Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


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den Weg machten, um schon nach wenigen Kilometern in ein anderes zu Recht sehr beliebtes Urlaubsziel einzutauchen, den Mittleren Schwarzwald. Sanft geschwungen führte uns die Straße durch ein stimmungsvolles Tal mit weit verstreuten alten Höfen, plätschernden Bächen, an beiden Seiten dunkel aufragend die hohen Tannenwälder des Nördlichen bzw. Südlichen Schwarzwaldes. Nach einem kurzen Stück auf der Deutschen Uhrenstraße (der Namen gibt es in diesem Gebiet sehr viele) landeten wir in dem von drei trutzigen Burgruinen bewachten Städtchen Schramberg, das im 19. Jahrhundert durch den Unternehmer Junghans als Standort der Uhrenindustrie bekannt geworden ist.

      Durch das romantische Kinzigtal mit seinen altertümlichen anheimelnden Orten brachte uns unser Mobi nach Gengenbach, wohl das schönste Städtchen in dieser Gegend, zu Recht denkmalgeschützt. Von den drei imposanten Stadttoren laufen breite, von hübschen Fachwerkbauten gesäumte Straßen auf den Marktplatz zu, sehenswert das klassizistische Rathaus. Überall eine verschwenderische Blumenfülle. Auch im nur wenige Kilometer entfernten Offenburg bewunderten wir das von zahlreichen Fachwerkhäusern sowie schönen barocken und klassizistischen Bauten geprägte Stadtzentrum, auch hier besonders ins Auge fallend das historische Rathaus von 1741 im attraktiven barocken Stil.

      Jetzt waren es nur noch etwa 15 Kilometer, bis wir in Kehl über den Rhein hinweg nach kurzer Passkontrolle die Grenze nach

      - FRANKREICH -

      überfuhren und damit unser Tagesziel, das an der Mündung der Ill in den Rhein sehr schön gelegene Straßburg, die Hauptstadt des ELSASS, erreichten, der wir ja bereits vier Jahre zuvor nach unserem Frankreichurlaub einen Kurzbesuch abgestattet hatten. Noch einmal durchstreiften wir mit dem Mobi die wunderschöne Altstadt mit dem alles überragenden imposanten Münster. Im Laufe der Sightseeingtour stießen wir dieses Mal als Kontrast auf das hypermoderne Gebäude des Europarats, der zusammen mit dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte seinen ständigen Sitz in Straßburg hat

      Doch genug der Besichtigungen, es wurde langsam Zeit für die Stehplatzsuche. Da wir in der sehr quirligen Stadt kein ruhiges Plätzchen fanden, verließen wir sie in nordwestlicher Richtung, und schon bald tauchten wir ein in die Vorberge der

      - Vogesen -.

      Weinanbau, so weit das Auge blickte, eingestreut einige Obstplantagen, und zu unserer großen Freude etwas abseits ein einladender Landgasthof. Der nette Wirt hatte nichts gegen eine Übernachtung auf seinem Parkplatz einzuwenden, sehr schön der Blick von dort auf eine hoch oben zwischen den Weinstöcken sich erhebende mittelalterliche Burg. Dieselbe Aussicht auch aus dem kleinen Gärtchen, wo wir unter Weinreben an hübsch blau-weiß kariert eingedeckten Tischen mit gutem Appetit die herzhaften wohlschmeckenden Gerichte, wie Rindfleisch bzw. Huhn in delikater Weinsoße (coq au vin) mit diversen leckeren Zutaten verspeisten. Der rote kräftige Landwein, in einem bemalten Krug serviert, ließ unsere Stimmung noch mehr steigen. Wieder ein gelungener Abschluss eines schönen Tages.

      Der letzte Augusttag begrüßte uns mit leichtem Regen, aber als wir aufbrachen, lockerte die Bewölkung bereits wieder auf. Wieder vermieden wir den starken Verkehr auf den Hauptstraßen und suchten uns eine wenig befahrene Nebenstrecke aus. Hügelauf und -ab ging es weiter durch grüne Weinberge - weiße Farbtupfer die hübschen alten Kirchen - durch kleine gemütliche mittelalterliche Städtchen, vorbei an schlossähnlichen Weingütern, bis wir in Saverne, idyllisch am Rhein-Marne-Kanal gelegen, wieder einmal eine Fotopause einlegten. In der hübschen Altstadt trifft man auf zahlreiche bemerkenswerte Fachwerkbauten aus dem 16. u. 17. Jh., ganz besonders schön das Maison Katz, das ehemalige Wohnhaus des Landschreibers Katz, in der Hauptstraße. Das herausragendste Bauwerk der Stadt ist jedoch das sich parallel zum Rhein-Marne-Kanal erstreckende, 1790 erbaute Chateau Rohan. die 140 m lange monumentale Fassade aus rotem Sandstein, die längste klassizistische Schlossfassade in ganz Frankreich; es beherbergt heute, nachdem es mehrmals umfunktioniert wurde, u. a. das Stadtmuseum. Ein reizvolles Fotomotiv der liebevoll mit leuchtend bunten Sommerblumen und einem dekorativen sprudelnden Brunnen gestaltete Vorhof des Schlosses, dahinter aufragend die Pfarrkirche Notre-Dame-de-la-Nativité, eine ehemalige Stiftskirche mit romanischen und spätgotischen Stilelementen.

      Mit Saverne hatten wir die bewaldeten Berge der nördlichen Vogesen erreicht, auf kahlen Kämmen thronen mächtige Burgen. Über den Kanal hinweg führte uns die Straße wie auf einer Achterbahn durch dichte Wälder, Dörfer, in denen die Zeit stehen geblieben scheint, bis in die Grenzstadt Sarreguemines an der Saar, wo wir nach kurzer Abfertigung durch die Zöllner wieder

      - deutschen Boden -

      „betraten“.

      Saarbrücken, die sehr verkehrsreiche Hauptstadt des SAARLANDES, uns schon durch frühere Besuche bekannt, ließen wir rechts liegen und auch die Industriestadt Völklingen mit den rauchenden Schloten der Eisen- und Stahlwerke. Danach wird’s wieder schöner, die Straße folgt fast immer dem teilweise stark gewundenen Lauf der Saar, auch hier winkt manch stolze Burg oder verfallene Ruine aus Waldeshöhe, und viele Hänge werden für den Weinanbau genutzt. Endlich, beim hübschen Weinort Konz, stießen wir auf die uns immer wieder von neuem anziehende idyllische Mosel.

      Noch etwa 11 Kilometer direkt am Fluss entlang, und wir waren in Trier, das wir zwar schon recht genau kannten, das uns aber immer wieder fasziniert. Es liegt reizvoll in einem weiten Moseltal, umgeben von Bergen und Wäldern des Hunsrück und der Eifel sowie den Weinbauterrassen von Mosel, Saar und Ruwer. Sie gilt als die älteste Stadt Deutschlands. Von der einstigen Bedeutung Triers zeugen stattliche Römerbäder, zahlreiche schöne alte Kirchen prägen das Stadtbild und ganz besonders der wuchtige romanische Dom mit seinen vielen Türmen, der sich östlich vom Markt erhebt und bereits im 11. und 12. Jh. entstand, die Mutterkirche des Bistums und Kathedrale des Bischofs von Trier; direkt daneben die gotische Liebfrauen Basilika, die um 1270 vollendet wurde und zusammen mit dem Dom eine gewaltige Doppelkirchenanlage bildet. Doch an erster Stelle unter all den Bauwerken steht ein bekanntes Wahrzeichen der Stadt, zusammen mit fast allen historischen Sehenswürdigkeiten Triers seit 1986 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehörend, die noch ausgezeichnet erhaltene Porta Nigra, das „Schwarze Tor“, so genannt wegen der schwarzen verwitterten Quader aus Sandstein, aus denen es zusammengesetzt wurde. Dieses Prunktor ist das monumentalste Zeugnis jener Zeit, als hier die Legionen Roms in Garnison lagen. Es war Teil der über 6 km langen Stadtmauer, mit seinem Bau wurde Ende des 2. Jahrhunderts begonnen, es wurde aber niemals ganz vollendet. Trier ist so reich an Sehenswürdigkeiten, dass ich hier nur diesen kleinen Ausschnitt wiedergeben kann. Man sollte sehr viel Zeit mitbringen, wenn man diesen einzigartigen Ort besucht.

      Die Strecke, die jetzt vor uns lag, ist für uns nach wie vor eine der lieblichsten Landschaften Deutschlands. In zahllosen weiten Schleifen und Mäandern fließt die Mosel, oft 300 m tief in den Fels eingeschnitten, parallel zu den Hunsrückhöhen, bis sie nach etwa 170 Kilometern bei Koblenz in den Rhein mündet. Wegen der hervorragenden klimatischen Bedingungen wird jedes nur mögliche Stückchen Hang zum Weinanbau genutzt, bis hinauf in die steilsten Höhen, eingestreut nur wenige Wälder. Im Flusstal wird intensiv Obstanbau betrieben, was diesem im Frühling zur Baumblüte zusätzlichen