null Hulahop

König Joram


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damals gelebt. Hier im Schachtelturm fand sie alles langweilig. Dieser ist das Zuhause von allen Kindern auf der Welt. Ein Turm mit hunderten von kleinen Zimmern. In jedem leben 1 bis 5 Kinder. Wenn sie etwas brauchen, schnalzen sie mit der Zunge und gleich kommt ein Saubi. Weil es Cassandra sehr viel langweilig war, hielt sie sich auch nicht immer an das OBERSTE GEBOT, dass die Kinder die Zimmer nie verlassen dürfen. Sie bekommen ja alles was sie brauchen und wenn sie einen Ausflug machen wollen, können sie den Triper einschalten, eine Realmakerkapsel schlucken und schon werden sie in eine andere Welt befördert. Das ist eine ganz tolle Erfindung, denn wenn man die Kapsel einmal geschluckt hat, kann man nach wenigen Augenblicken nicht mehr zwischen Echt und Unecht unterscheiden. Aber eben, nach dem tausendsten Mal wird auch das langweilig. Also machte sich Cassandra manchmal heimlich auf den Weg durch den Turm. Das könnte ich jetzt doch auch gleich wieder machen, dachte sich Cassandra. Wenn nur dieser Saubi endlich aus dem Zimmer gehen würde. Er putzt jetzt schon seit einer halben Stunde das Zimmer, dabei glänzt doch schon alles und Staub hatte Cassandra sowieso noch nie gesehen, ausser auf ihren Reisen mit dem Triper. Ich muss mir etwas einfallen lassen, überlegte Cassandra. Ja, das könnte funktionieren. „Saubi, ich hätte gerne wieder einmal ein ganz spezielles Dessert. Das komisch Gelb-Grüne, welches so schwabbelt. Könntest du es mir bitte holen?“ Bibiiipppp und fort war er. Einen kurzen Augenblick wartete Cassandra, um ganz sicher zu sein, dass der Saubi auch wirklich fort war. Dann öffnete sie ganz vorsichtig die Türe und riskierte einen Blick nach draussen. Als sie ganz sicher war, dass die Luft rein war, schlich sie hinaus in den Gang, welcher enttäuschend langweilig aussah. Türe an Türe und dann wieder eine Türe und noch eine Türe, dann eine Treppe und wieder nur Türen. Keine Bilder oder bunte Farben an den Wänden. Cassandra musste gewaltig aufpassen, dass sie nicht erwischt wurde oder dass einer der Saubis ihre Schritte hörte. Dann würde sie wieder für Wochen in ihr Zimmer eingeschlossen werden. Sie durfte zwar das Zimmer nicht verlassen, aber abgeschlossen wurde es normalerweise trotzdem nicht. Die Saubis hatten irgendwie Vertrauen zu ihren Kindern. Cassandra schlich auf leisen Sohlen weiter durch den Schachtelturm. Immer mehr nach unten. Die Türen waren zunächst alle gelb und mit Zahlen versehen. Daran konnte man erkennen, welche und wie viele Kinder darin wohnten. Dann noch eine Treppe nach unten und wieder eine. Plötzlich veränderten sich die Türen. Jetzt waren es graue Stahltüren, ohne Zahlen, dafür mit Zeichen. Hinter Einer verbarg sich offensichtlich der Hightech-Food. Auf der Türe war eine dampfende Wurst gemalt. Cassandra fand, dass alles Essen öde, langweilig und gleich schmeckte. Wie die ganze Welt hier. Alles roch nach einem Einheitsputzmittel. Bääää, wie sie das hasste…. Wie gerne hätte sie mal einen richtigen Ausflug gemacht und nicht nur mit dem Triper. Eden stellte sie sich wunderbar vor. Leider musste sie aber noch 26 Jahre warten. Cassandra schlich weiter. Schnell noch einen Blick nach hinten und dann wieder weiter. Eine Putzraumtüre, eine Schaltkabeltüre, eine Entsorgungstüre, dann eine Computertüre… Was war das? Eine Entsorgungstüre? Was sich wohl dahinter verbergen mochte?, schoss es Cassandra durch den Kopf. Diese Türe sah schmuddelig aus. Dass es so etwas in unserem Turm gibt?, dachte sie sich. Ein kleiner Blick dahinter, könnte sie wohl wagen, beschloss sie. Ganz leise drückte sie die Türfalle hinunter und war erstaunt, dass sich die Türe so leicht öffnen liess. Ein kleiner Spalt öffnete sich und sie schaute ins Dunkel. Okay, dachte sie, das ging ja ganz einfach. Sie holte tief Luft und machte die Türe ganz auf. Jetzt schaltete sich das Licht automatisch ein. Schnell ging sie hinein und schloss die Türe hinter sich. Der Raum war gross und weiss. Er sah aus, als wenn er früher ein Operationssaal gewesen wäre, ausser dass er jetzt nicht mehr steril war. Überall hatte es Staub. Cassandra war ganz fasziniert. Sie kannte den Staub ja nur vom Sehen her. Aber in der Hand hatte sie noch nie Staub gehabt. Der war ja ganz fein und überhaupt nicht rau, staunte sie. Dann blies sie ihn vom Finger und war erstaunt wie geschmeidig Staub auf den Boden flog. Sie schaute sich wieder im Raum um. Was da so alles herum stand. Cassandra fühlte sich wie im siebten Himmel. Endlich war es ihr mal nicht langweilig. Es gab vieles zu entdecken. Die Abenteuerlust war geweckt. Haufenweise komische Geräte standen im Raum herum. Grosse und kleine Maschinen, eckige und runde, durchsichtige und farbige. Einfach alles was man sich vorstellen oder auch nicht vorstellen konnte. Auf einem Stahltisch waren ganz viele verschiedene Gegenstände. Für was sie einmal gebraucht wurden, konnte Cassandra nicht erkennen. Sie schlenderte staunend weiter zu einem Gerät, welches etwas grösser war als sie. Dort konnte sie sich hinsetzen. Es hatte einige verschieden farbige Druckknöpfe. Ob sie wohl mal den Roten drücken sollte? Die Neugier siegte und sie drückte. Stille – dann ein leises Sausen und fertig. Cassandra war enttäuscht, mindestens eine kleine Bewegung der Maschine hätte sie schon erwartet. Die Enttäuschung war schnell überwunden und Cassandra schaute sich die nächste Maschine an. Unterdessen hatte sie ein Spiel erfunden. Sie spielte, sie sei Columbus. Dieser hatte ja wie sie eine neue Welt entdeckt. Gut, sie hatte nicht gerade eine neue Welt entdeckt, aber mindestens einen neunen Raum. Und für sie war dieser Raum wie eine neue Welt. Columbus musste sich bestimmt auch so gefühlt haben, voller Neugier und Tatendrang. Gespannt wie ein Bogen, in Erwartung eines neuen Abenteuers.

      Eine kleine gelbe Maschine hatte Cassandras Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Sie schaute sich dieses Ding genau an und spürte, dass diese Maschine etwas besonderes sein würde. Die Knöpfe schienen nach Cassandra zu schreien. Sie wollten unbedingt gedrückt werden. Cassandra schaute sie sich ganz genau an und entschied, den Violetten zu drücken. Sie war gespannt wie ein Regenschirm, was jetzt passieren würde. Und - es geschah wieder nichts, ausser dass sich der Knopf verklemmte und in seiner Halterung eingedrückt blieb und nicht mehr raus kam. Jetzt war Cassandra ein böse auf den Knopf. Sie schaute sich die anderen Knöpfe an und drückte sie auch noch, einer dem anderen und immer war sie aufgeregt und gespannt was passieren würde und wurde jedes Mal von neuem enttäuscht. Denn all diese Knöpfe gaben nicht mal ein Surren von sich. Kein einziger wollte funktionieren. Sehr schnell hatte Cassandra das Interesse an der Maschine verloren und schaute sich wieder im Raum um. Ganz hinten in einer Ecke sah sie eine Maschine die ganz anders war als alle anderen. Sie war etwa zwei Meter hoch und war wie ein Raum im Raum. Ein Würfel mit wahllos angeordneten Ecken und Kanten. Aussen Metallfarben, keine Fenster und nur eine Türe. Und auch diese war nicht einfach nur eine Türe. Sie war klein und hatte diverse Ecken. Die Maschine war einfach nur ein grosser, eckiger, undefinierbarer Klotz. Keine Knöpfe, keine Fenster, Ecken und Kanten und nur eine Türe. Erst jetzt fiel Cassandra das grosse Schild auf, welches vor dem Klotz stand. Darauf war ein Totenkopf mit zwei gekreuzten Knochen gemalt! Wow, dachte Cassandra, das muss ich mir aus der Nähe anschauen. Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, machte einen Schritt rückwärts und schaute sich die grosse eckige Maschine nochmals genauer an. Sieht gar nicht gefährlich aus, sinnierte sie. Dann legte sie den Kopf zur Seite und schaute sie sich mal so an. Aber auch so konnte sie nichts Gefährliches erkennen. Dann machte sie eine schnelle Armbewegung und zog den Kopf, so gut es ging, ein. Sie hatte eine Explosion oder einen Knall erwartet. Aber wieder nichts. Mmmmmm.... sie überlegte. Dann machte sie einen Schritt auf die Maschine zu und liess ihre Zeigefingerkuppe ganz sachte über die Aussenhaut der Maschine gleiten. Nichts Auffälliges – ausser Staub am Finger. Sie blies ihn weg und schaute ihm wieder ganz fasziniert zu, wie er ganz langsam und geschmeidig nach unten flog. Kaum war der Staub am Boden, hatte die Maschine wieder Cassandras volle Aufmerksamkeit auf sich gelenkt. Sie schaute sie sich nochmals an und ging dann ganz langsam um dieses Etwas herum. Sie schaute sich diese Maschine von allen Seiten ganz genau an. Aber ihr fiel einfach nichts Aussergewöhnliches auf. Mit diesem Totenkopf-Knochen-Schild war ihre Abenteuerlust aber so stark geweckt worden, dass sie nicht mehr von der Seite dieser Maschine weg konnte, bis sie das Rätsel, um dieses geheimnisvolle, eckige Ding, gelüftet hatte. Sie stand wie ein Professor vor der Maschine. Sie kratzte sich im Haar und dann am Kinn. Das hatte sie in einem Film gesehen und danach hatten die Leute immer geniale Ideen. Aber bei ihr schien das einfach nicht zu funktionieren. Hmmmm, ob sie mal versuchen sollte die Türe zu öffnen? Na ja, nur wegen einer offenen Türe ist noch nie jemand gestorben. Aber wie sollte sie nur dieses Ding öffnen? Einen Knopf hatte es keinen, eine Türfalle auch nicht. Doch – was war das? Ein kleiner Kratzer, eine geflickte Stelle. Sie fuhr mit ihren Fingernägeln darüber und merkte, dass sich darunter etwas verbarg. Cassandra zuckte zusammen… sie hatte etwas gehört. Kam etwa ein Saubi? Sie schaute sich vorsichtig um. Nichts. Dann horchte sie nochmals und hörte nichts. Cassandra war so nervös und aufgeregt, dass sie nicht mal unterscheiden konnte, ob sie vorher ihr Herz klopfen hörte oder ob es tatsächlich Schritte gewesen waren. Na ja, ich