J. H. Vogel

Kains Geständnis


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erneut nach meiner Hand greifen. Diesmal passiert nichts. Sein Händedruck ist angenehm kühl und fest. Ich lasse mich widerstandslos zum Auto führen.

      Der Wagen steht schon in der Einfahrt zur Abfahrt bereit. Ich habe gar nicht mitbekommen, wie Kain danach verlangt hat, bin aber froh, endlich sitzen zu können. Die kühle Luft tut meinem vernebelten Gehirn gut und Kain hat fürsorglich das Dach und alle Fenster geöffnet. Vielleicht hat er auch nur Angst, ich kotze ihm sonst ins Auto.

      Wir brausen durch die nächtliche Stadt und ich schließe die Augen. Als ich sie wieder öffne, stehen wir vor dem Hotel Vier Jahreszeiten in Münchens Prachtstraße. Ich muss eingeschlafen sein, das ist mir wieder sehr peinlich.

      Kain hat die Beifahrerseite geöffnet und hebt mich aus dem Auto, als wäre ich ein kleines Kind. –

      Das geht jetzt zu weit, oder?

      Ich protestiere nur schwach, als er mich durch das Foyer des Luxushotels trägt und mit seinem Ellenbogen auf den Aufzugsknopf drückt. Der Nachtportier hinter seinem langen Tresen blickt kaum auf. Offenbar hat er hier schon skurrilere Auftritte gesehen. Die blank geputzten goldfarbenen Türen des Aufzuges öffnen sich und Kain trägt mich hinein.

      Da er keine Hand frei hat und mich auch nicht herunter lässt, möchte ich zumindest mit dem Drücken helfen. Mein besoffenes Hirn hält das für eine gute Idee.

      »Nach oben oder nach unten?«, frage ich ihn, bemüht witzig zu sein.

      »Für heute geht es nach oben«, lautet seine eigenartige Antwort. Er weist mich an, auf die Sechs zu drücken.

      Ob ich den Verlauf der Dinge gut finden soll, weiß ich nicht. Ich versuche, mich zusammenzureißen, und hebe meinen Kopf an, um ihm in die Augen sehen zu können.

      Den ganzen Abend hatte er seine alberne Sonnenbrille auf. Ich habe keine Ahnung, wann er sie abgesetzt hat.

      Sein Blick ist kalt wie der eines Fisches. Er hat blaue Augen, aber es ist ein wässriges Blau, fast farblos. Er blickt kühl auf mich hinunter und ich werde sofort wieder nüchtern vor Schreck. Ich sollte nicht hier sein, denke ich und fühle Angst in mir aufsteigen.

      Wir sind im sechsten Stock angekommen. Die Tür gleitet auf und Kain trägt mich durch den leeren Hotelflur, dessen flauschiger Teppich jedes Geräusch schluckt. Er stellt mich wie einen Gegenstand vor seiner Zimmertür ab.

      Das wäre wohl der richtige Moment zu fliehen, aber ich bleibe wie erstarrt stehen. Er öffnet mit seiner Zimmerkarte die Tür zu 606, die mit einem leisen Klicken aufspringt. Das Zimmer scheint riesig zu sein. Von dem Flur, den ich im Halbdunkeln erkenne, gehen mindestens drei Türen ab.

      Nahezu willenlos lasse ich mich hineinschieben und in das elegante Wohnzimmer führen. Sogar einen Kamin gibt es dort, den umsichtiges Hotelpersonal vor unserer Ankunft angezündet haben muss. Das Feuer knistert und taucht den Salon in ein angenehmes Licht. Eine wohlige Stimmung will sich bei mir trotzdem nicht einstellen.

      »Von der Terrasse aus hat man einen fantastischen Blick über die Stadt«, haucht mir Kain verführerisch ins Ohr. Er steht dicht hinter mir und ich kann seinen Atem spüren.

      Jetzt nestelt er an der albernen Schleife meines Kleides.

      »Kain, ich glaube, ich möchte das nicht.«

      Als ich es ausspreche, wird mir klar, dass ich tatsächlich nicht mit ihm schlafen möchte. Warum bin ich dann mitgegangen? Ich muss jetzt wirklich Farbe bekennen!

      »Kain, ich möchte das nicht«, wiederhole ich fest. Ich bin entschlossen, notfalls um Hilfe zu rufen, auch wenn ich wenig Hoffnung habe, hier gehört zu werden.

      Zu meinem großen Erstaunen lässt Kain sofort von mir ab und bindet wortlos meine Schleife wieder zu.

      Er wirkt in keiner Weise verärgert. Seine Mundwinkel zucken sogar amüsiert.

      »Ist absolut okay. Aber schlafen solltest du jetzt.« Er nimmt mich an der Hand und führt mich in eines der Seitenzimmer. Es ist ein riesiges Schlafzimmer mit eigenem Bad en suite. Kain lässt mich im Raum stehen und zaubert von irgendwoher eine Zahnbürste, Zahncreme und das Oberteil eines Schlafanzuges. Ich vermute, dass er das Unterteil dazu selbst behalten will.

      »Schlaf schön, kleine Kim«, sagt er noch leicht ironisch und zieht dann leise die Tür zu.

      Ich bleibe verwirrt zurück.

      Erst jetzt merke ich, wie durchgefroren ich von der Autofahrt bin. Es ist nachts doch noch zu kalt für offene Fahrten. Steif nehme ich die Sachen, die mir Kain hingelegt hat, und trage sie ins Badezimmer. Vorsichtshalber schließe ich die Tür ab, bevor ich mich entkleide und unter die Dusche steige, sonst versteht Kain die offene Tür vielleicht als Einladung.

      Das warme Wasser tut mir gut und ich werde allmählich wieder klarer. Was habe ich mir nur bei dieser Aktion gedacht? Wahrscheinlich wäre es vernünftig, sich heimlich davon zu schleichen, wenn Kain eingeschlafen ist. Aber es ist mitten in der Nacht und ich bin todmüde.

      Ich schlüpfe in das Pyjamaoberteil. 100 % Seide steht darin und so fühlt es sich auch an. Zu hundert Prozent gut. Ich putze mir noch die Zähne und beschließe dann schlafen zu gehen.

      Leider kann man die Tür des Zimmers nicht abschließen, was mich wieder beunruhigt. Ich lausche, kann aber keine Geräusche von nebenan hören. Wahrscheinlich schläft Kain auch schon. Ich krieche in das Riesenbett und bin gleich eingeschlafen.

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