Dr. med. Oscar Hammer

Die Stufen des Autogenen Trainings


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des zentralen Nervensystems. Diese sind überschießende Reaktionen im motorischen und sensiblen Bereich, wenn bestimmte Hirnbereiche zu hoch „aufgeladen“ sind und paradoxe Fehlregulationen erfolgen, wie z.B. Wärmeerlebnisse in Körperregionen, in denen wir ein Wärmeerlebnis überhaupt nicht haben wollen.

      14. Ratschläge für die Praxis des Autogenen Trainings

      Psychotherapie ist eine Behandlungsmethode für psychische und psychosomatische Störungen, welche die Gesundheit verändern; sie gehört in das Gebiet der Medizin (Schneider).

      Zum Autogenen Training gehören ein Grundmaß an Intelligenz (Alter ab 10 Jahren, mein ältester Patient war 86 Jahre alt), Freude, Bereitwilligkeit, Stetigkeit, Sympathie und Motivation (Krapf).

      Die Teilnehmerzahl sollte zwischen 10 und 20 liegen, wenngleich Schultz das Autogene Training bei über 100 Ärzten durchführte. Wir führen das Autogene Training in Bad Nauheim in 6 Übungsnachmittagen (Dienstag und Donnerstag) durch.

      Das Autogene Training kann auch in Kindergruppen durchgeführt werden zwischen 4 und 10 Jahren (Spielgruppen). Über 10 Jahre alte Kinder können in die Erwachsenengruppe aufgenommen werden.

      Die Teilnehmer sollen in Kreisform sitzen, weil der Kreis Geborgenheit bedeutet, einen Zusammenschluss markiert und keiner dem anderen den Rücken zukehrt.

      Der Therapeut soll bei den Übungsfolgen langsam und deutlich sprechen und auch selbst mit dem Herzen bei den Übungen sein. Er soll den Patienten ein klares Gerüst geben, das anschaulich, überschaubar und praktikabel ist.

      Das Autogene Training soll 3 mal täglich 6 Wochen lang eingeübt werden und dann einmal täglich das ganze Leben lang durchgeführt werden.

      Der Therapeut sollte jeweils nach Beendigung der Übungsstunde jeden einzelnen Teilnehmer fragen(Dogs): „Wie war‘s? Was haben Sie gefühlt, haben Sie negative Gefühle empfunden?“

      15. Autogenes Training und Organsprache

      Durch die Sensibilisierung über das Autogene Training für leiblich/seelische Vorgänge und Wechselwirkungen werden wir in die Lage versetzt, die Hinweise der Organsprache zu verstehen, zu beachten und für erforderliche Verhaltensänderungen zu nutzen.

      Rund 50% - 60% der Patienten leiden heute an psychosomatischen Krankheiten, die prinzipiell durch Autogenes Training positiv beeinflussbar sind.

      Als Beginn der Psychosomatik, die den Menschen als psychosomatische (psychophysische) Einheit betrachtet, gilt I.C.A. Heinroths Arbeit (1812).

      Unsere moderne Medizin ist seit dem französischen Philosophen, Mathematiker und Naturwissenschaftler René Descartes (1596 - 1650), durch eine Zweiteilung (Dualismus) in Leib und Seele gekennzeichnet. Dadurch ging die Einheit des Menschen verloren. Die Krise in der modernen Medizin entstand auch durch das Fehlen einer ganzheitlichen Betrachtung (Synopsis) von Körper, Geist und Seele.

      Psychosomatik umfasst das Wissen der alten Ärzte, insbesondere des „guten, alten Hausarztes“, von seelischen Faktoren bei der Diagnose von Krankheiten und der Therapie von kranken Menschen. Sie umfasst die Einheit der Persönlichkeit in ihren körperlichen und seelischen Dimensionen und sie untersucht die seelisch mitbedingten Einflüsse bei körperlichen Krankheiten und bringt die seelischen Faktoren in die Therapie mit ein.

      Das Autogene Training beeinflusst Körper, Geist und Seele und kann durch Prävention psychosomatische Krankheiten verhindern und im Sinne einer Therapie regulierend, harmonisierend, und ausgleichend eingreifen.

      Unser volksmedizinisches und sprichwörtliches Wissensgut weist noch auf die Einheit von Psyche und Soma hin. Mit dem Autogenen Training soll man die Organsprache verstehen lernen, denn die Organsprache gibt jeweils einen Hinweis auf ein psychosomatisches Geschehen. Aus der großen Fülle geläufiger Ausdrücke aus der Organsprache seien nachstehend einige ausgewählt:

      da stockt einem der Atem

      da bleibt einem die Luft weg

      da wagt man kaum zu atmen

      eine atemberaubende Spannung

      eine atemlose Stille

      eine erstickende Atmosphäre

      da muss man erst einmal Luft holen

      jemandem etwas husten

      jemanden anblasen oder anpfeifen

      Dampf ablassen

      seiner Wut Luft machen

      eine Mordswut im Bauch haben

      etwas satt haben

      das macht böses Blut

      vor Angst Blut schwitzen

      immer ruhig Blut bewahren

      kalte Füße kriegen

      auf gespanntem Fuß mit jemandem leben

      auf vertrautem Fuß leben

      auf großem Fuß leben

      die Haare stehen einem zu Berge

      Haare lassen

      der Bissen bleibt im Halse stecken

      das Wasser steht ihm bis zum Hals

      sich etwas aufhalsen

      den Hals nicht voll bekommen

      halsstarrig sein

      das hängt mir zum Halse heraus

      das geht mir unter die Haut

      ich könnte aus der Haut fahren

      er fühlt sich in seiner Haut nicht wohl

      gegen Frau Schmidt bin ich allergisch

      er hat einen breiten Buckel

      kein Rückgrat haben

      vor jemandem katzbuckeln

      das Schicksal hat ihn gebrochen

      ein aufrechter Mensch sein

      Haltung zeigen

      sich auf etwas versteifen

      sich etwas zu Herzen nehmen

      sein Herz verlieren

      Herzeleid haben

      an gebrochenem Herzen sterben

      das Herz springt vor Freude

      das Herz rutscht in die Hosen

      das Herz bleibt vor Schreck stehen

      kaltherzig, hartherzig, warmherzig, halbherzig, hochherzig

      den Kopf oben behalten

      kühlen Kopf bewahren

      den Kopf hoch tragen

      den Kopf hängen lassen

      das bereitet Kopfschmerzen

      das liegt mir im Magen

      alles in sich hineinfressen

      das schlägt mir auf den Magen

      das dreht mir den Magen um

      etwas nur schwer verdauen

      das liegt wie ein Stein im Magen

      auf jemanden sauer sein

      einen Nackenschlag erleiden

      das sitzt mir im Nacken

      die Faust im Nacken haben

      jemandem etwas unter die Nase reiben

      die Nase voll haben

      in alles seine Nase stecken

      eine feine Nase haben

      Nase und Mund aufsperren

      die Nase hoch tragen

      die Nase rümpfen

      jemanden