Peter Jokiel

Mord nach W.E.G.


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      Natürlich werde ich sofort von der kleinen Meute mit Fragen bombardiert, jedoch kann und will ich jetzt noch keine Details weitergeben.

      Da mich mittlerweile alle Journalisten, die über Polizeimeldungen berichten, kennen, wissen sie auch, dass weiteres Nachbohren keinen Erfolg haben würde.

      So begnügen sich die Schreiberlinge vorerst mit dem wenigen und hoffen, dass ich später mit mehr Infos rausrücken würde.

      Also gehe ich wieder ins Büro von Herrn Birkner und wir hoffen beide, dass die Fahndung Erfolg haben würde. Wir haben natürlich schon ein paar mehr Details zum Fahrzeug, aber das wollte ich der Presse nicht auf die Nase binden. Jedenfalls noch nicht.

      Leider war die Fahndung bisher nicht von Erfolg gekrönt. Weder das Auto noch der Fahrer konnten ermittelt werden. Das ist zwar nicht unbedingt so, wie ich mir das gewünscht habe, jedoch bin ich ziemlich sicher, dass spätestens in ein paar Tagen der Fahrer samt Fahrzeug gefunden wird. Wir haben leider keine genaue Beschreibung des Fahrers. Eigentlich wissen wir nur, dass es wahrscheinlich eine Frau mittleren Alters sein sollte und der Wagen eventuell ein SUV Mercedes ist. Das sind nicht allzu viele Anhaltspunkte, aber die Aufklärungsquote liegt bei Fahrerflucht immerhin bei über 90 %. Am nächsten Tag steht mein Telefon nicht mehr still. Die Presse will natürlich alle möglichen Informationen und ich habe alle Hände voll zu tun, uns trotz ausbleibenden Fahndungserfolgs so gut dastehen zu lassen, wie´s eben geht.

      Gott sei Dank fällt mir das irgendwie gar nicht schwer. Nicht nur, weil ich ganz gut mit Menschen umgehen kann sondern auch meist immer was gut habe bei unseren Journalisten.

      Wenn man sich schon etwas länger kennt, und meistens sind es ja immer dieselben Leute, ist es einfacher eine persönliche Verbindung aufzubauen. Schon öfter hat sich der eine oder andere Kontakt ausgezahlt. Trotzdem musste ich schon mit Engelszungen reden, um bei jedem den richtigen Ton zu treffen. Natürlich musste ich auch mit etwas mehr Informationen rausrücken als mir lieb war.

      Im Anschluss an die Pressekonferenz habe ich erst mal eine kurze Berichterstattung bei meiner Chefin, Frau Wachter. Das Übliche, wie weit sind die Ermittlungen, was geben wir an die Öffentlichkeit etc. Nach einer Stunde ist die Sitzung wieder vorbei und ich habe für heute die Nase gestrichen voll.

      Da läutet mein Handy und mein Kumpel Heinz ist dran „Servus Peter, sag mal kannst Du später mal bei mir vorbeischauen? Da ist doch gestern eine Frau überfahren worden. Also da muss ich Dir unbedingt was dazu erzählen“.

      So rechte Lust habe ich zwar heute nicht und möchte ihn schon lieber abwimmeln und an die Kollegen verweisen die den Fall bearbeiten. Aber irgendwie lasse ich mich dann doch breitschlagen und sagte zu.

      Da meine Frau mit unserem Sohn bei ihren Eltern vorbeischauen wollte, und das erfahrungsgemäß immer etwas länger dauert, habe ich sowieso Zeit für einen kleinen Plausch und ein kühles Bier. Heinz wohnt nur zwei Straßen von mir entfernt in einer netten Wohnanlage mit Eigentumswohnungen und ich bin jetzt doch schon gespannt, was er auf dem Herzen hat.

      Ich kenne Heinz nun schon seit gut fünf Jahren und lernte ihn und seine Familie auf einem unserer jährlichen Straßenfeste kennen. Daraus hat sich im Laufe der Zeit eine Freundschaft entwickelt. Leider habe ich die aber in letzter Zeit etwas schleifen lassen. Seit eben unser Sohn auf der Welt ist, habe ich nicht mehr so viel Zeit für ein Feierabendbier.

      Nach einer herzlichen Begrüßung und dem üblichen Small Talk kommt Heinz zur Sache: „Hör mal Peter, die Frau die gestern überfahren wurde, das war doch meine Verwalterin die Frau Vogel, stimmt’s? “

      „Mensch Heinz, Du weißt doch, dass ich Dir keine Infos über laufende Ermittlungen geben kann. Aber O.K, Du hast Recht, es war Frau Vogel. Wenn sie Deine Anlage auch verwaltet hat, brauchst Du eine neue Hausverwaltung.“ entgegnete ich.

      „Du glaubst ja gar nicht, was für eine Aufregung hier bei uns herrscht. Jeder hat hier so seine Vermutung, kannst Du dir ja denken. Aber eines glaube ich mit Sicherheit, das war nie und nimmer ein Unfall.„ meint Heinz.

      Jetzt bin ich doch neugierig geworden. „Und wie kommst Du darauf?“ fragte ich. Ich hätte lieber nicht fragen sollen, denn jetzt kommt ein nicht enden wollender Vortrag. „Also, ich kann Dir mal eines über unsere tolle Hausverwalterin erzählen. Die hat jedem immer schön ins Gesicht gelächelt, aber hinten rum hat sie einem eiskalt das Messer in den Rücken gerammt. Ich sag Dir, viele Freunde hatte die nicht.

      Ich kenne auf jeden Fall keinen, der auch nur im Entferntesten mit ihr zu tun hatte und ihr nicht die Pest an den Hals gewünscht hätte. Jeder sagt hier, wer auch immer sie überfahren hat, der hat ein gutes Werk vollbracht. Du solltest mal mit ein paar Nachbarn reden, um Dir ein Bild von ihr zu machen. Da gibt es ein paar Leute, die wirklich erleichtert sind von ihrem Ableben.“

      Bevor sich Heinz noch in Rage redet, unterbrach ich ihn in seinem Monolog. „Kannst Du mir irgendwas Konkretes darüber sagen, oder ist das alles nur so allgemein?“ möchte ich jetzt doch wissen.

      Jetzt ist mein Freund in seinem Element. „Ich weiß auf jeden Fall, dass die Abrechnungen der Wohnungen nie so richtig gestimmt haben. Bei mir ging es noch einigermaßen, aber bei einigen hat die so richtig zugeschlagen. Das war immer alles schwer nachzuvollziehen, einige Eigentümer wollten schon Klage gegen sie einreichen. Jedoch kannst Du dir nicht vorstellen, was das für einen Kraftakt bedeutet. Zuerst musst Du einen Anwalt haben der auch wirklich was vom W.E.G. ( Wohnungseigentumsgesetz )Recht versteht und dann brauchst du Geduld bis du einen Gerichtstermin bekommst. Da vergeht mal ganz locker ein ganzes Jahr. Das kann einen schon mürbe machen.

      Die wenigsten kennen sich doch mit dem Wohnungseigentumsgesetz aus. Zwar kaufen viele gerne ihre Wohnung, kümmern sich aber nicht um Gesetze und Vorschriften. Und wenn Du denkst dass deine Abrechnung nicht stimmt oder du gegen Abstimmungen der anderen Eigentümer bist, dann wirst du schnell feststellen wie mächtig so eine Verwaltung sein kann. Zwar kann man die auch verklagen, ist aber gar nicht so einfach und dauert auch schon mal ziemlich lange. Zumal solche Verfahren nicht leicht zu gewinnen sind. Meistens läuft es sowieso auf einen Vergleich hinaus.

      Ich habe mal von einem gehört, der Frau Vogel verklagt hat, aber das würde der auch nicht nochmal machen. Der ist zum Schluss dann doch lieber weggezogen. Da brauchst Du schon Nerven und das ist bestimmt nichts für unsere Rentner die lieber ihre Ruhe haben wollen. Wenn ich nicht sowieso planen würde, nächstes Jahr meine Wohnung zu verkaufen, würde ich es mir überlegen eine Sammelklage mit ein paar Nachbarn zusammen zu starten. Ich weiß von drei Nachbarinnen, alles sehr betagte alleinstehende Witwen, die von den Jahresabrechnungen sehr betroffen sind. Da wollte die Frau Vogel meiner Meinung nach nochmal extra Abkassieren und mit den Rücklagen soll auch was nicht stimmen. Also mir kommt das alles schon länger suspekt vor.

      Nur unser Beirat hat immer felsenfest zu ihr gehalten und die Menge der Wohnungsbesitzer bei jeder Versammlung wieder eingelullt.“

      „Das ist ja alles ganz nett und trifft wahrscheinlich auch so zu wie Du es eben geschildert hast „, entgegnete ich ihm, „aber das alles ist doch noch kein Motiv um jemanden um die Ecke zu bringen. Da braucht es schon mehr als nur eine vermeintlich falsche Abrechnung oder irgendwelche Gerüchte über die angesparten Rücklagen der Wohnanlage. Also mit so einer Vermutung brauche ich erst mal nicht bei den Kollegen von der Mordkommission aufschlagen, da benötige ich schon etwas mehr als das. Außerdem gibt es im Moment keinen Anhaltspunkt um von etwas anderem auszugehen, als von einem Verkehrsunfall mit Todesfolge und Fahrerflucht.“

      Das ist zwar nicht unbedingt das, was mein Kumpel hören wollte, er gibt sich aber erstmal damit zufrieden. Nachdem wir noch ein weiteres Bier getrunken haben, machte ich mich langsam auf, nach Hause zu gehen.

      An der Tür verabschiede ich mich von meinem Freund und verspreche, mich wieder zu melden, sollte ich etwas Neues über den Fall hören oder wieder mal ein Bier trinken wollen. Letzteres schätzte ich als wahrscheinlicher ein.

      Nachdem ich zu Hause eintraf, freute ich mich dass meine Frau und mein Sohn bereits zu Hause waren. Jetzt wollte ich erst mal abschalten und mein Familienglück genießen. Als ich meinen Sohn etwas später ins Bett bringe und er nach