zuließ, dass er mich langsam entkleidete. Es war nicht gerade taghell im Bad, dennoch schämte ich mich, nackt zu sein und das auch noch vor einem völlig Fremden. Er musterte mich, doch zu meiner Überraschung sah ich nicht Lust, sondern Wut in seinem Blick.
„Sieh dich an!“, sagte er und ich blickte verwirrt an mir hinab. Was wollte der verdammte Mistkerl?
„Ich kann deine Knochen sehen, Eve. Du hast noch mehr abgenommen, als ich gedacht hatte. Damit ist jetzt Schluss! Du wirst ab morgen vernünftig essen und genug schlafen. Du kannst offensichtlich nicht auf dich acht geben. Das zeigt, wie richtig es war, dich hierher zu bringen!“
Ich wusste, dass er recht hatte. Zumindest mit dem Teil, dass ich nicht auf mich geachtet hatte. Ich war so unglücklich gewesen in der letzten Zeit, weil James mich so ignorierte und es ihm nicht einmal aufgefallen war, dass ich über zehn Kilo verloren hatte.
„Sieh mich an, Eve!“ Seine Stimme klang jetzt sanft und ich hob den Blick. Er umfasste mein Gesicht mit seinen rauen großen Händen.
„Ich werden für dich sorgen! Ich bin nicht wie dieser Idiot, mit dem du zusammen lebst! Ich werde nicht vergessen, dass du da bist! Dass du mich brauchst! Du bist alles, was ich will, Eve!“
Kann der Kerl Gedanken lesen?, wunderte ich mich.
„So, und nun steig ins Bad, ehe das Wasser abkühlt. Ich komme in einer halben Stunde wieder, um dich abzutrocknen und einzucremen. Danach kannst du mir Gesellschaft leisten, wenn ich uns etwas zum Abendessen mache.“
Mit sanften Druck dirigierte er mich zur Badewanne, und ich stieg gehorsam ins warme Wasser. Ich hatte schon lange nicht mehr den Luxus eines Vollbads genossen. Aus Zeitmangel hatte ich seit Jahren nur geduscht. Ich schloss die Augen und vergaß, wo ich war und unter welchen Umständen. Das warme Wasser war zu himmlisch und der Duft nach Rosen benebelte meine Sinne. Ich begann tatsächlich, mich zu entspannen.
Kapitel 2
Darkness
Unruhig lief in im Raum auf und ab. Die Hände zu Fäusten geballt und die Zähne fest zusammen gebissen, drehte ich eine Runde nach der anderen. Ich war wütend. So wütend, dass ich in Erwägung zog, Eves Verlobten einen Besuch abzustatten und dem Bastard den einen oder anderen Knochen zu brechen. Ich fragte mich, ob der Kerl einfach nur blind gewesen war oder ob die Gesundheit seiner Partnerin ihn wirklich so wenig interessierte. Ich wusste, dass Eve abgenommen hatte, doch als ich ihre spitzen Hüftknochen gesehen hatte, war eine Sicherung in mir durchgebrannt. Mir war bewusst, dass ich sie mit meiner plötzlichen Wut erschreckt hatte. Das hatte ich nicht gewollt. Ich würde ihr beweisen, dass sie vor mir nichts zu befürchten hatte. Alles, was ich wollte, war ihr Wohlergehen. Nein! Das war nicht ganz richtig. Ich hatte auch egoistische Gründe. Ich wollte sie! Ich brauchte sie!
Ich blieb abrupt stehen, und ging zur Küchenzeile hinüber. Dort riss ich den Kühlschrank auf und überlegte, was ich Eve zu Essen machen würde. Etwas mit viel Kalorien, aber auch genug Nährstoffen. Ich nahm ein paar Hähnchenbrustfilets heraus, einen Becher Kokosnussmilch, zwei Limetten, ein paar Karotten und Mini-Maiskolben, sowie Zuckerschoten. Ich würde ihr etwas Thailändisches kochen. Für den Nachtisch hatte ich Schokomousse im Kühlschrank. Dazu würde ich eine Auswahl exotischer Früchte reichen. Genug Vitamine und ordentlich Kalorien. Das war gut! Meine Laune hatte sich schlagartig gehoben und ich begann, das Essen vorzubereiten, indem ich alles wusch und klein schnitt. Dann warf ich einen Blick auf die Uhr. Es war Zeit, Eve aus dem Bad zu holen. Ich hoffte, dass sie sich ein wenig entspannt hatte. Ich wusch mir die Hände und machte mich auf ins Gäste-Bad.
Sie hatte mich nicht kommen hören und ich nahm mir ein paar Minuten Zeit, sie ausgiebig zu betrachten. Sie hatte den Kopf zurückgelegt und die Augen geschlossen. Der Hauch eines Lächelns lag auf ihren schönen Lippen und ich erwiderte es unwillkürlich. Sie war so schön. Ihre blonden Haare hatten angefangen, sich durch den heißen Dampf zu kräuseln. Die sonst blasse Haut war durch die Hitze gerötet und glänzte feucht. Mein Schwanz erwachte zum Leben und ich verspürte ein schlechtes Gewissen. Ich sollte sie nicht begehren, wo es ihr gesundheitlich so schlecht ging. Ich wollte sie erst ein wenig aufpäppeln, ehe ich anfing, sie langsam in meine Welt einzuführen. Ich wusste, dass ich es vorsichtig angehen musste. Ich wollte, dass sie lernte, zu genießen, was ich ihr geben konnte. Sie war so ein scheues Ding. Wie ein Reh. Ich würde Geduld mit ihr haben müssen. Doch ich wusste, das Ergebnis würde sich lohnen. Sie war die Perfektion! Meine Seelenpartnerin! Ich konnte es spüren. Tief in mir, da war ein Hunger, wie ich ihn nie zuvor verspürte hatte. Ich musste ihn unter Kontrolle behalten, denn sonst würde dieser Hunger, die Dunkelheit meiner Seele, sie zerstören. Das war das Letzte, was ich wollte. Ich hatte lange darüber nachgedacht. Die Frage, ob sie meine Dunkelheit erhellen, oder ich ihr Licht erlöschen würde. Ich war zu der Erkenntnis gekommen, dass es ganz davon abhing, wie ich vorging. Wie ich mich selbst unter Kontrolle behalten konnte. Ich wie gut ich für ihre Bedürfnisse sorgte. Balance war das Zauberwort. Alles verlangte eine Balance.
Eve
Ich wusste nicht warum, doch auf einmal war ich mir seiner Anwesenheit bewusst. Ich hatte ihn nicht gehört, doch ich meinte, seinen Blick auf mir zu spüren. Ich wandte den Kopf und öffnete die Augen. Da stand er, gegen den Türrahmen gelehnt und sah zu mir herüber. Mein Puls beschleunigte sich und ich fragte mich, wie viel Schaum meinen Körper noch bedeckte. Genug, um mich vor seinen Blicken zu schützen?
Was für unsinnige Gedanken, Eve! Er hat dich bereits nackt gesehen und er ist gekommen, um dich abzutrocknen und einzucremen, was bedeutet: Er wird dich wieder nackt sehen! Du bist diesem Kerl ausgeliefert! Niemand wird dir zu Hilfe kommen! Selbst dann nicht, wenn du schreist. Dies Haus wird sicher weit abgelegen liegen. Alles, was du tun kannst, ist sein Vertrauen gewinnen. Vielleicht lässt er dich gehen! Oder du bekommst eine Chance zur Flucht!
„Zeit für dich, aus dem Bad zu kommen, Eve“, sagte er in diesem ruhigen, doch bestimmten Ton.
Er kam ins Bad und nahm ein großes Badelaken aus einem Regal. Mit dem Handtuch trat er an die Wanne und sah erwartungsvoll auf mich hinab. Ich schluckte nervös. Ich fühlte mich ausgeliefert, wie ein in die Ecke gedrängtes Reh. Dieser Mann über mir, würde immer einschüchternd wirken, selbst wenn er mich nicht entführt hätte. Eine Aura von Gewalt schien ihn zu umgeben, auch wenn er ruhig war. Es war, als lauerte ein Biest unter seiner Haut, das darauf wartete, jeden Moment hervorzubrechen. Er war das geborene Raubtier und er schien mich als seine Beute auserkoren zu haben.
„Eve!“, riss seine Stimme mich aus meinen Gedanken. „Steh auf, damit ich dir aus der Wanne helfen kann!“
Ich folgte seinem Befehl mit klopfendem Herzen. Meiner Nacktheit unangenehm bewusst, war ich froh, als er das große Tuch um mich schlang. Starke Arme hoben mich aus dem Bad. Er hielt mich ein wenig länger an seinen Körper gepresst, als notwendig gewesen wäre, ehe er mich auf die Füße stellte. Ängstlich sah ich zu ihm auf. Sein Blick war dunkel und intensiv. Seine Arme waren noch immer um mich geschlungen und mir wurde flau und ein wenig kribbelig im Bauch. Er senkte leicht den Kopf und für einen Moment befürchtete ich, er würde mich küssen, doch dann ließ er mich zögernd los und begann, mich abzurubbeln. Verwirrt und etwas verschämt stand ich still, während er mich gründlich abtrocknete. Meine Nippel stellten sich auf, als er mit dem weichen Frottee über meine Brüste rieb. Er ging vor mir in die Knie, um meine untere Körperhälfte abzutrocknen. Nervös blickte ich an die Decke. Ich wollte nicht sehen, wie nah sein Gesicht meiner intimsten Körperstelle war. Gegen jede Vernunft verspürte ich ein Prickeln zwischen den Beinen, wie ich es schon lange nicht mehr verspürt hatte. Ich konnte nicht glauben, dass ich auf die Berührung eines Mannes wie meinen Entführer reagierte. Ich wusste nicht, was er mit mir vorhatte, was er mir noch antun würde und dennoch ließ seine Nähe, die Art, wie er mit sanften und doch firmen Bewegungen meinen Leib abrieb, mich nicht kalt.
Er erhob sich und hob mich auf seine Arme. Ich hatte nicht damit gerechnet und schrie leise auf. Ich hatte eine geradezu lächerliche Höhenangst und klammerte mich instinktiv an seinen starken Nacken.