen. Als Mitbesitzer und neue Mitarbeiter im Team darf ich ihnen Bob Wilson, studierter Maschinenbau-Ingenieur und Neil Jounot, unser Jurist vorstellen. Ich hoffe, dass ihr die neue Führung auf allen Ebenen unterstützt. Erwarten sie bitte nicht, dass wir das Team auf den Kopf stellen. Mark Nelson wird den Grand Prix von Argentinien so organisieren, wie wenn Jon krank wäre. Wir werden euch so gut es geht unterstützen, bleiben aber im Hintergrund. Wir schauen uns die Arbeitsweise des Teams an und werden versuchen, Verbesserungen beim nächsten Rennen zu realisieren. Ich bin überzeugt, dass wir nicht viel ändern müssen, den ihr seid alles echte Profis.

      Natürlich hat uns Jon auch einige Probleme vererbt, welche nicht in eurem Wirkungsbereich liegen, nämlich die Beschaffung von Finanzen. Die Spesen für die nächsten zwei Rennen sind zugesichert, aber wie sieht es mit technischen Weiterentwicklungen aus? Es ist unerlässlich, dass wir neue Geldgeber für das Team finden. Bis ein neuer Sponsor gefunden ist, werden wir auch den alten Namen beibehalten. Ich bedanke mich für ihre Mitarbeit in diesen schweren Zeiten und hoffe auf ein erfolgreiches Wochenende, wir können es brauchen. Noch etwas, die Presse erfährt es von mir und sonst von niemandem, ist das klar? Wer etwas durchsickern lässt fliegt fristlos raus.»

      Mit einem verhaltenen Applaus werden die Worte von Andi verdankt. Noch ist das Eis nicht gebrochen, die Leute sind misstrauisch und fürchten um ihren Job. Diese Angst kann und will Andi ihnen nicht nehmen, sie sollen sich ruhig selber unter Druck setzen, nur so sieht man, welche Leute ins Team passen und welche nicht.

      «Ich bitte Rennleiter Mark Nelson, die Sitzung weiterzuführen und das Wochenende in Buenos Aires zu organisieren.»

      Andi zieht sich zurück und überlässt Mark das Rednerpult. Er setzt sich am hinteren Ende des Tisches und schreibt sich viele Bemerkungen auf, was zu organisieren ist, wie es gemacht wird, was seiner Meinung nach überprüft werden muss. Am Ende der Besprechung hat er mehrere Seiten Notizen