Michael Ullrich

Das Vermächtnis der Atlanter


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Tälern Berge machten und aus Gesteinen Wasser hervortreten lassen konnten.

      Sie brachten den Indios bei, wie man an steilen Hängen und Schluchten Stützmauern, Terrassen und Felder anbringt und Bewässerungskanäle baut. Die „weißen Götter“ heilten Kranke, konnten Tote zum Leben erwecken. Sie waren Architekten, Steinmetze, Ingenieure, Mediziner, Metallurgen und unterrichteten Einheimische in der Landwirtschaft, Viehhaltung, auch im Schreiben!

      Im Falle einer Bedrohung stand ihnen das Feuer des Himmels zur Verfügung, das auf die Erde niederfuhr, sodass Felsen weich und leicht wie Kork wurden. Sie beherrschten jede Sprache besser als die Einheimischen, behaupten indianische Überlieferungen.

      Meines Erachtens waren die Atlanter keinesfalls altruistisch. Sie benötigten Nahrung und unzählige Hilfskräfte für ihre Bauvorhaben und die Gewinnung und Verarbeitung von Rohstoffen. Aus dem Grund gaben sie einen Teil ihres „Know – How“ weiter. Sie verhielten sich nicht anders als die Kolonialherren in den letzten Jahrhunderten oder heutige Geschäftsleute, die wegen des Profits Aufträge in Billiglohnländer vergeben.

      Nach Platons Überlieferung übernahm Poseidon die Herrschaft über die Insel Atlantis, die er später für seine Söhne in 10 Königreiche unterteilte. Um seine Residenz ließ er gigantische Wälle und Wassergräben bauen:

      „... Der größte Gürtel ... maß drei Stadien (540 Meter) in der Breite, und der anschließende Erdgürtel war ebenso breit und der trockene wiederum gleich wie der flüssige davor; ein Stadion (180 Meter) schließlich maß der Ring, der in der Mitte unmittelbar um die Insel herumlief. Die Insel, auf der sich der Königspalast befand, hatte einen Durchmesser von fünf Stadien (900 Metern)“.

      Beeindruckend finde ich die Größe der Hauptstadt:

      „... so stieß man auf eine Ringmauer, die ihren Ausgangspunkt beim Meer hatte und die überall in ihrem Verlauf fünfzig Stadien (ca. 9 Kilometer) vom größten Ring, der den größten Hafen bildete, entfernt war und sich dort, wo der Durchstich zum Meer einmündete, wieder zusammenschloss. Dieser ganze Raum war von vielen dichtgedrängten Häusern besetzt ...“.

      Die Stadtmauer schützte eine Fläche von 18 Kilometern Durchmesser! Selbst für heutige Maßstäbe ist das eine beachtliche Großstadt, die an die Ausdehnungen einiger Städte der Maya erinnert!

      Die Angaben des ägyptischen Priesters über die Armee ermöglichen eine Hochrechnung auf die ungefähre Anzahl der Einwohner von Atlantis. Jedes der 60.000 Landlose der Tiefebene stellte

4 Pferde insgesamt 240.000 Pferde
1/ 6 Wagen insgesamt 10.000 Wagen
16 Krieger insgesamt 960.000 Menschen
4 Seeleute insgesamt 240.000 Menschen.

      Die Streitmacht der Tiefebene bestand aus 1,2 Millionen Menschen einschließlich der Besatzungen für 1.200 Schiffe mit jeweils 200 Männern. Nach Platons Bericht befuhr während der letzten Eiszeit eine riesige Flotte die Weltmeere!

      Wenn 20 Prozent der männlichen Bevölkerung für die Armee und Marine abkommandiert wurden, dann lebten in der Hauptstadt und Tiefebene rund 12 Millionen Menschen. „... Die Zahl der Menschen dagegen, die vom Gebirge und vom übrigen Land kamen, sei unermesslich gewesen...“, berichtete der ägyptische Priester dem Griechen Solon.

      Weil die übrigen Gebiete als gebirgig und waldreich beschrieben wurden, schätze ich, dass pro Königreich rund 6 Millionen, insgesamt 66 Millionen Menschen auf der Insel gelebt haben. Die Einwohnerzahl entspricht einer indianischen Überlieferung, die ich noch ausführlich zitiere!

      Die Ebene von Atlantis besaß eine Breite von 2 x 540 und eine Tiefe von 360 Kilometern. Sie wurde „… rundum von Bergen umkränzt …“, die „... an Anzahl und Größe und Schönheit alle heutigen übertroffen hätten ...!

      Die Höhe des Mont Blanc beträgt 4.811 Meter, die Breite der Alpen etwa 250 Kilometer. Demnach entsprach die Basis des Gebirges auf Atlantis rund 350 Kilometer, betrugen die Ausmaße der Insel in der Nord – Südrichtung 700 und Ost – Westrichtung 1.780 Kilometer! Eine andere Textstelle bestätigt die imposante Größe von Atlantis: „… dass sie (die Insel) einst größer gewesen sei als Libyen und Kleinasien zusammen …“.

      Der Expansionsdrang der Atlanter war die natürliche Folge der hohen Einwohnerzahl auf ihrer Insel. Trotz zweimaliger Ernten und einer hohen Ertragskraft der Felder wurde die Bereitstellung der Nahrung für rund 66 Millionen Menschen zunehmend schwieriger. Gleiches galt für den Holzbedarf zum Bau der Flotte, Kochen, Heizen der Häuser im Winter und zur Herstellung von Metallen.

      Stellt man sich das von Platon beschriebene Territorium vor, das die Atlanter im Mittelmeerraum erobert hatten, versteht man, warum ein gut ausgerüstetes Heer von 20.000 tüchtigen Berufssoldaten die Besatzungsmacht im Stadtbereich von Athen vernichtend schlagen konnte. Verständlich wird auch, warum die Atlanter, wo immer sie sich niederließen, ihre Siedlungen durch Mauern vor Angriffen von Feinden schützten oder unterirdische Gänge und Wohnungen anlegten, in die sie sich im Notfall zurückziehen konnten.

      Die nachfolgende Textstelle beschäftigte mich lange:

      „... jene, die noch nicht unterworfen waren, bewahrte sie vor der Unterwerfung, und uns anderen allen, die wir diesseits der Säulen des Herakles (im Mittelmeerraum) wohnen, schenkte sie großzügig die Freiheit …“

      Für die überraschende Änderung der Eroberungspolitik der „Atlantischen Hochkultur“, wie ich sie nenne, fand ich nur eine plausible Erklärung! Ein weitsichtiger Anführer hatte erkannt, dass ihr Militär im Mittelmeerraum unterdrückte Völker zum Widerstand herausforderte und zu viele produktive Kräfte bindet, weil in der Armee Bauern, Handwerker jeder Couleur, Seeleute oder metallverarbeitende Fachkräfte dienten.

      Die Armee weitgehend aufzulösen und die freigesetzten Männer außerhalb von Atlantis anzusiedeln, war ein kluger Schachzug. In ihren Kolonien betrieben sie mit Hilfe Einheimischer Ackerbau und Viehzucht, bauten Rohstoffe ab, verarbeiteten sie und errichteten beeindruckende Bauten, die noch heute existieren, weil die Atlanter als Baumaterial megalithische Steine verwendet haben.

      Sie erweiterten ihren weltweiten Handel ständig, benötigten deshalb auf ihrer Insel eine größere, geschützte Hafenanlage:

      „... Sie gruben vom Meer aus einen Durchstich von drei Plethren (ca. 90 Meter) in der Breite, hundert Fuß (ca. 30 Meter) in der Tiefe und fünfzig Stadien (rund 9 Kilometer) in der Länge bis zum äußersten Ring (der Stadt) undbahnten auf diesem Wege aus dem Meer zu ihm eine Einfahrt wie zu einem Hafen, wobei sie die Einmündung weit genug öffneten, dass auch die größten Schiffe einlaufen konnten.

      Die Breite des Kanals von 90 Metern ermöglichte die Begegnung von zwei Schiffen. Zieht man für die Paddel der seitlich sitzenden Ruderer großzügig einen Sicherheitsabstand von insgesamt 25 Metern pro Schiff ab, verbleibt eine Schiffsbreite von rund 20 Metern.

      Waren die Schiffe breiter, konnten sie nur hintereinander in die gleiche Richtung fahren. Im beladenen Zustand überschritt ihr Tiefgang keinesfalls 25 Meter. Die hochseetauglichen Schiffe der Atlanter besaßen eine beachtliche Größe.

      Wieso stellten 60.000 Landlose der Tiefebene für 1.200 Schiffe insgesamt 240.000 Seeleute ab? Weshalb benötigten die Atlanter pro Schiff 200 Ruderer? Gab es für den Einsatz ihrer gewaltigen Flotte eine Logistik? Als ich an ihre vielschichtigen Fähigkeiten dachte, verstand ich ihre Strategie!

      Bis auf wenige Ausnahmen fuhr jedes Schiff immer die gleiche Route. In festgelegten Häfen wurden die Besatzungen ausgewechselt, damit sich die Mannschaften von der Seefahrt, dem anstrengenden Rudern bei Flauten und der einseitigen Ernährung