Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


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durch seine Heilquellen mit hohem Jod-Schwefel-Gehalt. Im alten Stadtkern findet man noch die typischen oberbayerischen Patrizierhäuser mit hübschen, zum Teil kunstvoll bemalten Fassaden, ein schönes Fotomotiv das Rathaus; überall, wie auch in den anderen Städten, eine überquellende bunte Blumenpracht.

      Auf wunderschöner Nebenstrecke, am Fuße des fast 900 m aufragenden Plattenbergs, verließen wir auch dieses Gewässer, um uns ohne Aufenthalt dem nächsten, weitaus größeren zuzuwenden, dem lang gestreckten Starnberger See südwestlich von München, ebenfalls dekorativ umrahmt von bewaldeten Uferhöhen. Mit dem malerischen Städtchen Seeshaupt erreichten wir das landschaftlich reizvolle Südende, sehr eindrucksvoll von hier die ferne Alpenkette. Unmittelbar am Westufer entlang genossen wir die Fahrt über das in weite Obstgärten eingebettete Bernried, ein willkommener Anlass, uns mit am Straßenrand angebotenen frisch gepflückten, duftenden Früchten einzudecken, und weiter über Tutzing mit seinen gepflegten Villen, dem prächtigen dreiflügeligen Schloss nahe dem Seeufer, das seinen Anfang bereits im 11. Jh. nahm und von seinen wechselnden adligen Besitzern in den jeweils herrschenden Stilrichtungen um- und ausgebaut wurde, bis es im 30-jährigen Krieg in Flammen aufging, man es Ende des 17. Jh. wieder aufbaute und Anfang des 19. Jh. großzügig umgestaltete; seit 1949 dient es der Evangelischen Akademie als Arbeitsstätte.

      An der Nordspitze des Sees steigt in Terrassen das hübsche Städtchen Starnberg an, darüber thront auf einem Hügel das imposante ehemalige Schloss der Herzöge von Bayern, das durch den Umbau einer Burganlage aus dem 11. Jh. entstand und sich wie schon das Schloss Tutzing weiter entwickelte, im 30-jährigen Krieg vom gleichen Schicksal ereilt und ebenso wieder aufgebaut, nach einem weiteren Brand nochmals neu errichtet, wurde es ab 1803 als Dienstgebäude des Rent- und Forstamtes genutzt, heute ist dort das Servicezentrum des Finanzamtes untergebracht.

      Bei dem herrlichen Sommerwetter herrschte natürlich überall, an Land sowie auf der Wasserfläche, sehr reger Betrieb, uns war es einfach zu voll, um irgendwo einen passenden Stehplatz zu finden. Also suchten wir unser Heil am etwa 20 km entfernten nordwestlich gelegenen Ammersee, immerhin auch 47 Quadratkilometer groß. Im idyllischen

      - Herrsching -

      an einer weiten Bucht am Ostufer war ein naturbelassener Parkplatz direkt am See genau das Richtige für uns. Allerdings war die Wahl des Seehofes für unser Abendessen nicht so gelungen, wir hatten zwar von der Terrasse einen herrlichen Blick auf den belebten See, doch entsprachen die gewählten Gerichte durchaus nicht unseren Vorstellungen, sie waren teuer, aber ihren Preis nicht wert. Wir sind durchaus bereit, für ein gutes Essen entsprechend zu bezahlen, sehr ärgerlich, wenn das Preisleistungsverhältnis aber überhaupt nicht stimmt. Also verließen wir diese ungastliche Stätte ziemlich schnell, nicht ohne beim Bezahlen unsere Kritik höflich aber bestimmt angebracht zu haben, was man mit Bedauern zur Kenntnis nahm. Im nahen Pavillon am See entschädigten wir uns mit einem köstlichen Eisbecher.

      Petrus blieb uns weiterhin wohlgesinnt, also vollendeten wir am Dienstagmorgen die Rundtour um den gesamten See bei schönstem Sonnenschein, auch hier wieder zu Wasser und zu Lande eine Menge Menschen unterwegs. Eine Augenweide die kleinen Urlaubsorte am Ufer mit ihren typischen weißen Dorfkirchen im Barock- oder teilweise auch Rokokostil.

      Weiter ging’s in südwestlicher Richtung, durch Bilderbuchlandschaft wie am Vortag, bis wir in Schongau im Pfaffenwinkel (eine Region in Südbayern zwischen Lech und Loisach, Nebenfluss der Isar), sehr malerisch auf einem Hügel am Westufer des Lechs gelegen, eine Pause einlegten, zumal ein großes Schild am Straßenrand verkündete: „Wohnmobile in Schongau willkommen!“ Wenn man uns schon so nett einlud, wollten wir auch etwas länger verweilen, also besichtigten wir zunächst die fast vollständig erhaltene Stadtbefestigung aus dem 14.-17. Jahrhundert, mit hölzernem Wehrgängen, teilweise noch begehbar, gut erhaltenen alten Toren, eines der schönsten das Maxtor, das ehemalige Hoftor des Schlosses Schongau.

      Danach wurden wir an einem der draußen aufgestellten Tische eines kleinen Restaurants auf dem gemütlichen historischen Marktplatz (Marienplatz), umgeben von hübsch gestalteten Giebelhäusern, die Fassaden blumengeschmückt, unserem Vorsatz, im Hinblick auf die abendlichen Genüsse grundsätzlich auf ein Mittagessen zu verzichten, bei knuspriger Pizza und köstlichem italienischen Eis untreu. Unser Blick ging über den mit von leuchtend bunten Sommerblumen überquellenden Pflanzkübeln und schneeweißen Bänken dekorierten Platz, dominiert vom 1949 neu errichteten Marienbrunnen, in dessen Mitte eine hohe Säule, auf der eine Statue der Mutter Gottes thront, hinüber zum markantesten Gebäude, dem im 15. Jh. erbauten so genannten Ballenhaus mit seinem Renaissance-Treppengiebel, zunächst genutzt als Warenlager, später als Rathaus. Am anderen Ende erhebt sich eindrucksvoll die Stadtpfarrkirche Mariae Himmelfahrt aus dem 17.-18.Jh., das steile hellrote Dach um einige Meter überragt durch den weißen, von einem auffallenden dunklen barocken Helm gekrönten Turm.

      Frisch gestärkt ging es weiter durch das landschaftlich einmalige Allgäuer Voralpenland mit seinen sanft geschwungenen Hügeln, steilen Bergen, dichten Wäldern und grünen Matten, schimmernden Seen und tosenden Bächen, die imposanten Zweitausender rückten immer näher heran. Das aus einer Bürgerstadt an der Iller und einer hoch gelegenen Stiftsstadt entstandene Kempten ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum dieser beliebten Urlaubsregion. Das alte spätgotische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert mit seinem Renaissance-Treppengiebel, der durch Wappen geschmückten Fassade und dem barocken Zwiebelturm bildet den Mittelpunkt des Marktplatzes und ist ein beliebtes Fotomotiv, zusammen mit der auch hier reich verzierten Brunnenanlage nebst ebenfalls herausragender, mit Skulpturen geschmückter Säule. Drumherum gruppieren sich viele stattliche Bürgerhäuser; die mächtige St. Lorenz Basilika aus dem 17. Jh. ist die erste bedeutende Barockkirche Süddeutschlands.

      Barock ging es weiter auf der Oberschwäbischen Barockstraße, über idyllische altertümliche Städtchen, jedes für sich ein Kleinod mit den reich verzierten Fassaden und dem überquellenden Blumenschmuck, die Dächer überragend manch dekorativer Zwiebelturm. Noch 40 Kilometer durch weiterhin traumhafte Gegend, auch Petrus meinte es wieder gut mit uns, und wir erreichten

      - Lindau -

      am Bodensee, unser Tagesziel. Diesen herrlichen See, im Volksmund auch „Schwäbisches Meer“ genannt, mit 76 Kilometer Länge und fast 15 Kilometern Breite Deutschlands größtes Binnengewässer, hatten wir schon bei mehreren Besuchen mit all seinen Sehenswürdigkeiten kennen gelernt, natürlich auch die in dem im Nordwesten fördeähnlich abzweigenden Überlinger See liegende wunderschöne Insel Mainau, bekannt durch ihre prachtvollen Park- und Gartenanlagen, sein südöstliches österreichisches Ufer mit dem Musterstädtchen Bregenz, hübsch die Altstadt, die sich um den Kornmarkt gruppiert, und das lang gestreckte schweizerische Ufer im Süden. Besonders schön Rorschach mit seinen Bürgerhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, hübscher barocker Pfarrkirche, einem ansehnlichen Benediktinerkloster und stattlichem alten Kornhaus direkt am Wasser.

      Nicht minder pittoresk die Städte am deutschen Ufer, wie die größte und bedeutendste, das charmante und weltoffene Konstanz mit ebenfalls malerischer mittelalterlicher Altstadt und vielen anderen Sehenswürdigkeiten; Überlingen, dessen alter Stadtkern mit hoch aufragendem spätgotischen Münster noch von einer mittelalterlichen Mauer mit Türmchen und engen Toren umgeben ist; dann das wohl bezauberndste Städtchen am Bodensee, Meersburg.Die