Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


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durch zahlreiche wunderschöne mittelalterliche Fachwerkhäuser geschmückten Beilstein die Ruine der einst stolzen Burg Metternich; ihre Entstehung zieht sich vom 12. bis in das 15. Jh., ab 1637 war sie im Besitz des Fürsten von Metternich, wurde 1689 im Verlauf der Pfälzer Erbfolgekriege durch die Franzosen zerstört und blieb Ruine, ging nach mehrfachem Besitzerwechsel in private Hände über, wurde zum Teil, wie auch die Ruine der Burg Landshut, in eine Gaststätte mit Biergarten umgewandelt und wird für zahlreiche Events, wie z.B. historische Burgfeste, genutzt..

      Noch eine Schleife, dann fährt man geradewegs auf Cochem zu, einen der schönsten Orte des Moseltals. Die auf beiden Seiten liegenden Stadtteile sind zwar ebenfalls durch eine Brücke verbunden, außerdem verkehrt jedoch eine gemütliche Personenfähre zwischen den Ufern. Schon von weitem grüßt von den steilen Eifelrandhöhen, die hinter den engen Gassen aufragen, als imposantes Wahrzeichen die Reichsburg; um das Jahr 1000 errichtet, ereilte sie 1689 das gleiche Schicksal wie von vielen anderen Burgen und Schlössern in der Pfalz, wie auch der vorgenannten Burg Metternich, sie wurde ebenfalls von den Franzosen in Brand gesteckt und gesprengt, allerdings 1868-1877 in neugotischem Stil wieder aufgebaut, mit ihrem wuchtigen Turm und den unzähligen kleinen Türmchen wie ein Märchenschloss von Walt Disney wirkend; heute wird sie als Museum genutzt.

      Da dieser Anziehungspunkt allerdings immer sehr überlaufen ist, konnten wir für unser großes Mobi unmöglich einen Parkplatz nahe am Geschehen finden, also ließen wir uns in dem langsam fließenden Verkehr mittreiben, rechts der Straße die belebte Moselpromenade, aufgelockert durch üppige Blumenrabatten in bunter Pracht, an den Anlegern schneeweiße Ausflugsschiffe, links dicht aneinander gebaut schöne alte Giebelhäuser, hübsche Farbtupfer unter den Fenstern grüne Blumenkästen mit überquellender Blütenzier.

      Natürlich haben wir auch dieses Kleinod näher kennen gelernt, nachdem uns der so überaus praktische Rollstuhl größere Bewegungsfreiheit verschaffte. Doch jetzt fuhren wir langsam weiter; auf nur noch leicht gewundener Strecke gelangten wir als nächstes zum Brückenort Treis-Karden. Etwa einen Kilometer vor dem sich am rechten Ufer hinziehenden Treis erhebt sich auf einem begrünten Bergrücken zwischen dem Zusammenfluss von Dünn- und Flaumbach, zwei aus dem Hunsrück kommenden kleinen Flüssen, die dann gemeinsam in die Mosel münden, recht eindrucksvoll die mächtige Wildburg, im 13. oder 14. Jh. durch die Herren von Wildenberg erbaut; nach dem Aussterben dieser Linie wechselte die Burg in den folgenden Jahrhunderten mehrfach den Besitzer, im schon erwähnten pfälzischen Erbfolgekrieg wurde auch sie von französischen Truppen zerstört, erst 1956 wurde die Ruine von einem Privatmann gekauft, größtenteils wieder aufgebaut und wird heute noch bewohnt.

      Nur wenige hundert Meter weiter auf demselben Bergsporn überragt die Ruine der Burg

      Treis das Moseltal, von der angenommen wird, dass sie schon in der zweiten Hälfte des 11. Jh. erbaut wurde; nach wie immer wechselnden Besitzern fiel auch sie 1689 den französischen Truppen zum Opfer, wurde allerdings nicht wieder aufgebaut, nur noch ein Bergfried (Hauptturm einer mittelalterlichen Burg) ist zu sehen; erst seit 1950 wird sie durch einen privaten Erwerber vor dem völligen Verfall bewahrt.

      Der linke Stadtteil Karden wird geprägt durch die schöne alte ehemalige Stifts- und jetzige Pfarrkirche St. Castor aus dem 12./13. Jahrhundert mit ihren wuchtigen drei Türmen, von den Einheimischen auch „Moseldom“ genannt; mit ihren romanischen, gotischen und barocken Stilelementen gehört sie zu den kunsthistorisch bedeutendsten Sakralbauten an der Mosel.

      Schon ein paar flache Kurven weiter grüßt vom Burgberg am rechten Ufer die nächste Burg herüber. Wie man sieht, wird die ganze herrliche Mosellandschaft von unzähligen dieser imposanten Zeugen aus vergangenen Zeiten geprägt. Es handelt sich um das weithin sichtbare Wahrzeichen über dem historischen Örtchen Alken, das wie übrigens viele Orte an der Mosel schon in römischer Zeit besiedelt war, die zweitürmige Burg Thurant; teils auf römischen Grundmauern errichtet, ist sie eine der ältesten im Moselgebiet; Pfalzgraf Heinrich, ein Bruder König Ottos IV., erbaute sie 1197, nach dessen Tod wechselten mehrfach die Besitzer, bis schließlich die Erzbischöfe von Köln und Trier in einer gemeinsamen Aktion im Jahre 1248 die Burg eroberten und unter sich aufteilten, eine Trennmauer errichteten und alles Weitere doppelt erbauten, gut zu erkennen an den zwei vorhandenen Bergfrieden. Auch die Doppelburg war in späteren Jahren, ganz besonders während des schon erwähnten pfälzischen Erbfolgekrieges, immer wieder Zerstörungen ausgesetzt, wurde zu Beginn des 20. Jh. von privater Hand erworben und zum größten Teil wieder aufgebaut; sie befindet sich noch heute in privatem Besitz und kann ganzjährig gegen Entgelt besichtigt werden.

      Die Sonne strahlte nach wie vor vom von nur wenigen schneeweißen Wattewölkchen bedeckten tiefblauen Himmel, flotte Rhythmen aus den Lautsprechern begleiteten weiterhin unsere Fahrt durch die wunderschöne Landschaft, Genuss pur! Nach nur wenigen Kilometern wechselten wir hinüber zum malerischen kleinen Ort Niederfell und folgten dann dem ebenso schönen rechten Ufer, da wir uns traditionsgemäß noch an dieser Strecke bei einem Obstbauern mit frischen Früchten eindecken wollten. Hinter der nächsten Schleife unterquerten wir bei Winningen die Autobahnbrücke der A 61, sehr beeindruckend, wie sie auf mächtigen Pfeilern ruhend, in 137 m Höhe das Moseltal überspannt. Jetzt waren wir nicht mehr weit von unserem Tagesziel entfernt, der reizvoll an der Mündung der Mosel in den Rhein gelegenen Stadt

      - Koblenz -

      stets Ausgangs- oder Endpunkt unserer Moselfahrten. Dieser sehenswerte Ort, den wir inzwischen mit Hilfe unseres Rollis auch ausgiebigst erwandert haben, blickt auf eine zweitausendjährige Geschichte zurück. Ursprünglich aus einem Römerlager hervorgehend, wurde sie später fränkische Königspfalz, 1018 Stützpunkt der Erzbischöfe von Trier und 1815 preußische Residenzstadt. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Stadt erhebliche Zerstörungen, der Altstadtkern wurde jedoch später weitgehend in historischer Form wieder aufgebaut. Unzählige Bauwerke geben Zeugnis über die lange, wechselvolle Geschichte, um hier nur die bedeutendsten zu nennen: die Basilika St. Kastor, der schönste romanische Sakralbau der Stadt mit Resten einer karolingischen Kirche, nur ein paar Schritte von unserem gewohnten Stehplatz entfernt, St. Laurentius, die Stiftskirche St. Florin und die sich an der höchsten Stelle der Altstadt erhebende Liebfrauenkirche, alle romanisch und durch jüngere Bauelemente ergänzt; nicht zu vergessen das imposante Kurfürstliche Schloss; es wurde Ende des 18. Jh. als Residenz des letzten Erzbischofs und Kurfürsten von Trier erbaut, auch der preußische Kronprinz und spätere Kaiser Wilhelm I. hat einige Zeit dort gelebt, es gehört zu den bedeutendsten Schlossbauten des Frühklassizismus, und viele andere mehr.

      Ein markanter Punkt in Koblenz ist das Deutsche Eck, genau dort, wo die Mosel in den Rhein mündet; und genau dorthin zog es uns ohne Umwege an unseren Stammplatz, eine schmale Parkfläche kurz vor der Mündung, vom Moselufer nur durch eine Promenade getrennt. Da diese Perle aber bei Wohnmobilisten, auch aus dem Ausland, bekannt und sehr beliebt ist, wird’s meistens sehr eng. Und so war es auch dieses Mal wieder, die beiden möglichen Reihen waren fast geschlossen, aber, oh Wunder, vorne ganz rechts außen, direkt neben einem kleinen Park, entdeckten wir noch ein freies Stück, langsam rückwärts hineinmanövriert, und wir konnten von unserer Hecksitzgruppe aus einen herrlichen Rundumblick genießen, moselaufwärts bis zur schönen alten steinernen Balduinbrücke, Mitte des 14. Jh. auf Anweisung von Erzbischof Balduin errichtet, mit ihren gewaltigen steinernen Bögen, die die Altstadt mit dem Stadtteil Lützel verbindet, auf die Moselmündung und den sehr belebten Rhein bis hinüber nach Ehrenbreitstein, ein Stadtteil von Koblenz am rechten Ufer, und die dort in 118 m Höhe oberhalb einer schroffen Felswand thronende gewaltige Festungsanlage gleichen Namens. Seit dem