Hermine Stampa-Rabe

"Take Care!"


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angekommen sind? Erst dann kann ich es glauben.“

      „Gern werde ich sie für sie schreiben.“

      Und weg waren sie.

      In der Zwischenzeit war es spät und dunkel geworden. Der Mond schien. Mücken tanzten im Licht der Gartenlateme, unter der ich stand und bissen mich. Die Sterne leuchteten vom nachtblauen Himmel, als ich endlich in mein Zelt schlüpfen konnte.

      Wieder Gast bei der Kirche

      14. Tag: Damascus - Rosedale (74 km) 1.223 km

      In der Nacht wachte ich auf, nahm meinen Wecker in die Hand, hatte aber meine Stimlampe draußen in der Packtasche vergessen und meinte im Schummerlicht, daß es fast 5.00 Uhr sei, steckte meinen Schlafsack in die Tasche, rollte die Unterlage zusammen und verstaute beides, nahm meine Waschtasche mit der sauberen Wäsche für den heutigen Tag und verkrümelte mich leise zur Jugendherberge. Dort sah ich im Lampenschein auf meine kleine Armbanduhr und meinte, daß sie stehengeblieben sei. Sie zeigte kurz vor 2.00 Uhr an. Meine Ohren bestätigten, daß sie ging.

      Einen jungen Mann, der in der Ecke eines Raumes in der Jugendherberge saß, fragte ich nach der Uhrzeit. Und er bestätigte mir, daß es erst vor 2.00 Uhr morgens war.

      Trotzdem duschte ich, zog mich für den Tag an, breitete im Zelt meinen Schlafsack wieder aus und legte mich erneut schlafen. Nach drei Stunden weckte mich mein Wecker zur rechten Zeit. Draußen zwitscherten schon die Vögel. Der Wasserlauf neben unserem Schlafplatz strömte plätschernd dahin. Von den anderen in ihren Zelten konnte ich nichts hören. Sie schliefen noch den Schlaf der Glücklichen.

      Heute war ich als Erste fertig. Gestern abend erhielt ich von Sarah die Erlaubnis, allein zu starten. Bald setzte ich mich in Bewegung Richtung Rosedale. Aufgrund der warmen Luft trug ich über meinem neuen Sonnenshirt nur die Windbluse. Kaum ein Auto störte meine Ruhe. Nach ca. 20 km überholte mich von hinten Ohio-John, unser schnellster Radler, und begleitete mich einige Zeit, weil es bergauf ging. Dann schickte ich ihn vor, damit er mehr Spaß am Radeln haben sollte, weil er gern schnell fuhr.

      Heute war der bis jetzt höchste, steilste und längste Berg zu bezwingen. Da es noch früh am Vormittag war, brannte die Sonne noch nicht so heiß. Außerdem genoß ich den Schatten der herrlichen Bäume dieses Waldes. Schmetterlinge flatterten hin und her. Es gab zwei große verschiedene Sorten von ihnen. Eine sah aus wie unser gelber Schwalbenschwanz mit der schwarz und weißen Markierung, nur recht viel größer und der andere war fast so groß, aber schwarz mit metallisch blauen oder metallisch grünen kleinen Unterflügeln. Es wunderte mich, weshalb sie sich am liebsten auf dem Waldboden oder der Teerstraße aufhielten. Es sah so aus, als wenn sie mit ihrem langen Rüssel davon etwas fressen würden. Bis jetzt hatte ich noch keinen auf einer Blume sitzen sehen.

      Auf dem Berggipfel stellte ich mein Rad ab und setzte mich auf einen umgekippten Baumstamm, holte mein mitgebrachtes Mittagessen hervor, schob meine Füße zum Strecken weit nach vorne und erholte mich hier fast 45 Minuten lang.

      Daß von meinen anderen Freunden noch keiner hier oben angekommen war außer Ohio-John, der ja wie schon gesagt, vor mir diesen Bergrücken passiert hatte, wunderte mich.

      So schwang ich mich wieder auf mein Stahlroß und wollte zu Tal rasen. Das ging bei dieser Abfahrt nur stellenweise aufgrund der vielen engen Haarnadelkurven. Meine Bremsen funktionierten aber sehr gut. Ich war froh, daß ich diesen Berg nicht von der anderen Seite hochfahren mußte.

      Der Weg zu unserem Schlafplatz in Rosedale wurde aufgrund meiner Unwissenheit zu einer Strapaze; denn ich fand ihn nicht und irrte ca. eine Stunde umher. Eine Autofahrerin hielt ich an und bat sie um Hilfe. Sie sagte zu mir:

      „Mehrere Radfahrer habe ich bei einem Haus gesehen. Sie müssen wieder zurück, bei der ersten Kreuzung links abbiegen und dann ungefähr noch 500 m fahren.

      Dort fand ich sie dann auch. Über meine eigene Dummheit war ich stinksauer. Das gab sich aber bald.

      Für diese Nacht waren wir Gäste bei der Kirche.

      Am Abend wären Sarah und ich mit dem Kochen drangewesen. Aber der nette Pastor hatte uns für heute abend zu einem Picknick eingeladen. Unsere schnell gewaschene Wäsche trocknete draußen sehr schnell in der glühenden Hitze und dem leichten Wind auf dem heißen Rasen.

      Um 17.00 Uhr kamen mehrere Mütter und Väter mit ihren Kindern, die einen zwei-Stunden-Spaziergang gemacht hatten, um hier mit Heißhunger ihr Picknick einzunehmen. Dieses Picknick war der Grund, weshalb wir dazu eingeladen worden waren. Es war reichlich und sehr schmackhaft. Wir saßen draußen bei dem netten Pastoren-Ehepaar mit ihrem ausgesprochen intelligenten 12-jährigen Sohn.

      Es machte richtig Spaß, Ohio-John Deutsch beizubringen. Er begriff sehr schnell und konnte gut behalten. Wir lachten viel. Er konnte einfach nicht begreifen, warum die Deutsche Sprache für fast alles so lange Wörter hatte.

      Gegen 21.00 Uhr trennten wir uns. N.-Y.-Bob sagte mir, daß der Pastor uns den angebauten Kirchenraum zum Schlafen angeboten hatte, der sehr weich und warm war. Das Angebot nahmen N.-Y.-Bob, Engl.-Bob, Alex, Michael und ich an. Meinen Schlafsack breitete ich unter dem Altar aus. Sicherer konnte ich gar nicht schlafen.

      Für morgen hieß es wieder:

      "Let's go west!“

      15. Tag: Rosedale - Breaks Interstate Park (74 km) 1.297 km

      Die nette Pastorenfrau kaufte für uns Frühstück ein und brachte es zu zur Kirche. Bei der nächsten Tankstelle versorgten wir uns mit Vorrat für den ganzen Tag. Danach ging ich auf die Strecke (80).

      Unser "täglich Brot" blieb uns auch heute treu: bergauf, bergab. Es war schon normal. Eine sehr schöne Waldlandschaft durchradelten wir. Mir kam es so vor, als bestünde Virginia hauptsächlich nur aus Wald und Gebirge.

      Nur langsam konnte ich die Steigungen erklimmen.

      Und gerade auf so einer langsamen Fahrt kam plötzlich von dem einzigen Haus auf der linken Seite ein Hund heiser bellend wie der Blitz zu mir hergelaufen. Ausreißen konnte ich nicht. Etwas zu meiner Verteidigung besaß ich auch nicht. Als er meinem linken Bein mit seinen scharfen Zähnen nahe kam und in die lange Hose biß, versuchte ich, schnell abzusteigen. Das ging aber bei dieser Steigung schlecht. Deshalb stürzte ich nach rechts an die steile Felswand.

      „Hau ab, du Mistvieh!“ schimpfte ich, als er mich am linken Bein zwickte. Sofort sauste er wieder zurück zu seinem Garten. Meinem Fahrrad und mir war aber zum Glück nichts weiter passiert.

      „Hat dich der Hund gebissen? Du hättest ihn mal ordentlich ausschimpfen sollen.“

      Das war Kal.-John, der von hinten kam und alles mitangesehen hatte. Als ich mich zu ihm umdrehte, lachte er so richtig schadenfroh. Wut stieg in mir hoch. Aber so ist nun mal das Leben.

      Und weiter ging es wie gehabt. In Birchleaf saß Sarah neben dem Postoffice und schrieb Briefe. Ich setzte mich ihr gegenüber an eine Hauswand in den Schatten, ruhte mich aus und aß mein mitgebrachtes Obst. Nach Sarah verließ ich diesen schönen Platz und radelte weiter.

      In Haysi hielten wir vor einem Geschäft zum Einkauften. Während des Wartens fing jeder von uns wieder an, etwas zu essen; denn wir hatten auf dieser anstrengenden Tour dauernd Hunger. Anschließend verluden wir alles verteilt auf die Räder.

      Kurz vor dem State Park bog ich links ein, weil ich dort Alex sah. Er zeigte mir den Platz, an dem sich vor vielen Jahren ein Indianer und ein hübsches Indianermädchen aus dieser Höhe zu Tode gestürzt hatten, weil ihre Liebe verboten war; denn sie gehörten verfeindeten Stämmen an.

      Vor Müdigkeit legte ich mich lang auf den Rasen und verschnaufte kurz. Alex meinte:

      „Laß uns schnell ins Camp fahren, duschen und anschließend eine dreistündige Wanderung in dieser herrlichen Bergwelt unternehmen.“

      „Ich bin doch nicht