Geri Schnell

Das Team


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ist sehr gut, nochmals vier Zehntel schneller, das ist doch etwas. Doch dann verwirft Jon die Hände, Mick muss voll auf die Bremse stehen, hat ihm doch ein Mac Laren-Mercedes das Loch zugemacht. Die Runde ist futsch. Nach dem Zwischenfall hält sich Mick zurück, denn er weiss, dass die Runde im Eimer ist, also setzt er alles auf die Nächste. Wenigstens hat der Kerl das Hirn nicht verloren und macht es richtig.

      Optimistisch donnert er wieder mit Vollgas über die Zielgerade, die erste Zwischenzeit ist noch einmal drei Zehntel schneller, das sieht verdammt gut aus. Gespannt schaut Andi die Zielgerade hoch, da endlich kommt Mick, aber wie, sein Wagen ist weit weg von der Ideallinie und liegt beinahe quer zur Fahrtrichtung. Wenigstens kann er ihn abfangen, aber auch diese Zeit ist futsch.

      Etwas besser macht es Ted. Er ist zwei Zehntel schneller als Mick. Immerhin Rang sechzehn. Die Qualifikation ist, wenn es so läuft morgen nicht gefährdet. Der Wagen von Mick läuft nicht mehr gut, er kann sich nicht mehr steigern.

      Aus, das Training ist gelaufen, das Ergebnis ist ernüchternd. Am Ende des Trainings sind es die Plätze sechzehn und zwanzig. Für einen Amerikaner ist das zu wenig. In Amerika muss man gewinnen, wenn man Schlagzeilen ernten will und die braucht das Team.

      Mit hängendem Kopf verlässt Jon die Box. Der Saisonstart verläuft ernüchternd. Er hat so grosse Erwartungen in seinen Chevrolet-Motor und seine neuen Fahrer gesteckt. Auch der neue Konstrukteur ist ein erfahrener Mann. Natürlich musste er ihm einige Tests aus finanziellen Gründen absagen, aber das müssen andere Teams auch. Er winkt noch Mark den Chefingenieur zu sich.

      «Du weisst was zu tun ist, morgen, wenn es um die Startplätze geht, brauchen wir ein besseres Ergebnis!»

      Jetzt winkt er Andi, er soll ihn ins Hotel begleiten, «Andi komm, hier sind wir nur im Weg. Ich lade dich im Hotel zu einem Drink ein.»

      Andi und seine Freunde begeben sich mit Jon zu seinem Mercedes. Das Training wird mit keinem Wort mehr erwähnt. Unter den schattigen Bäumen am Pool werden die Karten gemischt. Jon hat das Spielfieber gepackt. Schnell hat Andi den Verlust von gestern wieder wettgemacht. Jon spielt in seinem Frust viel zu riskant.

      «So, für heute müssen wir aufhören», meint Jon und stellt Andi einen Check aus, «das Nachtessen muss ich mit dem Team einnehmen, es gibt noch einiges zu besprechen. Wir sehen uns Morgen an der Box.»

      Am nächsten Tag warten alle gespannt auf den Beginn des Trainings. Die beiden Boliden sind gut vorbereitet und sollten gut laufen. Mick hat noch einen besonders starken Motor erhalten, so dass man mit einer deutlichen Verbesserung der gestrigen Zeiten rechnet.

      Inzwischen ist Andi auch bei den Fahrern soweit akzeptiert, dass er sich im Innern der Boxe aufhalten darf, nur den Boliden muss er fernbleiben, da dürfen nur die Mechaniker ran. Er hilft wieder Jeff und reicht ihm die verschiedenen Werkzeuge. Nur wenn einer der beiden Fahrer auf der Strecke ist unterbricht er wie die andern, seine Arbeit und beobachtet den Zeitcomputer.

      Ted fährt sofort nach Beginn der Qualifikation los. Bereits sind acht Wagen auf der Strecke. Es geht gleich richtig los. Das ist die Folge des geänderten Reglements. Die kleineren Teams haben nicht mehr die Möglichkeit, sich zu präsentieren. Mick schafft es nicht, dass die Kamera auf ihn aufmerksam wird. Die verfolgt Panis, der auch die erste Bestzeit aufstellt. Mick erreicht eine tiefe 1:19er Zeit. Für kurze Zeit reicht das zu Platz drei. Er wird jedoch schnell nach hinten durchgereicht.

      Als Ted rausgeht, ist Mick bereits auf Platz sieben abgerutscht. Die erste Zwischenzeit ist viel versprechend. Aber bei der zweiten Zeit liegt er deutlich zurück, im Kurvengeschlängel, hat es ihn leicht quergestellt und so kommt er mit zu wenig Schwung in die aufsteigende Zielkurve. Seine Zeit liegt deutlich über 1:19. Damit ist hier nichts auszurichten. Jeff versucht am Computer noch zusätzliche Leistung zu finden. Mark spricht mit den Fahrern über die Abstimmung des Wagens. Optimistisch werden die beiden Autos für den nächsten Versuch vorbereitet. Am Auto von Mick wird die Aufhängung verstellt und Ted erhält einen flacheren Heckflügel, denn in der Kurve liegt sein Auto gut, nur auf der Geraden ist er zu langsam.

      Als sie zum nächsten Versuch rausfahren, sind die Beiden bereits auf die ernüchternden Plätze zweiundzwanzig und dreiundzwanzig abgerutscht. Wenigstens ist noch etwas Luft zur 7% Marke, aber man weiss nie was noch passiert, sie stehen unter Hochdruck. Es ist einfach nicht das, was im Auto steckt und das wissen beide Piloten.

      Beide Fahrer sind gut unterwegs, ihre erste Zwischenzeit verbessern beide. Doch dann steht Larini quer in der Fahrbahn und die gelben Flaggen sind draussen, da ist nichts mehr zu machen. Das Training wird unterbrochen.

      In der Mitte der Trainingssitzung geht Mick raus. Endlich kommt er das erste Mal bei Start und Ziel vorbei, 296 Km/h. Die Höchstgeschwindigkeit ist nicht schlecht, so schnell war er noch nie. Gespannt wartet man auf die Zwischenzeit. Nur drei Zehntelsekunden hinter der Bestzeit des Williams. Jons Gesicht hellt sich sichtlich auf. Die zweite Zwischenzeit, bereits neun Zehntel verloren, der Optimismus sinkt, das hätte er schneller hinkriegen können. Auch die Zielkurve gelingt nicht optimal und er verliert nochmals Zeit. Zu viel, damit kann er sich nur geringfügig verbessern, liegt jetzt wenigstens vor Ted, auf Platz zwanzig. Jon ist enttäuscht, das sieht man ihm an, er hat mehr erwartet.

      Noch bevor Mick reinkommt, fährt Ted los. Auch er kommt mit 296 Km/h auf die Zielgerade. Die erste Zwischenzeit, für ihn hervorragend, nur zwei Hundertstel hinter Mick. Den Mittelteil erwischt er besser als Mick und auch die Zielkurve gelingt ihm gut. An der Box schauen alle gespannt auf die Zeit, endlich braust Ted durch die Zielgerade. Leichter Jubel ist festzustellen, immerhin achtundzwanzig Hundertstel schneller als Mick. Da müsste doch für diesen noch einiges drin liegen. Jetzt liegt Ted auf Platz neunzehn, leider nicht berauschend.

      Die Stimmung an der Box ist gespannt. Mick ist sauer und schimpft mit seinen Mechanikern: «Der Wagen untersteuert viel zu stark und ich bekomme keinen Grip.»

      Mark Nelson diskutiert mit seinen Mechanikern. Schliesslich gibt er Anweisungen. Jeder weiss jetzt was er zu tun hat. Andi kann nicht verstehen, was genau verstellt wird. Im Gesichtsausdruck von Mick ist deutlich die Wut zu lesen, welche ihm die drohende Trainingsniederlage bereitet. Er, der Star, muss sich von einem unbekannten Neuling schlagen lassen. Das kann er sich nicht erlauben, beim nächsten Versuch muss er alles riskieren.

      Voll motiviert fährt er wieder raus. Mit 298 Km/h donnert er durch die Zielgerade und die Zeit beginnt zu laufen. Jons Mine hellt sich auf. Die erste Zwischenzeit ist sehr gut. Nur zwei Zehntel hinter Villeneuve. Das Senna S ist ihm sehr gut gelungen.

      Mach weiter so, ruft Jon in den Lärm an der Box.

      Alles schaut gebannt auf die nächste Zwischenzeit. Aber sie kommt nicht, Mick sitzt mit gebrochener Hinterachse neben der Piste. Die Stimmung fällt augenblicklich unter den Nullpunkt. Auch Ted verhaut seine letzte schnelle Runde, bringt aber wenigstens den Wagen heil nach Hause.

      «Komm Andi, wir gehen ins Hotel. Ich kann das nicht mit ansehen. Es ist besser, wenn ich Mick nicht begegne, wenn er zurückkommt.»

      «Wenigstens sind beide Fahrer qualifiziert und Mick ist nicht verletzt», meint Andi tröstend, aber bei Jon kommt diese Feststellung nicht gut an.

      «Ja, auf den Plätzen neunzehn und zweiundzwanzig, das ist doch nichts, das interessiert in Amerika niemand. In der Direktübertragung war jeder höchstens zwanzig Sekunden im Bild, was glaubst du, was die Sponsoren davon halten? Ich kann es dir sagen, gar nichts, dafür zahlen sie nicht Millionen von Dollars!»

      Schnell verschwindet er mit Andi im Mercedes und reiht sich ins Verkehrschaos von Sao Paulo ein. Es dauert zwei Stunden bis sie das Hotel erreichen.

      Im Hotel beginnen die Zwei wieder mit Pokern. Diesmal verliert Andi einige Dollars. Irgendwie hat er Mitleid mit Jon und das wirkt sich auf seine Spielweise aus. Er spielt einfach mit zu viel Risiko. Andi hat seine beiden Freunde in den letzten Tagen etwas vernachlässigt. Diese haben mit den vier Fotomodellen genug zu tun. Bob hat damit kein Problem, er kümmert sich lieber um die Damen, als dass er mit Jon Karten spielt. Die Damen brauchen Trost, denn auch sie sind enttäuscht, die beiden Fahrer haben ihre neuen Freundinnen mitgebracht. Diese sind dazu noch sehr sexy und stehlen ihnen bei den Fotografen die Show.

      Neil,