Dr. Phil. Monika Eichenauer

Zulassung zur Abschaffung - Die heillose Kultur - Band 2


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ihrer Gefühle zu handeln, sonst verlieren sie ihr Urmenschliches im Kampf um ihr Leben – in der Gesundheitswirtschaft und generell in unserer Kultur.

      Vielleicht macht sich ja mal einer die Mühe, die Deklaration der Menschenrechte vom 10. Dezember 1948 (s. http://homepage.hamburg.de/menschenrechtsbund/allgemeine-erklaerung.html) mit dem kulturellen Ist-Zustand zu vergleichen und nachzuvollziehen, in wie vielen Punkten sie im Interesse der weltweiten kapitalistischen Ökonomie bereits abgewandelt wurde …

      Dieser Mühe unterzog sich nun nach Fertigstellung des vorliegenden Buches die Landesärztekammer Baden-Württemberg in einem Festakt und gedachte der Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen 1948. Vieles blieb bei Deklarationen. Konsens war zum einen, dass der Einfluss des sozialen Status auf die Gesundheit heutzutage niemand mehr bestreitet. Zum anderen, das eine flächendeckende menschenwürdige Grundversorgung von Pflegebedürftigen offensichtlich nicht mehr gewährleistet sei. Zusätzlich sei es eine der wichtigsten Aufgaben, so der Menschenrechtsbeauftragte Ulrich Clever, der das durch die Ärztekammern Anfang der 90ziger Jahre neu geschaffene Amt bekleidet, „Menschenrechtsverletzungen von Ärzten und an Ärzten zu vermeiden, aufzudecken und anzuprangern.“ (Korzilius, Heike, 2009, S. 66) Insbesondere kümmere man sich um ausländerrechtliche Verfahren, in denen es um Attestierung der Reisefähigkeit oder Feststellung einer Posttraumatischen Belastungsstörung gehe. Weiter sei die Versorgung von Menschen ohne legalen Aufenthaltsstatus ein zentrales Thema. Eine Sorge der Ärzte, die Illegale behandeln, wurde ausgeräumt: „Es gibt keine rechtliche Verpflichtung von Ärzten, Menschen mit ungeklärtem Aufenthaltsstatus, die sie behandeln, zu verpfeiffen.“ (Korzilius, 2009, S. 66) Nun, dann kann es in Deutschland nun nicht mehr lange dauern, bis ein entsprechendes Gesetz vorliegt...denn kein Land der Welt ist so emsig in der Schaffung von Gesetzen, möchte ich hier realiter nach den vorliegenden Erfahrungen anfügen.

      Kritisch ist anzumerken: In diesem Amt des Menschenrechtsbeauftragten werden die Probleme, die sich für Menschen und Patienten aus den in Deutschland verabschiedeten Reformen im Gesundheitswesen – wie im vorliegenden Buch aufgezeigt – ergeben, nicht aufgegriffen. Sie werden nicht einmal reflektiert. Missstände werden akzeptiert und im Konsens bestätigt: So ist es halt..... Was mit Menschen in Deutschland im großen Maßstab passiert, ist eben etwas, was fast alle Menschen erleben und von daher nicht diskussions- noch reflexionswürdig? Es kann diesbezüglich sowieso nichts geändert werden? Menschenrechtsverständnis konzentriert sich auf kulturelle Randgebiete wie sie Migranten oder Asylanten betreffen? Wo bleibt die grundsätzliche Reflexion über die Verleugnung des Menschseins, über die Verleugnung des menschlichen Wesens und dessen Gefühlen, welche eine transkulturelle, transhistorische und anthropologische Reflexion des menschlichen Wesens, nach allem was wir über uns wissen, gestattet? Nur eine solche Reflexion kann Grundlagen für eine menschenwürdige Lebensbasis und deren Gesundhaltung generieren, die zu angemessenen Handlungen in einem menschenwürdigen Gesundheitswesen führen. Kapitalistische Ökonomisierung von Menschen zählt nicht zum Heilinventar einer intakten, auf das menschliche Wesen zentrierten Kultur und Gesellschaft.

      Gefühle sind wichtige Seismographen in einer Kultur. Doch den Menschen werden sie ausgetrieben, respektive mittels Manipulation gegen sie selbst gerichtet. Am besten, die Bürger trauen sich selbst nicht mehr über den Weg – das ist der Garant, mit ihnen machen zu können, was man will. Momentan wird das gesamte deutsche Volk zur Unterordnung erzogen bei gleichzeitiger Durchleuchtung des Einzelnen. Setzt er sich vor den Fernseher, besorgen Diskussionen und Erwägungen der Moderatoren eigene Gefühls- und Meinungsbildung. Bewegt sich der Bürger, muss er in Deutschland aufpassen, keinen Fehler zu machen, kein Gesetz zu missachten, keine Grenzen zu überschreiten und sei es die, an der Parkuhr die Zeit überschritten zu haben, oder per Zufall in eine Demonstration zu geraten. Der deutsche Bürger muss sich in jeder Hinsicht gut auskennen, sonst zahlt er. Gesetze machen’s möglich. Aber wie sich zeigt, ist der Bürger so gut wie nicht geschützt: Eine Bespitzelung nach der anderen fliegt auf (Telekom, Bahn, Lidl etc.) und der Staat hat zusätzlich die Möglichkeit selbst auch noch unerkannt Bürger im Rahmen der Anti-Terror-Gesetze zu bespitzeln. Dies schafft ein sehr ungutes Klima. Die Regierung bittet um das Vertrauen der Bürger, aber die Regierung hat kein Vertrauen in ihre Bürger. Unterordnung gewährleistet den Erhalt der kapitalistischen Wettbewerbsgesellschaft. Und statt den negativen Einflüssen Grenzen zu setzen, werden die Ursachen und Auswirkungen auf jene abgewälzt, die sensibel darauf reagieren und zum Beispiel krank oder aggressiv werden.

      Beispiele:

      (1) Chronisch erkrankte Menschen müssen sich zusatzversichern, wenn sie sich weiter behandeln lassen wollen.

      (2) Hinsichtlich der medialen Gewaltverherrlichung wird seit Jahren eine Grenzziehung vermieden.

      (3) Kinder sind durch Fernsehen, Zeitschriften, filmische Übertragungen von Handy zu Handy „bestens“ unterrichtet.

      So hörte die Kindheit meiner Tochter mit ihrem ersten Tag im Kindergarten (einem anthroposophischen Kindergarten) auf. Plötzlich kam sie mit eindeutig sexuellen Inhalt transportierenden Wörtern nach Hause. Eltern haben kaum Möglichkeiten, die Welle negativer Einflüsse, die unsere Kultur durchströmt, zu stoppen – auch die Lehrer nicht. Da mit Kindern Milliarden verdient werden können, bleiben langfristige Änderungen aus, und Gewalt wird zur Adrenalin erzeugenden Sucht. Mein Literaturtipp: Manfred Spitzers Buch „Vorsicht Bildschirm“ (2006). Ihm können sie entnehmen, was Fernsehen verursacht: Fettleibigkeit, Gewaltbereitschaft, Festlegung von Abhängigkeitsstrukturen, Krankheiten und neuronale Mustern, die Aufmerksamkeit und Lernbereitschaft steuern. Gerade Kinder und Jugendliche werden gezielt als Käufer bestimmter Produkte angesprochen und missbraucht.

      (4) Da Misshandlungen und Missbrauch von Kindern zunehmen, fordern Politiker jetzt den allgemeinen Zugriff der Jugendämter auf Familien-Daten. Missbrauch und Gewalt gegen Kinder hat also sehr, sehr viele Gesichter – in Deutschland und wie international: Einschließlich der Genitalverstümmelung an Mädchen, aus der sich auch Kinderhilfswerke wie PLAN heraushielten. Sie könnten nichts unternehmen, weil Beschneidung ein "wichtiger Teil der lokalen Tradition" sei, wie Monika Gerstendörfer (Lobby für Menschenrechte) in einem ihrer Artikel mitteilt: „Die Verstümmelung von Mädchen ist in Teilen Afrikas Teil lokaler ‚Identitätspolitik’. Die Forderung nach Abschaffung dieser barbarischen ‚Initiationsriten’ wird oft mit dem Hinweis zurückgewiesen, das sei ein wichtiger Teil der lokalen Tradition, und man lasse sich vom Westen nicht die eigene Kultur kaputt machen.“ (Artikel: .welt.de, Verstümmelung des Patenkindes; siehe E-Mail-Verteiler Michaela Huber, 23.12.2007)

      An diesen täglichen Hiobsbotschaften wird der kulturelle Verfall (und auch international nicht akzeptable Tradition) deutlich – aber auch die Unfähigkeit der Politiker, Entscheidungen im Sinne einer funktionierenden und menschlichen Kultur von der Wurzel her zu fällen. Und so wird der Mensch weiterhin Lebensstrukturen und Einflüssen ausgesetzt, die seelisch und körperlich krank machen. Der Mensch in unserer Kultur ist Objekt ökonomischer Interessen. Entsprechend werden seine Gefühle so manipuliert. Je besser diese Instrumentalisierung funktioniert, desto mehr rollt der Rubel und desto größer ist die Freude derjenigen, denen es gelungen ist, Menschen zu benutzen. Diese Kultur verherrlicht und fördert damit jede denkbare Perversion – bis der Mensch den Menschen auffrisst, die Seele und den Körper. Jacques Attali nannte dies „Die kannibalische Ordnung“ (1981). Eine exakte Beschreibung einer Kultur, in der jeder Bürger aufgefordert wird, seine Idealisierung von Lebens- und Arbeitsstrukturen zum eigenen Selbstschutz angesichts der Grausamkeit zu bewahren – damit die ökonomische Ordnung samt Besitzverhältnissen bleibt, wie sie ist: Die Idealisierung schützt vor der Wahrheit, wie der Mensch unter politischen und ökonomischen Gesichtspunkten verwertet wird.

      Will man also im Sinne des Erhaltes von Menschen Grundlegendes unternehmen, reichen die tradierten Denkmuster zur Heilung des Einzelnen wie der Kultur nicht mehr aus. Aber solange den Betroffenen die Schuld an den Symptomen, unter denen sie leiden, gegeben wird und sie zusätzlich dafür bezahlen müssen, bewegt sich in Deutschland nichts in Richtung einer gesunden kulturellen Entwicklung. Unterdessen zahlt der Bürger weiterhin für das, was