Thomas Riedel

Flammenreiter


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interessiert Mister Abercrombie nicht keinen Deut. Glauben Sie mir!«, sagte er lächelnd. Wieder wanderten seine schwarzen Knopfaugen unstet hin und her. »Er sagte mir, dass er sich großzügig zeigen wolle. Er bietet Ihnen für Laoghaire zwanzigtausend Pfund.«

      Edward Cavanaugh verschlug es den Atem.

      »Zwanzigtausend Pfund?«, fragte seine Frau ungläubig. »Das ist wohl ein schlechter Scherz, oder?«

      Ihr Mann legte liebevoll seinen Arm um ihre Schulter.

      »Hören Sie Hamilton!«, reagierte er ungehalten. »Laoghaire steht nicht zum Verkauf! Und Sie wissen ganz genau, zwanzigtausend Pfund sind ein Witz! Die Farm ist ein Vielfaches davon wert!«

      Hamilton lachte hämisch.

      »Nicht mehr lange, Cavanaugh«, zischte er dann. »Nicht mehr lange! Darauf können Sie sich verlassen!«

      »Sie drohen mir?«

      Der alte Mann ging die drei Stufen der Veranda hinunter. Langsam ging er auf den Privatsekretär des mächtigsten Mannes der Gegend zu. So leicht ließ sich Cavanaugh nicht einschüchtern. Hamilton wich automatisch einen Schritt zurück.

      »Was wollen Sie denn machen, wenn ich die Polizei darüber in Kenntnis setze, wie Sie in Abercrombies Namen die Farmer der Gegend unter Druck setzen, um an ihr Eigentum zu kommen?«

      Graham Hamilton war immer noch damit beschäftigt die Distanz zu Cavanaugh herzustellen. Er war durch und durch ein Feigling, der sie niemals auf eine persönliche Auseinandersetzung einließ. Da hatte er andere, sehr viel kultiviertere Mittel zur Verfügung. Aber in seinen stechenden Augen glomm ein verderblicher Funke auf.

      »Ich setze doch niemanden unter Druck!«, grinste er scheinheilig. »Aber Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass Ihre Farm noch etwas wert sein wird, wenn sie von einem ähnlichen Unwetter getroffen wird, wie es bei den O’Sullivans gewütet hat. Die hat es wirklich hart getroffen. Arme Leute! Mir ist zu Ohren gekommen, da dort Schlimmes passiert sein soll.« Er ging um seinen verbeulten Porsche herum. »Aber vielleicht sollten Sie Ihren Sohn danach fragen, wenn er zurückkommt!«

      Graham Hamilton öffnete die Tür, sah Cavanaugh noch einmal mit einem diabolischen Lächeln an und stieg ein. Er ließ den Motor aufheulen und fuhr rasch davon.

      Edward Cavanaughs Miene hatte sich verdunkelt. Er wandte sich um und schritt auf die Veranda zurück.

      »Und es war doch eine Drohung!« Er schlug verärgert mit der Faust auf das Geländer.

      »Du kannst es ihm aber nicht nachweisen«, versuchte ihn seine Frau zu beruhigen.

      »Ich frage mich, was bei den O’Sullivans passiert ist.« Mit auf das Geländer aufgestützten Händen blickte er in die Richtung des Waldes hinter dem die Farm lag.

      »Dort!« Seine Frau stieß einen unterdrückten Schrei aus und deutete auf das Waldstück. »Das muss Callum sein!«

      Edward Cavanaugh war so in Gedanken versunken, dass er es gar nicht bemerkt hatte. Er erschrak, als er seinen Sohn auf sie zu torkeln sah.

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      Kapitel 7

      C

      allum Cavanaugh war völlig erschöpft. Entkräftet ließ sich der junge Mann auf die Stufen zur Veranda seines Elternhauses fallen. Er lehnte seinen Oberkörper weit zurück, um besser durchatmen zu können. Mit den Händen hielt er sich dabei an einem Pfosten des Treppenaufganges fest.

      Sein Vater war hinter ihn getreten und seine Mutter hatte sich schweigend neben ihn auf die ausgetretenen Stufen gesetzt. Fragend sah sie ihn an. Angst und Neugierde lag in ihrem Blick, als sie ihren Sohn umarmte und fest an sich heranzog.

      »Wir müssen die Polizei verständigen!«, stieß Callum Cavanaugh keuchend hervor. »Schnell, ruf die Polizei an, Vater!«

      »Geht es um die O’Sullivans?«, fragte der alte Mann erschrocken.

      Callum Cavanaugh nickte und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

      »Sie … sie sind … alle tot!«, flüsterte er mit versagender Stimme und versuchte aufzustehen. »Die ... die Flammenreiter … Sie haben … Sie haben sie alle umgebracht!« Er sah seine Mutter an. »Sie sind alle bestialisch ermordet worden!« Plötzlich begann er zu weinen. Seine Stimme war vor lauter Schluchzen kaum noch zu verstehen. Sie drohte ihm zu versagen. »Hannah! … Ich habe sie überall gesucht … sie ist …« Er stockte und brachte kein Wort mehr heraus. »Ich … sie ist verschwunden!«

      Ihm fehlte die Kraft, und er ließ sich wieder auf die Stufen sinken.

      »Ich rufe die Polizei, Callum!« Edward Cavanaugh lief ins Haus.

      »Graham Hamilton war vor wenigen Minuten hier, Callum. Du hast ihn gerade verpasst«, sagte seine Mutter.

      »Er wollte die Farm, oder?«

      Hollie Cavanaugh nickte.

      »Ja, er wollte die Farm. Und er hat uns gedroht!«, gestand sie. »Wir sollten an die O’Sullivans denken, hat er gesagt. Aber du kennst deinen Vater, Callum, er wird niemals verkaufen.«

      »Stimmt! Und das ist auch richtig so! Auf keinen Fall wird …« Plötzlich setzte er sich auf. »Moment!« Er stutzte. »Woher konnte er das wissen? Er konnte doch gar nicht wissen, wie es bei den O’Sullivans aussieht! Dann hätte ich Hamilton sehen müssen. Und ich garantiere dir, er war ganz sicher nicht dort. Ich bin doch schließlich direkt nach dem Abflauen des Sturmes dort angekommen!«

      Hilflos zuckte seine Mutter mit den Schultern. Sie wusste nicht, was sie ihm darauf antworten sollte.

      »Sollten wir nicht doch besser verkaufen?«, fragte sie dann leise. »Meinst du nicht, es wird uns ebenso ergehen, wenn wir es nicht tun?« Sie sah ihn ängstlich an. »Ich habe Angst, Callum!«

      Ihr Sohn zog seine Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.

      »Wieviel?«, fragte er. »Wieviel hat der Mistkerl geboten?«

      »Zwanzigtausend Pfund!« Es war sein Vater, der ihm antwortete, und der inzwischen wieder die Veranda betreten hatte. »Lumpige zwanzigtausend Pfund! Zum Leben und Sterben zu wenig! Das kommt niemals in Frage!«

      Callum hatte sich erhoben. Mit offenem Mund starrte er seinen Vater an.

      »Nur zwanzigtausend Pfund?«, knurrte er verärgert. »Der Kerl muss ja völlig verrückt geworden sein!«

      »Ja, vielleicht«, sagte seine Mutter und zeigte bedeutungsvoll zum nächtlichen Himmel auf. »Aber er hat die Macht!« Sie weigerte sich das Wort Flammenreiter auszusprechen. »Irgendwie muss er mit den Mächten der Hölle in Verbindung stehen.«

      Callum Cavanaugh nickte.

      »Davon bin ich überzeugt!« Er wandte sich an seinen Vater. »Hast du die Polizei verständigt?«

      »Ja. Sie ist schon auf dem Weg.« Edward Cavanaugh sah ihn an. »Du blutest, mein Sohn.«

      Callum Cavanaugh fasste sich an die Wange.

      »Nur Kratzer, mehr nicht.« Er versuchte ein Lächeln, aber es wollte ihm nicht recht gelingen. »Nicht so schlimm. Verkrustet bereits. Ich werde mich mal waschen und mir etwas Frisches anziehen. Die Polizei wird sicher auch zu uns kommen.«

      Er sollte damit Recht behalten.

      Es war kurz vor ein Uhr als ein weißer Range Rover vor das Hauptgebäude der Laoghaire-Farm rollte. Zwei Kriminalbeamte der Mordkommission des New Scotland Yard stiegen aus.

      Der schlanke Beamte mit den ungewöhnlich stark ausgeprägten Augenbrauen ging auf die Stufen der Veranda zu.

      »Ich bin Detective Inspector Isaac Blake vom New Scotland Yard«, stellte er sich vor und steckte sich eine