Peter Jokiel

Mord nach W.E.G.


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eine ehrliche Antwort, machen Sie das, um vor dem Polizeipräsidenten nicht in Grund und Boden gestampft zu werden oder haben Sie wirklich einen konkreten Verdacht?“. „Um ganz ehrlich zu sein spiele ich auf Zeit mit der Presse, wie schon gesagt. Außerdem will ich nicht vorm Chef dastehen wie ein Trottel. Aber zusätzlich habe ich so ein Gefühl, dass da doch mehr hinter dem Unfall stecken könnte.“ gab ich als Antwort. Jetzt sagte auch Herr Fischer was zu der Sache, „Herr Bosch, ich denke, Sie haben die Situation ehrlich beschrieben und wir werden die Sache genauer unter die Lupe nehmen. Keiner von uns möchte sich hinterher Vorwürfe machen, wir hätten etwas übersehen oder waren nicht gründlich genug.“

      Da war ich dann doch etwas überrascht, dass das so einfach gegangen sein soll, lasse mir aber nichts anmerken. Ich hatte mich schon auf endlose Diskussionen eingestellt, aber so ist es doch gleich viel entspannter.

      „Haben Sie noch irgendwelche Informationen oder einen begründeten Verdacht in dieser Sache, die Sie uns mitteilen können?„ fragte mich Herr Köster.

      Nun erzählte ich von der Unterhaltung mit meinem Kumpel Heinz und dessen Vermutung, dass bei der Hausverwaltung, die unser Opfer führte, nicht alles mit rechten Dingen zuging.

      Ich konnte das Ganze wenigstens so darstellen, dass es sich nicht wie das übliche Gerede von Nachbarn anhörte, sondern einer Überprüfung wert zu sein schien. Nachdem ich mit meiner Erzählung fertig war, meinte Herr Köster „Wir halten also mal fest: Frau Vogel, 34 Jahre alt, Hausverwalterin, nicht verheiratet, keine Kinder und auch sonst keine engere Verwandtschaft, wurde gestern Opfer eines VU`s (Verkehrsunfall) und erlag Ihren Verletzungen.

      Der Fahrer des Fahrzeuges ist immer noch flüchtig. Die Verwaltung die sie betrieb war also unter Umständen nicht ganz astrein und Sie denken bzw. hoffen, dass hinter der Sache mehr stecken könnte. Also ein bisschen dünn ist das zwar schon Herr Kollege, aber vielleicht haben Sie ja Recht und es könnte doch was dran sein. Und wie sagte schon Friedrich Schiller, ‚Wer nichts wagt der darf auch nichts hoffen‘.„.

      „Im Moment fühle ich mich eher wie Sokrates der sagte, ‚Ich weiß, dass ich nichts weiß‘.„. Mit diesem philosophischen Abschluss verabschiede ich mich von Herrn Fischer und Herrn Köster und verspreche, mich zu melden, sobald ich Neuigkeiten habe. Umgekehrt natürlich genauso.

      Nach diesem doch erfreulichem Gespräch gehe ich noch kurz bei meiner Chefin vorbei, um sie auf dem Laufenden zu halten. Danach habe ich die grandiose Idee etwas früher Feierabend zu machen und mit meinem Sohn auf den Spielplatz zu gehen. Außerdem will ich noch einen kleinen Strauß Blumen für meine Frau besorgen, man muss ja nicht immer bis zum Geburtstag warten.

      Was soll ich sagen, die Idee kommt natürlich sowohl bei meinem Sohn als auch bei meiner Frau richtig gut an. Und beim Sandbuddeln auf dem Spielplatz, umgeben von einer Horde Kinder aus der Nachbarschaft, bekommt man auch mal den Kopf wieder frei.

      Am Abend rufe ich dann doch noch bei meinem Freund Heinz an und hake nochmal nach wegen der Gerüchte über Ungereimtheiten bezüglich der Hausverwaltung und ganz speziell über Frau Vogel. Zu meiner Überraschung kann mir Heinz mittlerweile sogar mehr als nur Gerüchte liefern. Da gab es eine etwas ältere Nachbarin die von Frau Vogel sogar richtig bedrängt wurde. Einzelheiten solle mir aber dann doch lieber die Dame persönlich erzählen. Zwar wohne ich nicht in der Wohnanlage, bin aber seiner Nachbarin trotzdem schon mal über den Weg gelaufen und weiß genau, von wem er da spricht.

      Nachdem mir Heinz noch die Telefonnummer mitteilte, rufe ich auch gleich bei Frau Probst an.

      „Schönen guten Abend Frau Probst„, meldete ich mich am Telefon „hier spricht Bosch, sie wissen schon, ich bin der Freund von Ihrem Nachbarn Heinz Seeler.“

      „Ja, Sie sind doch der nette Polizist, das ist aber eine Freude dass Sie mich anrufen“, antwortete sie wirklich erfreut.

      „Liebe Frau Probst, wie Sie ja wissen, wurde Ihre Verwalterin Opfer eines Verkehrsunfalls. Herr Seeler meinte, Sie hätten mir eventuell etwas über die Frau Vogel zu erzählen.“, führte ich das Gespräch gleich auf den Punkt.

      Jetzt ist sie nicht mehr zu bremsen: „Ja, das können Sie mir aber glauben, dass ich über unserer Verwalterin was zu erzählen hab‘. So eine ausgeschamte und hinterfotzige Person wie die war, das können Sie sich gar nicht vorstellen“.

      Bevor Sie mir noch überschnappen kann, entgegne ich ihr: „Liebe Frau Probst, gerne würde ich Sie morgen besuchen und Sie erzählen mir das alles in Ruhe.„ Da habe ich jetzt was gesagt. Jetzt ist sie erst Recht aus dem Häuschen.

      „Kommen Sie doch morgen Nachmittag, ich back uns einen Kuchen und ich erzähl Ihnen alles, was ich weiß.“ freute sich Frau Probst.

      Irgendwie bereue ich zwar auf einmal, dass ich überhaupt angerufen habe, denn auf ein Kaffeekränzchen habe ich eigentlich keine Lust. Da ich aber Frau Probst als eine zwar ältere, ich schätze sie so auf 75 Jahre, aber genauso patente Dame kennengelernt habe, sagte ich zu. Aus der Nummer wäre ich sowieso nie und nimmer rausgekommen.

      Ich hoffte nur inständig dass sich der Besuch auch lohnen wird, denn ein paar Fakten zusätzlich zu den Gerüchten, wären mehr als wünschenswert.

      Am nächsten Tag klingle ich pünktlich um 15 Uhr bei Frau Probst an der Haustür.

      Freudig öffnet sie mir die Tür und ich zeige ihr noch bevor ich eintrete, meinen Dienstausweis. „Aber Herr Bosch, das ist doch nicht nötig ich kenne sie doch.„ entgegnet sie mir. „Ich weiß Frau Probst, aber erstens ist es Vorschrift und zweitens die Macht der Gewohnheit„ antworte ich.

      Nachdem ich eintrat glaube ich, mich in einer Zeitreise zu befinden. Die ganze Wohnung ist im Stil der 80er Jahre eingerichtet.

      Eiche rustikal Schrankwand im Wohnzimmer inklusive mit der ganzen Brockhaus Enzyklopädie, ein Monster von einem Röhrenfernseher, von der Decke hängt keine Lampe sondern ein Lüster, natürlich mit den originalen Glühbirnen, der wahrscheinlich als Flutlichtanlage durchgegangen wäre und im Gang fehlt natürlich auch nicht das gute alte Wählscheibentelefon, akkurat auf einem weißen selbstgehäkelten Deckchen und das Ganze auf einem kleinen Schränkchen im Biedermeierstil.

      Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt und erinnere mich daran, dass es bei meiner Oma früher genauso aussah. Allerdings ist das schon gute 30 Jahre her.

      Als ob Frau Probst meine Gedanken lesen könnte, sagt sie zu mir: „Ja mei, ich kann mich halt von den Sachen nicht trennen, seit mein Mann gestorben ist.„

      „Macht gar nichts Frau Probst, ich find es richtig gemütlich bei Ihnen“. antwortete ich ihr und das ist keineswegs gelogen. Obwohl alles vom Zeitgeist längst überholt ist, kann man augenscheinlich vom Boden essen. Nachdem ich im Wohnzimmer auf einer Polstercouch Platz genommen habe, die mich zu verschlingen drohte, kommt meine Gastgeberin auch schon mit Kaffee um die Ecke. Der Apfelkuchen stand schon am Tisch und lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.

      Als Frau Probst den Kaffee eingeschenkt hat, komme ich ohne Umschweife auf den Grund meines Besuches zu sprechen: „Also liebe Frau Probst, Sie sagten gestern am Telefon, Sie hätten mir etwas über Frau Vogel zu erzählen. Was genau ist denn passiert?“

      Jetzt kommt sie wieder in Fahrt: „Stellen Sie sich mal vor, die wollte doch glatt meine Wohnung kaufen. Die war hinter mir her, wie der Teufel hinter der Seele. Da ich ja keine Kinder habe und mein Mann ja schon lange tot ist, dachte die sie könnte mich irgendwie einlullen und mir die Wohnung für ein Trinkgeld abluchsen. Dauernd kam sie vorbei und ging mir schon reichlich auf die Nerven, die dachte ich wäre eine alte senile Schachtel und sie hätte ein leichtes Spiel mit mir. Als sie dann irgendwann begriff, dass das nicht funktioniert, hat sie mir gedroht. Plötzlich kam sie mit überhöhten Nebenkostenabrechnungen und wollte eine Sonderzahlung bei der nächsten Versammlung durchsetzen, für irgendwelche Reparaturen die es gar nicht gebraucht hat. Das mit der Sonderzahlung hätte mich dann schon getroffen, so einfach habe ich keine 5000 Euro.

      Soviel wollte die nämlich als Sonderumlage durchsetzen, für was aber genau habe ich nicht verstanden. Aber dass sie die Macht dazu gehabt hätte, steht für mich außer Frage. Das hat